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"Man Olivia, jetzt geh doch einfach!" knurrte er und löste meine Hände von seinem Gesicht. "Nein!" war alles was ich sagte. Dann setzte ich mich mit verschränkten Armen auf sein Bett und starrte wütend seinen Rücken an. Er hatte sich nämlich von mir abgewandt und starrte aus dem Fenster. Wir schwiegen und es war definitiv keine angenehme Stille. "Verschwinde!" brüllte Sirius und ließ mich zusammen zucken, doch ich reagierte nicht. Blieb weiterhin still sitzen. Ich sah, wie er vor Wut anfing zu beben, doch als ich ihn eine Weile beobachtete, das Beben konzentriert anstarrte, entdeckte ich etwas. Es war nur einziges Detail, doch für mich sichtbar. Seine Fäuste waren zwar angespannt, doch auf eine andere Art als vorhin. Vorhin war er unglaublich zornig gewesen und hatte seine Hände gaballt, doch jetzt war es anders. Auf eine andere Art. Ich schrack zurück, als ich endlich erkannte was Sache war und im nächsten Moment sprang ich auf. Ich lief auf ihn zu und stellte mich vor ihn. Meine Vermutung bestetigte sich, ich sah es. Sein Gesicht war schmerzverzehrt und über seine Wangen flossen Tränen. Sirius Black weinte gerade. Seine Hände waren nicht vor Wut geballt, sondern weil er kampfhaft versuchte, die Kontrolle zurückzugewinnen. Deswegen hatte er mich los werden wollen, deswegen war er so zornig gewesen. Er hatte nicht gewollt dass ich seine Tränen sah, dass ich ihn so sah. So schwach. Er sah mich nicht an, sah weiterhin starr aus dem Fenster und ignorierte mich. Ich sah wie er versuchte die Tränen zurück zu drängen und als dies nicht klappte, wie er die Augen schloss. Die Tränen rannen stetig weiter. Einige Sekunden starrte ich ihn weiterhin an, doch dann besann ich mich wieder. Er wollte nicht das ich ihn so sah und in so einem Moment war egal was ich wollte, es ging um ihn. Also wandte ich mich von ihm ab und ging erneut auf die Tür zu und erneut hielt ich kurz vor ihr inne und sah zurück. Ich sah ihn an. Seine Augen waren nicht mehr geschlossen und auch nicht mehr nach draußen gerichtet. Er sah zu mir, sah mich an und als ich seinen Blick erwiederte, guckte er nicht weg. Die Tränen floßen immer noch über seine Wangen, während er mich ansah. Sturmgrau traf auf Grün. Seine Augen von den Tränen etwas unklar und dennoch sah ich diesen Ausdruck in seinen Augen. Er wollte nicht das ich ging. Er brauchte mich. Innerhalb weniger Sekunden war ich wieder an seiner Seite. Ich stand vor ihm, sah ihn noch einmal an, dann umschlang ich ihn mit meinen Armen und zog ihn an mich. Nach einer Weile vergrub er seinen Kopf an meiner Schulter und ich spürte wie seine Tränen meinen Pullover durchweichten. Ich strich ihm beruhigend über die Haare, den Nacken und die Schultern. Keiner von uns sagte etwas. Wir standen einfach nur so da. Umarmten uns und ich gab ihm halt.  Nach einer Weile löste er sich von mir. Seine Augen waren gerötet, doch die Tränen waren getrocknet. Er ging auf sein Bett zu und ließ sich auf ihm sinken. Er rutschte soweit nach hinten, das sein Rücken die Wand berührte, dann sah er mich an. Es brauchte keine Worte, ich verstand auch so. Ich ging ebenfalls auf das Bett zu und setzte mich neben ihn. Wir saßen dort, schwiegen einige Zeit einfach nur, bis er schließlich leise began zu reden. "Ich habe meine Familie immer gehasst. Schon als ich klein war. Wir waren einmal in Italien, da war ich fünf. Wir waren in einem Restaurant für Zauberer essen und ich musste auf die Toilette. Als ich mir die Hände gewaschen habe, war da plötzlich ein anderer Junge in meinem Alter. Er hat mich angelächelt. Neben ihm stand sein Vater. Die beiden haben mich gefragt, wie die Waschbecken funktionieren, denn diese hatten eine ganz besondere, magische Funktion. Ich habe es den beiden erklärt und sie gefragt, weshalb sie das nicht wissen. Da haben sie mir erzählt, dass der Vater ein Muggel sein und sein Sohn, damit nur ein Halbblut. In dem Moment ist mein Vater durch die Tür und als er dass gehört hat und gesehen hat, dass ich mich mit den beiden Unterhalte, da hat er den Mann mit einem Fluch gefoltert. Der Junge hat geweint, während sein Vater geschrien hat. Ich habe meinen sogennaten Vater angefleht aufzuhören, dass tat er dann auch. Aber dann hat er mich geschlagen und mich gezwungen, den geschwächten Mann anzusehen. "Das ist abschaum!" hat er zu mir gesagt!" Sirius lacht abfällig. Ich höre ihm nur still zu, ich hatte geahnt, dass er es in seiner Kindheit nicht leicht gehabt hatte, aber so etwas, das war schrecklich. Er war noch ein kleines Kind gewesen. "Da nach habe ich angefangen, alles zu hinterfragen. Ich habe recherschiert und versucht mehr heraus zufinden. Ich konnte nicht verstehen, warum Zauberer die von Muggeln abstammten, weniger Wert seinen sollten. Ich habe angefangen zu rebellieren und meine Meinung nicht versteckt. Ich habe ihnen gezeigt, dass ich ihre rassistischen Meinungen nicht teilte. Sie haben vieles versucht und mich zu disziplinieren. Sie haben mich geschlagen, mich in mein Zimmer gesperrt, mir das Essen verweigert oder mich Aufsätze schreiben lassen, in denen es um ihre Ansichten ging. Ganze Bücher habe ich voll geschrieben. Aber es hat mich trotzdem nicht von meiner Meinung abgebracht. Als ich dann nach Hogwarts kam, haben mir meine Eltern eingebläut ja nach Slytherin zu kommen. Da war mir klar, dass ich in jedes Haus gehen würde, außer Slytherin. Im Zug habe ich James getroffen und wir haben uns sofort verstanden. Wir wurden noch auf der Zugfahrt beste Freunde und das erste Mal in meinem Leben, traf ich jemanden, der mir ähnlich war. Als wir dann beide nach Gryffendor kamen, freute ich mich riesig und mit Peter und Remus, die zu uns in den Schlafsaal kamen, verstanden wir uns ausgezeichnet. Dann habe ich über Remus auch noch dich kennengelernt. Es war einfach wunderbar. Zu dem Zeitpunkt war dieses Schuljahr, das beste Jahr meines Lebens. Doch in den Weihnachtsferien musste ich zurück in mein sogenanntes Zuhause. Meine Eltern hatten natürlich erfahren, dass ich nicht in Slytherin war, denn meine liebreizende Cousine Narzissa hatte gepetzt. Als ich also nach Hause kam, war ich darauf vorbereitet, schläge und sonst was ein zu kassieren. Doch das war es nicht, was mich erwartete. Denn ich war nicht nur, nicht nach Slytherin gekommen, sondern in das verfeindete Haus und hatte mich dazu mit Halbblütern und Blutsverrätern angefreundet. In diesen Ferien, mit zwölf Jahren, bekam ich das erste Mal den Crutciatus Fluch zu spüren und ich weiß noch, wie sehr ich geschrien habe. Als ich später, vor Angst zitternt in meinem Bett lag, da habe ich mir geschworen, nie wieder wegen ihnen zu schreien, sie nie wieder meine Schwäche sehen zu lassen. Ab diesem Moment ging es dann auch mit Regulus Berg ab. Wir waren mal wie beste Freunde, doch dass änderte sich alles. In den nächsten Jahren, versuchten sie nicht länger mich zu ändern, sonderen ließen mich leiden. Sie versuchten mich zu zerstören. Und als wenn das nicht genug wäre, drohte sie mir mit Regulus. Er war die einzige Schwäche von mir, die sie kannten und ereichen konnten. Während ich mich für ihn also foltern ließ, hat er zugesehen, mich beschimpft und gehasst. In den Winterferien im fünften Jahr, folterten sie mich schließlich so lange, bis ich kaum noch am leben war. Mit meiner letzten Kraft, bin ich durch Flohpulver zu den Potters geflohen. Ich hatte all meine Sachen in Hogwarts gelassen, hatte nur meinen Zauberstab und eine Handvoll Klamotten mit genommen, da ich sowieso vor hatte abzuhauen, also ließ ich nichts zurück. Ich bin dann also mitten in der Nacht, halb tot bei den Potters gelandet und seit dem lebe ich bei ihnen. Heute kam der alljährliche Heuler, denn auch wenn ich aus der Familie verstoßen wurde, müssen sie mir natürlich Leid zufügen und ich weiß ich sollte es nicht an mich heran lassen, aber das was meine Eltern darin gesagt haben, hat mich einfach fertig gemacht." Er wurde zum Ende immer leiser und senkte den Kopf. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also nam ich einfach wieder seine Hand in meine und verschränkte unsere Finger. "Ich habe dass noch nie jemanden erzählt, nicht einmal James. Er kann auch nur erahnen, was mit mir alles passiert ist!" gestand er mir schließlich leise. Einige Minuten schwiegen wir, dann fand ich meine Stimme wieder. "Egal was sie gesagt haben, es ist nicht die Wahrheit und du brauchst sie auch nicht. Du hast uns." flüstere ich und drücke seine Hand. Er sieht mich an. Schaut in meine Augen, sucht anscheinend etwas und findet es auch. Dann lächelt er zaghaft und legt schließlich seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Behutsam streiche ich durch sein Haar. Es würde alles gut werden.

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