Beichte

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Beichte


„Hätte ich gewusst, dass ich dich nur anrufen muss, damit du vorbei kommst, hätte ich das schon viel eher gemacht." entgegnete Fiona.

„Ich dachte, wenn du so spät noch anrufst, wird das einen Grund haben." erklärte Felix. „Kann ich rein kommen?"

„Natürlich." antwortete sie und öffnete ihm die Tür.

Als er eintrat, musterte er sie grinsend. „Was trägst du da?"

Fiona sah an sich herunter. Sie trug immer noch ihren Halloween-Anzug. „Das ist ein Onesie." sprach sie peinlich berührt.

„Das ist ein Strampler." kicherte er. „Du siehst aus wie ein Baby."

„Hör auf zu lachen." mahnte sie ihn an. „Ich wusste ja nicht, dass ich heute noch hohen Besuch bekomme."

„Okay, okay. Ich reiße mich zusammen." schmunzelnd sah er sie an. „Also, was ist los?"

„Höh?"

„Na, warum hast du angerufen?"

„Achso. Ja, ehm..." Das war eine gute Frage. Sie wollte seine Stimme hören, das war der Grund. Nein, nicht nur. Sie wollte mit ihm reden. „Komm, wir gehen in mein Zimmer. Lara und Ana müssen nicht unbedingt mitbekommen, dass du hier bist."

Felix nickte und folgte ihr, schloß dann ihre Zimmertür hinter sich.

„Du siehst müde aus." merkte sie an, als sie sich zu ihm umdrehte.

„Bin ich auch. Hab nicht viel geschlafen in letzter Zeit." erklärte er und setzte sich auf ihr Bett.

„Mhm." machte sie. „Ich auch nicht."

„Jetzt sag, warum hast du angerufen?" fragte er erneut.

Fiona atmete tief durch. „Keine Ahnung."

„Wie, keine Ahnung? Muss doch einen Grund gegeben haben?"

Sie gab sich einen Ruck. Jetzt oder nie. Entweder sie würde ihn jetzt noch ein letztes Mal mit Allem konfrontieren, oder sie würde es wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens bereuen.

„Ich habe seit drei Wochen nichts von dir gehört. Das alles... die ganze Sache zwischen uns... das war alles nicht einfach für mich, okay?" gab sie zu. „Das ist alles nicht fair. Ich mache mir seit Wochen einen Kopf darum, was ich falsch gemacht haben könnte und weißt du was? Mir fällt nichts ein! Egal, wie oft ich jegliche Situation mit uns analysiere, da ist nichts... nichts, wo ich denke „Ah, da war der Fehler!" Gar nichts. Ich... ich finde, ich verdiene es, dass du mir sagst, was los ist. Und jetzt komm mir nicht mit „ich habe dir schon alles gesagt", denn Nein Felix, du hast mir gar nichts gesagt!"

„Doch, habe ich." murmelte er und senkte seinen Blick.

„Nein, hast du nicht!" wurde Fiona lauter. „Alles, was du gesagt hast war „es passt einfach nicht" und das ist eine verdammte Lüge, denn wir passen perfekt zusammen und das weißt du auch und ich verstehe einfach nicht, wie dir das alles so egal sein kann! Du siehst mich so an... mit diesem Blick... und... ich kann mir das doch nicht alles eingebildet haben! Sieh mich an." forderte sie ihn auf und stellte sich vor ihn. „Sieh mich an und sag mir, dass du nichts für mich empfindest."

„Ich kann nicht." sprach er und hielt seinen Kopf weiter gesenkt.

„Dann sag mir endlich die Wahrheit!" schrie Fiona.

„Habe ich doch!" schrie er zurück.

„Hast du nicht!"

„Habe ich!" schrie er deutlich, stand auf und war ihr dabei so nah wie schon lange nicht mehr. „In der Nacht, bevor Patrick wieder kam. Ich habe dir alles gesagt. Ich habe dir gebeichtet, dass ich den Brief, den du damals an ihn geschrieben hast, geklaut habe und er deswegen nie bei ihm ankommen konnte. Und das du die Wahrheit verdienst, weil ich..." Felix atmete schwer durch. „Du warst eingeschlafen. Du hast nichts mehr davon mitbekommen."

„Warum hast du es mir am nächsten Tag nicht nochmal erzählt?" fragte Fiona.

„Wollte ich. Aber dann kam Patrick und ich... keine Ahnung, ich hatte zu viel Schiss, dass du mich dafür hassen würdest. Betrunken war das leichter. Am nächsten Tag, nüchtern, da war das... nicht mehr so einfach. Plötzlich sind mir alle möglichen Szenarien im Kopf herum geschwirrt. Wie du mich anschreist, mir an den Kopf wirfst, dass du mich nie wieder sehen willst, mich rausschmeißt und das... hätte ich nicht ertragen. Es war leichter, das einfach zu beenden. Dachte ich jedenfalls." gab er zu. „Im Nachhinein auch nicht meine klügste Entscheidung."

Die beiden sahen sich an.

„Du scheinst nicht besonders überrascht darüber zu sein, was mit dem Brief passiert ist." sprach er und so gleich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Ana hat es dir erzählt."

„Hat sie." erklärte Fiona. „Und das war gut so. Ich hätte nur nicht gedacht, dass das der Grund war, weshalb du es beendet hast. Hast du wirklich geglaubt, ich hätte wegen etwas, dass du vor über 15 Jahren getan hast, weggeworfen, was wir jetzt haben?"

Felix zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wollte das Risiko ungerne eingehen."

„Nur damit das klar ist: der Brief ist mir egal. Scheinbar hattest du damals, bewusst oder unbewusst, schon den richtigen Riecher was Patrick und mich anging."

„Du bist also nicht sauer?" fragte Felix mit hoffnungsvollen Blick.

Fiona schüttelte den Kopf. „Nein."

„Boah." er atmete einmal tief durch. „Du weißt nicht, was mir grade für ein Stein vom Herzen gefallen ist. Die ganzen Wochen... alter, ick hätt' mir so viel Kopffick ersparen können."

„Mir auch." murmelte Fiona und dachte dabei an all die Stunden, die sie weinend im Bett verbracht hatte. „Also, ist das jetzt geklärt, ja? Wir reden wieder miteinander und sind... Freunde?"

„Freunde?" fragte Felix.

„Das waren wir doch, oder?"

Er lachte humorlos auf. „Ich dachte eigentlich, ich hätte klar gemacht, dass mir an dir mehr als eine Freundschaft liegt."

Fionas Herz fing an zu rasen und in ihrem Bauch flatterte es, als er sanft über ihre Wange strich und grinste.
„Was willst du dann?" fragte sie.

„Hab ich doch schon mal gesagt. Dich." antwortete er ernst. „Nicht in dieser typischen „ich will dich ficken-Manier", auch wenn ich das natürlich auch will. Und wie. Was sich weird anfühlt zu sagen, wenn du diesen komischen Strampler anhast." lachte er und sie musste mit ihm lachen, dann wurde er wieder ernst. „Ich will dich, weil ich mich in dich verliebt habe. Damals und jetzt auch wieder. Gott, vielleicht habe ich sogar niemals ganz damit aufgehört, wer weiß das schon. Ich bin nicht einfach, das bist du auch nicht und ich weiß, das mein Lebensstil nicht wirklich dafür ausgelegt ist, eine ernsthafte Beziehung zu führen, aber ich würde das mit niemandem lieber versuchen wollen, als mit dir."

Fiona schluckte. Sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde ihr gleich aus der Brust springen.

„Was sagst du? Bist du dabei?" fragte Felix grinsend.

„Ich bin dabei." antwortete sie. Ihr Hals so trocken, dass sie es grade so aussprechen konnte.

Er grinste, hob mit seiner Hand ihr Kinn leicht nach oben und küsste sie. Die Intensität des Kusses ließ Fiona einen leichten Seufzer ausstoßen, als die beiden sich wieder voneinander lösten.

„Das habe ich so vermisst." murmelte sie, während die beiden Stirn an Stirn da standen.

„Ich auch." entgegnete er.

„Übrigens." begann sie leise. „Ich muss dir auch noch was sagen."

„Mhm?" machte Felix.

Fiona nahm ihren Kopf ein Stück zurück, um ihm in die Augen sehen zu können. „Ich habe mich auch in dich verliebt." sprach sie. Der Blick, mit dem er sie ansah, ging ihr unter die Haut. Wie schon so viele Male zuvor.

„Klar, wer nicht?" witzelte er und sie schlug ihm empört auf die Schulter.

„Du bist so ein Macho." beschwerte sie sich schmunzelnd.

„Nur überwiegend." lachte er und zog sie erneut in einen leidenschaftlichen Kuss.






Ende.

Überwiegend Macho (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt