Kapitel 7

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Ich wollte gerade in den Stall gehen, um Phönix für sein tägliches Training vorzubereiten, als ich Stimmen vernahm und mit angehaltenem Atem stehen blieb, um zu lauschen.

>>Luca<<, hörte ich Leon sagen, mit bemüht ruhigem Tonfall. >>Ich will keinen Streit mit dir anfangen. Sie hat sich für dich entschieden, was willst du also noch?<<

Was? Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. Wer hat gesagt, dass ich mich für Luca entschieden habe?

>>Das, was ich will<<, hörte ich Luca knurren. >>ist, dass du dich von ihr fernhältst! Denkst du, ich merk nicht, wie du sie anstarrst, sobald sie auch nur in deine Nähe kommt?!<< Seine Stimme war mit jeder Silbe lauter geworden, ich schloss kurz die Augen.

>>Nur weil du jetzt mit Clara zusammen bist ...<<

Zusammen? Wir sind nicht zusammen! Oder? >> … heißt das noch lange nicht, dass ich mich nicht um sie kümmern darf. Soweit ich das nämlich verstehe, redest du jetzt unter anderem von ihrem Unfall.<<, schloss Leon den Satz. Seine Stimme war angespannt, aber nicht wütend.

Ich hörte Luca etwas sehr leises murmeln. >>Du versuchst, sie für dich zurück zu gewinnen.<<, meinte ich ihn sagen zu hören.

Ich hörte Leon tief Luft holen. >>Da liegst du falsch.<<, flüsterte er. Doch ich hörte die Brüche aus seiner Stimme heraus und sah vor meinem inneren Auge wieder seinen Blick, als ich ihn nach dem ( unbeabsichtigten! ) Kuss mit Luca im Stall hatte stehen sehen.

>>Wie wäre es damit ...<<, führte Luca mit harter Stimme fort, ich umklammerte die Trense in meinen Händen so fest, dass meine Knöchel zum Vorschein kamen.

>>Wir klären es ein für alle mal. Und der Verlierer lässt Clara dann in Ruhe.<<

>>Von mir aus.<<, knurrte Leon zurück, bei seinem Tonfall zuckte ich zusammen.

>>Ein Geländeparcour sollte doch genügen.<<

Ich schrak zusammen – und ließ die Trense fallen, die mit einem leisen Klimpern auf den Boden fiel.

Luca und Leon schienen es zum Glück nicht gehört zu haben, denn einer von ihnen sagte etwas, was ich nicht verstand.

Das kann doch nicht ihr Ernst sein!, schoss es mir durch den Kopf.

>>Ich bin der erfahrene Springreiter und das weißt du auch.<<, flüsterte Leon genau in diesem Moment.

Ich konnte förmlich hören, wie Luca die Hände zu Fäusten ballte. >>Es ist mir scheißegal, unerfahrener zu sein!<<, bellte er.

Ich zitterte. Schnell zwang ich meinem Körper dazu, sich zu beruhigen. Es war nicht ihr Ernst. Das konnten sie unmöglich machen. Niemals.

Mit diesen Gedanken straffte ich meine Haltung und drückte mich gegen die Wand, während Luca und Leon mit lodernden Blicken den Stall verließen.

***

Es war später Nachmittag und meine Vermutung ließ sich glücklicherweise bestätigt zu haben. Ich war die ganze Zeit über seit dem Gespräch im Stall gewesen und hatte mich in Marcurs Box versteckt. Kein Hufgetrappel hatte ich wahrgenommen, kein Marlow, kein Luke wurde aus dem Stall geführt.

Ich atmete bei dem Gedanken auf, beugte mich vor und klopfte Phönix lobend den Hals. Heute machte er sich prächtig.

Cornelius und ich ritten nebeneinander einen Waldweg entlang. Mit diesen kleinen Ausritten wollten wir es Phönix ermöglichen, sich an bestimmte Geräusche zu gewöhnen und nicht gleich aufzuschrecken, wenn uns mal ein Eichhörnchen über den Weg flitzte.

L & C Just one promise (?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt