Verstärkung ist unterwegs

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(am Tag zuvor)
ACE

„Und..? Wie gehts dir, Mann?" Lucan schlug die Wagentür zu und sah über das Autodach hinweg seinen Freund und Beta an.
Ace seufzte und fuhr sich durch die blonden halblangen Haare. „Als würde ein Teil von mir fehlen... hab die letzten Nächte nicht geschlafen, weil ihre Wärme und ihr Duft nicht da waren.." Der Alpha nickte nachdenklich. „Kann ich verstehen... wenn ich mir vorstelle, Lia würde für ein paar Tage fortgehen... Göttin, das würde bei uns dreien zu Chaos pur führen!" „Wie gehts dem Mäuschen eigentlich? Ist der Teddywelpe gut im Nest untergebracht?" unterdrücktes Lachen schwang in der Stimme des Betas.

Die Heimfahrt von Waldbrücken war, nun ja... sagen wir mal interessant gewesen. Alia zusammen gerollt in Wolfsform, das adoptierte Plüschtier fest an den Bauch gedrückt, hatte während der gesamten Fahrt jeden Schatten drohend angeknurrt, der auch nur in die Nähe des Autos kam. Und da der Nachhauseweg durch mehrere Waldgebiete führte in denen sich Licht und Schatten permanent abwechselten, war die tragende Wölfin beinahe ausgeflippt. Irgendwann war Lucan rechts rangefahren, hatte eine Decke aus den Kofferraum geholt und diese einfach über Alia ausgebreitet. Danach war es still. Zuhause angekommen hatte die weiße Wölfin ihr Adoptivbaby direkt in ihr Nest geschleppt und den restlichen Tag und die folgende Nacht damit verbracht, den Teddy zu bemuttern. Was zur Folge hatte, dass die Drillinge sich mit den Sesseln als Schlafplatz hatten begnügen müssen. Als Konstantin den Versuch gemacht hatte, sich dem Nest zu nähern, hatte Alia das halbe Haus zusammen gekläfft.

Lucan sah auf die Tasche zu seinen Füßen und rieb sich unauffällig den unteren Rücken. „Hör auf so zu grinsen! Bin gespannt, wie sich schwangere menschliche Frauen verhalten. Mal sehen, ob ich mich dann auch in die Ecke wiehere vor lachen!" Ace kicherte vor sich hin. Alia war in dieser Schwangerschaftsphase zu brüllen komisch. Mittlerweile hatte sie strenges Küchenverbot bekommen, nachdem sie bei dem Versuch Kekse für über 3000 (!) Wölfe zu backen, die Küche buchstäblich abgefackelt hatte. Wie genau sie das hinbekommen hatte, konnte beim besten Willen niemand mehr sagen. Selbst die Feuerwehr war diesbezüglich völlig ratlos. Die Küche stand mittlerweile wieder, inklusive einer Gamma Wache um die kochwütige Luna von einer erneuten Verwüstung abzuhalten.
Also musste etwas anderes her um die Mutterinstinkte auszuleben. Alle Mütter mit Welpen mieden inzwischen das Rudelhaus, nachdem die Geschichte die Runde gemacht hatte, dass Lias Wölfin im Rheinrudel einen fremden Welpen zum bemuttern gestohlen hatte. Alle Wandlerinnen verstanden den Instinkt dahinter und hielten sich daher wohl weißlich fern.

Und in den Bestrebungen zu helfen hatte Helena Blackford dann einen verhängnisvollen Fehler gemacht. Sie hatte der Omega die Grundlagen fürs Stricken gezeigt...
... und in der Überzeugung, dass alle ihres Rudels nun im warme Schals gestreckt werden müssten, strickte Alia wie eine Irre!
Und wehe, man trug die Schals nicht! Dann stürzte sich die winzige schwangere Omega wie die reinste Furie auf die bedauernswerte Person. So war es Grayson ergangen. Lia hatte ihn gepackt, in ihre Strickecke gezerrt und ihm einen Vortrag über die Bedeutung von Wärme und Sicherheit gehalten, das ihm die Ohren geschlackert hatten. Mitten drin, mit Tränen überströmten Gesicht hatte sie sich an ihren Gefährten geschmiegt und ihm dann die Kleidung regelrecht vom Körper gerissen. Nach dem Sex, hatte die Omega die komplette Wolle - auf der sie es wie die Karnickel getrieben hatten - ihrem Nest hinzugefügt, was der Grund war warum Ace und Lucan in die Stadt gefahren waren. Sie mussten Nachschub holen! Lucan schlang seufzend seinen rosanen Schal um und joggte ins Haus, um seiner extrem leicht erregbaren und strickwütigen Gefährtin den Wollnachschub, natürlich in rosa (!) zu bringen.

Ace lachte immer noch, als sein Handy klingelte.
„Cunningham? Hi Oliver... was gibts? Nein, in den letzten Stunden nicht, warum? ...." war das Olivers Ernst? Lucan tauchte wieder an seiner Seite auf und sah ihn fragend an. Ace hielt kurz das Handy zu und zischte: „Ruf Sarah an! Sofort!!" Der Alpha griff beunruhigt nach seinem eigenen Telefon und wählte Sarahs Nummer.... Die Mailbox sprang augenblicklich an. Selbst eine Wahlwiederholung führte zum selben Ergebnis. Lucan sah zu Ace und schüttelte stumm den Kopf. Der Beta wandte sich seinem Telefonat wieder zu: „Wohin wollten sie? .... Hamburg...? FUCK!!!! Ich bin auf dem Weg!"
Lucan war mit einem Schritt an der Fahrertür. „Steig ein!" sagte er nur und kurz darauf waren die beiden unterwegs zurück nach Waldbrücken. „Ruf Grayson an und sag Bescheid, was los ist und wo wir hin sind!" Lucan trat das Gaspedal bis zum Boden durch und bretterte natürlich auch prompt in eine Radarfalle. „Damit dürfte der Lappen erstmal weg sein," murmelte Ace, während er den ältesten des Triumvirats anrief um ihn zu instruieren.

GRAYSON

„So ein verfluchter Bockmist!" Konstantin sah ihn fragend an. Gray steckte sein Handy in die hintere Hosentasche und sah zu seinen Bruder. „Sarah und Emma sind klammheimlich nach Hamburg gefahren, um Mia aus der verdammten Alphavilla zu retten!" Kon's Blick wurde ungläubig und er fauchte: „Sind die beiden eigentlich von allen guten Geistern verlassen?" Sein Wolf stieg mit einem wütendem, fast schon brüllendem Grollen auf.
Und dieses rief natürlich direkt Alia auf den Plan, die das Strickzeug hinter sich her schleifend besorgt in die Halle watschelte. „Konstantin? Liebster, was ist los? Bist du verletzt? Ist dir nicht gut? Rede doch!" panisch flatterten ihre Hände über seinen Muskelbepackten Oberkörper und stach dem Alpha mit ihren Stricknadeln beinahe die Augen aus.

Gray streckte die Hände vor und nahm ihr die Nadeln ab, bevor sein Bruder das Augenlicht verlieren konnte. „Reg dich nicht auf, Liebling... das war... oh,...ok, vergiss es!" Kopfschüttelnd ging Grayson in Richtung Büro, wo er seinen Vater zu finden hoffte, während Lia seinen Drillingsbruder in der Eingangshalle flachlegte. Schwangere und ihre wechselnden Gefühle und Gelüste!

„Vater... wir müssen was besprechen!" sagte der junge Mann, als er das Büro betrat und das Strickzeug auf dem Schreibtisch ablegte. Warren Blackford betrachtete die Nadeln und grinste: „Bitte sag mir, dass ich diese Dinger im Safe wegsperren soll!" Gray schnaubte: „Lieber nicht! Sonst konzentriert sich unser schwangeres Muttermonsterchen wieder auf die Küche. Und das nächste Mal schafft sie es garantiert den Gastank für den Herd in die Luft zu jagen!" Der Alt-Alpha stöhnte sorgenvoll. „Da sind die rosanen Schals und die Kilometer an abgerollter Wolle in der Tat die bessere Alternative! Worum geht es denn, Sohn?" Grayson strich sich durch die schwarzen Haare, seine grünen Augen sahen unruhig auf seinen Vater. „Ich fürchte, wir müssen uns auf einen Rudelkrieg vorbereiten. Sarah und Emma sind nach Hamburg gefahren, um die letzte der gefangenen Omegas zu retten. Selbst wenn sie es wie durch ein Wunder an einem Stück da rausschaffen, werden sie das gesamte Hamburger Rudel am Hals haben... Ace und Lucan sind bereits auf dem Weg nach Waldbrücken um mit dem Alpha dort einen Schlachtplan zu erarbeiten...."
„WIE WAR DAS?" schrie eine helle Stimme und als Gray herumfuhr, stand Alia in der Tür und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

...

„Nein, Liebling! Du kommst nicht mit! Du bist schwanger... glaubst du wirklich, dass wir deine Sicherheit gefährden wer..." Alia unterbrach Konstantin mit einem wütendem Knurren. Die kleinen Fäuste in die Hüfte gestemmt, baute sich die weißhaarige Omega vor dem zwei Köpfe größeren Alpha auf. „Erwartest du etwa, dass ich mich hier in mein Nest lege und warte? MEIN GEFÄHRTE UND MEIN BRUDER SIND BEREITS WEG UND JETZT WOLLEN MICH MEINE ANDEREN ZWEI MÄNNER VERLASSEN, UM IN EINEN KRIEG ZU ZIEHEN? Vergiss es, Mister! Und jetzt schwing deinen Arsch in den verdammten Wagen... und ZIEH GEFÄLLIGST DEINEN SCHAL AN!"
Mit diesen Worten walzte die Schwangere zum Auto, stopfte sich selbst auf den Rücksitz und begann wieder zu Stricken. Mia würde bestimmt einen warmen Schal brauchen! Und Jax! Und Oli... oh, und Aaron, Sarah und natürlich Emma ebenfalls! Gray atmete tief ein und sagte: „Ok.. du hast die Dame gehört! Schal um den Hals und ab hinters Steuer, Bruderherz!"

EmmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt