9 | Jungkook

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Jungkook Pov

"Was denkt ihr was Namjoon mit Tae beredet?", fragte Jimin zögerlich als er gegangen war. Ich zuckte nur mit den Schultern, ließ zu, dass Hobi ein Tor mit seinem Tischfußballmännchen machte und fiel dann neben Jimin auf die Couch.
"Keine Ahnung." Um ehrlich zu sein hatte ich schon eine Ahnung aber wollte die Vermutung nicht wirklich aussprechen.
"Bestimmt wegen dem Comeback und weil Tae...ihr wisst schon.", murmelte Jimin. Aha, also war ich wohl doch nicht alleine mit den Gedanken.
Ich stützte meine Ellenbogen auf meinen Knien ab und legte den Kopf in meine Hände. 
"Ich weiß nicht was mit ihm los ist.", seufzte ich und raufte mir die Haare.
"Ihr klebt doch in letzter Zeit so aufeinander, redet ihr nicht?" Es war Jin und ich sah ihn nur ein kleines bisschen genervt an. Die Art wie er über Tae und mich sprach störte mich irgendwie.
"Doch Jin. Aber er redet nicht mit mir darüber, verdammt.", maulte ich nur zurück.
"Kein Grund zu fluchen, Jungkook.", meinte Jimin und fuhr sich durch die Haare.
Ich seufzte. "Ich weiß es doch auch nicht. Er ist so verschlossen. Normalerweise kommt er zu mir, wenn es ihm schlecht geht, weint und wir reden darüber. Danach ist er zwar immer noch traurig aber es wird besser. Das hat er schon lange nicht mehr gemacht."
Da wurde mir auch bewusst wie lange er schon so war. Es war ein schleichender Prozess, kaum bemerkbar und jetzt ist alles so anders.  

"Was sitzt ihr denn so traurig da?", fragte Namjoon, der durch die Tür gekommen war und uns anstarrte.
"Wir machen uns Sorgen um Tae.", antwortete Hoseok für uns und wir alle sahen zu Namjoon auf. Er lächelte minimal und fuhr sich durch die Haare. Mir war klar, dass er uns vermitteln wollte, dass alles gut war. Aber ich sah die Sorge in seinen Augen. Keine Ahnung ob es wegen dem Comeback war oder wegen Tae aber es war nicht alles in Ordnung.
"Leute. Macht euch nicht verrückt. Auch wenn er wohl aktuell etwas durchmacht können wir nur helfen, wenn er uns lässt. Wir sind seine Familie und wir sollten ihm ein gutes Gefühl geben und ihn nicht wie einen Invaliden behandeln. Lasst ihm Zeit und wenn er reden will kommt er aber bedrängen wir ihn nicht." 
Seine Worte beruhigten die anderen aber irgendwie stellten sie mich nicht wirklich zufrieden. Vielleicht weil mir Taehyung einfach so viel bedeutete und ich nicht darauf warten wollte, dass es ihm noch schlechter ging. Aber natürlich hatte Namjoon recht mit dem was er sagte. 
Jeder hing noch etwas seinen Gedanken nach aber machte dann mit seinen Tätigkeiten weiter.
"Jin, was kochen wir heute.", grinste Namjoon den Älteren an und setzte sich neben ihn. Der lachte nur laut und machte Scherze über Namjoons plötzliche Wandlung zum WG-Koch.

Ich zog mich zurück und ging die Treppen nach oben. Ich wollte zu Tae, sehen, dass er okay war. Zögerlich klopfte ich an die Türe.
"Ja?", hörte ich ihn und mein Herz klopfte mir gegen meine Brust. Ich liebte seine tiefe, ruhige Stimme und wie er mir damit eine Gänsehaut verpasste. 
"Ich bin's."
"Was willst du?" Ich biss mir auf die Lippe weil es mich irgendwie verletzte, dass er mich nicht sofort rein ließ.
"Keine Ahnung, reden. Kuscheln?" Das letzte Wort zog ich lang und hoffte, dass er mich nicht für bescheuert hielt. Ich wartete.
Anscheinend war das nicht der Fall, denn ich hörte wie er die Türe aufschloss und sie für mich öffnete. Für mich. 
Er war so schön wie immer, seine reine Haut leuchtete, die dunkelbraunen Haare glänzten im Licht, nur seine Augen strahlten nicht wie sonst. 
"Hi.", grinste ich, weil mein Körper mich nichts anderes tun ließ. Ich musste einfach lächeln, fast schon grinsen weil ich so glücklich war ihn zu sehen. 
"Hi.", antwortete er und zog mich in sein Zimmer.
"Scheiße ist es kalt hier." war das erste was ich sagte. Hier hatte es ja fast Minusgrade, wie konnte er sich hier aufhalten. Mit einem Blick zur Heizung stellte ich fest, dass sie nicht an war.
"Es ist nicht kalt.", antwortete er nur und ich sah in verblüfft an. War er verrückt?
"Hier würden sich Pinguine wohl fühlen." Sofort drehte ich die Heizung an und checkte, ob sie funktionierte. Tat sie. 
"Und jetzt?" Tae stand etwas verloren im Raum und sah mich an. Seit wann war er so schüchtern? Ich grinste, ließ mich auf sein Bett fallen und zog die Decke über mich.
"Kuscheln wir." Damit öffnete ich meine Arme und sah zu wie er zögernd auf mich zuging. Aber das Lächeln hatte ich bemerkt und es erwärmte mein Herz.
Er kroch neben mich, rutschte weiter zu mir unter die Decke und legte seinen Kopf auf meine Brust. Sein Arm umschlang meinen Brustkorb und ein Bein legte sich über meine. Für einen Moment waren nur wir auf dieser Welt. Nur er zählte, seine warme Haut, die meine berührte, sein Lächeln. Seine Augen waren geschlossen und er atmete ruhig ein und aus. Sein Atem prallte gegen meinen Hals. Reflexartig zog ich ihn enger in meine Arme und sog seinen himmlischen Duft ein.
"Ich bin so gerne bei dir.", nuschelte er in meinen Hoodie. "Dann ist alles andere so egal." Mein Körper spielte verrückt und ließ so viel Emotionen durch mich fließen, dass es sich surreal anfühlte. In meinem Rausch der Glücksgefühle küsste ich sanft seinen Scheitel.
"Ich bin auch gern bei dir.", antwortete ich und genoss die Stille um uns. 
Was sind wir, Taehyung?
Wir lagen lange so da, kosteten die Nähe des jeweils anderen aus und nutzten die Stille, um ein paar Gedanken nachzuhängen. 

Ich würde ihn so gerne fragen was los war. Ich musste ihn fragen, es lag mir auf dem Herzen und ich konnte es nicht ertragen, wenn es ihm schlecht ging.
"Tae.", murmelte ich also leise und strich ihm eine Strähne aus seinem makellosen Gesicht.
"Hm?" 
"Willst du mit mir darüber reden?", fragte ich leise und spürte wie sich sein Körper versteifte und automatisch von mir abrücken wollte. Aber ich ließ ihn nicht, hielt ihn fest in meinen Armen. Er musste vor mir nicht weglaufen. Da er sowieso nicht stärker war als ich ließ er die Fluchtversuche irgendwann bleiben und schloss wieder die Augen. Sein Bein hatte er jedoch von mir genommen und auch seine Arme berührten mich nicht mehr wie vorhin. Autsch.
"Jungkook ich weiß nicht was du hören willst.", sagte er nur ernst, ließ sich nichts anmerken.
"Ich würde gerne wissen was dir durch den Kopf geht."
"Gerade?" Seine Stimme klang verärgert und nicht mehr so süß und schüchtern wie zuvor. Ja, er war wütend auf mich. "Ich verstehe nicht warum du mir das gerade zerstörst."
"Aber Tae...was zerstöre ich denn?", flüsterte ich verzweifelt. Ich war hilflos, ich wusste nicht was ich tun sollte, was er hören wollte.
Er starrte mich wütend an. Doch ich sah wie sehr er kämpfte seine Fassade aufrecht zu erhalten. Immer wieder kippten seine Gesichtszüge bis herzzerreißende Schluchzer zu hören waren. Ich verzog mitleidig und verletzt mein Gesicht. Sein Schmerz tat mir auch weh. Er drückte seine Hände über sein Gesicht und weinte leise vor sich hin. 
Seufzend lehnte ich mich an das weiche Kopfteil seines Bettes und zog ihn auf meinen Schoß. Ich umarmte ihn fest, streichelte über seinen Rücken, seinen Kopf, während er weinte. Heiße Tränen flossen meinen Hals entlang, brannten sich in meine Haut. Als würde sein Schmerz in mich fließen.
Leise flüsterte ich Worte in sein Ohr, küsste die Haut darunter und versuchte ihn zu beruhigen. Sein hektischer Atmen und das Schluchzen wurde immer weniger, bis die Tränen schließlich versiegten und sich sein Kopf auf meiner Schulter ablegte. Ich war mir sicher, dass er eingeschlafen war. Das Weinen hatte ihn erschöpft und es war gut, dass er sich nun etwas ausruhen konnte. 
Nach weiteren Minuten, in denen ich mich vergewisserte, dass er wirklich tief schlief, legte ich ihn sanft zurück ins Bett und deckte ihn zu. Nachdenklich sah ich ihn an, sein nun so friedliches Gesicht, die entspannten Gesichtszüge.
Was ist nur los mit dir?

fünfundzwanzig| jjk.kthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt