Kapitel 23

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Meine Schläfen pochten, als wäre darin ein Specht gefangen. Ich fühlte mich, als hätte mich jemand aus einem Dornröschenschlaf geweckt. Ich kniff die Augen zusammen, kaum dass ich richtig wach war und stieß einen tiefen Atemzug aus.

Viel zu grelles Licht blendete mich durch meine geschlossenen Augenlider hindurch und ich legte den Unterarm über meine Augen, um sie abzuschirmen.

Verdammt, tat mir der Kopf weh.

Und dann hörte ich Stimmen. Sie erklangen wie durch einen Wasserfall zu mir hindurch mit jeder Sekunde wurden sie klarer, als würde man ein Radio immer lauter stellen. Ich versuchte, meine Augenlider zu heben, doch sie fühlten sich dazu viel zu schwer an.

>>Fieber hat sie schon mal nicht.<<, hörte ich eine mir nur allzu bekannte Stimme sprechen. >>Vermutlich einfach nur ein kleiner Kreislaufkollaps.<<

Endlich schaffte ich es, die Augenlider zu heben und blickte um mich. Das Zimmer, in dem ich lag, kam mir vage bekannt vor. Mein Blick wanderte über den gesamten Raum, bis mein Blick an zwei jungen Männern hängenblieb, die mich in derselben Sekunde ebenfalls ansahen.

>>Mäuschen, du bist wieder wach.<< Cornelius kam als Erster auf mich zu. Ich richtete mich langsam auf und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Lehne der grauen Ledercouch, auf der ich lag. In dem Moment, als sich mein Lehrer neben mich setzte, fiel mir auch ein, wo ich war.

Ich befand mich im Penthouse der Familie Weiß. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf Cornelius, der mich mit einer Spur von Sorge in seinen leuchtend waldgrünen Augen von oben bis unten betrachtete.

>>Wie geht es dir?<<

Der Schwindel hatte sich ein wenig gelichtet aber die Kopfschmerzen waren nach wie vor da. Ich gab das nur ungern zu und zuckte deshalb nur mit den Schultern. >>Es geht.<< Ich sah Cornelius nicht in die Augen, als ich sprach.

Ich meine, konnte es etwas Unangenehmeres geben, als vor den Augen eines Lehrers bewusstlos zu werden? Wohl kaum. Die Vorstellung, dass mich ausgerechnet Cornelius nach oben ins Penthouse getragen und uns vermutlich das halbe Hotel mit seinen Besuchern gesehen hatte, war mehr als nur unangenehm.

>>Was war denn eigentlich los, Clara?<< Mein Cousin Elias, der sich bis vor wenigen Sekunden noch mit Cornelius unterhalten hatte, kam zu mir und blickte mich nachdenklich an.

Ich rieb mir die Stirn. >>Ich bin nicht sicher. Ich glaube, ich hab einfach zu lange nichts mehr gegessen.<<

Elias hob eine Augenbraue und sah mich vorwurfsvoll an. >>Clara, ich hab dir vorhin während unserem Ausritt nicht umsonst gesagt, dass du vor deinem Unterricht noch etwas essen sollst!<<

Auch Cornelius musterte mich. >>Du hast aber hoffentlich wenigstens gefrühstückt, oder?<<

Ich schüttelte den Kopf. >>Nein. Heute morgen war ich doch auf der Suche nach Luca, weil ich mich gewundert hatte, warum er frühstücken geht, ohne mich zu wecken, doch es hat sich herausgestellt, dass er einen Freund besuchen gewesen ist und gar nicht zum Frühstück gegangen ist. Während meiner Suche nach ihm am Strand bin ich auf Irina gestoßen, die mich -<<

>>Warte -<< Cornelius hob eine Hand. >>Du bist Irina begegnet?<< Auf seiner Stirn zogen sich Falten, die überhaupt nicht zu seinem jungen Aussehen passten.

Ich nickte. >>Ja.<<, flüsterte ich. >>Sie hat mich für Leons Unfall verantwortlich gemacht und -<< Ich hielt inne, als Cornelius mir eine Hand auf die Schulter legte. >>Du weißt aber, dass das nicht stimmt, oder?<<

L & C Just one promise (?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt