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𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟎𝟑𝐍𝐚𝐫𝐧𝐢𝐚?

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𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟎𝟑
𝐍𝐚𝐫𝐧𝐢𝐚?

Plötzlich aber brach die Sonne durch die Wolken durch. Susan hatte das Gefühl, als ob irgendetwas Magisches in der Luft wäre. Obwohl es überhaupt nicht windig war, schienen bunte Blütenblätter in der Gegend herumzufliegen. Diese flatterten fröhlich näher und näher, und ehe sie sich versah, war Susan von den Blüten eingehüllt. Sie konnte nichts mehr erkennen.

Die Studentin hörte, wie der Lärm der Autos und die Geräusche der Leute langsam immer leiser und leiser wurden, bis sie vollkommen verschwanden. Dafür bildete sich Susan ein, nun plätscherndes Wasser wahrzunehmen. Der jungen Frau wurde schwindelig und sie wollte nach der Straßenlaterne greifen, aber sie griff ins Leere.

Geschockt bemerkte sie, dass die Laterne weg war. Susan stolperte, verlor ihr Gleichgewicht und schlug auf dem Boden auf. Aber anstelle des kalten Asphalts fiel sie auf weiches Moos. Die Studentin sah sich um. Die Blütenblätter waren weg, London auch. Anstelle der Großstadt war sie in einem Wald.

Susan wollte schon nach ihren Geschwistern rufen, bis ihr klar wurde, dass diese tot waren. Sie war allein. Was soll sie jetzt tun? Und wo war sie überhaupt?

Susan rappelte sich auf und blinzelte die Tränen weg, die sich in ihren Augen angesammelt haben.

‚Narnia' wäre ohne Zweifel die logischste Antwort darauf gewesen. Hatte Aslan aber nicht gesagt, dass sie nicht mehr dorthin zurückdurfte? Vielleicht gibt es ein anderes Land? Vielleicht gibt es ein anderes Narnia?

Die junge Frau beschloss, dass es am schlausten war, sich erst einmal umzusehen. Vielleicht würde sie irgendetwas finden, was sie darauf hinweisen würde, wo sie sich befand. Langsam setzte sich Susan in Bewegung und begann, den Wald zu erkunden. Sie entdeckte einen kleinen Bach, der fröhlich vor sich dahinplätscherte, sie sah die verschiedensten Bäumen und Sträucher, von denen sie allerdings nur wenige benennen konnte und schließlich entdeckte Susan sogar einen kleinen Pfad. Nachdem die junge Frau mit ihren Händen eilig etwas Wasser aus dem Bach geschöpft und damit ihren Durst gestillt hatte, begann Susan, den Pfad zu folgen. Wohin er wohl führte?

Nach einiger Zeit war das Plätschern des Baches in weiter Ferne verschwunden und es wurde ruhig im Wald. Viel zu ruhig, wie Susan auf einmal bemerkte. Für gewöhnlich sprühte es hier doch voller Leben. Wo waren die Bewohner des Waldes? Wo waren die Tiere?

Sie hörte kein Vogelgezwitscher, sie sah weder Hasen noch Mäuse, von Füchsen oder Rehen ganz zu schweigen. Geschockt musste Susan feststellen, dass der Wald wie ausgestorben war. Aber die Tiere konnten doch nicht einfach so verschwunden sein, oder? Die Studentin kniete sich auf den Waldboden und grub mit ihren Händen verzweifelt in der Erde herum. Sie fand nicht einmal eine einzige Ameise. Wie war das möglich? Wie konnte der Wald ohne ein einziges Tier überhaupt existieren?

Irgendetwas in Susans Unterbewusstsein sagte ihr, dass dies völlig unmöglich sei. Ein Wald – so ganz ohne Bewohner. Irgendwo mussten sie sein. Und sie würde sie finden.

So wich sie vom Pfad ab und schlug einen anderen Weg ein. Kurze Zeit später bereute sie es, denn der Weg war äußerst ungemütlich. Er führte über Hügel und Felsen, durch Dornen und Sträucher.

Plötzlich spürte Susan etwas Spitzes und Stacheliges, was ihren Fuß zu umklammern versuchte. Das Mädchen schrie auf. Was war das?

Ruckartig versuchte Susan, ihren Fuß wegzuziehen, was zur Folge hatte, dass sie hinfiel und sich ein stechender Schmerz in ihrem Bein ausbreitete. Susan setzte sich auf und wagte einen Blick auf ihren Angreifer. Als sie sah, was der Grund für ihren Sturz war, atmete die junge Frau erleichtert auf: Dornen. Es waren nur Dornen.

Auch wenn ihr Rock durch den Sturz und den stacheligen Pflanzen auf der Seite eingerissen war, ging Susan mit ein bisschen mehr Elan weiter. Im Gedanken an die gute alte Zeit, an Narnia, schaffte es Susan problemlos weitere Stunden durch den Wald zu gehen. Aber so weit sie auch ging – sie fand nichts.

Susan spürte, wie ihre Kräfte langsam nachließen. Sie war faul geworden, seit sie Narnia hinter sich gelassen hatte, und das wirkte sich hier deutlich aus. Die Studentin bemühte sich, langsam weiterzugehen. Wie lange sollte sie noch in diesem Wald umherwandern?

Inzwischen war sie durstig und hungrig geworden, ihre Beine taten fürchterlich weh und sie war hundemüde. Gegen die Schmerzen ließ sich vorerst nichts unternehmen, und Susan konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, einfach irgendwo im Wald ungeschützt zu schlafen. So beschloss sie, sich zuerst um ihren Hunger und Durst zu kümmern.

Nach einiger Zeit sah sie einen Busch mit Beeren, die den herkömmlichen Brombeeren stark ähnelten. Susan pflückte sich eine. Konnte man sie gefahrlos essen?

Die junge Frau mahlte sich aus, was schlimmer war. Langsam zu verhungern oder schnell durch eine giftige Beere zu sterben. Letzteres hörte sich trotz allem noch ein klein wenig besser an. Zögernd probierte sie. Erleichtert stellte sie fest, dass es sich wirklich um eine Brombeere handelte. Sofort griff sie nach der Nächsten. Die Brombeeren schmeckten so süßlich und gut, dass sich die Studentin vor den Strauch hinsetzte und die nächsten zehn Minuten an nichts anderes, als an diese leckeren Beeren denken konnte.

Dann begann sie, weiterzusuchen.

Die Dämmerung brach herein und Susan hatte immer noch nichts gefunden. Sie ging weiter. Suchte weiter. Stundenlang.

Plötzlich vernahm Susan fast so etwas wie einen Lichtschein hinter dem Dickicht. Langsam ging sie näher. War hier womöglich jemand? Ein paar Tiere oder sogar Menschen? Die junge Frau kämpfte sich durch den Wald zur Stelle. Und als Susan die Lichtquelle erkannte, wollte sie fast losschreien. Vor Freude.

Denn Aslan hatte nicht die Wahrheit gesagt. Sie war wieder in Narnia. Dort, auf einer kleinen Lichtung stand eine Straßenlaterne. Dieselbe Straßenlaterne, die Lucy ihnen vor so vielen Jahren gezeigt hatte. Damals, als sie das erste Mal nach Narnia gekommen waren. Susan spürte, wie Tränen in ihre Augen traten. Sie ging langsam näher. Berührte das kühle Metall, als ob sie sich versichern musste, dass das echt war. Ein leichtes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

Susan setzte sich hin, lehnte sich an die Laterne. Sie schloss ihre Augen und nur Sekunden später war die einstige Königin eingeschlafen.

Auf ihrem Gesicht war immer noch das leichte Lächeln zu erkennen.

𝐒𝐮𝐬𝐚𝐧 𝐯𝐨𝐧 𝐍𝐚𝐫𝐧𝐢𝐚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt