Kein Wort der Welt konnte beschreiben, wie ich mich in in diesem Moment fühlte, als mir Leon den Rücken zudrehte und den Stall verließ. Noch vor wenigen Sekunden hatte in mir die Hoffnung geschlummert, dass wir nun, wo Leons Erinnerungen zurückgekommen waren, einen Neuanfang starten konnten.
So schnell täuscht man sich.
Ich schloss die Augen und senkte den Kopf. Wie sollte ich denn nun -
Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter. Doch ich zeigte keine Regung. Bis ich eine Stimme dicht neben mir vernahm. >>Clara?<<
Ich hob langsam den Blick und sah einem Mann mit dunkelbraunen Haaren in seine grünen Augen. Es war der Mann, dem ich bisher nur wenige Male auf dem Gestüt begegnet war. Und bis heute fragte ich mich, ob es sich bei seinem Rufnamen um seinen vollständigen Namen oder nur um einen Spitznahmen handelte. Wohl eher Letzteres.
Luci.
Er lächelte mich vorsichtig an. >>Ist alles okay?<<
Ich blickte ihn nur müde an. Als ich für die nächsten zehn Sekunden keine Regung zeigte, nickte Luci verständnisvoll und musterte mich kaum merklich, ehe er sagte: >>Kann ich was für dich tun?<< Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Ich sah kurz zur Seite. Dann schüttelte ich den Kopf. >>Nein, ich denke, ich sollte jetzt -<< Das Geräusch von schnellen Schritten hinter Luci unterbrach mich.
Ich beugte mich etwas zur Seite, um zu sehen, ob es vielleicht doch Leon war, der in unsere Richtung gelaufen kam. Doch es war nicht Leon und mein Herz rutschte mir endgültig voller Schmerz bis hinab in die Fußspitzen.
Denn es war nicht einfach nur so, dass es sich bei der Person nicht um Leon handelte.
Es war eine andere Version von ihm.
Cornelius.
Der Blick aus seinen sorgenvoll blitzenden Augen war fest auf meine Augen gerichtet. >>Clara. Mäuschen.<< Er schob sich an Luci vorbei und ehe ich etwas sagen konnte, hatte er mich in eine feste Umarmung geschlossen.
Ich wusste nicht, ob ich darüber einfach nur froh sein oder weinen sollte. Cornelius' Umarmungen waren vergleichbar mit Baldrian. Sobald Baldrian in mein Umfeld gelangte, entspannte sich mein Körper von ganz alleine und das Zittern in meinem Inneren ließ nach. Dämme, denen man standgehalten hatte, brachen und führten dazu, dass man sich dadurch noch schwächer fühlte, als man sich eh schon fühlte.
Doch dieses Mal war es etwas anderes.
Trotz der immensen Schmerzen in meinem Herzen kamen keine Tränen. Ich lehne meine Stirn an Cornelius' Schulter und hatte nichts besseres zu tun, als ins Leere zu starren, während mein Lehrer mir tröstend über den Rücken fuhr. >>Ich hab es gerade eben erfahren. Es tut mir so leid, dass -<<
>>Nein, sag nichts.<<, hörte ich mich plötzlich sprechen und ich konnte spüren, wie Cornelius' Atem in meinem Nacken zu stocken begann. >>Ich hätte es wissen müssen.<<, fuhr ich mit zitternder Stimme fort. >>Ich hätte wissen müssen, dass ein Neustart auf diese Art und Weise nicht möglich sein wird.<<
>>Sag so etwas nicht, Clara.<<
>>Es ist aber die Wahrheit und das wissen wir beide.<< Ich blickte ihm in die Augen und er erwiderte meinen Blick voller Schmerz. Der Anblick seines verzweifelten Gesichtsausdrucks brach mir fast das Herz.
In seinen waldgrünen Augen fehlte das leuchtende Strahlen, das Cornelius unverwechselbar machte. Ein kaum sichtbarer Grauschleier durchzog seine Augen und ließ seine Augenfarbe lebloser erscheinen. Als würde der dunkle Kiefernwald, der in seinen Augen lebte, seit Monaten von Trockenheit geplagt werden, sodass die Kiefernnadeln abfielen und nur ausgetrocknetes Holz hinterließen, dem kein Glanz mehr zuzuschreiben war.
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L & C Just one promise (?)
RomanceDie L & C - Reihe geht weiter ... Dies ist der zweite Band. Wenn ihr den ersten Band noch nicht gelesen habt, empfehle ich euch, diesen zuerst zu lesen! Spoileralarm! Clara ist am Boden zerstört. Sie weiß einfach nicht mehr weiter. Wie soll es nun w...