Ein Besuch aus alter Zeit

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Megan lächelte. Das Kaminfeuer erhellte ihre Augen. "Und so kam es, dass sich der Kreis zu schließen begann ..."

Etwas war besonders in dieser Nacht. Natürlich lag das zum Teil daran, dass der erste September immer ein besonderer Tag war. Wenn sich nach den Sommerferien die Tore von Hogwarts erneut öffneten und alte wie neue Schüler von Kerzenschimmern und dem sternenbedeckten Himmel an der Decke der Großen Halle begrüßt wurden, wenn der Sprechende Hut sein Lied von der Einheit von Hogwarts sang und sich die vier Haustische bis zum Bersten mit Speisen füllten, dann war die Luft von einer Kraft erfüllt, die man nur Magie nennen konnte.

Aber in dieser Nacht war das nicht alles. Die Kerzen leuchteten heller als sonst, die Rüstungen strahlten wie frisch poliert und selbst das von Wind und Wetter gegerbte Gestein wirkte jünger und von neuer Kraft erfüllt. Doch wie einzigartig diese Nacht wirklich war, sollte sich erst später an diesem Abend zeigen.

Es geschah, als sich die Schüler gesättigt zurücklehnten, als das Summen von Gesprächen die Halle zum Leben erweckte. Gerade hatte sich Albus Dumbledore, der silberhaarige Schulleiter von Hogwarts, erhoben, um davon zu erzählen, dass der Dunkle Lord Voldemort und seine Anhänger zu neuer Macht erstarkt waren. Er wollte die Sicherheitsmaßnahmen beschreiben, die dazu beitragen würden, dass sie alle in Hogwarts sicher blieben, als es geschah.

Das große doppelflügelige Eingangsportal des Schlosses öffnete sich, um vier Gestalten den Blicken preiszugeben. Ihr Alter war schwer zu schätzen, wie es oft bei Hexen und Zauberern mit hoher Macht geschah. Obwohl sie Weisheit und Würde ausstrahlten, waren ihre Bewegungen voller Jugend und kein graues Haar leuchtete aus ihrem Haar, als sie sich wachsam in der Großen Halle umsahen.
„Seid gegrüßt", sagte einer der Fremden mit fester Stimme. „Wir kommen in Frieden." Der Sprecher war ein Mann mit blondem Haar. Ein gestutzter Bart umrahmte ein kantiges Gesicht mit grauen Augen. Ein roter Mantel wallte um seine Schultern und darunter blitzte das Metall eines Kettenhemdes. Ein mit Rubinen besetztes Schwert hing an seiner Seite und wie zufällig lag eine behandschuhte Hand auf dem Griff.
„So? Tun wir das?" Grüne Augen blickten lauernd auf die Hand, die noch immer den Schwertgriff umfing, um dann blitzschnell durch die Reihen der Schüler und Lehrer zu gleiten. „Unser kleines Kunststück scheint geglückt. Unter anderen Umständen wäre ich wohl fasziniert."
Grüne und silberne Roben raschelten, als der Sprecher nach dem goldenen Amulett griff, das um seinen Hals hing. Ein stilisiertes S war darauf abgebildet. Im Kontrast zu dem schwarzen Haar und der dunklen Kleidung des Zauberers schien es regelrecht zu leuchten.
Eine kleine Frau mit einem Lächeln, das man einfach nur erwidern wollte, trat entschieden vor die beiden Männer. Ein locker geflochtener Zopf fiel lose auf ein erdfarbenes Kleid, das ihre zierliche Figur umschmeichelte. „Entschuldigt unser plötzliches Eindringen. Bei der Gründung von Hogwarts haben wir einen Zauber gewirkt, der uns hierher führen würde, wann immer unserer Schule Gefahr droht. Selbst dann, wenn dies nach unserer Zeit geschieht." Ihr Lächeln gewann an Kraft. „Ich bin Helga Hufflepuff, diese beiden Streithähne sind Salazar Slytherin und Godric Gryffindor. Und hinter ihnen steht meine liebe Freundin Rowena Ravenclaw."
Mit tänzerischer Anmut trat eine zweite Frau neben die erste. Sie war groß und schlank, dunkelbraunes Haar ergoss sich in Locken über ihre Schultern, während braune Augen wissend über die Anwesenden glitten. Ihr nachtblaues Kleid war das einer Edeldame und ein Diadem schmiegte sich funkelnd an ihre Stirn. „Ihr werdet uns nicht glauben, welchen Grund hättet ihr auch, unser Behauptungen als eure Wahrheit anzuerkennen? Doch ich hege die Hoffnung, dass euch nähere Gespräche zu überzeugen vermögen."
In der Großen Halle war es totenstill geworden. Alle Schüler saßen wie erstarrt, die fassungslosen Gesichter auf die Neuankömmlinge gerichtet. Selbst die Geister wirkten blasser als sonst. Nur äußerst aufmerksame Beobachter bemerkten, wie der Blick des Schulleiters für einen Wimpernschlag an den Hausgeistern hängen blieb. Die Graue Dame stand sichtlich neben sich. Mit geweiteten Augen studierte sie das Antlitz ihrer Mutter und entfloh schließlich durch eine Wand. Der Blutige Baron folgte ihr, nachdem er einen hasserfüllten Blick in die Richtung des Gründers seines Hauses geworfen hatte. Der Fast Kopflose Nick schwebte näher heran, um einen besseren Blick auf das Geschehen zu haben. Nur der Geist von Hufflepuff verweilte an seinem Platz, auf dem runden Gesicht des Mönchs lag ein seliges Lächeln. Als er Dumbledores Blick bemerkte, nickte er entschieden und antwortete damit auf eine wortlos gestellte Frage.
Als sich der silberhaarige Zauberer schließlich erhob und den Neuankömmlingen mit ausgebreiteten Armen entgegen ging, war das Geräusch seiner Schritte der einzige Laut, der zu vernehmen war. Blaue Augen senkten sich über die Gläser einer Halbmondbrille hinweg auf jene Fremden, die behaupteten, die Gründer von Hogwarts zu sein. Jeder der Vier hielt seinem prüfenden Blick auf seine Weise statt. Godric Gryffindor neigte grüßend den Kopf, ohne den Augenkontakt zu unterbrechen. Salazar Slytherin hob fragend eine Augenbraue. Die Augen von Helga Hufflepuff blitzten, während Rowena Ravenclaw durch den Schulleiter hindurchblickte, als erfasste sie sein tiefstes Selbst. „Ich bin Albus Dumbledore, der Schulleiter von Hogwarts", sprach der silberhaarige Zauberer ruhig. Obwohl die Worte sanft gesprochen waren, drangen sie in jeden Winkel der Halle, so sehr hielt das Schweigen die Schüler gefangen. „Es ist mir eine Ehre."
„Ist das so?" Auf den Zügen von Lord Slytherin spielte ein raubtierhaftes Lächeln. „Und Ihr schenkt uns Glauben, Schulleiter? Einfach so?" Seine Augen glitten zum Geist von Hufflepuff. „Selbst jene, die uns einst kannten, haben uns lange Zeit nicht mehr gesehen."
„Ich lebe die Überzeugung, so lange an einen Menschen zu glauben, bis er mich vom Gegenteil überzeugt, Lord Slytherin."
Die Ironie des Schlangenlords war mit jedem Wort hörbar. „Wirklich? Wie überaus praktisch."
Dumbledores Augen verhärteten sich für einen winzigen Moment.
„Ihr müsst ihn entschuldigen, Schulleiter", sagte Godric Gryffindor. „Lord Slytherin hier zu sehen erfüllt uns alle mit Überraschung. Ihn selbst wahrscheinlich am meisten. Wir hatten nicht angenommen, dass der Zauber auf ihn noch die vorherbestimmte Wirkung ausübt. Unsere Wege haben sich lange getrennt."
„Nur weil ich eure Überzeugungen nicht teile, so bin ich doch jenem Teil der Schule verbunden, der schon immer mir gehörte ..." Grüne Augen glitten zum Tisch der Slytherin.
Helga warf beiden Männern einen warnenden Blick zu. „Jungs, das machen wir später unter uns aus."
Auf Rowenas Lippen erschien ein wissendes Lächeln. „Schulleiter, vielleicht wäre es möglich, dieses Gespräch in einem privateren Rahmen fortzusetzen?"
Dumbledores Augen glitten von einem Gründer zum anderen, bevor er langsam nickte. „Das wäre wohl das Beste." Dann klatschte er mit einem heiteren Lächeln in die Hände. „Hier gibt es bald nichts mehr zu sehen! Also ab in eure Gemeinschaftsräume wo eure warmen und weichen Betten auf euch warten!"
Es dauerte ungewöhnlich lange, bis sich die Schüler erhoben. Aufgeregtes Flüstern sirrte durch die Luft und kaum ein Haus vermochte es, sich von dem Anblick seines Gründers zu lösen. Lächelnd führte Albus Dumbledore seine Gäste aus der Großen Halle. Ein schneller Blick reichte aus, um die vier Hauslehrer dazu zu bringen, sich ihm anzuschließen. Insbesondere Filius Flitwick hatte bereits an der Kante seines Stuhls gesessen und sprang auf Dumbledores Aufforderung mit einem begeisterten Lächeln davon herunter. Minerva McGonagall und Severus Snape folgten deutlich zurückhaltender. McGonagalls Mund war zu einem dünnen Strich verzogen und Snapes Augenbrauen waren argwöhnisch in die Höhe geklettert. Auch Pomona Sprout sah dem Treffen mit der Gründerin ihres Hauses sichtlich angespannt entgegen. Doch als Lady Hufflepuff sie anstrahlte, entspannten sich ihre Schultern und sie lächelte unweigerlich zurück. Dennoch war die Stimmung angespannt, als sie die vielen Stufen bis zum Büro des Schulleiters erstiegen. Nur Dumbledore schien resistent gegen die angespannte Stille zu sein und ging mit funkelnden Augen voran.

Auf halbem Wege jedoch kam die Gruppe unvermutet zum Stehen. Die Hauselfen von Hogwarts hatten sich rechts und links entlang des Treppenhauses aufgestellt. Die dünnen Arme hinter dem Rücken verschränkt, präsentierten sie stolz das Wappen von Hogwarts, das auf den Kissenbezügen prangte, die sie anstelle von Kleidung trugen. Ein ganz besonders alt und gewichtig aussehender Elf trat vor und räusperte sich bedeutungsvoll. „Lady Hufflepuff und Lady Ravenclaw, Lord Gryffindor und Lord Slytherin", hüstelte er. „Verehrte Gründer, willkommen zurück in Hogwarts."
„Woher wissen sie das, Albus?", raunte Minerva McGonagall in Richtung des Schulleiters.
Albus Dumbledore lächelte in sich hinein. „Die Hauselfen sind mit der Magie des Schlosses verbunden. Genauso wie es zu einem kleinen, bescheidenen Teil auch der Schulleiter ist."
„Sie gehen also davon aus, dass diese Leute das sind, was sie zu sein behaupten?"
Dumbledores Augen blitzten. „Ich gehe nicht nur davon aus, ich bin davon überzeugt, Minerva."
Etwas überfordert rückte die Hauslehrerin von Gryffindor ihre Brille zurecht.
Helga strahlte währenddessen die versammelten Hauselfen an. „Was für ein schöner Empfang! Vielen Dank, meine Lieben. Gleich morgen schaue ich bei euch in der Küche vorbei. Ich kann gar nicht erwarten, zu erfahren, was sich bei euch verändert hat!"
Die Hauselfen erwiderten ihr Lächeln und viele scharrten verlegen mit den Füßen. Einige schnäuzten geräuschvoll in Taschentücher. Wenn auch Salazar Slytherin für einen kurzen Moment den Blick eines kleinen Hauselfen mit tennisballgroßen grünen Augen einfing und dieser daraufhin bedeutungsvoll grinste, so ging dieser kurze Austausch im allgemeinen Durcheinander unter.
Schließlich ließen sie die Hauselfen hinter sich und es war nur noch Helga, die gerührt winkte, bis auch der letzte Elf mit einer Drehung des Treppenhauses außer Sicht geriet.
„Wenn du gehen willst", sagte Godric an Salazar gewandt, „Dann wäre nun ein guter Zeitpunkt." Der Gründer Gryffindors hatte leise gesprochen, doch in der Stille war jedes Wort deutlich zu vernehmen.
„Ich bin untröstlich deinen Wunsch auszuschlagen, Godric", erwiderte der Schlangenlord mit einem Lächeln, das keines war. „Aber gestrandet in einer fremden Zeit werde ich wohl an jenem einem Ort verweilen, der mir bekannt ist. Kannst du es wirklich übers Herz bringen, mir diesen Wunsch zu verwehren?"
Die Worte waren mit beißendem Sarkasmus geäußert und verfehlten ihre Wirkung nicht.
Der Gründer Gryffindor biss die Zähne zusammen, und wieder zuckte seine Hand in Richtung seines Schwertes.
„Salazar! Godric!" Nun war Helgas Stimme mahnend. Beide Männer schwiegen, wenngleich ihre Blicke Bände sprachen.
Die Gruppe kam ein weiteres Mal gezwungenermaßen zu einem Halt, als sich eine der Treppen weigerte, sich in ihre Richtung zu drehen. Severus Snape machte sich bereits auf einige Minuten des Wartens in ungemütlichen Schweigen gefasst, als Rowena Ravenclaw auf das Geländer klopfte. „Hogwarts, wenn du so freundlich wärest? Wir haben gerade keine Zeit mit dir zu spielen."
Blitzschnell schoss die Treppe, entgegen ihrer üblichen Laufrichtung, an ihren vorgesehenen Platz. Als Lady Ravenclaw das Geländer zum Dank ein weiteres Mal tätschelte, ging ein Zittern durch die Stufen, das einem Schnurren nicht ganz unähnlich war. Severus Snape blinzelte ungläubig.

Der steinerne Wächter sprang beiseite und gewährte ihnen Einlass in das Büro des Schulleiters. Mit einer schnellen Bewegung beschwor der Schulleiter weitere Stühle herbei und einen Moment waren alle damit beschäftigt, sich einen Platz zu suchen. Wachen blauen Augen entging nicht, dass sich drei der Gründer nah beisammen niederließen, während Salazar Slytherin sichtlichen Abstand zu seinen Kollegen suchte. Als hätte sein Blick Helga Hufflepuff bei ihrem Tun ertappt, erschien ein entschlossener Zug um ihren Mund und sie ruckte mit ihrem Stuhl in die Leere zwischen den beiden Parteien. Die Lippen Salazar Slytherins zuckten, aber es war keine gute Art von Amüsement, die sich in seinen Augen spiegelte.
Flitwicks Augen blitzten vor Neugier als er sie auf die Gründerin eines Hauses richtete. „Lady Ravenclaw, welcher Zauber war es im Einzelnen, der Sie hierher brachte?"
Braune Augen leuchteten auf und die Gründerin von Ravenclaw erhob sich, um eine Hand an die Wand zu legen. „Die Mauern von Hogwarts sind gespeist von unserer Magie. Und solange unsere Magie in jenen Mauern ist, ist es möglich, uns zu rufen, wenn die Gefahr groß ist. Die Anderswelt kennt keine Zeit, die Ewigkeit liegt gefangen im Augenblick. Und die Anderswelt ist es, die diesen Ort mit Kraft speist, wo unsere eigene Magie versagt. Getragen von der zeitlosen Magie jener Welt und von jener, die unsere eigene ist, vermögen wir durch Zeit und Raum zu reisen, bis die Gefahr gebannt ist."
Dumbledores Augen funkelten. „Ich bin mir ziemlich sicher, euch nicht gerufen zu haben."
Salazar Slytherin hob eine Augenbraue. „Nun, jemand muss es getan haben. Ich versichere Ihnen, dass wir nicht zum Spaß an der Freude durch die Zeiten reisen."
Rowenas Blick wurde nachdenklich. „Womöglich muss dieser Ruf weder von einer Hexe, noch einem Zauberer ausgesprochen werden. Es mag die Magie selbst sein, die uns gerufen hat, denn jene ist es, die korrumpiert und verdorben wird, wenn schwarze Magie um sich greift. Es ist nur logisch, wenn sie nach neuer, nach frischer Energie greift, um sich am Leben zu erhalten. Und so sucht sie nach mehr von jener Magie, die sie bereits in sich trägt. Mit anderen Worten, nach uns."
Flitwick klatschte in die Hände. „Das ist fantastisch!"
„Wenn wir Vier vereint sind, können wir Großes vollbringen", sagte Helga mit einem mahnenden Unterton in der Stimme.
„Aber mancher Bruch ist nicht zu heilen", ergänzte Lady Ravenclaw und ihre Augen waren kühl als sie auf dem Schlangenlord zu ruhen kamen. „Es ist nicht nur Godric, den du mit deinem Tun verärgert hast. Wissen ist ein Geschenk, das allen gleichermaßen gebührt."
Slytherins Stimme war gefährlich ruhig. „Ist das so? Auch den Feinden, die es dazu nutzen, uns mit diesem Wissen abzuschlachten?"
„Kinder sind keine Feinde!", rief Helga entschieden.
„Aber ihre Eltern sind es! Was glaubst du, was sie erzählen und sei es aus dem arglosen Vertrauen heraus, das Kinder ihren Eltern entgegenbringen? Wir können sie nicht unterrichten und wenn wir es tun, werde ich sicherstellen, dass sie nicht zu ihren Eltern zurückkehren, um von dem Gelernten zu unterrichten."
Godric erhob sich ruckartig. „Ich hoffe, du intendierst mit deinen Worten nicht das, was ich glaube."
Grüne Augen loderten voller Zorn. „Und wenn es so wäre?"
Helga Hufflepuff wirkte einen Moment, als sei sie versucht, ihre neutrale Position aufzugeben und dem Gründer des Schlangenhauses Vernunft einzuschütteln. Auch Lady Ravenclaw schien das zu bemerken, denn sie wandte sich rasch an die versammelten Lehrer. Dies änderte jedoch nichts daran, dass auch ihre Stimme kühl wie Raureif klang. „Vielleicht hat sich der Konflikt, von dem wir sprechen, längst in Wohlgefallen aufgelöst? In welchem Jahr befinden wir uns? Und wie ist die Lage in der magischen Welt?"
Nachdenklich faltete Dumbledore die Hände ineinander. „Sie befinden sich im Jahr 1996. Und ich fürchte, dass der Konflikt, den Sie ansprechen, in dieser Zeit neue Bedeutung erlangt hat. Ein Zauberer, der sich selbst Lord Voldemort nennt, schart Anhänger um sich, um die magische Welt von dem Einfluss der Muggel und Muggelgeborenen zu befreien." Als sich auf Lord Slytherins Gesicht der Hauch eines Lächelns ausbreitete, suchte Dumbledore den Blick des grünäugigen Zauberers. „Allerdings hat sich seit Ihrer Zeit ein Detail grundlegend geändert: 1692 ist ein Geheimhaltungsabkommen in Kraft getreten, das unsere Welt fast gänzlich von der der Muggel trennt. Allein engste Verwandte von Muggelgeborenen werden mit ihren Kindern über die Existenz von Magie unterrichtet. Darüber hinaus ist der nichtmagischen Bevölkerung nicht bekannt, dass dieses Phänomen mehr ist als der Stoff eines Märchens." Der Schulleiter beugte sich vor, damit ihm keine Reaktion seines Publikums entging. Drei der Gründer tauschten einen erfreuten Blick. Aber Dumbledores Befürchtungen sollten sich bewahrheiten, als der Gründer des Schlangenhauses dezent die Stirn runzelte. „Sie sagen also, dass beide Welten nebeneinander existieren? Über die Verfahren hinaus, die die Aufrechterhaltung einer solchen Regelung gewährleisten, lassen sie die Muggel sich selbst regieren?"
„Genau das ist der Fall", bestätigte Dumbledore ruhig und beobachtete, wie sich die Augenbrauen seines Gegenübers zusammenzogen.
Als Slytherin erneut zu sprechen begann, war seine Stimme deutlich kälter. „Und wo ist da die Rache für das, was sie uns angetan haben?"
„Der Krieg währte schon zu lange in unserer Zeit. Sei froh, dass sie eine friedliche Lösung gefunden haben!", warf Helga ein.
„Rache erzeugt Rache", fuhr Rowena fort. „So wird ein Kreislauf aus Angst und Tod geboren. Ist es das, was du willst?"
Salazar lachte auf. Aber es war ein kaltes, freudloses Lachen. „Muggel, die regieren? Ich frage euch, in wie viele Kriege haben sie sich bereits mit ihrer Kurzsichtigkeit und Ignoranz gestürzt? Wie viele unschuldige Opfer gibt es zu beklagen? Was war ihr nächstes Opfer? Die Kobolde? Die Zentauren? Oder haben sie damit begonnen, sich selbst zu zerfleischen und uns damit allen einen Gefallen getan?"
„Schweig, Salazar!", befahl Godric. In seiner Stimme lag eine Befehlsgewalt, die eine herannahende Armee gestoppt hätte, aber der Gründer des Schlangenhauses fuhr unbeeindruckt fort. „Muggel können sich nicht regieren. Sie sind nichts. Ihre einzige Chance wäre es, von uns geleitet und geführt zu werden."
Ein kaltes Feuer begann in Dumbledores Augen zu glühen. „Entscheidend ist nicht die Macht, über die wir verfügen, sondern wie wir die Kraft einsetzen, die uns gegeben ist. Wir sind weder weiser noch besser, weil wir glauben, mächtig genug zu sein, uns über sie zu erheben. Im besten Fall führt uns dieser törichte Wunsch unsere eigene Arroganz vor Augen."
Salazars Stimme war gefährlich leise. „Haben Sie mich gerade der Arroganz bezichtigt?"
Dumbledore taxierte ihn mit einem kühlen Blick. „Wenn Sie größere Macht als Begründung sehen, sich über andere zu erheben, dann habe ich das wohl."
Die vier Hauslehrer zogen scharf die Luft ein. Slytherins Augen verengten sich. „Wenn sie den Wunsch nach Sicherheit als Arroganz bezeichnen, sind Sie ein törichter alter Mann."
McGonagall und Professor Sprout tauschten einen entsetzten Blick. Die Luft im Raum schien deutlich kälter geworden zu sein. Und beinahe war das Knistern zu hören, mit dem die Magie der beiden mächtigen Zauberer gegeneinander traf.
„Ich warne Sie, Lord Slytherin", sagte Dumbledore bestimmt. „Sollten Sie sich in dieser Welt an Muggeln oder Muggelgeborenen vergreifen, gibt es Möglichkeiten, gegen Sie vorzugehen. Und keine davon ist besonders angenehm."
Lord Slytherins Züge entspannten sich zu einer ausdruckslosen Maske, über die kurze Zeit später ein Lächeln huschte. „Aber nein, Schulleiter. Ich bin nicht mehr als ein Gast in einer fremden Zeit. Und ich gebe zu, dass aus meinen Worten Hass und Bitterkeit auf Feinde sprechen, die längst nicht mehr unter den Lebenden weilen. Es ist durchaus möglich, dass ich die derzeitige Lage nicht adäquat betrachte." Sein Lächeln vertiefte sich, als der Schlangenlord alle Blicke des Raumes auf sich spürte. Aber kein einziges Mal erreichte dieses Lächeln seine Augen. „Seien Sie versichert, dass das einzige Problem, dessen ich mir hier annehmen werde, jenes ist, wofür wir hierher gebracht wurden."
Godric nickte. „Etwas muss gegen diesen Lord Voldemort unternommen werden."
Slytherin lächelte gefährlich. „Wer den Frieden bedroht, muss dafür bestraft werden." Und Dumbledore hatte das ungute Gefühl, dass sich der grün gewandete Zauberer damit nicht den Worten seines Vorredners anschloss.
„Es ist schon spät. Ich schlage vor, dass wir uns alle erst einmal zur Ruhe begeben. Morgen können wir sicherlich besprechen, wie wir Sie in den Tagesablauf von Hogwarts mit einbeziehen, sofern Sie dies wünschen. Die Hauselfen sind sicherlich gerne bereit, Zimmer für Sie herzurichten."
„Das wäre schön", sagte Helga, offensichtlich bemüht, die Spannung in der Luft zu mildern. Doch auch ihre eigenen Worte hatten einen bissigen Unterton. „Ich freue mich darauf, das Hogwarts dieser Zeit besser kennen zu lernen. Doch denke ich , dass unsere einstigen Zimmer noch für uns bereitstehen."
Rowena nickte. „Solange unsere Magie in den Mauern fließt, wird für uns stets ein Platz in diesem Schloss sein." Ihr Blick haftete auf Salazar. „Auch, wenn wir ihn vielleicht neu finden müssen."
Der Schulleiter nickte. „In diesem Fall werden Sie meine Hauslehrer zu ihren Gemächern begleiten. So können wir sichergehen, dass diese vorhanden und in einem beziehbaren Zustand sind. Außerdem bekommen wir so, wenn Sie erlauben, die Gelegenheit, ein neues Geheimnis von Hogwarts zu erforschen."
„Natürlich, Schulleiter", versicherte Godric höflich. „Auch ich wollte wissen, wo die Gäste, die ich beherberge, unterkommen."
Etwas wie Ehrfurcht lag in Dumbledores Stimme, als er den Gründer seines Hauses betrachtete. „Sie sind mehr als Gäste, glauben Sie mir das."
„Wie erfreulich, das zu hören", sagte Lord Slytherin ironisch. „Professor Snape, war der Name? Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie mich in die Kerker geleiten könnten." Severus Snape neigte den Kopf und glitt mit wehenden Roben voran aus dem Büro des Schulleiters. Slytherin verharrte noch einen Moment an der Tür. Ein warnender Unterton hatte sich in seine Stimme geschlichen. „Eines noch, Schulleiter. Ich schätze es nicht, wenn man mir droht." Ohne noch jemanden im Raum eines Blickes zu würdigen, machte er sich gemessenen Schrittes daran, dem Vorausgehenden zu folgen.

Severus Snape betrachtete den Mann, der neben ihm her schritt, aus den Augenwinkeln. Lord Slytherin ging so leise, dass seine Schritte auf dem Gestein kaum zu hören waren. Allein das mit Silber durchsetzte Brokat seiner Roben raschelte leise, wenn er sich bewegte. Eine Aura von Macht und kühler Selbstsicherheit ging von ihm aus. Und darunter lag etwas anderes, etwas Gefährliches, das er nicht zu benennen vermochte und das ihn umso mehr verunsicherte. Als er das nächste Mal einen Seitenblick wagte, fingen grüne Augen die seinen ein und ein Mund verzog sich zu einem schmalen Lächeln. „Sie sind also der Vorstand meines Hauses", Snape spürte, wie ihn diese kalkulierenden Augen musterten und ein unwohler Schauer durchfuhr ihn. „Darf ich fragen, was Sie unterrichten?"
„Bisher war ich der Lehrer für Zaubertränke, Sir. Dieses Jahr unterrichte ich allerdings Verteidigung gegen die dunklen Künste."
„Verteidigung gegen die dunklen Künste?" Eine Augenbraue zog sich nach oben. „Hat sich die dunkle Kunst so sehr weiterentwickelt, dass der Lernstoff in zwei Fächer aufgespalten werden musste? Als ich das Fach unterrichtete, nannte man es einfach dunkle Kunst."
„Mitnichten, Sir", sagte Snape und fragte sich unwillkürlich, ob Lord Slytherin auf unliebsame Nachrichten ähnlich unerfreut reagierte wie der Dunkle Lord. „Die dunkle Kunst wird nicht länger unterrichtet. In Hogwarts wird nur noch die Verteidigung gelehrt."
Zu seiner Erleichterung war in Slytherins Mine nur Irritation und leichtes Amüsement zu erkennen. „Und wie sollen sich Ihre Schüler gegen eine Macht verteidigen, die sie nicht kennen?"
„Das ist der Grund, warum ich das Fach unterrichten wollte. Ich hoffte, es etwas mehr zu seinen Wurzeln zurückführen zu können."
Slytherin Lippen hoben sich in leichtem Wohlwollen, doch allzu schnell war der Eindruck wieder verflogen. „Wie steht es um mein Haus, Professor Snape?"
„So wie Sie sich von den anderen Gründern entfernt haben, hat auch Ihr Haus eine gewisse Distanz eingenommen. In Slytherin werden List und Ambitionen hochgehalten und kein Muggelgeborener sah jemals das Innere des Gemeinschaftsraums von Slytherin."
„Ich entnehme dieser Beschreibung, dass es regelmäßig zu Reibereien mit den anderen Häusern kommt?"
„Vor allem mit Gryffindor. Aber meine Schlangen sind, im Gegensatz zu den Löwen, geschickt genug, sich nicht dabei erwischen zu lassen."
Slytherin warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Oder zumindest nur von jenen, die ihr Geheimnis zu wahren wissen."
„Wie wahr", pflichtete Snape ihm bei.
„Ich hoffe doch, dass es keine schwerwiegenderen Vorfälle gab? Solche, die wahrhaft Anlass zur Sorge bereiten?"
Snape blickte in ein kalkulierendes Augenpaar und ihm fröstelte. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass der Gründer seines Hauses mehr über ganz gewisse Vorfälle in Erfahrung bringen sollte. Solche, die einen Basilisken und eine verborgene Kammer betrafen. Unwillkürlich straffte er die Schultern. Er wollte nicht derjenige sein, der Slytherin über den Tod seines Basilisken unterrichtete. „Vor etwa vier Jahren gab es so einen Vorfall. Eine rätselhafte Kreatur versteinerte eine Reihe von Muggelgeborenen und sogar einen Geist. Der Schulleiter zog es vor, die Angelegenheit in aller Verschwiegenheit zu regeln und es kam zu keinen weiteren Vorfällen." Er lächelte dünn. „Natürlich war niemand aus dem Haus Slytherin in diese Vorfälle verwickelt."
„Wie erfreulich", sagte Slytherin beiläufig. „Es wäre auch zu schade, wenn Schülern in diesen Mauern etwas geschehen würde."
„Ich bin ganz Ihrer Meinung, Sir."
Mittlerweile hatten sie die Kerker erreicht. Sie verharrten einen Augenblick vor dem Eingang zum Gemeinschaftsraum von Slytherin. Der Schlangenlord taxierte die Mauer einen Moment, bevor er seine Aufmerksamkeit erneut dem Zauberer an seiner Seite zuwandte.
„Gerne würde ich Ihrem Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste beiwohnen, um zu ermessen, was sich seit meiner Zeit verändert hat."
„Ich bin mir sicher, das wird sich einrichten lassen."
Slytherin nickte zufrieden. „Hervorragend. Dann sehe ich Ihrem Unterricht mit Freude entgegen. Das Mal auf Ihrem Arm ist zumindest ein wahres Glanzstück der dunklen Kunst."
Snape versteifte sich bei dieser Bemerkung. Ohne es zu wollen, glitt sein Blick zu seinem Unterarm, der gut verborgen unter den Ärmeln seiner schwarzen Robe lag. „Ich bin verblüfft, dass Sie es wahrgenommen haben."
Slytherins Augen blitzten. „Meisterwerke der Dunklen Kunst bleiben selten vor meiner Wahrnehmung verborgen." Gelassen schritt der Schlangenlord zu einer Stelle an der Wand hinüber und legte seine Hand darauf. Er gab ein zischendes Geräusch von sich und die Wand schmolz unter seiner Hand, als hätte sie nie existiert. „Dies ist, wie Sie sich sicher denken, der Eingang zu meinen Räumlichkeiten." Er bedeutete Snape, ihm zu folgen und führte ihn in einen umschatteten Gang, an dessen Ende sich eine einzige Tür befand. Das Holz war mit silbernen Ornamenten beschlagen und den Knauf bildete eine Schlange, die dem Betrachter ihre glänzenden Giftzähne darbot. Slytherin folgte dem Blick des Tränkemeisters und lächelte. „Ich rate niemanden dazu, diesen Raum mit niederen Absichten zu betreten."
Snape war froh, dass seine Stimme fester klang, als er sich fühlte. „Ich verstehe, Sir."
Die Tür glitt lautlos auf und enthüllte ein verstaubtes, wenngleich elegantes und umfassend eingerichtetes Arbeitszimmer. „Wie es scheint, werde ich meine Nacht hier ohne Schwierigkeiten verbringen können." Slytherin neigte den Kopf und einen Moment war Snape sprachlos angesichts dieser überraschenden Zurschaustellung von Respekt. „Ich danke Ihnen für Ihre Gesellschaft, Professor Snape. Es würde mich freuen, das Gespräch mit Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen."
Snape deutete eine Verbeugung an. „Die Freude lag ganz auf meiner Seite, Sir", brachte er hervor. „Ich wünsche eine angenehme Nacht."
„Zurück in diesen Mauern hege ich daran nicht den geringsten Zweifel. Ruhen Sie wohl, Professor."
Mit diesen Worten entschwand der Gründer Slytherins in dem Raum hinter der Tür. Snape zwang sich dazu, sich abzuwenden und seine eigenen Räumlichkeiten anzusteuern. Seine Gedanken rasten. Er hatte Lord Slytherin über den Abend eingehend beobachtet. Es war unmöglich, dass es sich um einen Hochstapler handelte. Salazar Slytherin war all das, was man über ihn erzählte. Er war gerissen und klug, wortgewandt und von einer unterschwelligen Gefährlichkeit, die ihn frösteln ließ. Zweifellos war er ein Zauberer von großer Macht und immenser Ausstrahlung. Snape war gleichermaßen besorgt und fasziniert. Und er hoffte inständig, dass sich der Dunkle Lord und Salazar Slytherin niemals begegnen würden.

Auf der anderen Seite der Tür lehnte sich ein grün gewandeter Zauberer gegen das raue Holz und schloss für einen Moment die Augen. Er wartete, bis Snapes Schritte auf dem Korridor verhallt waren und dann noch ein wenig länger, bevor er einen Desillusionierungszauber über sich warf und die Kerker mit leisen Schritten verließ. Er erklomm viele Stufen, bis er sich im vierten Stock vor dem Wandteppich eines Ritters wiederfand, der einer Gruppe von Trollen das Tanzen lehrte. Dreimal ging er vor dem Vorhang auf und ab, bis sich eine Tür auftat, die ihn in das warm beleuchtete Innere führte. Feuer prasselte in einem Kamin und erhellte zwei gemütliche Couches, die einander gegenüberstanden. Godric lehnte am Kamin, den Blick abwesend in die knisternden Flammen gerichtet. Rowena zupfte an einer Harfe, während Helga damit beschäftigt war, Tee und Gebäck für vier Personen zu arrangieren. Sobald er den Desillusionierungszauber abgelegt hatte, lagen die Blicke aller seiner Freunde auf seinem Gesicht. Die sorgenvolle Anspannung in der Luft war mit Händen zu greifen.
Salazar setzte ein Lächeln auf. „Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich hatte ein äußerst höfliches Gespräch mit Severus Snape."
Im nächsten Moment rannte eine zierliche Gestalt auf ihn zu und schloss ihn in eine feste Umarmung. „Salazar", murmelte Helga an seiner Brust „Ein Glück! Für einen Moment dachte ich ..."
Rowena stellte die Harfe zur Seite und legte ihrerseits die Hände um Salazar. „Du spielst deine Rolle einfach zu gut."
„Es tut mir leid", sagte Salazar, während er die Umarmung der beiden Frauen erwiderte. „Ich wollte euch nicht beunruhigen."
„Unsinn!", sagte Helga bestimmt. „Wir wussten ja, dass es so sein würde! Wir haben uns dir förmlich aufgedrängt!" Ein verlegenes Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Trotzdem sah das in meiner Vorstellung irgendwie anders aus. Außerdem ist es einfach ungerecht!"
„Sie hat recht", sagte Godric und legte einen Arm auf Salazars Schulter. „Du solltest das nicht noch einmal durchstehen müssen."
Godric umschloss die beiden Frauen von der anderen Seite, sodass sie sich zu viert umarmten. Eine Weile verharrten sie, wie die Familie, die sie einander waren, bevor sie sich zögernd voneinander lösten.
Rowena warf Salazar einen Blick zu. „Deine Argumente sind wirklich gut. Sei vorsichtig, Salazar, sonst wechseln Hexen und Zauberer noch auf eine Seite, auf der wir sie nicht haben wollen."
Seufzend massierte sich der Gründer Slytherins die Schläfen. „Ich muss überzeugend sein, Rowena. Nur wenn ich all das bin, was Voldemort in mir sieht, wird er den Kontakt mit mir suchen. Ich hoffe auf euch und Ron, dass ihr Slytherin davon abhaltet, einen gefährlichen Pfad einzuschreiten. Zumindest, bis ich mich wahrhaft zu meinen eigenen Überzeugungen bekennen kann."
Helga nickte ernst, dann kehrte das Lächeln auf ihre Züge zurück. „Manche Stellen haben aber auch Spaß gemacht. Als du dich Dumbledore entgegengestellt hast ... die Luft hat gezittert vor lauter Magie."
Salazar erwiderte ihr Lächeln. „ Wie mache ich meine Position deutlicher, als wenn ich Albus Dumbledore herausfordere?"
Helga zwinkerte ihm zu. „Und was, wenn er dich in hohem Bogen aus dem Schloss herauswirft?"
„Oh, das wird er nicht. Dann könnte er mich nicht mehr länger im Auge behalten. Und ich denke, ich habe schon jetzt sehr deutlich gemacht, dass Voldemort eine lohnenswerte Alternative für mich wäre."
Rowena rollte mit den Augen, aber auf ihren Lippen lag ein Lächeln. „Filius Flitwick war furchtbar aufgeregt. Seine Begeisterung war regelrecht ansteckend. Ich habe morgen Abend eine Verabredung, um einige magische Theorien mit ihm zu diskutieren."
Helga nickte ihr zu. „Pomona ist auch sehr nett. Ich glaube, zwischenzeitlich hat sie vergessen, dass sie mit einer Gründerin spricht. Ich denke, wir werden gute Freundinnen."
„Pomona?", fragte Godric mit einer Spur von Eifersucht in der Stimme. „Ihr nennt euch schon beim Vornamen? Professor McGonagall hat mich nicht wesentlich anders behandelt, als als Draco Malfoy. Und ständig hat sie mich so kritisch angesehen, dass ich das Gefühl hatte, mich rechtfertigen zu müssen."
„Sie kann auch lächeln", sagte Salazar schadenfroh. „Es ist dieses seltene Zucken um ihre Mundwinkel."
„Da war kein Zucken", sagte Godric düster. „Da war nichts als kalter Marmor."
Helga grinste. „Dann musst du deinen heldenhaften Charme wohl etwas mehr spielen lassen."
„Das grundlegende Problem könnte sein, das mein heldenhafter Charme eine Erfindung der Geschichte ist", erwiderte Godric säuerlich. „Aber das mit den Hauselfen war ein guter Zug. Wie konntest du sie so schnell mobilisieren?"
Salazar lächelte. „Es mag sein, dass ich einen alten Freund um einen Gefallen gebeten habe."
Godric stöhne. „Du sprichst nicht gerade von Dobby, oder?"
Salazar lächelte, während Godric das Gesicht in den Händen vergrub. „Die Geister haben uns erkannt, wir haben unsere Macht über das Gebäude demonstriert und wurden durch die Hauselfen bestätigt. Ich würde sagen, bisher laufen die Dinge wie geplant."
Helga warf halbherzig ein Kissen in seine Richtung. „Ah, das war alles geplant? Gut zu wissen, du alter Ränkeschmied. Und weißt du, was das schlimmste ist: Alle würden dir auch so glauben. Du bist einfach viel zu überzeugend."
„Aber auch ihr wart mehr als glaubhaft in eurer Darstellung. Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut funktioniert."
Helga lächelte frech. „Hattest du daran etwa deine Zweifel?"
„Für uns ist es nicht schwer", ergänzte Rowena. „Wir müssen nur unsere eigenen Überzeugungen wiedergeben. Außerdem, warum sollte jemand unsere Identität in Zweifel ziehen? Zu gut stellen wir das dar, was sie in uns sehen wollen." Sie warf Helga einen Seitenblick zu. „Und ich denke, dass einigen von uns ein fiktiver Streit ausreicht, um darüber sehr wirklich in Rage zu geraten,."
Helgas Gesicht färbte sich rot. „So ein Unsinn", murmelte sie.
„Und wieder andere", folgerte Rowena weiter, „fallen entweder in alte Gewohnheiten zurück, oder sie haben tatsächlich Spaß daran, sich die Köpfe einzuschlagen."
Godric und Salazar tauschten einen verlegenen Blick. Dann zuckte Godric grinsend mit den Schultern. „Vermutlich stimmt beides."
Helga rollte lächelnd mit den Augen. „Ich hätte nie gedacht, dass unser Schicksal einmal davon abhängen würde, dass sich diese beiden in den Haaren liegen."
Die vier Freunde brachen in heiteres Lachen aus.
Salazar blickte sich um in dem Raum, in dem jede Wand ein anderes Wappen von Hogwarts schmückte.

Vier Viertel eines Ganzen.

Sie hatten ihre Karten gelegt und ihren Eröffnungszug gemacht. Nun wurde gespielt.

Harry Potter und die Legende der GründerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt