Stefans Sichtweise:
Habe ich jemals behauptet, Sabrina würde Damon zu einem besseren Menschen machen? Vielleicht habe ich das anfangs gedacht. Aber wie konnte ich so etwas überhaupt nur denken? Bei ihm, diesen grausamen Menschen? Wie konnte ich denken, dass Damon durch ein kleines Mädchen zu einem gefühlvolleren Menschen wird? Der Damon, der schon unzählige Menschen getötet hat, sie manipulierte und ausnutzte, meist nur aus purem Vergnügen, ohne auch nur mit den Wimpern zu zucken? Ich kenne diesen Menschen nun schon so unglaublich viele Jahre, mein ganzes Leben, wieso habe ich nicht angefangen aufzugeben? Wieso habe ich meine Zeit tagtäglich verschwendet? Und dann kam Sabrina und ich dachte diesmal wäre alles anders. Damon würde die Verantwortung übernehmen, mal nur im Sinne eines anderen Menschen handeln, doch dann hat er angefangen sie besitzen zu wollen...Hat nicht mehr an ihr Wohlergehen geachtet, sondern nur aus eigenen Mitteln gehandelt.
Und nun stehe ich hier. Völlig überrumpelt, dass Damon so etwas machen konnte. Ich habe Damon oft morden sehen, dabei sein abfälliges Lächeln im Gesicht beobachtet, doch wie konnte er nur seine eigene Tochter manipulieren?
Ein Gefühl von unglaublicher Traurigkeit erfasst mich, dass selbst Sabrina diesen grausamen Menschen nicht stoppen konnte und gleichzeitig eine gewaltige Wut, dass dies auf Lasten meiner Nichte ausgetragen werden musste. Einem siebenjährigen Mädchen, das einfach nur ihre Mutter wiedersehen wollte.
Einen Menschen zu lieben, heißt auch gleichzeitig loslassen zu können. Doch Damon kann nicht loslassen, er scheint noch nicht einmal zu verstehen, was lieben bedeutet. Das ist mir nun klargeworden.
Ich sehe ihn nicht an, als er wieder die Treppe herunterkommt. Er schüttet sich Schnaps in ein Glas und trinkt es mit einem Schluck. Ich sage kein Wort zu ihm, habe mich etwas abgewendet.
„Willst du mir keine Predigt halten?", fragt er nach ein paar zu schweigsamen Augenblicken, die ihm womöglich zu unbehaglich waren.
„Wieso willst du es hören?" Ich sehe ihn immer noch nicht an.
Er zuckt nur die Achseln, versucht sein Gesicht gleichgültig aussehen zu lassen. Doch ich weiß, dass das nur Schein ist.
„Ich weiß, warum du es unbedingt hören möchtest, weil du in deinem Inneren selbst schon weißt, dass du falsch gehandelt hast. Doch diesmal lasse ich dich mit deiner Schuld alleine, Bruder." Und damit wende ich mich komplett ab, steige die Stufen nach oben und lasse Damon im Wohnzimmer zurück.
Damons Sichtweise:
Ich schlage auf den Tisch. Eigentlich hätte ich mir gewünscht, er würde unter meinen Händen zerbrechen, einfach wie ein Kartenhaus zusammenklappen, doch es zeichnen sich nur leichte Rissspuren auf dem Holz. Ich lasse meine Hände wieder sinken.
Ich weiß nicht was ich getan habe. Eine faule Ausrede. Anders ausgedrückt: Ich weiß schon was ich getan habe, doch nicht warum. Warum habe ich so gehandelt? Hat es nicht schon gereicht sie angelogen zu haben? Aber was hat mich dazu bewogen in ihre Augen zu sehen und sie zu manipulieren?
Dabei liebe ich sie doch unglaublich. Dieses kleine Mädchen, das ich noch vor einigen Tagen vor meiner Haustür abweisen wollte, hat mein Herz gestohlen. Ich möchte keinen Tag mehr ohne sie verbringen, möchte sehen, wie sie älter wird.
Dabei war mir ihre Mutter ein Dorn im Auge.
Ich habe nicht geliebt, ich wollte einfach nur besitzen.
Ich bin ein Monster.
Aber habe ich denn nicht versucht in ihrem Sinne zu handeln, wenn ich versuche ihr ihre alkoholabhängige Mutter vorzuenthalten? Habe ich denn nicht versucht, sie vor dem Kummer, der damit verbunden sein könnte, zu beschützen? Habe ich denn nicht versucht wegen ihr zu handeln? Oder habe ich es nur meinetwegen gemacht? Und nicht ihretwegen?
Oh man, warum ist Stefan nicht da, wenn man ihn für einen Dialog braucht? Er hätte mir all diese Fragen beantwortet können. Doch kann ich das nicht selbst? Kenne ich die Antwort auf alle diese Fragen nicht schon?
Ich schütte mir einen weiteren Schnaps ein, ich brauche heute Alkohol. Auch wenn er nur betäubt, vielleicht kann mein betrunkenes Ich besser rätselhafte Fragen beantworten.
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"Papa..." Damon (Vampire Diaries FF)
FanfictionKann Damon ein guter Vater sein? Verantwortungsbewusst, geduldig, warmherzig? Als das kleine stürmische freche Mädchen Sabrina auftaucht, muss Damon sein komplettes Leben umkrämpeln. Kann dieser überhaupt ein gutes Vorbild sein? Doch leider wird ihm...