Erinnerungen und Alkohol

1.2K 59 0
                                    

(Triggerwarnung)
SARAH

„So... wir sollten jetzt auch..." sagte Sarah, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war. „Ihr könnt auch hier wohnen... wir haben Platz genug." warf Sophie hoffnungsvoll ein, doch Sarah schüttelte entschieden den Kopf. Emma war mit Jax nach draußen gegangen und genoß die wärmenden Strahlen der Abendsonne. Die schwarzhaarige junge Frau sah die Luna und die beiden Betas entschuldigend an: „Glauben Sie mir, Luna... ich weiß Ihr Angebot wirklich zu schätzen und Ihr Sohn hat große Chancen, Emmas Herz zu erobern. Aber Sie machen sich keine Vorstellungen, durch welche Hölle dieser süße, kleine Rotschopf gegangen ist. Es wär einfach zu viel auf einmal... Das wichtigste was bei ihr als Erinnerung hängen geblieben ist, ist folgendes: es war ein Alpha, der ihr all das Schlimme in ihrem Leben angetan hat. Ein Alpha! Jemand, der sie hätte beschützen sollen... Ich werde tun was ich kann, um Emmi da durch zu helfen. Aber sie braucht etwas Abstand, um in der Lage zu sein, die Dinge aus der Entfernung und objektiv betrachten zu können."
Oli schüttelte wütend den Kopf.
„Es geht mir einfach nicht in den Schädel, wie ein Alpha, nein ... eine gesamte Führungsriege so etwas einem Rudelmitglied, speziell einer Omega antun kann."

Sarah sah bitter zu Boden. Ihre Atmung war schwer und sie ballte in hilfloser Wut die Hände zu Fäusten. „Es ist sogar noch schlimmer... Emma ist nicht die einzige Omega, die diesem Rudel geboren wurde. In ihrem Jahrgang gab es sechs weitere! Die Hamburger haben vergessen, wie wertvoll diese Wandlerart ist. Sie sehen Omegas nicht mehr als etwas, was beschützt und geliebt werden sollte, sondern nur noch als Handelsware. Drei der Mädchen wurden bereits im Alter von 12 Jahren verkauft, eine - ihr Name war Carolina - hat der Altalpha in einem Wutanfall zu Tode geprügelt als sie 7 war. Dann gibt es noch Mia. Sie ist ein Jahr älter als Emma und sie war der liebste Mensch der Welt. Sie hatte ein Talent im Bereich der Heilung. Als sie noch klein war, hat sie verletzte Wildtiere nach Hause zu meiner Mutter gebracht, damit sie diese wieder gesund macht.."

Wehmütige Tränen schimmerten in Sarahs Augen. Aaron fragte leise und mit belegter Stimme: „Was haben diese Bastarde mit ihr gemacht?" Die junge Frau räusperte sich und sagte mit brüchiger Stimme: „Weil sie ein Jahr älter als Emma ist, hat die Hamburger Luna entschieden, dass sie die Gefährtin vom Alpha-Sohn Henning werden soll. Der wollte aber Emma. Er war fuchsteufelswild, als auch der sechste Tobsuchtsanfall nicht zum gewünschten Ergebnis führte, brachte er Mia in den Keller und nahm eine silberbeschichtete Reitgerte. Seine beiden Minions Cole und Lazlo - Betasöhne - haben Mia ausgezogen und an einen Karabiner an der Decke aufgehängt. Und dieser elendige Schlappschwanz Henning hat auf sie eingeprügelt. Bis sie blutüberströmt war. Er hat sie so drei Tage hängen lassen... Dann ist er wieder zu ihr gegangen und hat sie vergewaltigt. Als er genug hatte, waren seine beide Bastardfreunde dran... ich weiß das, weil sie mit ihren ‚Heldentaten' geprahlt haben. Ich ging damals bei meiner Mutter in die Lehre als Heilerin und konnte nicht ertragen, wie diese Arschlöcher die armen Mädchen behandelt haben.... Hab immer wieder meine Klappe aufgerissen ... meine Meinung gesagt... öfters die Strafen übernommen..."

Sophie weinte. Die beiden Betas waren aschfahl geworden und ihre Augen glühten hellgolden. Die Wölfe stiegen auf, sie waren halb wahnsinnig vor Wut und wollten einfach nur noch töten. „Weiter.." Aarons Stimme hatte kaum noch was menschliches an sich.
Sarah sprach also tonlos weiter: „Als sie irgendwann endlich zufrieden waren, hat Henning sie abgenommen. Er war fertig mit ihr... buchstäblich. Er hat sie mit einem Alphabann in ihre Wolfsform gezwungen und an die Wand angekettet. Mia war 15 Jahre alt. Und das war auch das Alter, in dem sie da letzte mal in Menschenform gewesen ist... doch leider war sie auch in Wolfsform nicht sicher vor diesen Hurensöhnen..."
Oli drehte sich um und stürmte aus der Tür, dicht gefolgt von Aaron. Auf halben Weg zur Terrasse hinaus explodierten ihre Wölfe durch die Wandlung förmlich aus ihnen heraus und die beiden riesigen schwarzen Seelentiere rasten in den Wald davon. Sophie sank auf einen Sessel und griff nach einem Kissen. Mit tränenblinden Augen starrte die ältere Frau vor sich hin ins Leere.

„Und die Luna? Ich kenne Mechtild... sie ist eine großartige und warmherzige Frau - ich war bei ihrer Gefährtenbund Zeremonie mit Adam Kanton. Sie ist selbst eine Omega und kann doch unmöglich so etwas zugelassen haben!" flehend sah Sophie zu Sarah auf. Sarah ließ sich auf der Sofalehne nieder und betrachtete die kunstvollen Muster im Teppich.  „Mechtild ist bei der Geburt ihrer Tochter vor etwa 16 Jahren gestorben. Das Baby hat auch nicht überlebt. Der Altalpha ist dann mit einer Deltaschlampe mit riesigen Plastiktitten und einem Spatzenhirn in den Gefährtenbund getreten. Aber keine Sorge... ihre mangelnde Empathie macht sie mühelos mit einem ausgesprochenem Hang zur Grausamkeit wett... Ab da ging alles irgendwie zum Herrn..." Sophie vergrub das Gesicht in den Händen. Da platzte Emma in den Raum. „Sarah? Können wir?" Die Angesprochene nickte rasch und erhob sich. „Dann mal los, Fünkchen!" sprachs, legte den Arm um die Schultern der kleinen Omega und nach einer schnellen Verabschiedung machten sich die jungen Frauen auf den Heimweg zu Klara.



EMMA

„Wow... ich glaube, ich hab einen im Tee," lallte Emma und setzte sich auf den Boden vor dem Kamin. Sarah plumpste neben sie und nahm noch einen Schluck aus der Wodka Flasche. „Emmsilein... das heißt besoffen... und nur fürs Protokoll... bist da nicht allein, Schwester!" Emma kicherte und schwankte bedenklich vor und zurück. „Kaum zu glauben... ist mein erster Rausch! Fühlt sich geeeeeiiiilo an!!" „Ja, heute... Freu dich schon mal auf den Kater morgen!" kicherte Sarah. „Kater? Uuuuh, ich liebe Katzen!! Die schnurren so schön... fast so schön wie Jaaaaaaxxxxxxx...." Ein leichtes debiles Grinsen lag auf Emmas Gesicht. „Oho...Jaaax, hm? Er ist schon ein Leckerchen. Anscheinend bevorzugen wir einen ähnlichen Typ Mann." stichelte Sarah.

„Stimmt ... Ace ist auch ein hübsches Exemplar von Mann... Aber Jaaaaaaxxx... er ist so groooß und stark und er schnurrt... wie die Katze die ich morgen bekomme." Sarah gackerte und kippte hinten rüber. „MIIIIAUUUU.." grölte sie und streckte die Hände zur Decke. Emma grinste und griff nach ihrem Handy. Klara hatte die wichtigsten Nummern eingespeichert, als Emma offiziell bei ihr eingezogen war. Inklusive die Nummern der Rudel-Führungsriege. Kichernd wählte der Rotschopf. Die Mailbox sprang an. „Ich maaaaag dich, Jaxxxx.... Du bist so toll und süß und heiß ... und ...heiß... und süß... und ... und... und... du hast soooo weiche Lippen und deine Augen sind soooo blauuuuu..." Sarah kämpfte sich lachend auf die Ellenbogen und schnappte sich das Telefon, um das Gespräch zu beenden. Glucksend lallte sie: „Wir sind ziemlich betrunken... besoffen seinen Schwarm anzurufen ist so böööööse... und irgendwie klischeehaft ...!" Sarah hielt sich den Bildschirm dicht vor die Nase und wieherte dann so richtig los: „Vorallem, wenn man nicht den Liebsten, sondern den besten Freund anruft! Du hast Olis Nummer erwischt..!!!" Klara kam ins Wohnzimmer und betrachtete amüsiert die beiden beschickerten jungen Frauen. Dann verfrachtete sie die zwei unter heftigen Protest ins Bett. „Sarah..." „hmmm?" „Sarah, ich freu mich auf die Katze... Meinst du die schnurrt so schön wie Jax?" „Wer weiß da schon," antwortete Sarah kaum verständlich und beide fielen in einen tiefen, alkoholgeschwängerten Schlaf.

EmmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt