41 - 𝚊𝚋𝚜𝚌𝚑𝚒𝚎𝚍 𝚟𝚘𝚗 𝚍𝚎𝚗 𝚎𝚕𝚝𝚎𝚛𝚗

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Es ist still für eine kurze Zeit, ich schätze, meine Eltern trauen sich nicht richtig, nachzufragen. Ich atme tief durch und beiße mir unsicher auf die Unterlippe, bevor ich einen kurzen Blick mit Felix tausche und er mir daraufhin versichernd zunickt.

"Uhm... also, es ist eigentlich schon ein wenig her, seit... das passiert ist. Wir, also Mixed Service, haben uns als Gruppe gerade aufgelöst, es war eine schwierige Zeit. Ich hatte schon so ein paar Schwierigkeiten mit June, sie hat ein paar unpassende Dinge gesagt, und dann an einem Abend... sie hatte getrunken und sich anscheinend nicht mehr unter Kontrolle." beginne ich und schlucke, als ich spüre, wie mein Hals trocken wird.

Felix streicht mit einer Hand beruhigend über meinen Rücken, während ich meinen Eltern genauestens ansehen kann, wie sie mit jedem meiner Worte schockierter sind. Sie hatten wohl wirklich nicht erwartet, dass June zu so etwas fähig ist und dass sowas ausgerechnet mir zustoßen könnte.

"Hätte Felix sie nicht von mir weggezogen und gemeinsam mit Lynn aus der Wohnung gebracht, wäre... wahrscheinlich sonst was noch passiert, ich war in dem Moment völlig... überwältigt."

Ich spreche für den Moment auf Deutsch, um sicherzugehen, dass meine Eltern komplett folgen können. Damit kann Felix zwar nichts weiter verstehen, aber durch die Namen, die ich nenne, weiß er bestimmt, dass ich gerade von der Situation erzählt habe.

"Felix passt auf mich auf, er ist für mich da und hilft mir. Er hat mir damals geholfen und ist auch sichergegangen, dass ich wirklich klarkomme." sage ich zum Ende noch einmal, um zu versichern, dass ich mit der Sache nicht allein fertig werden musste.

Ich sehe, wie sowohl meine Mutter als auch mein Vater tief durchatmen und einen Blick tauschen. Diesen Blick kenne ich, ihnen gefällt überhaupt nicht, was sie gerade erfahren mussten.

"Emma Liebling, denkst du, dass es eine gute Idee ist, jetzt in der Zeit allein zu sein? So weit weg von zuhause?" fragt meine Mutter schließlich dann doch und ich hebe überrascht meine Augenbrauen.

"Wow wow wow, ich bin nicht allein! Ihr wisst, dass ich mit Lynn zusammen wohne und außerdem habe ich sowohl Felix, als auch den Rest von Stray Kids an meiner Seite! Glaubt mir, mir geht's gut und ich bin froh, dass ich meine Freunde da um mich haben kann. Und außerdem... mein Zuhause ist nicht mehr hier, ich lebe in Seoul, ich habe da meinen Job, meine Wohnung, meinen Freund... ich bin glücklich da drüben. Und ich bin weit weg von June, was mir noch einmal zusätzlich hilft."

Ich erkläre so ruhig ich kann, aber inzwischen konnte ich mich tatsächlich wieder genügend fangen, weshalb ich auch ein ehrliches Lächeln meinen Eltern gegenüber zeigen kann.

"Bitte, ich verstehe eure Sorge gut, aber ich möchte bei Felix bleiben, zurück nach Seoul gehen. Ich bin erwachsen und kann auf mich aufpassen, versprochen."

Meine Eltern mustern mich noch für einen langen Moment, Unentschlossenheit in ihren Augen. Es wird ruhig im Zimmer, selbst Felix wird wohl merken, dass meine Eltern mich nicht gehen lassen wollen. Ich schlucke hart, als die Stille sich allmählich zu lange hinzieht, bis meine Mom dann doch laut ausatmet und anfängt, zu nicken.

"Gut, du hast ja recht, Liebling. Wir wissen, dass du erwachsen bist und dir ein Leben da drüben in Südkorea aufgebaut hast. Und wir vertrauen dir und auch Felix, dass ihr auf euch aufpasst und klarkommt, wenn ihr uns das sagt."

Erleichterung durchflutet meinen Körper und ich atme laut aus, bevor ich aufstehe und erst meine Mutter, dann meinen Vater fest in den Arm nehme. Ein glückliches Lächeln ziert meine Lippen, bevor ich zurück zu Felix gehe und ihm hochhelfe, um dann einen Arm um ihn legen und mich sanft an ihn lehnen zu können.

Es herrschte eine komische, fast schon angespannte Stimmung bis zum Ende hin und so richtig konnten wir nicht mehr über die Ereignisse des Tages hinwegsehen, weshalb Felix und ich schließlich gegen frühen Abend beschlossen, wieder loszufahren.

"Passt bitte auf euch auf ihr zwei, okay? Es war toll, dich kennenzulernen Felix und wir wünschen euch noch viel Glück zusammen." meint meine Mutter zum Abschied und nimmt meinen Freund für einen Moment in den Arm, während mein Vater es bei einem simplen Händedrücken belässt. Ich bekomme noch eine feste, liebevolle Umarmung meiner Eltern, bevor wir das Haus verlassen und zum Wagen laufen, der bereits auf uns wartet.

Sobald wir drinsitzen und losgefahren sind, atmen sowohl Felix als auch ich laut aus und ich reibe mir über die Stirn, noch etwas irritiert von dem überraschenden und überrumpelnden Ablauf des heutigen Tages.

"Nun... also, deine Eltern sind auf jeden Fall nett!" versucht Felix schließlich, das Gespräch zu beginnen und er bringt mich so dazu, sanft zu lächeln und dem Jungen durch seine Haare zu streichen.

"Siehst du? Ich habe dir doch gesagt, dass alles gut werden wird. Meine Eltern können dich wirklich leiden, sonst hätten sie mich nicht wieder in deine alleinige Obhut gegeben. Da kannst du stolz drauf sein, Lix!" antworte ich und sehe, wie nun auch Felix lächeln muss.

"Sag mal, wissen deine Eltern eigentlich von dem ganzen Auf und Ab, das wir durchgemacht haben, bevor wir richtig zusammengekommen sind?" fragt der Junge dann und ich bin froh, dass er weder June noch die komische Stimmung am Ende weiter anspricht.

"Nicht so richtig, ich habe ihnen zwar grob gesagt, dass sich das zwischen uns ein wenig hin gezogen und länger gedauert hat, aber die ganzen Details habe ich bewusst ausgelassen." murmle ich und sehe, wie mein Freund leicht nickt.

"Ist bei meinen Eltern ähnlich, wobei sie bei mir einfach nur von mir erfahren haben, dass ich jetzt eine Freundin habe, das wars."

Ich lache leicht und drehe meinen Kopf nach hinten, um für einen Moment zu beobachten, wie wir uns immer weiter von meinem alten Zuhause, meiner Kindheit, entfernen. Ohne es wirklich zu bemerken, entwischt ein Seufzer meinen Lippen, den Felix allerdings genauestens mitbekommen zu scheint.

Den Rest der Fahrt bis zum Hotel in Hamburg zurück bleibt es weitestgehend still, und so richtig kann ich nicht einordnen, welche Art der Stille es ist. Es war weder unangenehm, noch schön in dem Auto zu sitzen, jeder hing irgendwie mehr seinen eigenen Gedanken nach.

Und auch, wenn ich es nicht gerne zugebe, irgendwie spukt Junes Aktion von heute noch immer in meinem Kopf herum.

stay forever || lee felix ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt