Ich ritt stundenlang ziellos im Wald umher, durch Wälder und Felder, die ich noch nicht mal kannte und vergaß dabei komplett die Zeit.
Irgendwann war es stockdunkel. Ich hatte Phönix sanft in die Nähe eines Baches gelenkt, der in der Nähe plätscherte. Das Gurgeln schickte eine Welle in meinem Körper hinauf und als mir im nächsten Moment Lavendelgeruch in die Nase stieg, fiel es mir wie Schuppen vor Augen.
Ich war auf der wunderschönen Lichtung angelangt, wo Leon und ich unseren ersten Kuss erlebt hatten.
Überall um mich herum wuchsen Lavendelsträucher und dort vorne musste der Baum stehen, auf dessen dickem Ast Leon und ich gesessen hatten. Damals hatte er mir auch von dem L & C seines Vaters erzählt
In diesem Moment tat die Erinnerung nur noch weh. Ich sah kaum noch die Hand vor Augen, als ich abstieg und meine Stiefel auf den weichen Waldboden aufkamen.
Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf an Phönix´ samtweichen Hals. Wieso taten die beiden das? Glaubten sie ernsthaft, mir wäre einer von ihnen wichtiger als der andere? Klar, ich kannte Luca schon etwas länger als Leon, er war für mich ein sehr guter Freund geworden und ich wusste auch, dass ich mit ihm über alles reden konnte, aber Leon hat mir das Herz gestohlen.
Und außerdem kam es bei der Liebe nicht drauf an, wie lange man sich kannte.
Dazu kam Lucas Aktion vor ein paar Tagen und diese war sowieso absolut daneben gewesen.
Ich kniff die Augen so fest zusammen, dass ich Sterne sah. Leon hatte mir sein Herz geschenkt. Und ich hatte es zerbrochen.
Es ist nicht deine Schuld, murmelte eine Stimme in meinem Kopf.
Was würde Onkel Callum nun zu mir sagen, wenn er mich nun so sehen würde? Wenn er sehen müsste, was ich gerade mir und den Menschen in meinem Umfeld antat?
Steigere dich nicht so da rein, mach nicht denselben Fehler wie ich. Dies waren Lucas Worte gewesen, als ich ihm erzählt hatte, dass mein Onkel nach einem schweren Autounfall im Koma lag.
Ich fragte mich bis heute, was sein Ziel gewesen ist – wo überhaupt hin wollte. Meinen Eltern hatte er zuvor nicht Bescheid gesagt. Ich wusste nur, dass er auf der A30 unterwegs gewesen war.
Ich setzte mich auf einen umgestürzten Baumstamm, vergrub das Gesicht in die Hände und versuchte, klar zu denken.
Aber das konnte ich nicht. Sobald ich auch nur die Augen schloss, tauchte das Bild von meinem Onkel Callum auf, wie er im Krankenhaus um sein Leben gekämpft und es dennoch nicht geschafft hatte.
***
Mein Handyakku war leer. Alle Hoffnungen, die ich gehegt hatte, zurück zu finden, waren verloren.
Ich ließ mein Handy zurück in die Hosentasche gleiten und kniff die Augen zusammen.
Es verging viel Zeit und ich wusste nicht, wie viel. Die ganze Zeit über war es still. Phönix schnaubte zwischendurch irgendwo hinter mir, aber das waren auch schon die einzigen Geräusche in dieser Nacht. Noch dazu begann mein Kopf wieder zu pochen, das hatte ich nun davon.
Ich massierte mir die schmerzenden Schläfen und starrte ins Nichts. Der Wald um mich herum war rabenschwarz. Der Halbmond schenkte mir gerade noch so viel Licht, um die Silhouette von Phönix erkennen zu können, der in meiner Nähe döste, mit entspannt hängenden Ohren.
Irgendwann – viel später – schnaubte plötzlich ein Pferd hinter mir … und es war nicht Phönix.
>>Du musst doch frieren.<<
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L & C Just one promise (?)
RomanceDie L & C - Reihe geht weiter ... Dies ist der zweite Band. Wenn ihr den ersten Band noch nicht gelesen habt, empfehle ich euch, diesen zuerst zu lesen! Spoileralarm! Clara ist am Boden zerstört. Sie weiß einfach nicht mehr weiter. Wie soll es nun w...