Kapitel 13

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Ich drehte die warme Tasse in meinen Händen und schielte immer wieder zur Eingangstür hinüber.

Tobias und ich saßen in der Eingangshalle auf den gemütlichen, weinroten Polstersesseln und versuchten uns mit der heißen Schokolade, die die Köche für uns alle selbstgemacht zubereitet hatten, abzulenken. Die Waffeln, die wir bis gerade eben noch gegessen hatten, lagen mir schwer im Magen.

Mit jeder Minute, die verstrich und mit jeder Sekunde, die von der Stille zwischen Tobias und mir gekennzeichnet wurde, wurde ich unruhiger.

Ich wusste nicht, wie lange wir so dasaßen. Es musste inzwischen weit nach Mitternacht sein.

Plötzlich spürte ich Tobias' Blick auf mir ruhen, der sich wie Feuer in meine Haut brannte und ich blickte von der braunen Flüssigkeit in meiner Tasse hoch in seine grün-blaue Augen.

Als das Telefon an der Empfangstheke plötzlich zu klingeln begann, zuckten wir beide zusammen. Vor Schreck hatte ich fast meine Tasse fallen lassen.

Ich sah zu, wie ein älterer Empfangsmitarbeiter zum Telefon eilte und abnahm. >>Hallo?<< Eine Sekunde später weiteten sich seine Augen. >>Cornelius! Wie sieht's aus? Geht es ihm … – Oh! … Okay … ja, klar. Nein, bei uns ist alles in Ordnung. Tobias ist auch hier, ja. Alles klar. Nein, das ist okay, bleib ruhig … bis dann.<< Er legte auf.

Ich stand langsam auf, Tobias tat es mir gleich und wir sahen hoffnungsvoll den Mann an, der den Anruf entgegen genommen hatte. >>Und?<<, flüsterte ich so leise, dass ich es selber kaum hörte.

Der Mann atmete tief durch, ehe er antwortete. Es schien, als würde es ihm Überwindung kosten, uns zu antworten.

Keuchend stützte er seine Hand gegen die Hüfte. >>Es geht Leon gut.<<

Ich schnappte nach Luft, in der nächsten Sekunde hätte ich glatt losheulen können. Zitternd umklammerte ich meine Tasse fester. >>Gott sei Dank<<, flüsterte ich, während mir die Tränen der Erleichterung langsam in die Augen stiegen und mein Blickfeld verschwamm.

>>Es ist nichts Lebensbedrohliches. Leon hat ein eine Gehirnerschütterung, eine verschobene gebrochene Rippe und zusammen mit ein paar Prellungen noch einen verstauchten Knöchel davongetragen aber die Ärzte sind optimistisch. Er braucht nun sehr viel Ruhe und wird wohl die nächste Woche noch im Krankenhaus verbringen müssen. Der komplizierte Rippenbruch hat ihm jetzt erst mal eine zweistündige Operation gekostet.<<

Ich biss mir auf die Unterlippe. Eine komplizierte Rippenfraktur also.

Mein Dad hatte mir von einigen seiner Patienten erzählt, die so einen Bruch davongetragen haben und eine Operation durchgeführt wurden musste. Die meisten Patienten durften das Krankenhaus nach drei Tagen bereits wieder verlassen und hatten nur auf beschränkte Zeit Schmerzen.

Hoffen wir, dass es bei Leon so ungefähr der Fall sein wird.

Ich stieß einen leisen Seufzer aus, erleichtert darüber, dass es Leon gut ging und er nicht in Lebensgefahr schwebte.

Die anderen redeten noch miteinander über das Geschehen, auch Tobias beteiligte sich an das Gespräch aber ich hörte schon gar nicht mehr zu.

Langsam ließ ich mich zurück auf den Sessel sinken und nahm immer noch zitternd mein Smartphone zur Hand. Wie in Trance wählte ich eine Nummer und hielt mir das Display ans Ohr.

Nach dem ersten Klingeln hob er ab. >>Clara? Clara, wo bist du?<<

Ich atmete tief, ein, wieder aus. >>Im Hotel<<, flüsterte ich, schluckte und schloss die Augen. >>Luca, kannst du … kannst du kommen?<<

L & C Just one promise (?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt