6.

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Sabrinas Sichtweise:

„Was ist eigentlich so besonders an diesem Tagebuch?", unterbreche ich nach langem betroffenem Schweigen Stefan und Elena inmitten ihrer Unterhaltung.

Beide wenden mir ihren Blick zu. Stefan hat mich nach dem Vorfall in der Schule und nachdem ich auf dem Ledersitz des Autos wieder zu mir gekommen bin zu Elena nach Hause gebracht und dann tausende Male versucht auf mich einzusprechen, doch ich habe nichts darauf erwidern können. Die Bilder haben sich hierfür einfach zu scharf in mein Gedächtnis gebrannt. Seitdem habe ich nur ein paar Schlucke von meinem Wasserglas genommen, welches mir mit der Aufforderung es zu trinken gegeben wurde. Doch diese Frage liegt mir schon seit einigen Tagen auf den Lippen und bisher hat sich noch niemand die Zeit genommen, sie mir auch zu beantworten. Vielleicht habe ich diesmal, während die Beiden sich anregt darüber unterhalten, mehr Glück, als die vergangenen Male.

Stefan zieht beobachtend seine Augenbrauen nach oben. Versucht er gerade einzuschätzen, in wie weit ich durch diesen Abend traumatisiert wurde? Womöglich ist er einfach nicht davon ausgegangen, heute noch einen einzigen Mucks von mir zu hören. Bin ich ehrlich gesagt selber nicht.

„Naja." Stefan sucht nach den passenden Worten: „Das ist wirklich schwierig zu erklären. Drücken wie es mal so aus: Damon hat eine Geliebte."

Elena verzieht in meinem Augenwinkel angewidert das Gesicht, wobei ich mir schon fast ein Lächeln verkneifen muss. Der Gedanke, dass Damon eine Geliebte haben könnte, die es mit ihm aushält, lenkt mich ein bisschen von den Geschehnissen des Abends ab.

„Und die ist leider eingesperrt, in einer Gruft." Stefan räuspert sich: „Und in dem Tagebuch steht, wie man diese Gruft öffnen kann."

Ich weite meine Augen: „Aber wieso ruft ihr denn nicht einfach die Polizei?"

„Ich glaube nicht, dass die uns dabei helfen würde. Und selbst wenn, das würde auch nichts bringen, weil es da eine ganz spezielle Technik gibt, sonst klappt das nicht."

„Wie lange ist die denn da schon drin?" Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass die Geschichte um das Tagebuch so spannend ist.

„Ähm." Stefan zögert: „Schon eine Weile."

„Aber dann ist sie vielleicht schon verhungert oder verdurstet."

Ich sehe ein leichtes Lächeln über die Gesichter der beiden huschen. Machen die sich etwa lustig über mich? Oder gefällt ihnen der Gedanke dass die Geliebte von Damon in einer Gruft verdurstet ist?

„Nein, bestimmt nicht." Stefan lächelt.

Ich mache ein fragendes Gesicht: „Wieso nicht?"

„Soll ich dir ein Geheimnis verraten, aber du darfst es niemanden erzählen, versprochen?"

Ein Geheimnis? Ich nicke stark: „Versprochen." Automatisch rutsche ich auf dem Sofa noch ein Stückchen nach vorne um Stefan besser verstehen zu können.

„Du kennst doch Vampire aus Märchen, oder?"

Ich nicke: „Ja, da kenne ich ein paar Geschichten, aber die sind immer richtig gruselig. Deshalb hat die mir meine Mama auch nicht vor dem Schlafengehen vorgelesen." Ich mache ein zerknirschtes Gesicht.

Stefan wechselt einen Blick mit Elena, die nur fragend ihre Achseln zuckt. Was ist das für ein Geheimnis?

„Aber es gibt nicht nur böse Vampire, sondern auch Gute.", fährt Stefan fort.

„Meinst du so wie das kleine Gespenst nur als Vampir?"

Stefan überlegt, ich kann schon fast hören, wie es in seinem Kopf rattert. Kennt er wohl nicht.

„Genau.", sagt er irgendwann, aber nicht wirklich überzeugend: „Auf jeden Fall gibt es auch Vampire, die nur Gutes für die Menschen wollen."

„Aber Vampire gibt es doch nur in Märchen, oder?" Ich starre ihn mit großen Augen an.

Stefan schüttelt leicht mit dem Kopf: „Es gibt ein paar Vampire auf dieser Erde, aber das sind nur diese Guten, von denen ich gerade gesprochen habe."

„Und was machen die so Gutes?"

„Die Menschen vor Bösem schützen."

Ich komme nicht mehr ganz mit. Gute Vampire beschützen die Menschen vor Bösem? Weshalb sind sie dann Vampire?

Plötzlich beschleicht mich eine mulmige Vorahnung: „Bist du ein Vampir?", frage ich Stefan und weiche automatisch wieder etwas zurück.

Er nickt zögernd: „Aber ein Guter."

Erschrocken rutsche ich auf dem Sofa noch ein weiteres Stück zurück: „Und wieso hast du dann den Mann umgebracht?"

Stefan lehnt sich nach meinem Zurückweichen leicht in meine Richtung: „Weil das ein wirklich böser Mann war. Er wollte Elena umbringen."

Ich starre Elena an, die standhaft meinen Blick erwidert.

„Und was ist mit Damon? Er ist ein böser Vampir, oder?" Mein Gesicht muss in diesem Moment angstverzerrt aussehen.

Die Antwort wartet ein bisschen länger auf sich.

„Also ja?" Ich schlucke beklommen. Mein Papa ist ein böser Vampir?

„Nein.", versucht Stefan mich eindringlich zu beruhigen.

„Ich bin doch das Kind von Damon, bin ich dann auch böse? Und bin ich dann auch ein Vampir?" Kleine Tränen laufen mir über das Gesicht.

„Nein, bist du nicht. Und Damon ist nicht böse." Stefans Stimme klingt leicht verzweifelt.

„Lass es sein, Stefan. Du machst es nur noch schlimmer." Elena legt ihm ihre Hand auf die Schulter.

Er nickt kaum merklich.

Doch ich kann ihnen überhaupt nicht mehr zuhören, Damon ist ein Vampir, ein Monster.

Stefans Sichtweise:

„Können wir losfahren?", fragt Damon im Türrahmen des Hauses gelehnt.

Er wollte uns abholen, nachdem er seine Erledigungen beendet hat, doch dabei hat er sich schon wieder in der Zeit verkalkuliert.

„Wo ist Sabrina?"

„Im Bett.", antworte ich stumm. Fast ohne Stimme.

„Oh. Schon so spät?" Damon zuckt mit seinen Achseln.

Ich nicke, starre dabei allerdings auf den Boden.

„Was ist los, Bruder? Machst du dich immer noch verrückt weil sie bei diesem Massaker dabei gewesen ist. Sie ist jung, sie wird das schon überstehen und wieder vergessen." Damon macht eine wegwerfende Handbewegung.

Ich seufze leise, schüttle dann allerdings mit meinem Kopf: „Ich glaube, ich habe mich Sabrina bezüglich etwas verplappert."

„Was heißt verplappert?" Damon zieht seine Brauen nach oben: „Du hast ihr doch nicht versucht zu erklären, weshalb wir diesen Mann getötet haben, oder?" Er lacht erheitert.

Wieder schüttle ich mit meinem Kopf: „Ich habe ihr versucht, zu erklären, dass wir Vampire sind, da sie mich nach dem Tagebuch gefragt hat, ich hielt es in diesem Moment einfach für eine gute Idee. Vor allem wegen den Geschehnissen in der Schule."

Er seufzt: „Und?"

„Sie denkt, dass du ein böser Vampir bist und hat schreckliche Angst vor dir. Wir haben ewig gebraucht, bis sie eingeschlafen ist."

Damon verzieht das Gesicht.



"Papa..." Damon (Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt