17.

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Stefans Sichtweise:

„Wie hast du dir vorgestellt deinen Fehler wieder gerade zu bügeln?"

Ich stehe mit meinem Bruder vor der Haustür, ein leichter Windhauch streicht über unsere Haare, ansonsten ist das Wetter angenehm. Ich habe unverzüglich Elena angerufen, die nur wenige Minuten später Damons Aufsicht auf dem Sofa für Sabrina übernommen hat. Wir konnten sie nicht alleine auf dem Sofa sitzen lassen, alleine in diesem Haus zurücklassen, sie scheint immer noch so überaus verängstigt. Allerdings hätte wir diese Angelegenheit auch kaum in ihrer Gegenwart besprechen können.

Ich kneife meine Augen zusammen. Die arme Sabrina.

„Was hast du dir denn vorgestellt?" Er sieht mich eindringlich an: „So wie ich gemerkt habe, treffe ich in Bezug auf Sabrina nicht die richtigen Entscheidungen."

„Wow. Damon steht sich seine eigene Schuld ein und übergeht seinen selbstgefälligen Stolz."

Sein Blick wendet sich ab.

Ich muss leicht seufzen: „Die Frage Damon ist, was du Sabrina erzählen willst, beziehungsweise verschweigen?" Meine Worte werden wieder ernst, während ich ihn scharf von der Seite mustere.

Er sieht etwas betreten vom Asphalt-Boden auf: „Du hast Recht, ich habe falsch gehandelt. Ich hätte ihre Erinnerungen an ihre Mutter nicht auf diese Art und Weise verändern dürfen. Ich habe gesehen, was das mit ihr gemacht hat. Und du warst noch nicht einmal in dieser Nacht anwesend..."

„Ich kann es mir gut vorstellen.", geschehe ich und schlucke das Bild vor meinen Augen hinunter, um es nicht weiter betrachten zu müssen.

„Deshalb..." Er zögert einen kurzen Moment, scheint über seine Gedanken nachdenken zu müssen: „...will ich ihr das nicht weiter antun. Ich will ihr ihre Erinnerungen wieder zurückgeben."

„Und mit den Konsequenzen leben?"

Er schweigt einen betroffenen Moment: „Du meinst, dass sie ihre Mutter wiedersehen möchte?"

Ich nicke: „Damon, ich weiß, dass es mich nichts angeht. Es ist nicht meine Tochter. Es ist deine Angelegenheit wie du weiter verfahren möchtest, aber meiner Meinung nach hast du als Vater die Pflicht auch loszulassen und dich nicht an ihr festzukrallen. Du hast das Sorgerecht für sie bekommen, aber sie braucht auch ihre Mutter."

Er nickt schwach: „Ich weiß, aber es ist so schwer, wenn ich mir vorstelle, dass sie sie verletzen könnte."

Ich nicke: „Ich weiß."

Damon schüttelt überfordert den Kopf: „Sie ist drogenabhängig und Alkoholikerin."

„Aber sie ist auf dem Weg der Besserung. Und sie liebt Sabrina genauso wie du auch. Und selbst wenn sie verletzt werden würde, wovor du sie nicht in diesem Leben bewahren kannst, dann kannst du dennoch für sie da sein und sie auffangen. Ein Vater sein."

Seine Augen treffen auf meine.

„Denkst du sie liebt Sabrina genauso wie ich?"

Stefan nickt: „Ja, das glaube ich wirklich. Menschen machen Fehler, aber das bedeutet nicht dass sie weniger lieben können." Dabei sehe ich ihn besonders intensiv in die Augen, den das gilt ebenso -besonders - für ihn auch.

„Du hast Recht. Ich muss ihre eine Chance geben. Ich kann Sabrina nicht ihre eigene Mutter wegnehmen. Was wäre ich für ein schrecklicher Vater."

Eine kurze schweigende Pause entsteht, in der ich so etwas wie Stolz gegenüber meines Bruders verspüre.

„Wie machen wir das Ganze rückgängig?"

Ich lächle vergnügt: „Genauso wie du es gestern schon verbockt hast, nur diesmal lass mich dir die Worte aufschreiben. Damit du nicht wieder was Falsches sagst."

Sabrinas Sichtweise:

Ich sitze auf der Couch, meine Beine an den Körper gezogen und die Arme darum gelegt. Ich drücke sie so nah an meinem Körper, wie es mir nur möglich ist. Der Fernseher läuft immer noch im Hintergrund. Ich höre das Quietschen und Lachen, sie dringen eindringlich an meine Ohren, doch ich kann den Zusammenhang nicht nachvollziehen. Die Freude erreicht mich nicht, dennoch starre ich hinein, in der Hoffnung es könnte mich vielleicht doch etwas aufheitern und mir die Gedanken an meine Alpträume nehmen.

Elena hat sich neben mich gesetzt und betrachtet mich ziemlich auffällig von der Seite, doch ich habe keine Kraft den Blick abzuwenden. Ich weiß, dass jemand neben mir sitzt, aber eigentlich wünsche ich mir dieser Jemand wäre mein Papa. Er könnte mich vor ihr beschützen, doch ich weiß wirklich nicht ob das Elena könnte.

„Stefan hat mir erzählt, dass du eine schwere Nacht hattest?"

Ich nicke, wende den Blick allerdings immer noch nicht ab.

„Alpträume von deiner Mama?"

Ich starre sie erschrocken an: „Warum erzählt dir Stefan das?"

„Naja, ich fand es nur ungewöhnlich auf dich Acht geben zu müssen. Deshalb hat er mir wohl den Grund dafür verraten. Aber das ist nicht schlimm, ich habe auch oft seltsame Träume, die mich verängstigen."

„Wo ist Damon?", frage ich, bevor dieses Gespräch intensiver werden kann.

„Ähm..." Sie räuspert sich einen Moment: „Der steht mit Stefan vor der Haustür. Sie müssen sich kurz unterhalten."

„Und wann kommen sie zurück?"

„Gleich."

„Wie gleich?"

Elena lächelt verunsichert: „Bestimmt in ein paar Minuten. Damon will dich auch nicht so lange alleine lassen."

Ich nicke nur teilnahmslos und wende meinem Blick wieder dem Fernseher zu.

Das Mädchen hat sogar Recht gehabt, nur wenige Augenblicke später, öffnet sich die Haustür wieder und mein Papa tritt hindurch.

Ich springe von meinem Sitzplatz auf der Couch auf und renne ihm entgegen, denn ich weiß, dass nur er mich beschützen kann, wenn etwas vorfallen sollte. Er fängt mich auf und hält mich fest.

„Na, hast du mich vermisst?"

Ich nicke.

Damons Sichtweise:

Als ich mein kleines Mädchen, in dem Moment in dem ich durch die Haustür trete, auf mich zulaufen sehe, bin ich sofort erfüllt von Liebe. Ich weiß nicht, was dieses Mädchen mit mir macht, aber ich habe das Gefühl sie immer auffangen zu wollen. So auch diesmal. Sie klammert sich an mir fest und ich habe in diesem Augenblick das Gefühl mich wie ein wahrer Vater zu fühlen.

Doch dann sehe ich den Seitenblick von Stefan auf mir haften. Weder erfreut noch verärgert – konstant kühn und beobachtend lauernd. Ich setze Sabrina vor mir ab und gehe in die Hocke um mit ihr auf Augenhöhe zu sein.

„Schau mir tief in meine Augen." Ich betrachte sie mit meinen Paar Augen und sie geht auf meine Bitte sofort ein und erwidert den Blick.

„Deine Mama ist ein Mensch, der dich sehr liebt, sie liebt dich unheimlich, auch wenn sie Fehler gemacht hat, wie wir alle und du liebst sie genauso. Sie hat dich niemals geschlagen oder dich schlecht behandelt – das weißt du in deinem Inneren - weil sie dich dafür einfach zu sehr liebt. Doch du weißt auch, dass es ihr momentan nicht so gut geht und du deshalb bei mir, bei deinem Papa wohnst, doch das wird dich nicht davon abhalten, sie besuchen zu wollen, weil sie ebenso deine Familie ist."

Ich lasse ihre Hände los, die ich die ganze Zeit gehalten habe und betrachte ihren Blick. Sie lächelt mich an.

Stefan klopft mir von hinten auf die Schulter: „Ich weiß, dass das eine große Überwindung für dich war. Du hast das Richtige getan, du bist ein guter Vater."

"Papa..." Damon (Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt