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Müde ließ ich mich in dem leeren Gemeinschaftsraum auf einen Sessel vor dem Kamin sinken. Das Feuer war schon fast runter gebrannt, also entzundte ich es erneut. Es war schon später und die meisten waren in ihrem Bett, dass nam ich an. Zumindest war der Gemeinschaftsraum vollkommen leer. Bis auf eine Person. James Potter saß im Sessel neben mir und starrte ins Feuer. Bisher hatte er mich nicht bemerkt, dabei war ich nicht einmal leise gewesen. "James" ich rüttelte leicht an seinem Arm und er schreckte auf. Mit großen Augen sah er zu mir. "Hey, wie lange sitzt du schon hier" frage ich besorgt nach und er zuckt mit den Schultern und wendet seinen Blick wieder von mir ab. "Lily?" hacke ich mitleidig nach und seine Schultern sacken zusammen, während er nickt. "Ist es nicht immer Lily?" flüstert er leise und klingt kraftlos. "Wie oft muss sie mich noch zurückweisen? Wie oft muss sie mich noch verletzen und meinem Herz einen weiteren Stich zufügen, bis ich sie endlich aufgebe?" fragte er leise. Mir war klar, dass er keine Antwort erwartet, also legte ich nur meine Hand auf seine und drückte sie leicht. Er erwiederte meinen Druck und sah wieder zu mir. "Denkst du...denkst du ich werde jemals eine Chance haben?" fragte er nach einer Zeit der Stille. Ich schaute ihn nachdenklich von der Seite an. Würde Lily ihm jemals eine Chance geben? "Ganz ehrlich James, ich kann es dir nicht sagen. Du bist ein guter Mensch und du hast wirklich gute Eigenschaften, aber dass war nicht immer so. Du warst die ersten Jahre nicht sehr nett zu Lily und vor allem nicht zu Snape und er war ihr bester Freund. Ich habe Snape zwar nie gemocht, aber Lily eben schon. Sie hat das alles mitbekommen, die ganzen Hänseleien und Streiche. Die Beleidigungen. Damals hat Lily dich in eine Schublade gesteckt und es tut mir leid James, aber in die hast du wirklich reingehört. Du warst ein arroganter Arsch. Du hast dich geändert, wirklich. Aber Lily hat sich nicht geändert und sie will auch nicht sehen dass du es getan hast. Sie will es nicht akzeptieren und sieht es nicht ein. Lily hat leider ein großes Problem mit Vorurteilen. Das war schon immer so und das ist eine der wenigen Eigenschaften, die ich an ihr nicht mag. Sie steckt jemanden in eine Schublade, schließt diese ab und ist dann zu Stolz um sie jemals wieder zu öffnen. Selbst wenn sie insgeheim weiß, dass derjenige sich geändert hat, dass er nicht in diese Schublade gehört. Lily kann nicht gut vergeben. Das konnte sie nie." versuche ich James zu erklären, doch meine Worte scheinen ihm nicht zu helfen. "Weißt du, als Lily nach Hogwarts kam hat sie ein paar sehr wichtige Menschen verloren. Ich habe nicht das Recht, dir alles zu erzählen, aber was ich dir erzählen kann ist, dass ein Mensch der Lily sehr nah stand, sich von ihr abgewandt hat und fürchterliches getan und gesagt hat. Das hat sie sehr verletzt und seitdem hat sie eine Mauer um sich gebaut, durch die man nur schwer kommt. Ihr Schubladensystem ist ein Teil dieser Mauer. Damit schützt sie sich." erkläre ich und James Gesicht ist nachdenklich. "Aber ich will ihr nicht weh tuen. Ich will doch nur, dass sie mir eine Chance gibt." flüsterte er nach einer Zeit und ich nickte. Das wusste ich. "Lily ist nicht so gut in Chancen geben. Vor allem nicht in zweiten Chancen" Ich wenden meinen Blick dem Feuer zu. Es stimmte, Lily konnte nicht gut vergeben und noch weniger gut zweite Chancen geben. Das hatte ich am eigenem Leib spüren müssen. "Weißt du noch in der dritten Klasse, als wir uns gestritten haben?" fragend schaue ich zu James. Auf seinem Gesicht blitz reue auf und er nickt. "Kurz davor hat Lily mir ein Ultimatum gestellt. Entweder ihr oder sie. Sie meinte dass sie mit niemanden befreundet seinen will, der gleichzeitig mit solch schlechten, egoistischen Menschen zu tuen hat. Ich habe ihr gesagt, dass ich mit euch reden würde, euch bitten würde, dass ihr euch ändern sollt, aber das hat ihr nicht gereicht. Wir haben uns gestritten, weil ich der Meinung war, dass sie das alles nur wegen Snape sagte. Sie hat zu mir gesagt, entweder ich beende die Freundschaft zu euch oder wir wären keine Freunde mehr. Ich bin ohne ein weiteres Wort gegangen. Später habe ich versucht mit euch zu reden, aber wir haben uns gestritten und unsere Freundschaft beendet. ich habe Lily bis heute noch nicht gesagt, dass die Freundschaft nicht wegen ihr geendet hat, sondern durch einen Streit. Jedenfalls glaube ich, den Streit, denn Lily und ich damals hatten, denn hat sie mir bis heute nicht verziehen und wegen dem hatte sie auch Monate lang nicht mit mir gesprochen. Das war die Zeit, in der ich meine Freundschaft mit Fabian enger wurde." Ich erinnerte mich noch ganz genau an den Streit. Lily hatte gesagt, dass Menschen wie James und Black schlechten Einfluss ausüben würde und dass er vielleicht irgendwann auf mich übergehen würde. Ich erinnerte mich auch noch an meine Worte. An jedes einzelne. "Oh bitte Lily. Und deine Worte gerade? Die kommen nicht von Severus Snape? Verdammt, natürlich ist es nicht in Ordnung was sie mit ihm machen, aber seien wir mal ehrlich, sie haben recht. Er ist in Slytherin und rennt auch öfters mit der Totesserbande rum. Er will einer von ihnen seien. Er will Menschen wie dich und mich tot sehen Lily. Snape ist auf dem besten Weg ein Totesser zu werden und wenn er einer ist, dann werde ich im Kampf nicht zögern ihn zu töten. Er ist vielleicht dein Freund, aber sicher nicht meiner. Du bist nicht in dieser Welt aufgewachsen, du hast keine Ahnug, von den Ausmaßen des Krieges und der Totesser. Lily sie töten Menschen wie uns, einfach weil es ihnen passt und dein toller Freund ist einer von ihnen. Dich nennt er vielleicht nicht Schlammblut, aber mich schon und du hast ein noch ~unreinere~ Herkunft als ich!" Sie hatte mir diese Worte nie verziehen. Auch wenn sie es in der fünften Klasse, als Snape sie Schlammblut genannt hat, selber kapiert und akzeptiert hatte. "Es tut mir leid Liv!" James Worte brachten mich vollkommen aus dem Konzept. Was tat ihm leid? Als hätte er meine Gedanken gelesen sprach er weiter. "Wir haben dich damals im Stich gelassen und du warst eine wunderbare beste Freundin. Wir waren wirklich Idioten." Reuevoll sah er mich an und ich lächelte. "Schon okay. Ich bin zufälligerweise gut im Vergeben." Auch auf James Lippen erschien ein Grinsen. "Freunde?" fragte er und ich nickte. "Freunde!" Ich erhob mich und ging richtig Schlafsäle. Ich war fast an der Treppe als James mich noch einmal aufhielt. "Liv!" Ich drehte mich zu ihm. "Ja?" fragend sah ich ihn an, doch er lächelte nur. "Danke, für alles!"

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