Emma

Langer Abschied

EMMA

„Du hast Ace doch gerade erst gefunden.... Bist du dir sicher, dass du wirklich hier bleiben willst... bei mir?" Emma sah ihre beste Freundin an und fühlte sich unendlich schuldig. Sarah musterte sie und schnaubte abfällig: „Ernsthaft? Emm... ja, ich liebe Ace. Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht mal ne Zeit ohne ihn sein kann... Ähm... aber mal was ganz anderes... Ist Alia gerade ernsthaft mit dem Teddy abgehauen?" Oli prustete laut los: „Da gab es wohl eine Vermögenswerte Umverteilung... ich muss sagen, die Blackford Luna ist trächtig echt zum brüllen komisch..."
„Ich bin wirklich froh, dass du die Küche Zuhause nicht gesehen hast... sie hatte erschreckende Ähnlichkeit mit einem Nachkriegsgebiet!" murmelte Sarah in Emmas Richtung. Diese grinste breit. „Echt? Ich wünschte fast, du hättest ein Foto gemacht! Das wäre..."

Reifen quietschten draußen, Emma und Sarah sahen sich an und sagten Augenverdrehend unisono: „Lucan!" Autotüren wurden zugeschlagen und rasche Schritte nährten sich der Eingangshalle. Konstantin betrat das Haus, in der Hand den Teddy.
„Tut uns so leid! Es hat einen Moment gebraucht um zu bemerken, dass Lia das Ding behalten wollte und nochmal die gleiche Zeit, um ihr den Flauschi wieder zu mopsen..." Er reichte das Plüschtier an Aaron weiter, da ertönte das Splittern von Glas und nur Sekunden später schlitterte die weiße Wölfin im Affentempo auf dem polierten Boden an ihnen vorbei in Richtung des Treppenhauses. Während sie an ihnen vorüber rutschte, lag ein völlig verdutzter Ausdruck auf dem Wolfsgesicht, ein sirenenartiges Jaulen begleitete die Rutschpartie. Oliver fiel vor Lachen von der Sofalehne und den beiden jungen Frauen liefen die Tränen übers Gesicht, während sie sich wiehernd die Seiten hielten. Grayson wetzte hinter Alia her, die vor lauter Hektik die Beine auf dem glatten Boden nicht mehr unter sich bekam.
„Ruhig, Liebling... komm her... nein, lass das! Au!!!! .... Ähm, Kleines. Mein Arm ist KEIN Kauknochen! Also zieh bitte die Beißerchen da wieder raus..!" Gray tauchte schimpfend mit der weißen Wölfin im Arm auf der Türschwelle auf. Lia knurrte und kaute tatsächlich stocksauer auf dem muskulösen Unterarm des Alphas herum.

Aaron hatte es mittlerweile neben seinen Betakollegen gesetzt und die Männer heulten vor Lachen. Sophie Boldren kicherte und reichte den Teddy an Konstantin zurück. „Ich glaube, der gehört nicht mehr uns! Ihr könnt davon ausgehen, dass bis die Welpen da sind, der Plüschel bei ihr im Nest liegen wird. Seht es als kleines Geschenk vom Rheinrudel..."
Lia löste die Kiefer aus Grays Arm und streckte mit einer Mischung aus Fiepsen, Jaulen und Winseln die Schnauze nach den Teddy aus. Grayson setzte das Seelentier auf dem Teppich ab und Lia rupfte den Plüschteddy aus Kon's Hand. Beleidigt schnaubend trottete die Wölfin mit ihrem Teddy-Welpen und im Kreis schwingender Rute nach draußen. Kopfschüttelnd sahen die beiden Brüder ihrer Gefährtin hinterher. „Wahnsinn... ich bin gerade so zerrissen! Einerseits ist es zur Zeit alles andere als langweilig mit ihr, andererseits sind diese Mutterinstinkte so hormonell bedingt.. sagen wir mal... gewöhnungsbedürftig!" stöhnte Gray und untersuchte seinen Arm, der aufgrund von der starken Alpha-Selbstheilung bereits wieder wie neu war. Konstantin seufzte wehmütig und fuhr sich durch das schwarze Haar. „Gut, dann versuchen wir den Abgang ein zweites Mal.., wir sind dann mal... WEN WOLLT IHR DENN JETZT EIGENTLICH VERARSCHEN?!!" Ace löste den leidenschaftlichen Kuss mit Sarah und sah betont unschuldig drein. „Was? Ich wollte nur Bescheid sagen, dass Lia bei den Ausbruch in Richtung Welpenersatz ein Wagenfenster geschrottet hat und Lucan deshalb gerade kurz vor nem Herzkasper steht."

„Und dass musstest du in Sarahs Mund sagen.. während deine Zunge eine kleinen Ringkampf mit ihrer führte?" erkundigte sich Konstantin mit spöttisch hochgezogener Augenbraue. Ace schmunzelte nur und als ein lauter Kläffer von draußen die Alphas ablenkte, vertiefte er den Kuss wieder. Emma kicherte leise und suchte unwillkürlich die leuchtend blauen Augen von Jax. Und wieder überraschte sie der sanfte und doch so verlangende Ausdruck in seinem Gesicht. Lautlos erhob er sich und pirschte sich an den niedlichen Rotschopf an. Als er hinter ihr stand, beugte er sich runter und lehnte seinen Kopf von hinten gegen Emmas Schulter.
Wie eine Droge strömte ihr Duft auf ihn über. Der Geruch von Kräutern wurde immer schwächer und der berauschende und so charakteristische Duft einer fruchtbaren und unverpaarten Omega begann langsam durch den Raum zu ziehen... Emma drehte erschrocken den Kopf und dabei strichen ihre Lippen hauchzart über die von Jax.

„Hab keine Angst, meine Kleine... Bitte... du darfst mich niemals fürchten... das würde mir das Herz brechen.." flüsterte der blonde Alpha kaum hörbar. „Ich hab keine Angst vor dir," wisperte die junge Frau, während ihr Herz rasend schnell zu schlagen begann. Jax große warme Hand glitt an ihren Hinterkopf und zog sie behutsam näher an sich. Dann legten sich seine warmen Lippen auf ihre. Zunächst nur leicht, als warte er auf etwas. Und es war Emma, die den Kuss zaghaft vertiefte. Schüchtern berührte ihre Zunge sein Mund, den er ohne Zögern öffnete und sie hineinließ.

...

Es dauerte eine Weile, bis Emma bemerkte, dass es totenstill geworden war. Mit hochroten Wangen löste sie sich von Jax und sah sich um. Jeder, aber auch wirklich jeder, sah die beiden an. Und sie alle trugen ein breites zufriedenes Lächeln im Gesicht. Die Luna des Rhein-Rudels hatte die Hände unterm Kinn verschränkt und Tränen des Glücks schimmerten in ihren Augen. Oli und Aaron lehnten lässig am Bücherregal und Oliver zwinkerte Emma frech grinsend zu. Sarah sah so aus, als hätte sie Geburtstag, Weihnachten, Ostern und ihre Gefährtenbund-Zeremonie am gleichen Tag. Glücklich lag sie in den Armen ihres Liebsten. Selbst Alia war zurückgekommen um zu sehen, wo alle abgeblieben waren. Sie saß vor ihren drei Gefährten, den Kopf hechelnd schräg gehalten - und sicher und wohl behütet den Plüschel zwischen den Vorderbeinen. Jax lächelte, schloss seine Augen und strich mit der Nase an Emmas Hals entlang.

„Also.... Wenn ihr jetzt doch hierbleiben wollt..." sagte Sarah, nachdem sie sich geräuspert hatte.
„Mit anderen Worten... Abflug!!!!" kommandierte Lucan, zwinkerte Emma zum Abschied zu und stupste Lia sachte an. Augenblicklich legte die Wölfin die Vorderpfote auf ihren Teddywelpen und knurrte warnend in seine Richtung. „Schon gut, Liebling... du darfst doch deinen Welpen behalten... ab mit euch beiden. Los jetzt!!!" Mit einem zufriedenen Jaulen packte Alia das Plüschtier und trabte damit - zum dritten Mal - nach draußen zu Lucans Wagen. Lachend folgten das Höllentrio und Ace, dieser natürlich erst nach einem letzten verschlingenden Kuss auf Sarahs Lippen.
Dann schlugen die Autotüren zu und die Blackfords kehrten nun endgültig zurück nach Hause.