42 | Monster

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Die Show war anstrengend, kräftezehrend und ich konnte mich nur ganz knapp davon abhalten ohnmächtig zu werden. Um Haaresbreite wäre ich einfach mitten auf der Bühne zusammengeklappt. Die ganze Zeit hatte ich Kooks besorgten Blick auf mir gespürt, während ich nur versuchte eine klare Sicht zu bewahren und meinen Körper aufrecht zu halten. Doch was mir am meisten im Kopf blieb war das, was passierte als wir das Gebäude verließen.

Flashback
"Jungkoook.", schrien die Fans laut und griffen nach meinem Freund. Ihre Arme waren überall als sie die Hände nach ihm ausstreckten, um ihn nur einmal zu berühren. Die Lautstärke war ohrenbetäubend und mein Blick war starr nach vorne gerichtet. Das Blut rauschte in meinen Ohren als die Angst in mir hochkroch. Die Luft wurde immer weniger, immer schwerer und drückte mich in die Tiefe. Und dann hatte es ein junges Mädchen plötzlich  geschafft Kookies Shirt zu packen und riss ihn heftig nach hinten. Jungkook war natürlich viel stärker, aber sie hatte ihn überrascht und die Bodyguards nicht eingegriffen. Sie hatten ihn alleine gelassen und dieses gierige Mädchen dachte sie könnte sich alles nehmen. Mein Beschützerinstinkt machte sich breit und obwohl ich mich kaum mehr auf den Beinen halten konnte, stapfte ich auf die beiden zu. Mein Freund hatte sich lächelnd die Zeit genommen ihr ein Autogramm zu geben. Die Situation war absurd, es fühlte sich surreal an, als wäre ich gar nicht wirklich da. Und trotzdem war ich dort, sah die beiden wütend an und packte ihr Handgelenk.
"Finger weg.", herrschte ich das Mädchen nur an und zog ihre Hand von seiner weg. Weg von ihm, von meinem Liebling. Sie durfte ihn  nicht so berühren, ich wusste was ich dachte. Wie sehr sie ihn wollte. Überrascht blickte Kookie mich an, als ich ihn am Arm griff und mit mir zog. Doch dann sagte sie etwas. Nein, sie schrie es durch die Straßen. Sodass die ganze Welt es hörte und den anonymen Worten ein Gesicht gegeben wurde. 
"Lass ihn in Ruhe, dich braucht sowieso niemand, Taehyung. Bring dich doch einfach um."
Und die Zeit blieb stehen.
Flashback Ende

"Denkst du an das was vorhin passiert ist?", fragte mich Hoseok während wir in die Sterne starrten. Er hatte mich gefragt, ob wir nicht auf der Dachterrasse etwas trinken und einfach nur in die Nacht starren wollten . Diesen Tag wollte ich auf alle Fälle vergessen und am Liebsten mit einer Menge Alkohol. Jungkook wollte ich nicht sehen, er war immer noch perplex und wies mich leise zurecht, dass ich doch sowas nicht tun könnte. Warum tust du mir das an, mein Schatz? Warum hältst du zu ihr und nicht zu mir. Warum tust du mir weh.
"Nein, mir ist egal was sie gesagt hat." War es nicht. Ich setzte meine Lippen an die Bierflasche und trank einen kräftigen Schluck. Um ehrlich zu sein war ich schon betrunken. Mein Magen knurrte seit Tagen durchgehend und gegessen hatte ich das letzte Mal gestern in der Früh. Also war da auch nicht viel, was den Alkohol aufsaugen konnte.
Wir waren beide einen Moment still und es war schön. Nicht alleine zu sein aber doch nichts sagen zu müssen. 
Irgendwann durchbrach ich dann doch die Stille.

"Hobi, denkst du manchmal daran wie es wäre einfach weg zu sein?" Ich träumte von der Idee einfach keine Verpflichtungen zu haben, keinen Druck zu spüren, einfach niemand zu sein.
"Weg von der Band?", fragte er ruhig. Ich dachte einen Moment nach. War es wirklich nur das? "Nein." Ich starrte nachdenklich in den Nachthimmel, die leuchtenden Sterne ließen mich nichts fühlen. Leer.  
"Du meinst tot?" Still sah ich ihn an, sagte nichts mehr und wartete auf seine Reaktion. Die Sekunden waren tödlich und das Schweigen wurde immer grausamer.
Für einen Moment sah ich Tränen in seinen Augenwinkel, die er schnell wieder wegblinzelte. Sofort überkam mich ein schlechtes Gewissen. Ich hätte es nicht sagen dürfen, nicht mal andeuten. Bestimmt erzählte er es den anderen. Aber selbst wenn? Es war doch nur eine Frage, oder?
"Was macht ihr denn hier?", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter uns. Es war Jungkook, der nach draußen kam.
"Reden. Trinken.", lachte Hobi und hielt seine Bierflasche nach oben. 
"Hey.", schmollte JK. "Mach meinen Freund nicht betrunken, das tut ihm nicht gut." Mein Leben tut mir nicht gut, Jungkook. Er nahm mir meine halbleere Bierflasche aus der Hand stellte sie außerhalb meiner Reichweite. Ich ließ es ihn tun, wenigstens fühlte er sich besser. Dann hockte er sich hinter mich und legte seine Arme um meine Schultern, knabberte leicht an meinem Ohr. Sofort überkam mich eine Gänsehaut und mein ganzer Körper spielte verrückt. Er hatte es so leicht mit mir. Jedes Mal aufs neue. Ich konnte einfach nicht wütend auf ihn sein, wollte ich auch nicht. Er war doch alles, was mir noch wichtig war.
"Bist du okay?", flüsterte er in mein Ohr und rieb seine Wange an meiner.
"Jetzt schon.", murmelte ich leise und griff nach seinen Armen, um sie fester um mich zu ziehen.
"Süß.", schniefte Hobi theatralisch und stand dann auf. "Ich lass euch Turteltauben Mal alleine, ich glaub ich ruf Ahri an." Er machte sich auf den Weg zur Tür, warf mir aber noch schnell einen Blick zu. Einen eindeutigen Blick, der so viel bedeutete wie: "Ich weiß was du denkst, wenn du alleine bist." Ich erschauderte.
"Willst du reingehen? Es ist kalt und du zitterst." Er rieb liebevoll über meine Oberarme. Stumm nickte ich und ließ mich von ihm nach oben ziehen.
"Du kannst mich auch anders wärmen.", lächelte ich als wir uns gegenüberstanden und ich in seine traumhaften Augen blicken konnte.
"Ach ja?", schmunzelte er und legte seine Hände an meine Wangen. 
"Ja.", hauchte ich noch, da kam er mir schon immer näher, leckte sich kurz über seine Lippen bevor er sie hungrig auf meine legte. Und er konnte so toll küssen, dass ich sofort schwach wurde. 

Wenn du nicht gewesen wärst, Jungkook. Dann hätte ich nicht so lange leiden müssen.

fünfundzwanzig| jjk.kthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt