Ich konnte nicht denken.
Keine Emotionen verspüren.
Als hätte man in mir einen Schalter umgelegt, sodass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.Cornelius´ Augen verschwammen vor meinen Augen, je länger ich ins Leere starrte.
>>Clara?<<, flüsterte Cornelius nach einer Weile.
Ich blinzelte müde. >>Wie lange … waren meine Mutter und du …?<<
Cornelius Augapfel hüpfte auf und ab. >>Nicht besonders lange. Seitdem wir uns in der Grundschule kennengelernt haben, blieben wir eigentlich immer beste Freunde … bis wir langsam Gefühle füreinander entwickelt haben. Das war, als wir in eurem Alter waren.<<
Ich atmete tief durch. >>Red weiter. Bitte.<<
>>Wir merkten jedoch nach kurzer Zeit, dass wir als beste Freunde besser dran waren als wie wenn wir ein Liebespärchen bleiben würden. Also haben deine Mutter und ich gemeinsam beschlossen, beste Freunde zu bleiben statt ein Liebespaar. Kurz vor dem Realschulabschluss lernte deine Mutter schließlich deinen Vater Bryan kennen und zwischen ihnen funkte es sofort. Auch wenn es mich etwas traurig gestimmt hat, dass deine Mutter mit Bryan glücklicher gewesen ist als mit mir, hab ich mich für deine Mutter und Bryan vom tiefsten Herzen gefreut.<<
Ein knappes Lächeln zupfte an meinen Lippen, während Cornelius mir sein Herz öffnete. >>Du musst für meine Mutter ein wirklich guter Freund gewesen sein.<<
Cornelius nickte, sah dabei jedoch auch traurig aus. >>Als deine Eltern vor einiger Zeit zu Besuch hierher gefahren sind, haben sie mich jedoch nicht erkannt.<<
>>Was? Warum das denn?<<
>>Im Gegensatz zu deinem Onkel haben deine Mutter und ich den Kontakt zueinander nicht gehalten. Es gab …<< Cornelius zögerte plötzlich und blickte kurz zur Seite. >> … einen Tag, der alles verändert hat.<<
Die Frage, was er damit meinte, brannte mir wie Feuer auf der Zunge aber ich zögerte, sie ihm zu stellen. Vielleicht war es etwas Privates, worüber er nicht reden wollte. Doch dann gewann die Neugier meine Oberhand, ich riss mich zusammen und sagte: >>Was ist an diesem Tag passiert, Cornelius?<<
Angst flackerte in den Augen meines Lehrers auf, was mir einen Stich ins Herz versetzte. >>Das kann ich dir nicht sagen.<<, flüsterte er mit gebrochener Stimme, ohne mir in die Augen zu sehen.
>>Warum?<<, hakte ich mit zitternden Fingerspitzen fort.
Cornelius Augen flimmerten abermals auf und ich hätte schwören können, dass es Tränen waren, die in seinen Augen schimmerten. >>Es war ein Schicksalsschlag, der deine Eltern und mich vor über sechzehn Jahren auseinandergerissen hat, mein Mäuschen.<<
Ich wollte etwas sagen, tat es jedoch nicht, als mir bewusst wurde, wie sehr Cornelius mit den Tränen zu kämpfen hatte. Er legte seine Hand an die Stirn und fuhr sich damit durchs Haar, sodass seine kastanienbraunen Locken plattgedrückt wurden.
>>Darf ich dich noch etwas fragen?<<, flüsterte ich schließlich.
Er nickte.
>>Du hast mir erzählt, dass Callum dein bester Freund gewesen ist, schon seit der Grundschule. Wie habt ihr beide euch kennengelernt, wenn Callum doch einige Jahre älter war als du?<<
>>Die Familie Weiß und Roberts verbindet bereits seit Jahren eine tiefe Verbundenheit. Unsere Familien kennen sich länger als du denkst, Clara.<<
Mein Herz stockte.
Cornelius fuhr fort. >>Als deine Mutter und ich in die Grundschule kamen, hat Callum zu dieser Zeit ein schulpflichtiges Praktikum in der Grundschule gemacht.<<
Ich atmete zitternd die Luft ein. >>Verstehe.<<
Cornelius Blick aus seinen waldgrünen Augen wanderten für ein paar Sekunden über mein Gesicht und meine Augen, ehe er sagte: >>Es ist schon sehr spät. Du solltest schlafen gehen, mein Mäuschen. Brauchst du noch irgendetwas?<<
>>Ich denke, ich hab alles.<< Ich lächelte Cornelius an und wir beide standen gleichzeitig auf.
Ich wollte mich schon mit einem schnellen Gute Nacht verabschieden, als Cornelius mich am Ende der Couch mit ausgebreiteten Armen abfing und mich an seinen Brustkorb zog.
Ich erwiderte die liebevolle Umarmung ohne zu zögern und lehnte mein Gesicht an seine Schulter.
>>Es tut mir leid, dass ich es dir nicht schon früher gesagt habe. Ich wusste einfach nur nicht, wie ich es dir sagen sollte.<<
>>Schon gut.<< Ich hob den Kopf und lächelte ihn so warmherzig an, wie ich konnte. Daraufhin drückte mich Cornelius nur noch enger an sich. Und ich drückte ihn so stark, wie ich konnte, zurück.
Cornelius neigte in meinem Nacken den Kopf. >>Es ist noch nicht an der Zeit, dir die ganze Geschichte zu erklären, Clara. Wir haben zwar nicht ewig Zeit, das zu besprechen aber eines Tages wirst du es erfahren und alles verstehen.<<
***
Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so gut in einer Nacht durchgeschlafen hatte.
Nach einer ausgiebigen Katzenwäsche betrat ich in Reitklamotten das Esszimmer und blickte um mich. Es sah so aus, als wäre außer ich niemand im Penthouse. Ich blickte zur Uhr. Kurz vor sieben. Anscheinend war Cornelius bereits an die Arbeit gegangen.
Während ich mit einem Gähnen an der Küchenarbeitsplatte vorbeiging, entdeckte ich einen weißen Zettel, auf dem etwas stand. Ich blieb sofort stehen und nahm ihn in die Hand, um zu lesen.
Guten Morgen, Mäuschen,
hoffe, du hast gut geschlafen. Neben dem Herd steht ein abgedeckter Teller mit Pancakes für dich. Müssten noch warm sein. Apfelmus findest du im Schrank über der Spüle.
C.W.
PS: Da heute der letzte Tag vor dem Turnier ist, findet heute keine Springstunde statt. Toby und ich haben uns allerdings etwas anderes überlegt, ihr erfahrt es nachher über unsere WhatsApp Gruppe.
Ich lächelte, während ich die Nachricht ein zweites Mal durchlas und legte den Zettel anschließend zur Seite legte. Du bist ein Engel, Cornelius.
***
Als ich gerade den letzten Pancake mit Apfelmus bestrich, brummte mein Smartphone neben mir auf dem Tisch und leuchtete auf.
Eine neue Nachricht von Cornelius.
Ich ließ den Pancake Pancake sein und öffnete den Chat und ließ meinen Blick über das Display schweifen.
Hallo Mäuschen,
würdest du mir bitte in ein paar Minuten die Tür zum Penthouse öffnen? Mein Sohn hat momentan den Schlüssel.Ich schrieb schnell Natürlich zurück und legte das Smartphone wieder zur Seite, um die letzten Bissen der überaus köstlichen Pancakes zu genießen. Doch nur wenige Sekunden später hörte ich, wie jemand an der Eingangstür klopfte.
Das muss Cornelius sein.
Ich sprang vom Hocker runter, rieb mir schnell die Finger an der Serviette ab und eilte zur Tür.
Doch kaum hatte ich sie geöffnet, bekam ich den Schrecken meines Lebens.
Vor mir stand nicht Cornelius.
Nicht Leon.
Auch nicht jemand aus meiner Klasse.
Nein.
Es war Cornelius’ Frau.
Mrs Weiß.
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L & C Just one promise (?)
RomanceDie L & C - Reihe geht weiter ... Dies ist der zweite Band. Wenn ihr den ersten Band noch nicht gelesen habt, empfehle ich euch, diesen zuerst zu lesen! Spoileralarm! Clara ist am Boden zerstört. Sie weiß einfach nicht mehr weiter. Wie soll es nun w...