Kapitel 21

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Ich sah zu, wie Elias Merlin aus seiner Box holte und ihn nach einer kurzen Pflege zu satteln begann. Der dunkelbraune, fast schon schwarze Oldenburger Wallach spitzte die Ohren in Elias´ Richtung, als dieser den Sattelgurt befestigte.

Marcur stand bereits fertig gesattelt auf der Stallgasse und wartete ungeduldig, darauf, nach draußen geführt zu werden. Der schwarz-weiße Hengst scharrte mit den Hufen und stupste mich mit seiner Nase alle paar Sekunden an der Schulter an. Dann musste ich mich jedes Mal aufs Neue mit einem leisen Schmunzeln zu ihm umdrehen und seine Stirn kraulen.

Mein Blick zuckte kurz zu Merlins Box, an der das Schild mit den Informationen über das Pferd stand. Es war aus Metall verarbeitet und bereits ein wenig eingerostet, weswegen ich den genauen Namen des Besitzers des Pferdes nicht genau entziffern konnte.

Es waren nur die ersten drei Buchstaben des Vornamens lesbar. Luc, las ich. Ich starrte so lange auf die Buchstaben, bis sie vor meinen Augen zu verschwommen begannen und blinzelte nachdenklich.

Wahrscheinlich war Merlin Luci´s Pferd. Ich wusste immer noch nicht, ob Luci der vollständige Name des Angestellten oder nur sein Spitzname war. Aber irgendwann werde ich es herausfinden.

>>Worüber denkst du nach, Clara?<<

Ich riss den Kopf zurück in Elias´ Richtung. Er hielt Merlin an den Zügeln und lächelte mich an. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er seinen Wallach bereits fertig aufgesattelt hatte.

In der ersten Sekunde zog ich es in Erwägung, nach dem Namen der Person zu fragen, der Merlin gehörte, doch ich verwarf den Gedanken genauso schnell wieder, wie er gekommen war.

Es ging mich schließlich nichts an.

Also machte ich eine wegwerfende Handbewegung und lächelte zurück. >>Nicht so wichtig.<<

Elias blinzelte mich sanft an, dann zuckte er eine Schulter. >>Na gut. Dann lass uns mal losgehen.<<

Ich schob mich an Merlin vorbei, um Marcurs Zügel aufzunehmen. Wir verließen den Stall, traten durch den Torbogen hindurch und machten kurz vor der Ausfahrt halt, wo wir noch die richtige Steigbügellänge einstellten.

Als wir uns in die Sättel schwangen und vom Gestüt ritten, betrachtete ich meinen Cousin abermals. Es machte den Anschein, als würde er definitiv nicht erst seit ein paar Wochen reiten.

>>Elias?<<

>>Ja, Kleine?<<

Ich lächelte ihn knapp an. >>Wie lange reitest du eigentlich schon?<<

>>Schon lange. Mein Vater hat vieles von dem Gestüt hier in Cornwall erzählt. So kam es dann dazu, dass ich mich von ihm dazu überredet lassen hab, die Semesterferien hier zu verbringen. Und seit ich hergezogen bin, halte ich mich in jeder freien Minute auf dem Gestüt auf.<< In Elias' Augen, die er von Callum geerbt hat, funkelte das blaue Meer. >>Ich bereue keine einzige Sekunde, die ich hier verbringe.<<

Ich blickte nachdenklich zur Seite und entdeckte den Feldweg, der sich neben der Hauptstraße erstreckte. Mit einem knappen Kopfnicken entschieden wir uns, den Weg in Richtung Meer zu folgen. Wir warfen einen Blick über die Schulter zurück, um uns zu vergewissern, dass kein Auto die Hauptstraße entlang fuhr, ehe wir unsere Pferde zur anderen Seite auf den Feldweg lenkten.

>>Das heißt dann also ...<< Ich schluckte. >> … dass Callum auch hier war?<<

Elias nickte sofort ohne zu zögern. >>Ja. Jeden Monat hat er mindestens ein Wochenende hier verbracht. Ausnahmslos! Ich frage mich bis heute, was ihn so sehr hergezogen hat.<< Elias zögerte einen kurzen Moment lang. >>Ich kann mir gut vorstellen, dass ihn eine bedeutungsvolle Freundschaft nach Cornwall gezogen hat. Allerdings hat er mir nie von dieser Person erzählt.<< Er zuckte die Schultern.

L & C Just one promise (?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt