7 | happy vibes und Jungkooks Oberschenkel

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Die Tage vergingen schleppend und zogen sich wie dickflüssiger Sirup. Ich fühlte mich  überfordert, angestrengt und erschöpft. Jeden Tag taten wir etwas anderes; malen, Wii spielen, schwimmen oder einfach nur lachend durch den sonnigen Garten laufen. Man sollte meinen, dass ich mich dadurch besser fühlen würde. Aber seit ich vor 5 Tagen zurückgekommen war, war die Stimmung irgendwie anders. Anders als vor meiner Abreise aber ich konnte nicht ganz genau sagen was sich verändert hatte. Das einzige was ich bemerkte war, wie ich beim Essen von Jungkook und Jin beobachtet wurde, ob ich meine ganze Portion aß oder was und wieviel ich übrig ließ. Es war wirklich anstrengend. Die ständigen Blicke auf mir erinnerten mich an das bevorstehende Comeback und machten mich unglaublich nervös. Und so war ich andauernd innerlich angespannt und bereit zu lächeln, bereit perfekt zu sein. Ich war stiller als sonst, verschwand immer in meinem Zimmer oder war hauptsächlich bei Jungkook. Auf Essen hatte ich gar keine Lust mehr, jedes Mal, wenn ich etwas schlucken wollte, fühlte sich mein Magen an als würde er sich drehen und die Nahrung auf Krampf wieder nach oben würgen. Außer Toast, Tee und ab und zu eine Packung Ramen war nicht viel runter zu kriegen. Immer wenn wir gemeinsam aßen, dann nahm ich ein paar Bissen und stocherte sonst nur im Essen herum. Und natürlich bemerkten die anderen es, aber sie sprachen mich nicht darauf an. Noch nicht?
Merken sie eigentlich nicht, wie sehr es mich zermürbt? Wie viel Druck alles in mir auslöst? Ist es ihnen egal?

Gerade saß ich in dicker Jacke im Garten und hatte ein paar Sonnenstrahlen genossen, die durch die dicke Wolkendecke gebrochen waren. Die Musik in meinen Ohren gab mir ein gutes Gefühl und der Schnee glitzerte vor mir durch das Licht. Leise seufzte ich und genoss den Anblick. Die Wärme in meinem Gesicht war so angenehm und ich fühlte mich erholt und endlich wie im Urlaub. Ich hing meinen Gedanken nach. Durch meine laute Musik hörte ich nicht wie jemand nach mir rief. Selbst als derjenige plötzlich vor mir stand, bemerkte ich ihn nicht.
Bis ich plötzlich kalte Flüssigkeit in meinem Nacken spürte. Die Kälte traf meine Haut und ein Schock durchfloss meinen Körper. Wie von der Tarantel gestochen fuhr ich hoch und ließ einen erschrockenen Schrei los. Verzweifelt versuchte ich den Schnee aus meinem Kragen zu schütteln. 
"Verdammt, Jimin.", maulte ich ihn an, doch musste dann lachen als er so grinsend vor mir stand. Sein ganzer Körper war eingepackt in einem riesigen Schneeanzug und nur sein helles, lachendes Gesicht war zu sehen.
"Du Teufel.", murrte ich und setzte an, um ihm hinterher zu jagen. Er lachte, kicherte fröhlich und schlug vor mir Haken, sodass ich ihn fast nicht erwischte. Der Mistkerl war einfach zu klein und wendig. Und so liefen wir, fast schon schreiend vor lachen, über die schneebedeckte Wiese, bis ich ihn endlich erwischte und gemeinsam mit ihm zu Boden fiel.
"Ha. Gefangen.", grinste ich und keuchte erschöpft. Jimin neben mir atmete schnell, lächelte mich aber ebenso an. Ein paar stille Sekunden lagen wir nebeneinander und spürten nur den zarten, frischen Wind, der durch unsere Haare fuhr.
"Das haben wir lange nicht mehr gemacht.", meinte er dann und drehte sich so, dass er fast auf meinem Bauch lag. Dass meine Jeans dabei vollkommen nass wurde, war mir egal.
"Wie zwei Kinder über die Wiese laufen? Nein stimmt, das haben wir lange nicht mehr gemacht.", erwiderte ich nur trocken woraufhin er mich nur anstieß.
"Du weißt was ich meine du Idiot."
Ja - das wusste ich. Spaß haben. Ehrlichen, ausgelassenen Spaß. Aber das lag nicht an Jimin oder an der Situation oder an unserem Leben, sondern nur an mir. In den letzten Wochen, es mussten schon mehr sein als ich dachte, war ich einfach niemand mit dem man gerne Zeit verbrachte.
"Keine Ahnung, du bist irgendwie anders in letzter Zeit. Schon länger eigentlich. Und du redest fast ausschließlich mit Jungkook.", murmelte er dann und sah mir bedrückt in die Augen. Ich seufzte nur, denn es war nicht wahr. Manchmal verstand mich Kooks nur am Besten. Mit ihm war reden so einfach. 
"Das stimmt nicht Jimin." Ich drückte ihn von mir weg und setzte mich auf, starrte auf den See vor uns. 
"Doch klar. Aber ist schon okay. Wenn JK dir helfen kann mit was auch immer du hast, dann ist das gut. Aber Tae." Er rückte in mein Blickfeld, doch ich starrte weiterhin nur an ihm vorbei. Sanft spürte ich seine Hände an meinen Wangen. "Wir sind alle für dich da. Ich bin für dich da. Das weißt du, oder?"
" Danke Jimin, aber ich habe nichts. Ich bin nur etwas erschöpft und ich brauche diese Pause einfach zu sehr." Ich lächelte ihn an, so ehrlich wie möglich, um seine Sorgen zu vertreiben. Seine Sorgen, die mich betreffen. "Außerdem war die Zeit bei meiner Familie stressiger als ich erwartet hatte."
Niemand macht sich Sorgen um Taehyung. Es ist nicht wichtig wie es ihm geht. 
"Na gut.", meinte er dann aber ich hörte genau, dass er mir nicht glaubte. Würde ich mir um ehrlich zu sein auch nicht. "Dann lass uns was essen gehen, es ist schon mittags." Jimin reichte mir seine Hand, um mich in die Senkrechte zu ziehen. 
Dass mir absolut nicht nach essen war, verriet ich ihm nicht. Ein paar Bissen gehen bestimmt, denn um ehrlich zu sein verlangte mein Körper ziemlich eindeutig nach Essen, nach normal großen Portionen und Nährstoffen, die er zum Arbeiten benötigte. 
Der Duft schlug mir schon von weitem entgegen und löste ein leises Grummeln in meinem Magen aus.
"Was gibt es denn?", fragte ich neugierig während wir uns auszogen und Jimin lächelte mich an. Seine Augen funkelten als wäre er überrascht, dass ich so etwas fragte.
"Fisch und Gemüse glaube ich. Jin und Namjoon haben gekocht." Ich verzog mein Gesicht. Namjoon und die Küche waren Todesfeinde und normalerweise kam nichts ansatzweise schmackhaftes dabei raus.
Chim sah mein Gesicht und lachte. "Keine Sorge, er wird besser. Immerhin kocht er schon länger."
Tat er das? Warum hatte ich das nicht gecheckt? Ich kümmerte mich anscheinend wirklich nur um mich selbst. 
Verdammter Egoist.
"Oh. Hab ich gar nicht bemerkt.", gab ich zu und zog schuldbewusst den Kopf ein. 
"Ist doch egal.", lächelte Jimin mich weder vorwurfsvoll noch enttäuscht an. Trotzdem ließ das Gewicht auf meiner Brust nicht nach.
Im Haus war es sehr warm im Vergleich zur Außentemperatur, fast schon finnische Sauna.

"TaeTae.", hörte ich und spürte plötzlich ein schweres Gewicht auf meinem Rücken, das meine Knie kurz einknicken ließ.
"Oh Gott.", keuchte ich nur überrascht und griff zur Hilfe nach den Oberschenkel der Person auf meinem Rücken. Seine nackte, weiche Haut, die Muskeln. Ich merkte sofort, dass es Jungkooks Körper war, der sich um meinen schlang. Ein heißes Kribbeln fuhr durch meinen Magen und in mein Gesicht. Ein Glück, dass ich selten rot wurde, denn das wäre vor allen Members sehr schwer zu erklären gewesen.
"Du schwächelst, Tae.", lachte Hobi, als er sah wie ich unter dem Gewicht fast zu Boden ging.
"Hallo? Kooks ist einfach zu muskulös. Das ist unfair.", keuchte ich mit zusammengebissenen Zähnen. 
"Das nächste Mal muss ich dich wieder tragen.", schmunzelte Jungkook in mein Ohr und verschaffte mir dadurch eine Gänsehaut im Nacken. Schon wieder. Seit wann reagierte mein Körper so übertrieben auf ihn. Auf seine Anwesenheit, seine Stimme, seinen Körper.
"Scheint wohl so.", murmelte ich zurück und vernahm sein helles Lachen, bevor er runter ging.
"Oder wir trainieren alle gemeinsam. Das setzt Endorphine frei und die scheinst du gerade zu gebrauchen.", lachte Jin und ich zwang mich dazu weiter zu lächeln, obwohl ich nur weinen wollte. Ja, ich zog die Stimmung aller nur runter mit meiner Negativität. Ich sollte wohl wirklich mehr Sport machen. Oder war das ein Hinweis darauf, dass ich definierter werden sollte?

Yoongi war der einzige, der nichts sagte und mich nur schweigend ansah. Zumindest ein paar Sekunden bevor er seinen Blick wieder auf sein Handy senkte. Seine Menschenkenntnis war einfach zu gut und mir war klar, dass er früher oder später rausfinden würde was mit mir los war. Wenn er nicht schon einen Verdacht hatte.

"Ich geh mich kurz umziehen." Und damit war ich aus dem Blickfeld der Jungs verschwunden. Raus aus den besorgten, nachdenklichen Blicken.

fünfundzwanzig| jjk.kthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt