Ölf
Fiona: Hi Felix, Fiona hier. Ich habe nochmal über dein Angebot nachgedacht. Sollte das noch stehen, würde ich es gerne annehmen. Ich habe hier noch einige Skizzen rumfliegen, die dir vielleicht auch gefallen könnten. Wir könnten uns ja die Tage mal zusammensetzen und alles besprechen, wenn du magst.
Sie las sich noch ein paar Mal ihre Nachricht durch, ehe sie nach langem hin und her überlegen endlich auf senden drückte. Es war kurz nach 1 Uhr in der Nacht. Wahrscheinlich würde er die Nachricht eh erst am Morgen lesen und im besten Fall auch antworten. So legte Fiona ihr Handy bei Seite und zog die Bettdecke bis kurz unter ihr Kinn. Hatte er also doch bekommen, was er wollte. Sie zwang sich, nicht zu negativ zu denken. Für sie hätte das Ganze nur Vorteile. Klar, sie müsste sich mit Felix auseinandersetzen und es kratzte auch ein wenig an ihrem Stolz, dass sie nun doch bei ihm angekrochen kam, aber da sollte sie jetzt einfach drüber stehen. Es war eine gute Chance für sie. Weg von dem Schickimicki Zeugs, hin zu dem, was sie schon immer machen wollte.
Grade, als sie kurz davor war, in einen tiefen Schlaf zu fallen, vibrierte ihr Handy. Sie kniff die Augen zusammen und schaute auf's Display.
FaceTime-Anruf: Felix L.
Schnell setzte sie sich auf, richtete mit ihren Händen kurz die zerzausten Haare und nahm den Anruf entgegen.„Tach." ertönte es aus den Lautsprechern ihres Handys und Felix grinste sie breit an. Er schien, im Gegensatz zu Fiona, hellwach zu sein. „Liegst du schon im Bett? Ich kann dich kaum erkennen."
„Eh, ja. Warte." antwortete sie und betätigte den Schalter ihrer Nachttischlampe, um den Raum zu erhellen. „So."
„Ah ja, jetzt sehe ich dich. Habe ich dich geweckt?"
„Nicht ganz. War kurz vorm einschlafen." erklärte sie mit kleinen Augen.
„Tut mir Leid. Ich vergesse immer, dass nicht jeder den selben Schlafrhythmus hat wie ich." sprach er und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
„Alles gut." entgegnete Fiona beschwichtigend. „Was ist denn los?"
„Du hast dich also dazu entschieden, deinen Stuff über unser Label laufen zu lassen?"
„Mhm."
„Woher der Sinneswandel?"
„Ich will nicht mehr nur für Etepetete-Mode bekannt sein. Ich kann mehr und das will ich zeigen." erklärte sie.
„Find ick jut." antwortete Felix. „Ich habe mit Julian auch schon darüber gesprochen. Der findet die Idee gut."
Fiona kniff die Augenbrauen zusammen. „Du wusstest doch gar nicht, ob ich mich dazu entscheide."
Er grinste frech in die Kamera. „Nenn es Intuition."
Selbstgefälliges Arschloch fuhr es Fiona durch den Kopf und kurz bereute sie ihre Entscheidung.
„Wie sieht dein Terminplaner für Morgen aus?" fragte er hinterher, als er merkte, dass Fionas Stimmung kippte.
„Eh, warte kurz." sie lehnte sich zur anderen Seite des Bettes herüber, hinter der ihre Tasche lag. Dann wühlte sie kurz darin herum und holte ihren Planer heraus.
„Zwischen 10:30 Uhr und 13 Uhr habe ich keine Termine." erklärte sie.
„Jut. Dann würd' ick sagen, du kommst um ölf zu uns in's Büro. Passt dit?"
Fiona nickte. „Passt. Trage ich mir ein. Wo muss ich hin?"
„Schöneberg. Die genaue Adresse schicke ich dir gleich. Ich werde es wahrscheinlich nicht pünktlich schaffen, aber Julian ist auf jeden Fall da und wird dich empfangen. Mit ihm kannst du dann schon mal das Gröbste besprechen." antwortete Felix.
„Okay. Danke." entgegnete sie und konnte sich ein kleines Gähnen nicht verkneifen.
Felix lachte. „Du solltest jetzt schlafen."
„Ja, sollte ich." sprach sie, rutschte in ihrem Bett herunter, legte sich auf die Seite und zog die Bettdecke wieder bis kurz unter ihr Kinn. „Und du? Bist du noch nicht müde?"
Er schüttelte kurz den Kopf. „Nee, irgendwie nicht. Bin noch am Schreiben."
„Am Schreiben?" fragte Fiona neugierig.
„Für mein Programm." erklärte Felix.
„Ich dachte, das ist schon fertig. Ich meine, du gehst damit doch schon bald auf Tour."
„Sowas ist nie richtig fertig." erklärte er, dann legte er sich ebenfalls auf die Seite und legte seinen Kopf auf etwas, was aussah wie die Lehne seines Sofas. „Ich schmeiße immer mal wieder Bits raus, hole neues Zeug rein, tausche was aus, stelle alles um und so."
„Oh." machte sie. „Ich dachte, das wäre wie ein Lied zu schreiben. Du schreibst den Text fertig und performest es."
„Nicht ganz. Ich schreibe mir sowieso nur Stichpunkte auf und lerne nicht irgendwas stumpf auswendig. Sowas merken die Leute und finde ich persönlich auch echt lahm. Wenn ich nur Stichpunkte habe, an denen ich mich orientieren kann, wirkt es mehr wie etwas, was ich grade zum ersten Mal erzähle."
„Mhm." Fiona konnte ihre Augen kaum aufhalten, aber irgendwie fühlte es sich grade gut an, nicht alleine zu sein und mit Felix zu reden. Er hatte bis jetzt noch keinen einzigen blöden Spruch gebracht. Musste ein neuer Rekord sein. Außerdem, aus dieser sicheren Entfernung brauchte sie auch keine Sorgen zu haben, dass sie irgendwas Dummes anstellen könnte. Oder er mit ihr.
„So siehst du also aus, wenn man neben dir liegt, ja?"
„Höh?" ihre Augen weiteten sich.
„Na, die Perspektive grade." er grinste.
„Achso, ja. Scheinbar." nuschelte sie.
„Könnte ich mich dran gewöhnen."
„Mach's nicht kaputt. Ich habe grade daran gedacht, dass du bis jetzt noch nichts Dummes gesagt hast. Wollte dich eigentlich loben." entgegnete sie.
Felix hob die Augenbrauen. „du kannst nett sein?"
„Vielleicht. Wirst du jetzt leider nicht mehr erfahren." antwortete Fiona und lächelte leicht. Sie schloß kurz die Augen, um das Brennen in ihnen zu lindern.
„Fiona?" hörte sie Felix sagen.
„Mhm?"
„Ich lege jetzt auf." lachte er und Fiona öffnete langsam wieder die Augen.
„Sorry, ich bin echt müde." erklärte sie sich.
„Alles gut. Also, morgen ölf Uhr?"
„Morgen ölf Uhr." wiederholte sie leise und Felix grinste.
„Bis Morgen dann."
Fiona lächelte noch einmal in die Kamera und Felix tat es ihr gleich, bevor sein Gesicht auf dem Bildschirm verschwand.

DU LIEST GERADE
Überwiegend Macho (Felix Lobrecht FF)
FanficFiona ist 32 Jahre alt, gelernte Modedesignerin und aufgewachsen zwischen Junkies und Plattenbausiedlungen. Sie selbst kommt aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Anders, als ihre ehemaligen Klassenkameraden, von denen sie dachte, sie nie wieder sehen...