Einladung
„So, da wären wir." Julian hielt Fiona die schwere Tür zu den Räumlichkeiten auf, die sich vor ihr erstreckten. „Willkommen im Büro der Felix Manuel Lobrecht GmbH." scherzte er.
Sie ging einen Schritt vor. In der Mitte des Raumes stand ein großer, weißer Tisch. 12 Leute konnten an ihm Platz nehmen. Nebenan war eine kleine Küchennische aufgebaut, auf der ein großer Kaffeevollautomat platziert war. An den Wänden hingen Poster, die Felix abbildeten und T-Shirts mit den Aufdrucken „HYPE", „Kenn ick" und „AYCE".
Daneben ein großes, weißes Regal mit Büchern und, wie Fiona vermutete, Auszeichnungen und Preise, die Felix in seiner Karriere bereits überreicht wurden.„Setz dich ruhig. Felix sollte gleich da sein." bot ihr Julian den Platz direkt vor ihr an. „Möchtest du was trinken? Oder ist der Becher noch voll?"
„Oh ehm, ist noch voll. Danke." sprach Fiona lächelnd und stellte ihren To-Go Becher auf den Tisch. Ihre Mappe mit den Skizzen legte sie gleich daneben und setzte sich. Julian nickte, ging in die Küche und stellte eine der Tassen aus dem Hängeschrank über ihm unter die Kaffeemaschine.
„Ihr kennt euch also aus der Schule?" fragte Julian, als er sich auf den Stuhl gegenüber von ihr setzte.
„Ja, wir waren Sitznachbarn." erklärte Fiona.
„Ach was?" überrascht sah er sie an. „Die ganze Schulzeit über?"
„Eh, ja." antwortete sie und war ein wenig verwirrt über diese Frage.
„Hattest du einen Spitznamen? Irgendwas mit B, kann das sein?"
„Becks, ja."
„Becks! Genau! Ja, da klingelt was." grinste er und Fiona war nun noch verwirrter.
„Wieso fragst du?"
„Ach, nur so." winkte er ab. „Mir war nur so, als hätte ich da damals irgendwann mal was von einer Sitznachbarin mit dem Namen Becks gehört."
Fiona zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. Sollte er sie damals tatsächlich mal seinem Bruder gegenüber erwähnt haben? So viel hatten sie und Felix doch gar nicht miteinander zutun gehabt. So wie sie ihn kannte, hatte er ihm wahrscheinlich diese blöde Pferdegeschichte erzählt. Wundern würde es sie nicht.
„Du bist damals nicht auf unsere Schule gegangen, oder?" fragte sie ihn, um nicht zu anti zu wirken und auch mal das Gespräch zu suchen.
„Gott bewahre." kicherte er auf. „Nee, bin auf die Liebig gegangen."
„Achso." Fiona nickte. „War wohl auch besser so. Der Name Lobrecht hat bei den Lehrern auf unserer Schule kein gutes Ansehen genossen."
„Kann ich gar nicht verstehen." entgegnete Julian sarkastisch. „War schon nicht einfach der Junge."
„Warst du es denn? Also, einfach?" fragte sie.
„Nee." lachte er. „War genau so ein Idiot." Vorsichtig nippte er an dem heißen Kaffee in seiner Hand. „Und du?"
„Mhm." machte Fiona und überlegte kurz. „Meine Eltern würden anderes behaupten, aber ich fand mich eigentlich ganz umgänglich."
„Was hast du denn so Schlimmes gemacht, dass deine Eltern was anderes behaupten könnten?"
„Ach, so Kram, den Jugendliche halt so machen. Meine Eltern sind einfach nur wahnsinnig spießig. Wenn die erfahren, dass ich jetzt Streetwear rausbringen möchte, werden sie mich vermutlich enterben." erklärte sie und Julian lachte.
„So schlimm?"
„Du hast ja keine Ahnung." seufzte sie.
Die Tür zum Flur ging auf und Felix trat herein. „Tach." sprach er und grinste, als seine Augen Fionas trafen. Ihr Herz schlug in dem Moment so laut, dass sie Angst hatte, er könnte es hören. Sie hasste sich selber für diese körperliche Reaktion auf sein Erscheinen.
„Hi." entgegnete sie.
„Ick mach mir schnell n' Kaffee und dann setz ick mich zu euch." erklärte er und lief zur Küche.
„So." Felix nahm direkt neben Fiona Platz. „Hast du dir das Zeug schon angeschaut?" fragte er Julian und dieser nickte.
„Hab kurz reingeschaut. Ich find's nice. Sind auf jeden Fall ein paar Dinger dabei, die gut zum Label passen." antwortete Julian.
„Sag ich ja." entgegnete Felix.
„Ich habe auch noch ein paar Entwürfe mit rein gepackt, die ich in meiner Studienzeit gezeichnet habe. Klar, sind ein bisschen aus der Zeit gefallen, aber die könnte man als Inspiration nehmen oder ein paar Kleinigkeiten abändern." sie schob Felix ihre Mappe zu.
„Also, wie ick dir schon jesagt habe, lass deiner Kreativität einfach freien Lauf. Ick steh dir da bei nix im Weg." sprach er, als er durch die Entwürfe blätterte.
„Wo wir schon mal beim Thema „Dinge, die du mir bereits gesagt hast" sind... ich möchte, dass ihr was vom Gewinn abbekommt. Ihr sollt das nicht umsonst machen." erklärte Fiona und sah ihn mit eindringlichem Blick an. Felix sah von der Mappe hoch zu ihr. „Ich fühle mich schlecht dabei, wenn ihr das über euer Label laufen lasst und nichts dafür bekommt."
„Das ist dein Stuff. Ich will dafür kein Geld." plädierte er mit ernster Miene.
„Wieso nicht? Für euch ist das doch auch Arbeit."
„Ach Quatsch. Das machen wir mit links." intervenierte Julian und stand vom Tisch auf. „Sorry, ich muss kurz auf die Toilette. Bin gleich wieder da."
„Siehst du. Wir machen das mit links." untermalte Felix die Aussage. „Aber wenn du dich revanchieren willst, hätte ich da eine Idee." sprach er leise hinterher. Seine blauen Augen leuchteten Fiona an.
„Die da wäre?" fragte sie vorsichtig.
„Komm morgen Abend zu mir. Ich koche für uns." grinste er.
„Felix..." Fiona seufzte.
„Was? Ist doch nichts bei. Nur zwei alte Schulfreunde, die zusammen was essen."
„Wir sind und waren niemals Freunde." dementierte sie. „Das weißt du genau so gut wie ich. Du magst mich nicht, ich mag dich nicht. War immer so, wird immer so bleiben. Das hier ist rein geschäftlich."
„Wer sagt denn, dass ich dich nicht mag?" fragte er. „Wenn dem so wäre, würde ich wohl kaum deine Klamotten über mein Label rausbringen wollen, ohne etwas dafür zu verlangen."
„Du verlangst etwas und das, was du verlangst, wirst du von mir niemals bekommen."
„Ich verlange gar nichts. Ich lade dich zum Essen ein, mehr nicht." entgegnete Felix.
„Und wenn ich Nein sage?" fragte Fiona.
„Dann verpasst du die beste Bolognese, die du je gegessen hast." grinste er.
Fiona sah ihn an. Wie er nur da saß und sie angrinste. Sie konnte nicht anders, als sein Grinsen zu erwidern.
„Also?" fragte er.
„Na gut." antwortete sie. „Ich nehme die Einladung an."
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Überwiegend Macho (Felix Lobrecht FF)
FanfictionFiona ist 32 Jahre alt, gelernte Modedesignerin und aufgewachsen zwischen Junkies und Plattenbausiedlungen. Sie selbst kommt aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Anders, als ihre ehemaligen Klassenkameraden, von denen sie dachte, sie nie wieder sehen...