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Chicago, 08.06.2007 um 21:43:

Damons Sichtweise:

Eine sternenklare Nacht. Keine Wolken, die das Leuchten des Mondes und der umstehenden Sterne verdecken könnten. Der Mond, halb voll. Heute dürften mir keine Werwölfe in die Quere kommen.

Ich mache Urlaub. Wie immer.

Urlaub ist nicht vergleichbar mit dem Urlaub der Menschen. Ich stelle mich nicht für Stunden auf eine überfüllte Straße mit mindestens zwei schreienden und nörgelnden Kindern im Wagen, nur um mich die nächsten Tage in den Sand zu legen und in die Sonne zu starren. Unter Urlaub verstehe ich etwas anderes – Dröhnen, das Wummern von lauter Musik, Lichter, an den Wänden, dem Boden. Frauen, zugeschüttet und orientierungslos. Leichte Beute in drei einfachen Schritten: 1. Ansprechen 2. Manipulieren 3. Mitnehmen. Zu einer Entführung kommt es somit erst überhaupt nicht. Sie gehen alle in gewisser Art und Weise freiwillig mit mir mit. Jede einzelne von ihnen.

Doch heute bin ich auf der Straße unterwegs. Das Wummern des Basses dröhnt mir noch von dem vergangenen Tag im Kopf. In den verlassenen Gassen lässt sich meistens auch etwas Brauchbares finden. Meistens gibt es dann immer ein größeres Geschrei, aber das Resultat ist dasselbe. Nur damit das schon mal von vornherein klar ist: Ich töte nicht. Ich bin nicht einer von dieser Sorte. Nicht das ich noch nicht getötet hätte, aber es ist überhaupt nicht notwendig, diese gutaussehenden attraktiven Frauen zur Strecke zu bringen. Ich bin kein Serienmörder, sondern ein Liebhaber und ich amüsiere mich gerne an meinen Abenden. Aber deshalb gleich umbringen? Weshalb töten, wenn meine Augen in den Köpfen der Frauen jede Sekunde der vergangenen Stunden vergessen lassen können?

Meine heutige Beute treffe ich nur wenige Straßen von meinem Hotelzimmer. Eigentlich kaum mein Typ mit dieser breiteren Brille auf der Nase. Den Blick gesenkt, gerichtet auf ein Buch. Noch leichteres Spiel. Doch das Gesicht unter dieser Brille scheint mir ganz sympathisch zu sein. Es ist kaum eine Frau, mehr noch ein Mädchen.

Ich trete an sie heran, packe sie an ihrem Arm und sehe ihr bevor sie überhaupt darüber nachdenken kann in ihre Augen: „Wie alt bist du?"

„Neunzehn."

Ziemlich jung, aber wenigstens nicht mehr minderjährig.

„Wie heißt du?" Ich betrachte sie immer noch anregend.

„Sandy." Sie schluckt.

Ich unterbreche sie abrupt: „Das reicht mehr muss ich nicht wissen." Mein Lächeln wird breiter: „Liebe Sandy, du kommst jetzt mit mir mit, zu meinem Hotelzimmer. Und wir beide werden viel Spaß zusammen haben, das verspreche ich dir."

Sie nickt und ein Lächeln erscheint auf ihren Mundwinkeln. So ist es richtig.


Ich wache auf. Das beißende Licht brennt mir in den Augen. Ich drehe mich, neben mir eine nackte Frau. So wie es sich an einem Morgen gehört, denke ich lachend.

„Gut geschlafen?"

Die Person neben mir reckt sich kurz, sieht sich dann allerdings angsterfüllt in der Umgebung um und ihr Blick kommt auf meinem Gesicht erstarrt zum Stehen. Ich ergreife fast schon etwas zu grob ihren Arm und sehe in ihre braunen scheuen Augen. „Du kannst dich an nichts mehr von gestern Nacht erinnern, du hast dich in der Stadt verlaufen und die Nacht schließlich orientierungslos in einem Hotel übernachtet. Du kannst jetzt gehen." Sie steht auf, zieht ihre Klamotten an, die überall auf dem Boden verteilt liegen. Ich sehe auf ihre Stirn, gleite aus meinem Bett und packe sie wieder am Handgelenk: „Und den Kratzer auf der Stirn hast du von einem Fall auf der Straße gestern Abend. Die Bisswunden versteckst du unter deinem Schal bis sie wieder verheilt sind." Ihr Nicken lässt mich Lächeln. Sehr gut.

Das Zimmer sieht wüst aus, wird wohl eine aufregende Nacht gestern gewesen sein. Für uns beide.

Aber nichts mit was sie nicht fertig werden würde. Aus diesem Grund lasse ich meine Beute vergessen, die Erinnerung daran würden sie nur paranoid und verrückt machen. Womöglich würden sie mit ihrem Leben nichts mehr anzufangen wissen und sich in Drogen und Alkohol versenken. Wie gut dass ich meine Augen habe. Sie sind ein Geschenk Gottes.


Chicago, 27.06.2007 um 18:09:

Sandys Sichtweise:

„Du bist schwanger?"

Ich sehe mit zusammengekniffenen Augen zu meiner Tante auf.

„Ja." Ich halte den Schwangerschaftstest immer noch verwirrt in meinen Händen: „Aber ich bin noch Jungfrau, das ist nicht möglich. Ich habe niemals..."

Nora legt ihre Hand auf meine Schulter: „Du kannst dich an nichts erinnern?"

Ich schüttle meinen Kopf.

„Hast du in den vergangenen Wochen getrunken?"

Wieder ein Schütteln: „Ich hatte überhaupt keine Zeit. Ich habe für die Prüfungen gelernt. Ich bin doch so unglaublich froh, hier bei dir wohnen zu können um mein Studium zu machen." Tränen rinnen über meine Wangen.

Sie sieht sich im Zimmer um, tritt an die Fenster und schließt die Jalousie, sodass wir beide uns nur im Schein der dumpfen Lampe erkennen können.

Sie tritt ein paar Schritte näher an mich heran. Ihre Worte die daraufhin folgen sind kaum ein Flüstern, sodass ich schon vermute mich verhört zu haben: „Dann habe ich einen Verdacht. Sandy, heute erfährst du was ich wirklich bin."

"Papa..." Damon (Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt