Wahrheit

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Wahrheit


Die drei verließen schnell den Raum und traten nach draußen.

„Versuch nicht, mich anzulügen! Ich habe genau gesehen, wie du ihn ansiehst! Du verliebst dich in ihn!" hüpfte Lara vor Fiona auf und ab.

„Pscht!" machte sie. „Nein, tue ich nicht!"

„Süße, wem versuchst du hier was vor zu machen? Ich bin's! Ich kenne dich besser als deine eigenen Eltern. Ich sehe doch, wenn du dich in jemanden verliebst." erklärte sie. „Was sagst du dazu, Ana?"

„Also es ist schon wirklich ein bisschen auffällig, wie viel Zeit ihr miteinander verbringt." stellte Ana fest.

„Ich habe doch gesagt, wir arbeiten an der Kollektion." versuchte Fiona die Lüge aufrecht zu erhalten.

„Na klar. Und da ist nie auch nur irgendwas gelaufen zwischen euch beiden? Gar nicht? In der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal?" fragte Lara und sah sie eindringlich an.

„Nein." log Fiona und bemerkte nicht, wie rot sie wurde.

„Oh mein Gott, ich wusste es!" freute sich ihre Freundin.

„Pscht!" machte Fiona erneut.

„Die ganze Zeit habe ich schon zu Ana gesagt, dass du irgendwie anders rüber kommst. Entspannter, ausgeglichener. Ja, kein Wunder, wenn du dich von ihm bumsen lässt!"

„Schrei doch vielleicht noch ein bisschen lauter, man kann dich nur in halb Berlin hören." zischte sie. „Ja okay, vielleicht läuft da was seit ein paar Tagen, aber ihr dürft das niemandem erzählen!"

„Ich schweige wie ein Grab." kicherte Lara aufgeregt. „Aber bei Gelegenheit musst du mir alles erzählen!"

„Wie kam es denn dazu?" fragte Ana vorsichtig nach.

„Ach, es war der Abend, als ich das Sushi gemacht habe." begann Fiona und wurde prompt unterbrochen.

„Warte! So lange schon? Ihr vögelt schon seit über einer Woche und du sagst mir nichts???" Lara war entsetzt.

„Jetzt lass sie doch mal ausreden." tätschelte Ana ihr die Schulter.

„Ja, naja... jedenfalls haben wir das Zeug geraucht, dass du mir gegeben hast und dann hat er mir gestanden, dass er damals in mich verknallt war und keine Ahnung... wir waren beide high und dann ist es einfach passiert. Und seitdem... haben wir irgendwie nicht mehr damit aufgehört." erklärte Fiona.

„Er hat dir erzählt, dass er in dich verknallt war?" fragte Ana überrascht.

„Das ist so süß!" quietschte Lara.

„Ja." nickte Fiona.

„Hat er... vielleicht sonst noch irgendwas erzählt?" hakte Ana weiter nach.

„Eh, nee nicht wirklich. Er meinte halt, er hat damals nichts gesagt, weil er sich den Korb ersparen wollte und er wusste, dass ich in Patrick verliebt war." erzählte Fiona weiter.

„Aha." murmelte Ana und sah nachdenklich zu Boden.

„Wieso fragst du?"

„Ach, nur so." lächelte sie versöhnlich. „Bin nur überrascht, dass er es erzählt hat, das ist alles."

„Das war ich auch, glaub mal." lachte Fiona.

„Und was ist das dann jetzt mit euch? Und was ist mit Patrick?" fragte Lara und ihre Freundin seufzte.

„Keine Ahnung. Um Patrick kümmere ich mich, wenn es soweit ist. Habe ihn jetzt erstmal hingehalten und werde das auch weiter tun, bis er zurück kommt. Will das nicht über WhatsApp oder am Telefon klären."

„Also beendest du das mit ihm?" fragte Ana.

„Ich denke schon." antwortete Fiona. „Ich meine, ich habe sein Vertrauen missbraucht. Ich habe ihm versichert, dass nichts zwischen uns kommen wird, wenn er in Portugal ist und..." sie schluckte. Sie erinnerte sich an das Versprechen, dass sie ihm gegeben hatte.
Es wird sich nichts ändern. Vertraust du mir?

„Hey, sowas kann nun mal passieren." sprach Lara und legte die Hand auf ihre Schulter. „Du konntest doch nicht wissen, dass das zwischen dir und Felix so kommt."

Doch, das konnte sie. Das zwischen den beiden, was auch immer es war, bahnte sich schon lange an. Schon, als Patrick noch in Berlin war. Sie spürte genau, was für eine große Anziehungskraft zwischen den beiden herrschte und trotzdem hatte sie ihm ihr Wort gegeben. Sie hatte sich dagegen gewehrt, mit aller Macht, und doch hatte sie verloren.

„Hey Mädels!" rief eine Stimme hinter ihnen, die Fiona als Julians erkannte. Mit schnellen Schritten kam er auf sie zu. „Wollt ihr noch mit in den Backstage kommen? Es sind ein paar Getränke kühl gestellt und Felix hat Bock zu saufen." lachte er.

Ana, Lara und Fiona verständigten sich mit wenigen Blicken und nickten. „Ja, gerne."

Das Dreiergespann folgte Julian durch eine kleine, schwarze Hintertür und einem spärlich beleuchteten Flur in einen Raum, dessen Wände über und über mit Postern beklebt war. Vier große Sofa standen im Kreis in der Mitte des Raumes, in der Ecke war ein großer Kühlschrank mit Glastüren verbaut. Vor ihm stand Felix, der grade im Begriff war, eine große Flasche Vodka zu öffnen. Als er die Vier bemerkte, drehte er sich zu ihnen um und grinste.

„Möchtet ihr auch?" fragte er und hielt die Flasche in die Höhe. „Oder lieber was anderes?"

„Vodka ist super." antwortete Lara und der Rest stimmte ihr zu.

Die Stimmung war ausgelassen. Felix hatte sein Handy mit der basslastigen Bluetooth-Box verbunden, die Julian noch schnell aus seiner Wohnung um die Ecke geholt hatte. Ein paar Freunde von ihm waren ebenfalls vorbei gekommen und als alle schon ordentlich getrunken hatten, nahm Ana ihren besten Freund bei Seite. Zusammen verließen sie den, doch mittlerweile recht überfüllten, Raum und gingen nach draußen.

„Was denn los?" fragte Felix, der sich, ein wenig unbeholfen, eine Zigarette angezündet hatte.

„Ich freue mich ja für dich, dass du scheinbar deinen Spaß mit Fiona hast, aber reicht dann jetzt auch." sprach sie mit ernster Mine.

„Häh?"

„Nichts Häh." äffte sie ihn nach. „Sie ist im Begriff, das mit Patrick zu beenden, wegen dir."

Ein wenig verwirrt sah Felix sie an. „Und? Ist doch gut."

„Ich habe dir gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen und dir jemand anderes für deine Spielchen suchen."

„Aber sie mag meine Spielchen." grinste er frech und Ana verdrehte die Augen.

„Du hast es ihr nicht gesagt, obwohl du die Chance dazu hattest."

„Ihr was gesagt?"

„Ey, bist du wirklich so blöd oder tust du nur so? Ich rede von dem Brief, den sie an Patrick geschrieben hat und den DU einfach hast verschwinden lassen, weil du eifersüchtig warst." fuhr sie Felix an. „Du konntest den Gedanken nicht ertragen, dass die beiden zusammen kommen und das kannst du bis heute nicht. Deswegen machst du das doch alles hier, oder nicht? Da steckt keine ernste Absicht dahinter. Du willst einfach nur nicht, dass jemand anderes mit deinem Spielzeug spielt."

„Jetzt bleib mal locker." raunte er zurück. „Wenn Fiona gemerkt hat, dass dieser Trottel nicht der Richtige für sie ist, dann ist das doch nicht meine Schuld?! Ich bin nun mal einfach besser als er. Der einzige Unterschied zu damals ist, dass sie es heute endlich selber sieht."

„Da! Genau das ist das Problem! Es geht dir nur im dein Scheiß Ego! Du bist nicht besser als er, du bist egoistisch. Wie lange willst du sie davon abhalten, jemanden zu finden, der wirklich ernste Absichten hegt und sie nicht nur flachlegen will? 3 Wochen? 3 Monate? 3 Jahre?"

„Solange, wie ich halt Bock habe." antwortete Felix trotzig und Ana blickte ihn abwertend an.

„Du bist widerlich." murmelte sie. „Sieh zu, dass du mit offenen Karten spielst und zwar schnell, sonst—"

„Sonst was?" unterbrach er sie und grinste schelmisch. „Wirst du ihr die Wahrheit erzählen?"

Ana ging einen Schritt auf ihn zu und hob mahnend den Zeigefinger. „Darauf kannst du wetten."

Überwiegend Macho (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt