Kapitel 11

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>>Was hältst du davon, wenn wir einen Ausritt zum Strand machen, Mäuschen?<<

Ich hatte Phönix gerade die Bandagen angelegt und erhob mich, um Cornelius in die Augen blicken zu können. >>Zum Strand? Ich dachte, wir reiten wieder in die Wälder?<<

Cornelius lächelte. >>Ich dachte mir, eine Abwechslung würde uns allen doch ganz guttun. Außerdem kennt Phönix das Meer noch gar nicht.<<

>>Echt nicht?<< Ich runzelte die Stirn, sah den rotbraunen Wallach an, und blinzelte überrascht.

>>Nein, tatsächlich noch nicht.<<

Ich griff nach Phönix' Zügel, als mir etwas einfiel. Allein bei dem Gedanken daran, weiteten sich meine Augen.

Was ist, wenn wir Leon am Strand begegnen?

Das wäre gar nicht so unwahrscheinlich. Leon und ich liebten es, am Strand auszureiten, eine große Gemeinsamkeit, die wir bis vor kurzem noch geteilt hatten.

Ich schluckte, schüttelte kurz den Kopf und verdrängte die Erinnerung gewaltsam aus meinem Kopf. Ich sollte nicht zu lange darüber nachdenken.

Cornelius sah mich mit einer Mischung aus Sorge und Verwirrung in den Augen an, als könne er mir die Unsicherheit von den Augen ablesen.

Ich schenkte ihm schnell ein vorsichtiges Lächeln, welches er sofort erwiderte. Er griff nach den Zügeln seines dunklen Wallachs Sabaton und führte ihn durch die Stallgasse raus auf den Hof.

Ich zögerte nicht länger und tat es ihm gleich. Kurz vor dem Torbogen stiegen wir auf und kontrollierten nochmal die Länge unserer Steigbügel.

Während ich die Bügellänge um ein Loch verkürzte, zuckte mein Blick für den Bruchteil einer Sekunde zu Phönix' dunkelroten Ohren, die gespitzt nach vorne zeigten.

Bis ich fertig war, hatte sich Phönix um keinen Zentimeter von der Stelle bewegt. Das war bis vor kurzem noch nicht der Fall gewesen.

Ich lächelte, beugte mich ein wenig vor und klopfte ihm den rotbraunen Hals, strich ihm über die rötliche Mähne. >>Guter Junge<<, flüsterte ich so leise, dass ich es selber kaum verstand, doch Phönix musste es trotzdem gehört haben, denn er ließ seine Ohren in meine Richtung zucken und drehte leicht den Kopf.

>>Bist du soweit?<<

Ich drehte den Kopf und sah Cornelius lächelnd an. Dann nickte ich. Mit einem Zwinkern in meine Richtung ritt Cornelius an mir vorbei und unter dem Torbogen hindurch, ich tat es ihm mit zwei Pferdelängen Abstand gleich.

>>Hey, wohin geht ihr?<<, ertönte eine fröhliche Stimme hinter uns, kaum dass die Hofausfahrt in Sichtweite war.

Ich zügelte Phönix, drehte mich um, dabei stützte ich die linke Hand auf Phönix' Kruppe und suchte mit den Augen nach der Person Ausschau, dessen Stimme ich vernommen hatte.

Ich erblickte Daniel, der mir mit großen blauen Augen hinterher starrte, mit seinem dunklen Oldenburger Wallach namens Vincent an den Zügeln. Die rabenschwarze Mähne und der Schweif seines Tieres war noch nass, vermutlich hatte Daniel ihn gerade eben auf dem Waschplatz etwas abgekühlt.

>>Wir machen einen Ausritt!<<, rief ich, Phönix schien kein großer Fan von meiner lauten Stimme zu sein, denn er tat zwei Schritte vorwärts und ich wandte mich schnell wieder nach vorne, um die Zügel aufzunehmen.

>>Na gut, dann telefoniere ich alleine mit Ashley. Bis später, Clara!<<

Ich winkte ihm, ohne hinzusehen und trieb Phönix aus der Hofeinfahrt hinaus. Erst nach einigen Sekunden ließ ich mir Daniels Worte nochmal durch den Kopf gehen.

L & C Just one promise (?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt