"Nein.", schluchzte Jungkook während er auf seine Knie fiel, seine Hände betend vor seiner Brust verschränkt hatte. Die blauen Lichter der Krankenwägen blendeten ihn immer wieder, während er versuchte eine klaren Gedanken zu fassen. Die Sirenen waren verstummt, nur noch die drehenden blauen Lichter brachten Helligkeit in die traurige Szene, die sich bot.
"Bitte nicht." Seine Tränen rannen über die weichen Wangen. "Lass mich nicht alleine.", rief er laut, brachte die anderen sich zu ihm umzudrehen. Mit seinen blutigen, zittrigen Fingern versuchte er seine große Liebe zu greifen, als sie ihm genommen wurde.
Und der Schrei, den er losließ, war der schmerzhafteste, den seine Freunde jemals gehört haben. Selbst die Sanitäter drehten sich nach ihm um. Er war erfüllt von Trauer, Schmerz und Verzweiflung. Er hatte noch nie so etwas gefühlt, als würde ihm sein Herz mit bloßer Hand aus der Brust gerissen und eine blutende Wunde an seinem Körper klaffen. Sie hatten sein Herz mitgenommen. Einfach aus dem Haus getragen und ihm weggenommen. Es war doch sein Herz.
Die Trage wurde in den Wagen geschoben und er beobachtete die sich entfernenden Autos, wie sie ihn immer mehr verließen, bis er alleine war. Alleine und gefangen in dem schmerzhaftesten Alptraum, den er jemals erleben musste. "Bitte.", flehte er hilflos. Seine Stimme verlor sich in der dunklen Nacht, die über ihn gekommen war."Jungkook, komm, wir gehen in dein Zimmer.", flüsterte Jin mit tränenerstickter Stimme, als er den zitternden Jungen packte.
"Nein, ich will zu ihm. Ich brauche ihn, bitte, lass mich nicht alleine. Taehyung!" Seine Stimme brach immer weiter ab, bis sie vollends versiegte. Sie konnten ihn nicht dazu bewegen aufzustehen, er war in seinem Schmerz verloren. Wie ein Zombie schleppten ihn Jin und Yoongi schließlich die Treppen nach oben in das Zimmer. Sie waren die einzigen, die noch die eigene Kraft hatten, um Jungkook zu helfen. Sie legten ihn in sein Bett. Aber nicht in seinem Zimmer, nein, in Taehyungs.Jungkook rollte sich wie ein Embryo auf der weichen Matratze zusammen, umschloss das Kopfkissen, das immer noch nach Taehyung roch, und weinte verzweifelt.
| "Sollen wir in seinen Stream?", fragte ich nachdenklich, als Tae bereits eine Weile weg war.
"Meinst du? Ist das nicht komisch?" Nachdenklich biss sich Jimin auf die Unterlippe.
"Ich weiß nicht, ich fand ihn heute Morgen irgendwie seltsam. Wir sollten es tun.", hauchte Yoongi und Namjoon nickte zustimmend.
"Aber er war doch in der Klinik. Er sieht doch besser aus.", flüsterte Jin. "Denkt ihr nicht, dass es ihm besser geht?"
Niemand sagte etwas, doch alle wussten, dass es wichtig war.
"Gehen wir.", meinte ich und wir machten uns auf in mein Arbeitszimmer. Mit ein paar Klicken hatte ich die Website und den Stream geöffnet. Es lud Ewigkeiten, wahrscheinlich durch die vielen Fans, die zusahen. Doch schließlich wurde das verpixelte Bild schärfer und wir erkannten Taehyung. Der weinend vor dem Bildschirm saß und sprach. Mein Herz blieb für einen Moment stehen bevor die Panik über mich kam. |Einen Tag später war es still im Haus, totenstill. Kein Wort wurde gesprochen. Die stumme Trauer war eingezogen und niemand konnte sich selbst retten. Jimin saß an seinem Schreibtisch und weinte, während er alte Fotos von sich und Tae durchsah. Jin saß stumm vor seinem Computerspiel, das er nicht Mal richtig spielte. Seine Augen starrten verloren auf den Bildschirm, seine Hände ruhten still in seinem Schoß. Yoongi saß vor seinem Keyboard, hatte Kopfhörer auf und spielte immer die gleiche Melodie, die er damals mit Taehyung geschrieben hatte. In seinem Inneren herrschte ein Sturm. Namjoon war der einzige auf den Beinen. Er stand in der Küche und backte ein Blech voller Muffins nach dem anderen. Tränen rannen über seine Wangen, während sich die Oberflächen mit Backblechen häufte. Hoseok saß im Schneidersitz in seinem Trainingsraum und sah sich selbst im Spiegel an, bevor er aufstand und weiter trainierte. Weiter seinen Schmerz in Training ertränkte, der sich rasant in seiner Brust vermehrte.
Und Jungkook lag in seinem stockdunklen Zimmer auf dem Fußboden und versuchte zu begreifen, dass sein Leben auseinandergebrochen war. In einer Sekunde. In einem kurzen Moment, in dem er nicht aufgepasst hatte.-
Die Türklingel schreckte Namjoon aus seinen Gedanken. Niemand reagierte, niemand bemühte sich zur Tür. Nur er. Er musst stark bleiben, für seine Band, in der nun einer fehlte. Für immer. Schnell wischte er sich die Tränen von seinen Wangen, trocknete seine Hände an der Schürze und öffnete die Haustüre.
"Namjoon." Ihr Manager stand vor ihm, bevor er ihn fest in die Arme schloss und Namjoon nicht anders konnte als wieder in Tränen auszubrechen. "Wir müssen reden. Über Taehyung."
Er nickte erschöpft und trat zur Seite, um den Mann eintreten zu lassen.
Mit einer Tasse Kaffee setzten sie sich auf die Couch.
"Wie geht es euch?", fragte er zuerst, doch Namjoon konnte nur die Schultern zucken. Er wusste es nicht. Er wusste nur wie es ihm ging. Grauenvoll. Er gab sich die Schuld an all dem was passiert war. Schließlich hatte er ihm Druck gemacht, ihn gedrängt und geschimpft.
"Es geht.", presste er schließlich hervor. Er wollte nicht noch mehr Sorgen bereiten.
"Wir wollen es nicht öffentlich machen. Noch nicht. Seine Familie weiß Bescheid und trifft alle nötigen Vorkehrungen. Wir müssen alles vorbereiten und ihr solltet das auch. Schafft ihr das?"
In Gedanken versunken starrte Namjoon in seine Tasse, während seine Gedanken um die nächste Zeit kreisten. Er fühlte sich überfordert und alleine gelassen.
"Namjoon, hörst du mir zu?" Die Stimme von ihrem Manager drang wie durch Wolken zu ihm durch.
"Nein, ich..." Tränen traten in seine Augen. "Ich kann das nicht." Sein Atem ging hektisch, als er aufstand und zurück in die Küche ging, die Rufe des Mannes ignorierte und weiter mit dem Schneebesen in dem dicken Teig herumrührte. Eine Träne tropfte in den Teig. Er schniefte als er eine Hand auf seiner Schulter spürte.
"Ich weiß, dass es schwer ist. Ich weiß, dass es noch nicht einmal eine Woche her ist. Ich weiß auch, dass ich viel von dir verlange. Aber du musst mir helfen, Namjoon. Wir müssen das regeln und ich verspreche dir, dass ihr danach Zeit habt, um alles zu verarbeiten." Die ruhige Stimme holte ihn wieder etwas in die Realität zurück, bevor sie weiter sprachen."Gut.", murmelte er dann unter Qualen, weil er etwas tat, wofür er keine eigene Kraft mehr hatte. Er tat es auch nicht für sich oder für den Manager oder für die anderen Member. Er tat es nur für Taehyung.
Und erst nach weiteren fünf Blechen an Muffins schaffte er es sich aufzuraffen und zu Jins Zimmer zu gehen.
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fünfundzwanzig| jjk.kth
Fanfiction"Fünfundzwanzig Jahre. Ist das nicht ein beschissenes Alter? Eigentlich sollte man bei dieser Zahl Schluss machen. Oder nicht?" 30. Dezember. Seitdem der Stream auf V Live begonnen hatte, war nichts mehr wie es einmal war. Und es würde auch nie wied...