Kapitel 3

61 3 1
                                    

Sonnenstrahlen kitzelten mir auf der Nase, Vögel zwitscherten, als wäre das der schönste Tag ihres Lebens. Meiner war es nicht. Mein ganzer Körper tat weh und ich spürte, wie etwas an meiner Schläfe klebte – und da kroch mir auch schon der Geruch von flüssigem Metall und Salz in die Nase. Obwohl ich die Augen geschlossen hatte, wurde mir sogleich schwindlig und selbst die Innenseite meiner Augenlider schien sich zu drehen, zusammen mit einer Bowlingkugel in meinem Kopf.

Da hörte ich Stimmen.

>>Mann, war das ein Sturm gestern Abend.<<

>>Du sagst es.<<

>>Warte mal, Jake ...<<

Die verstummenden Stimmen kannte ich nicht, doch auf einmal spürte ich Hände. Wunderbar warme Hände. Und als sie verschwanden, hätte ich am liebsten protestiert, wenn ich dazu in der Lage gewesen wäre.

Alles in mir schmerzte. Mir war glühend heiß und eisig kalt zugleich.

>>Sie ist verletzt, Jake.<<

>>Das sehe ich selbst. Sie muss sich wohl gestern verirrt haben oder ...<<

>>Hallo? Hören Sie mich?<<

Ich konnte nicht antworten. Mir war so kalt, dass ich gar nichts spürte. Jedoch fand ich doch die Kraft, die Augen um einen Spalt zu öffnen und in den Jungen zu blicken, der neben mir kniete.

Zwei ozeanblaue Augen musterten mich besorgt. Der Junge war nicht viel älter als ich, ich konnte seine rabenschwarzen, kinnlangen Locken ausmachen aber viel mehr nicht. Die Augen fielen mir schon zwei Sekunden später wieder zu.

>>Gott sei Dank, sie lebt noch.<<

>>Na ja, ich finde, ihre Verletzungen sehen nicht gerade lebensbedrohlich aus, oder siehst du es –<<

>>Jetzt halt mal die Klappe.<<, fauchte die erste Stimme wieder, jemand hob mich auf, beinahe hätte ich aufgeschrien vor Schmerz. >>Nimm Roger an die Zügel.<<

>>Ach nee. Was mach ich hier seit zwei Minuten?<<

>>Sei still, Jake.<<

Mehr bekam ich nicht mit.

***

Als ich wach wurde, spürte ich eine warme Decke auf mir ruhen. Mein Schädel dröhnte, aber es war erträglich. Ich hörte leise Stimmen in der Nähe.

>>Du weißt schon, dass wir keine Ahnung haben, woher sie eigentlich kommt. Wenn ich wegen dir von Caledon Ärger bekomme, dann –<<

>>Dann wäre Caledon ein Vollidiot, wenn er uns dafür rauswerfen würde. Und ja, da hast du recht. Aber das spielt doch keine Rolle mehr. Sobald sie wach ist, fragen wir sie einfach, warum und woher –<<

>>Du wirst sie fragen, du dämlicher Lebensretter!<<

>>Halt die Klappe, Jan.<<

>>Halt du doch die Klappe.<<

Gott, konnten die mal aufhören? Ich wollte die Augen öffnen und nach ein paar Sekunden gelang es mir auch endlich. Ich fand mich in einem zeitlos eingerichteten Wohnzimmer wieder, drei Jungs standen sich in einen Kreis gegenüber, nur wenige Meter von der grauen Couch entfernt, vor der ich lag. Das Wohnzimmer war wirklich schön eingerichtet, alles stimmte mit den hellen Farben miteinander ein und bildete einen schönen Kontrast aus einer Mischung aus Alt und Neu. Selbst einen Kamin gab es am Ende des Raumes, der mir unter anderem herrliche Wärme schenkte.

Ich erkannte einen von den Jungs, der mit den schwarzen, kinnlangen Locken, der mich wohl hertragen hatte. Die Stimme des zweiten Jungen, die ich vor einigen Stunden, musste wohl einem von den anderen zwei gehören. Der eine besaß dunkelblonde Haare und grüne Augen, der andere jedoch war dunkel gebräunt, seine Augen und Haare waren so dunkelbraun, dass sie fast schwarz waren.

Der Junge mit den kinnlangen, schwarzen Haaren drehte sich als Erstes zu mir um. Seine ozeanblauen Augen blitzten kurz auf, als er erkannte, dass ich wach war. Er kam auf mich zu und kniete sich neben der Couch. >>Hi.<< sagte er nur.

Ich schluckte, mein Hals fühlte sich an, als hätte ich Kieselsteine verschluckt. >>Hi.<<, krächzte ich. Ich kannte diese Typen gar nicht, aber wenigstens schienen sie nett zu sein.

>>Geht es dir besser?<<

>>Na das hoffe ich doch für sie.<<, schnaubte der Junge von vorhin, es war der dunkel gebräunte, der mich anfunkelte. Okay, vielleicht sind nicht alle nett.

Der Junge neben mir warf ihm einen vernichtenden Blick zu, sah ich sah aber wieder fragend aus sanftem Blick an.

>>Es geht mir... gut. Danke.<<

>>Keine Ursache.<< Er richtete sich auf und verschränkte die Arme. >>Du warst ganz schön durchnässt, als Jake und ich dich aufgefunden haben.<< Er nickte mit dem Kopf zu dem Jungen mit den dunkelblonden Haaren und grünen Augen. Das musste also der Zweite von vorhin gewesen sein.

>>Ach und ich bin übrigens Louis.<<, stellte sich der gutaussehende Junge mit den ozeanblauen Augen vor, er lächelte.

>>Clara<<, flüsterte ich müde, ganz hypnotisiert von seinen blauen Augen.

>>Sag mal, woher kommst du?<<, fragte der Jungs namens Jake, der andere namens Jan funkelte mich immer noch an, wird aber von Louis' beinahe tödlichen Blick fast erstarrt.

Ich sank zurück ins Kissen. >>Von einem Gestüt in Cornwall. Sollte hier irgendwo sein.<<

Ein Hüsteln. >>Nun ja, du bist ganz offensichtlich in der Nähe davon.<<

>>Was?<< Ich hob schläfrig die Augenlider. Die Jungs suchten miteinander Blicke.

>>Also wenn du mir jetzt sagst, dass du vom Gestüt Weiß kommst, dann ...<<

>>Bin ich.<<, sagte ich schnell. >>Ist es weit weg?<< Hoffnungsvoll sah ich vom Einen zum anderen.

Jake seufzte. >>Mann, du hast ganz schön viel verpasst. Das Gestüt liegt gerade mal ein paar Kilometer Richtung Süden von hier. Also nein.<<

Ich atmete erleichtert auf. Sah mich dennoch um. >>Wo … bin ich denn?<<

Louis Blick ruhte immer noch auf mir, er legte leicht den Kopf schief. Ich erwiderte seinen Blick freundlich.

>>Schon mal etwas von der Akademie Lennox gehört?<<

L & C Just one promise (?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt