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𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟏𝟖𝐀𝐬𝐥𝐚𝐧𝐬 𝐖𝐮𝐧𝐝𝐞𝐫

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𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟏𝟖
𝐀𝐬𝐥𝐚𝐧𝐬 𝐖𝐮𝐧𝐝𝐞𝐫

Zuerst dachte Susan, es wäre ein Traum. Jede erdenkliche Stelle ihres Körpers tat so schrecklich weh, und schlimmer noch war der Schmerz, der in ihrem Herzen lag. Für eine Weile war sie in Narnia gewesen.

Langsam öffnete Susan die Augen. Anstelle des Schlachtfelds lag sie auf einem Krankenbett.

Neben dem Bett stand ein Arzt, allerdings handelte es sich nicht um Doktor Swan. Der Arzt war recht jung, obwohl Susan sein genaues Alter nicht so wirklich einschätzen konnte, er hatte blonde, fast goldene, Locken, die er hinten im Nacken zusammengebunden hatte, einen ebenfalls blonden Bart und dunkle, beinahe schwarze Augen. Aber vor allem fiel Susan die Eleganz auf, die er zu haben schien. Der Arzt wirkte königlicher als Peter, weiser als Edmund und mutiger als Lucy.

„Wie geht es Ihnen, Miss Pevensie?", fragte er mit tiefer und majestätischer Stimme. Susan wusste nicht so recht, was sie darauf antworten sollte. „Was ist passiert?", fragte sie stattdessen.

„Miss Pevensie, Sie sind auf der Straße ohnmächtig geworden, und ein Auto hatte sie angefahren. Zusammen mit ihrer Krankheit sieht die Sache nicht gut für Sie aus." Der Arzt sprach die Worte klar und deutlich, ohne falsche Floskeln oder andere Höflichkeiten. Susan war froh darüber. „Also, Miss Pevensie, kann ich Ihnen eine einzige Frage stellen?"

Susan nickte, unfähig zu antworten. „Miss Pevensie, laut der Aussage ihrer Tante, der reizenden Mrs. Scrubb, hatten Sie ein Lächeln auf den Lippen, als sie ohnmächtig auf der Straße lagen. Ich möchte gar nicht fragen wieso, aber ich schätze einmal, dass sie geträumt haben."

„Es war kein Traum", krächzte Susan leise, „Ich meine, es war real. Es hat sich so real angefühlt, wie..." Beinahe wollte sie schon von ihren anderen Besuchen in Narnia erzählen, allerdings biss sie sich im letzten Moment auf die Zunge. Der Arzt würde sie sonst womöglich noch in die Irrenanstalt einweisen lassen.

„Wie auch immer", fuhr der Arzt fort, „Nach dem Tod Ihrer Familie müssen Sie wirklich am Ende gewesen sein. Mein Beileid an dieser Stelle. Aber jetzt zur Frage: Würden Sie, wenn sie könnten, bei ihrer Familie sein? Bei ihren Eltern und Geschwistern?"

„Ja", flüsterte Susan, ohne zu Zögern. Das Abenteuer in Narnia hatte sie daran erinnert, wie sehr sie vor allem ihre Geschwister vermisste. Dann dachte sie an Harold und Alberta. Und an ihr Leben, hier in London. „Nein", sagte sie, „Ich will noch nicht sterben."

„Das werden sie nicht, Miss Pevensie. Ich werde dafür sorgen." Die junge Frau sah den Arzt skeptisch an. „Ich bin ein Meister auf meinem Gebiet", lächelte dieser.

Susan erwiderte sein Lächeln nicht. „Ich dachte, es stehe schlecht um mich." „Das ist vor allem Doktor Swans Meinung." „Und was ist ihre Meinung?" Der Arzt zuckte mit den Schultern, „Ich glaube, dass es immer noch Wunder gibt, Miss Pevensie", der Arzt wandte sich ab und steuerte auf die Tür zu. Kurz davor drehte er sich noch einmal kurz um. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag Miss Pevensie. Und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit Sie gesund werden." Mit diesen Worten verließ er schnellen Schrittes den Raum.

Kaum eine Minute später kam eine völlig aufgelöste Alberta hinein. „Susan, Liebes, wie geht es dir? Kann ich etwas für dich tun? Brauchst du etwas?" „Der Arzt", krächzte Susan, „Der, der vorhin in meinem Zimmer war. Wie hieß er?"

Tante Alberta zog die Augenbrauen hoch. „Liebes, da war kein Arzt in deinem Zimmer. Ich weiß es, denn ich habe vor der Tür gewartet."

„Aber ...", Susan brach ab. Tante Alberta würde es nicht verstehen, deshalb versuchte Susan es gar nicht erst. „Wie spät ist es?", fragte sie. Alberta warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr. „Sieben Uhr. Du hast ein paar Tage geschlafen, Liebes."

‚Wie war das möglich?', fragte sich Susan. Für gewöhnlich war während der Besuche in Narnia ja keine Zeit auf der Erde vergangen. Oder hatte sie womöglich doch alles geträumt?

Auch nachdem bereits die Nacht hereingebrochen war, konnte Susan an nichts anderes denken. Sie wollte schlafen, einfach nur, um der Realität für auch nur wenigen Stunden zu entgehen. Aber so lange sie auch dalag, machte sich keine Müdigkeit in ihr breit. Seufzend schaltete Susan das Licht ein, und nahm sich eines der Bücher zu Hand, die Tante Alberta mitgebracht hatte.

‚Emma', von Jane Austen, eines von Susans Lieblingsbüchern. Als sie die erste Seite aufschlug, segelte ein zusammengefaltetes Stück Papier hinaus. Langsam setzte Susan sich auf, und versuchte, aus dem Bett aufzustehen. Nach einigen Versuchen, und vor allem vielen Schmerzen, fiel Susan lauthals auf den Boden.

Während sie hoffte, dass der Aufprall niemanden aufgeweckt hatte, krabbelte sie langsam näher, bis sie den Zettel erreichte. Die Studentin lehnte sich erschöpft gegen das Bett, versuchte, ihre Schmerzen zu ignorieren, und faltete schließlich den Zettel auseinander. Sie kannte die Handschrift nicht und vermutete, dass Tante Alberta nichts von dem Zettel wusste, als sie Susan das Buch mitgebracht hatte.

𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎 𝚂𝚞𝚜𝚊𝚗.𝙸𝚌𝚑 𝚑𝚊𝚕𝚝𝚎 𝚎𝚜 𝚊𝚗 𝚎𝚛𝚜𝚝𝚎𝚛 𝚂𝚝𝚎𝚕𝚕𝚎 𝚏ü𝚛 𝚣𝚠𝚎𝚌𝚔𝚕𝚘𝚜, ü𝚋𝚎𝚛 𝚍𝚎𝚒𝚗𝚎𝚗 𝚅𝚎𝚛𝚛𝚊𝚝 𝚣𝚞 𝚜𝚙𝚛𝚎𝚌𝚑𝚎𝚗. 𝚆𝚘𝚋𝚎𝚒 𝚖𝚊𝚗 𝚎𝚜 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚎𝚒𝚗𝚖𝚊𝚕 𝚅𝚎𝚛𝚛𝚊𝚝 𝚗𝚎𝚗𝚗𝚎𝚗 𝚔𝚊𝚗𝚗. 𝙳𝚞 𝚑𝚊𝚜𝚝 𝚖𝚒𝚌𝚑 𝚣𝚞𝚝𝚒𝚎𝚏𝚜𝚝 𝚎𝚗𝚝𝚝ä𝚞𝚜𝚌𝚑𝚝, 𝚞𝚗𝚍 𝚍𝚊𝚜 𝚔𝚊𝚗𝚗 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚖𝚎𝚑𝚛 𝚞𝚗𝚐𝚎𝚜𝚌𝚑𝚎𝚑𝚎𝚗 𝚐𝚎𝚖𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚠𝚎𝚛𝚍𝚎𝚗. 𝙰𝚋𝚎𝚛 𝚊𝚞𝚜 𝙵𝚎𝚑𝚕𝚎𝚛𝚗 𝚔𝚊𝚗𝚗 𝚖𝚊𝚗 𝚕𝚎𝚛𝚗𝚎𝚗, 𝚞𝚗𝚍 𝚍𝚊𝚜 𝚠𝚎𝚒ß 𝚗𝚒𝚎𝚖𝚊𝚗𝚍 𝚋𝚎𝚜𝚜𝚎𝚛 𝚊𝚕𝚜 𝚒𝚌𝚑. 𝙳𝚞 𝚑𝚊𝚜𝚝 𝚍𝚎𝚒𝚗𝚎𝚗 𝙵𝚎𝚑𝚕𝚎𝚛 𝚎𝚒𝚗𝚐𝚎𝚜𝚎𝚑𝚎𝚗, 𝚞𝚗𝚍 𝚒𝚌𝚑 𝚠𝚒𝚕𝚕 𝚍𝚒𝚎 𝚃𝚘𝚛𝚎 𝙽𝚊𝚛𝚗𝚒𝚊𝚜 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚖𝚎𝚑𝚛 𝚕ä𝚗𝚐𝚎𝚛 𝚟𝚘𝚛 𝚍𝚒𝚛 𝚟𝚎𝚛𝚜𝚌𝚑𝚕𝚒𝚎ß𝚎𝚗. 𝚂𝚎𝚒 𝚍𝚒𝚛 𝚐𝚎𝚠𝚒𝚜𝚜, 𝚍𝚒𝚎 𝙽𝚊𝚛𝚗𝚒𝚊𝚗𝚎𝚗 𝚠𝚎𝚛𝚍𝚎𝚗 𝚒𝚗 𝚉𝚞𝚔𝚞𝚗𝚏𝚝 𝚜𝚝𝚎𝚝𝚜 𝚊𝚗 𝚍𝚎𝚒𝚗𝚎𝚛 𝚂𝚎𝚒𝚝𝚎 𝚜𝚎𝚒𝚗, 𝚞𝚗𝚍 𝚒𝚌𝚑 𝚎𝚋𝚎𝚗𝚜𝚘.
~𝙰

Susan las sich den Brief immer und immer wieder durch, während ihr Tränen in die Augen traten und sie zu schluchzen begann. Weinend kämpfte sie sich zurück in ihr Bett, und erste jetzt bemerkte sie die Müdigkeit, die in ihr aufkam.

„Danke Aslan", flüsterte sie noch, bevor sie mit dem Zettel im Arm einschlief.

Wenige Tage später wurde Susan mit Senfgas behandelt. Sie fragte nicht weiter nach, denn Doktor Swan versicherte ihr, dass es ungefährlich sei. Die Tatsache, dass Senfgas im Ersten Weltkrieg als Waffe eingesetzt wurde, schien er gekonnt zu ignorieren.

Den Arzt mit den goldenen Locken sah die junge Pevensie nicht mehr. Aber er hatte nicht gelogen.

Das Senfgas wirkte.

Susan wurde gesund.

𝐒𝐮𝐬𝐚𝐧 𝐯𝐨𝐧 𝐍𝐚𝐫𝐧𝐢𝐚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt