Ich kehrte nicht zum Gestüt zurück. Nein, ich ritt zurück zum Strand und setzte mich dort in den körnigen Sand. Der Strand hatte in den letzten Monaten eine ganz andere Bedeutung angenommen.
An diesem Strand war ich Leon das erste Mal begegnet.
Die Tränen flossen wieder.
Diesmal qualvoller als je zuvor.
Marcur stand wenige Meter von mir entfernt und schnupperte am Dünengras.
Ich schluchzte auf und vergrub das Gesicht in die Hände.
Deine Angst sollte dich nicht daran hindern, das zu genießen, was du gerade hast. Luca schlich sich in keine Kopf, mit seinen warmen karamellfarbenen Augen. Nur zu diesem einzigen Zeitpunkt wünschte ich mir nichts sehnlicher, als Luca aus meinem Kopf verbannen zu können.
Doch es gelang mir nicht.
***
Erst gegen Mittag machte ich mich auf den Weg zurück zum Gestüt. Mit gesenktem Kopf führte ich Marcur in den Stall.
>>Clara?<<
Ich blickte müde hoch und sah in zwei kluge hellblaue Augen.
>>Wo warst du denn? Du bist gestern wie vom Erdboden verschluckt!<<
Daniel stand direkt vor mir, er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich besorgt von oben bis unten.
>>Nicht so wichtig.<<, flüsterte ich mit gebrochener Stimme und ließ meinen verblüfften Freund stehen, um Marcur in seine Box zu bringen.
Dort angekommen, nahm ich ihm Trense und Sattel ab, ehe ich – nur halbherzig wie sonst – mit dem Putzen begann.
Ich kratzte gerade Marcurs Hufe aus, als ich aus dem Augenwinkeln wahrnahm, dass jemand Marcurs Box betrat. Ein paar seiner karamellfarbenen Locken fielen ihm über die Stirn.
>>Was gibt's Luca?<<, hörte ich mich knurren. Tränen stiegen mir in die Augen, ich schloss sie, damit er sie nicht sah.
Ich sah, wie Luca einen Schritt nach vorne machte. Ich zwang mich dazu, mich keinen Zentimeter von hier wegzubewegen.
>>Clara, ich weiß nicht, ob ich dir … wehgetan habe. Du weißt schon. Gestern. Wegen … dem Kuss.<<
Ich wirbelte herum, kaum dass er das letzte Wort ausgesprochen hatte. Vor meinem inneren Auge tauchten Leons grüne Augen auf, wie sie von einem trüben Trauerschleier umgeben waren, gleichzeitig waren seine Augen so hart gewesen wie zwei Smaragde. Nicht mehr so wunderbar waldgrün.
Den Leon, den ich kannte, gab es nicht mehr.
Luca hob eine Augenbraue, legte den Klopf leicht schief.
>>Lass es einfach gut sein, Luca.<<, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und drehte mich wieder zu Marcur um. >>Lass mich einfach allein.<<
>>Ist es wegen ihm? Diesem Leon?<<
Ich ballte die Hände zu Fäusten, die ich sanft an Marcurs Hals gelegt hatte.
>>Das geht dich gar nichts an.<< Meine Sicht verschwamm, ich kniff wütend die Augen zusammen.
Das darauffolgende leise Schließen einer Tür ließ darauf hindeuten, dass Luca Marcurs Box verlassen hatte. Endlich.
Ich blieb noch für eine halbe Stunde im Stall, dann verließ ich Marcurs Box und eilte über das Gestüt.
Doch ich blieb wie erstarrt mitten auf dem Hof stehen.
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L & C Just one promise (?)
RomansaDie L & C - Reihe geht weiter ... Dies ist der zweite Band. Wenn ihr den ersten Band noch nicht gelesen habt, empfehle ich euch, diesen zuerst zu lesen! Spoileralarm! Clara ist am Boden zerstört. Sie weiß einfach nicht mehr weiter. Wie soll es nun w...