Ein Werwolf und eine Erinnerung

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Susan fluchte. „Wie soll der arme Ron denn irgendetwas ausrichten?"
Megan lächelte. „Ron war schon immer ein Teil von uns. Und niemand brauchte den Beweis dafür dringender als er selbst."


Als Voldemort mit seinen Freunden apparierte, blieb Ron beinah das Herz stehen. Wie sollte er Sirius jemals finden? Oder seine Freunde? Rasch blickte er sich um, aber die Umgebung blieb ruhig. Dann rannte er zu der Stelle, an der Voldemort verschwunden war. Natürlich war nichts zu sehen. Wie sollte es auch anders sein? Es war ja nicht so, als wenn Voldemort, oder die anderen, eine Karte mit einem Kreuz hätten fallen lassen, sodass er nun wusste, wohin er sich wenden musste. Zitternd schlang er die Arme um sich und das nicht nur aufgrund der abendlichen Kälte. Wie um alles in der Welt sollte er den anderen folgen?

„Ah, wenn das mal nicht der kleine Ron Weasley ist."
Erschreckt fuhr Ron herum. Aus dem Nebel trat niemand anderes als Bellatrix Lestrange. Die Todesserin legte grinsend den Kopf schief. „Mein Lord hat also darin recht behalten, dass sich Lord Slytherin Verstärkung mitbringen könnte. Aber bist du wirklich Verstärkung?" Sie schürzte die Lippen. „Auf mich wirkst du eher wie Ballast, der zurückgelassen wurde. Bist du überhaupt schon volljährig?"
Wütend ballte Ron die Hände zu Fäusten. Bellatrix rührte an Stellen, an die er gar nicht denken wollte. Er fühlte sich schon hilflos genug, ohne dass die Todesserin in nie verheilten Wunden bohrte. „Lass mich in Frieden!", rief er. „Ich habe zu tun!"
Bellatrix Grinsen wurde noch breiter. „Sag bloß, du halbe Portion willst die Gründer retten? Das ist ein guter Witz." In gespieltem Mitleid fuhr sie fort. „Oh weh. Deine Zauberstabhand zittert ja."
Das tat sie wirklich. Ron biss die Zähne zusammen. Natürlich hatte er eine Heidenangst vor Bellatrix. Und er hatte fürchterliche Angst, dass seinen Freunden und Sirius in diesem Moment die schlimmsten Dinge widerfuhren. Er war kein Held. Er war eben nur Ron Weasley. Harry Potters bester Freund, der nie da war, sobald die Bedrohung wirklich ernst wurde.
Bellatrix streckte die Hand aus. „Armer kleiner Ron", höhnte sie. „Du kannst mir deinen Zauberstab auch einfach geben. Das würde vieles leichter machen, weißt du?"
„Nie im Leben!", rief Ron.
„Achso?" Bellatrix zog eine Schnute. „Ach, wie schade", maulte sie mit falschem Mitleid. „Das heißt wohl, dass ich dich werde töten müssen."
Ihr Fluch kam hart und unerwartet.
In letzter Sekunde errichtete Ron einen Schild, der unter der Wucht von Bellatrix Angriff gefährlich flackerte. Was nur sollte er tun? Bellatrix war mächtiger als er. Aber Fliehen war keine Option. Er musste seine Freunde finden und hier war der einzige Anhaltspunkt, den er hatte. Ron versuchte es mit einem Stupor, der von Bellatrix mit einem Lachen abgewehrt wurde. „Ernsthaft? Das ist alles, was du drauf hast? Das ist selbst für einen Sechstklässler lachhaft. Na los", raunte sie. „Beeindrucke mich."
Ron versuchte es mit einem Expelliarmus. Mit einem gackernden Lachen wehrte Bellatrix auch diesen Angriff ab. „Pathetisch", sagte sie und wischte sich Lachtränen aus den Augen. „Mich wundert, dass du es in Hogwarts überhaupt so weit gebracht hast. Geben sich deine Freunde eigentlich nur mit dir ab, damit sie jemanden haben, auf den sie insgeheim herabschauen können?" Ihre Worte taten so weh, als hätten ihre Flüche getroffen. Sie log, natürlich tat sie das. Bellatrix konnte nicht wissen, was seine Freunde über ihn dachten. Alles was sie wollte, war ihn zu verletzen. Und doch hatte er sich insgeheim, im Dunkeln seines Bettes, manchmal ganz ähnliche Gedanken gemacht. Er schämte sich dafür. Aber ein kleiner, verräterischer Teil von ihm pflichtete Bellatrix bei. Was hatte er den anderen zu bieten? Warum gaben sie sich überhaupt mit ihm ab? Warum versuchten sie, ihn zu integrieren? An ihm war nichts besonderes.
Sie feuerte eine Salve von Schneideflüchen ab. Rons Schild schimmerte unter den ersten beiden Angriffen. Der dritte fand sein Ziel. Er fühlte einen schmerzhaften Schnitt am Bein und spürte, wie sein Fuß unter ihm wegsackte. Hilflos fiel er zu Boden und kullerte durch das Gras. Im nächsten Moment stand Bellatrix über ihm. „Sieh es ein", sagte sie grinsend. „Du bist ein Versager. Und bald bist du ein toter Versager."
Er beobachtete, wie Bellatrix den Zauberstab hob, den Todesfluch auf den Lippen.
Ron konnte nicht verlieren. Seine Freunde brauchten ihn! Er mochte in nichts besonders gut sein, außer in Schach. Er mochte nicht gut genug sein, um mit den Gründern von Hogwarts befreundet zu sein. Aber das hieß nicht, dass er nicht alles für diese Menschen tun würde.
Auf einmal wurde die Welt ganz still. In Zeitlupe sah Ron Bellatrix Grinsen, als sie den Zauberstab hob. Überdeutlich sah er, wie sie den Mund öffnete, um die tödlichen Worte auszusprechen. Blitzschnell rollte sich Ron in das nächste Gebüsch. Er hörte Bellatrix fluchen, als er außer Sicht geriet. Die Zweige kratzten über sein Gesicht und die Feuchtigkeit drang in seine Kleider. Noch dazu schmerzte der Fuß höllisch, den Bellatrix getroffen hatte. Aber das war gerade nicht wichtig. Aus der Deckung der Zweige warf er einen Bombarda auf die Todesserin. Diesmal errichtete Bellatrix einen Schild, um der Wucht des Angriffs zu entgehen. Ron hatte nicht damit gerechnet, zu treffen. Aber er nutzte die Zeit, um sich zu desillusionieren und auf der anderen Seite aus dem Busch heraus zu rollen. Als sich Bellatrix nun geblendet umschaute, wirkte er einen Wingardium Leviosa auf die Sträucher auf der anderen Seite. Die Blätter raschelten durch die Bewegung und Bellatrix fuhr herum. Damit kehrte sie Ron den Rücken zu. Ron wirkte einen Schneidefluch. Aber nicht auf die Todesserin, sondern auf den Baum neben ihr. Holz splitterte durch die Wucht des Angriffs und der Baum begann, sich gefährlich zur Seite zu neigen. Die Todesserin wollte zur Seite springen, aber eine unsichtbare Wand, geschaffen von Rons Magie, hielt sie davon ab. Gegen diese Bedrohung half ihr weder ihr magischer Schild, noch ihre überlegene Magie. Mit einem Schrei wurde Bellatrix unter dem Baum begraben.
Schwer atmend erhob sich Roderick und wartete darauf, ob sich unter den Zweigen noch etwas regte. Auch ein Duell konnte wie ein Schachspiel sein. Das hatte er nur vergessen. Er beschwor seinen Patronus. „Sag Kinsgley, dass Bellatrix Lestrange verletzt unter einem Baum liegt", sagte er müde. Der Hund entfernte sich bellend und Stille senkte sich herab. Rodericks Gedanken wirkten wie in Nebel gehüllt. Besorgt blickte er an seinem Bein herab. Das Gras um ihn her war rot von seinem Blut. Er blinzelte schwerfällig. Es gab da doch einen Heilzauber? Rowena hatte darauf bestanden, dass er ihn von Helga lernte, bevor sie ihm erlaubt hatte, in den Kampf zu ziehen. Am Anfang hatte er sich schwer damit getan, aber irgendwann hatte er den Bogen raus gehabt. Er murmelte die vertrauten Worte und die Wunde schloss sich. Er würde einen von Salazars Bluterneuerungstränken benötigen, aber zumindest würde es erst einmal nicht schlimmer werden und er konnte auftreten, ohne vor Schmerzen zu schreien. Er humpelte zu der Stelle, an der Voldemort mit seinen Freunden verschwunden war. Apparation verlief niemals ins Nichts. Es war möglich, der Spur eines Zauberers eine Weile zu folgen. Und hier hatten denkbar mächtige Hexen und Zauberer appariert. Roderick grinste. Es war unmöglich, diese Spur zu verlieren. Die Magie seiner Freunde würde er überall wiederfinden. Er wickelte sich in Salazars Tarnumhang und apparierte ebenfalls.

XXX

„Tötet ihn!" Voldemorts Befehl war nur ein Flüstern. Fast wie das Zischen einer Schlange hallten die Worte durch die Stille des Saales.
Salazar lächelte, weil es das war, was seine Rolle verlangte. Voller Geringschätzung ließ er seinen Blick durch den Saal gleiten. „Nun braucht es also eine ganze Armee von Todessern, um einen einzigen Zauberer zu besiegen? Einen Zauberer, der noch nicht einmal mehr einen Zauberstab bei sich trägt? Ist das die wahre Größe des mächtigen Lord Voldemort?"
Schweigen erfüllte den Raum. Salazar sah etliche Zauberstäbe auf sein Herz gerichtet. Aber niemand sprach einen Fluch. Es war so still, dass er das Schlagen seines eigenen Herzens hören konnte. Voldemort würde sich zu beweisen haben, nicht seine Todesser. Dafür hatten seine Worte gesorgt. Täte Voldemort dies nicht, würden die Zweifel seiner Diener Nahrung finden. Und nach Salazars Enthüllungen über dessen Herkunft, konnte sich Voldemort eine Demonstration von Schwäche nicht erlauben.
Salazar war derjenige, auf den sich die Zauberstäbe richteten.

Aber Voldemort war derjenige, der in die Enge getrieben war.

Der Dunkle Lord schaltete schnell. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzten seine Augen zu Salazars Zauberstab. Aber dann kam der Blick der roten Augen auf Sirius zur Ruhe.
Die offensichtliche Variante wäre ein Duell gewesen, in dem Voldemort seine Überlegenheit demonstrierte. Aber der Dunkle Lord war sich nicht sicher, ob er nun, ohne den Schutz seiner Horkruxe, als Sieger daraus hervorgehen würde. Und so wählte er die einzig andere Option, die ihm offen stand. Wenn er keine Macht demonstrieren konnte, so würde er seinen Dienern Zerstreuung bereiten. Brot und Spiele. So war es schon bei den Römern gewesen
Voldemort betrachtete seinen Schützling voller Genugtuung. Aber es hatte sich etwas verändert. Zum ersten Mal schauspielerte sein Feind ganz genauso wie er selbst. „Wie fühlt es sich an, von einem Verbündeten betrogen zu werden? An meiner Seite hättet Ihr Großes vollbringen können, Lord Slytherin, aber Ihr habt Euch dafür entschieden, gemeinsam mit den Schlammblütern im Dreck zu liegen."
Salazars Augen verengten sich. Das war ein guter Angriff. Er betonte, dass Voldemort vielleicht ein Halbblut war, aber aus Sicht seiner Todesser für die „richtigen" Dinge einstand – im Gegensatz zu Salazar selbst.
„Betrogen?", gab Salazar amüsiert zurück. „Ich schätze kaum, dass ein Imperius-Fluch als Betrug zu werten ist. Ihr solltet Euch eher fragen, warum es nötig war, einen Unverzeihlichen Fluch auf einen meiner Verbündeten zu richten, damit er sich gegen mich wendet. Meine Argumente scheinen recht überzeugend zu sein, wenn dies der einzige Weg ist, Verbündete von mir abzubringen."
Voldemorts Stimme war nicht mehr als ein Zischen. „Eure Argumente werden Euch nicht mehr helfen, wenn Ihr tot seid!" Auf den stummen Befehl seines Feindes hob Sirius seinen Zauberstab.
Salazar schmunzelte. Ein Geräusch, das von einigen Todessern erwidert wurde. „Was für eine ungemein schlagfertige Antwort, Tom." Voldemort hatte sich wie erwartet von seiner Wut leiten lassen. Damit hatte Salazar diesen Schlafabtausch gewonnen und Voldemort ein weiteres Stück Vertrauen seiner Diener verloren. Der Dunkle Lord bemerkte seinen Fehler jedoch sofort. Der Blick, den Voldemort ihm nun zuwarf, war der, den eine Katze für eine lästige Fliege übrig hatte. „Ich habe keine Lust mehr, mit Euch zu spielen. Ihr langweilt mich, Lord Slytherin."
Grausamkeit und Wut mischten sich in Voldemorts Augen zu einem lodernden Feuer. „Die Jagd ist eröffnet."

XXX

Crabbe Senior bedrohte Rowena mit einem Zauberstab und Wilkes hielt Helga in Schach. Snape ließ einen betäubten Godric vor sich schweben. So verließen sie in geschlossener Formation die Halle. Sie durchquerten einen düsteren Empfangssaal und nahmen von dort eine steinerne Wendeltreppe, die sich, spärlich von Fackeln beleuchtet, in die Tiefe schraubte.
Crabbe schnaubte abfällig.„Godric Gryffindor! Außer Gefecht gesetzt durch einen einfachen Stupor!"
„Ich möchte dich einmal sehen, wenn du dich ohne Zauberstab zur Wehr setzen sollst!", giftete Rowena.
In Helgas Augen lag ein gefährliches Blitzen. „Hätte einer von euch einem Imperio Voldemorts widerstanden?"
„Nun ist er nicht mehr so mächtig", lachte Wilkes und stieß Godric grob in die Seite.
Rowena blickte ihn warnend an. „Dann solltest du hoffen, dass er niemals wieder einen Zauberstab in Händen halten wird - oder eine von uns. Denn dann könnte es nicht gut für dich ausgehen."
Crabbe lachte auf. „Ihr drei seid so gut wie tot. Ich wette meinen Hintern darauf, dass ihr den Morgen nicht mehr erlebt, geschweige denn, noch einmal einen Zauberstab in Händen halten werdet!"
Wilkes Blick glitt gierig über Helgas Gestalt. „Wer weiß? Die Frauen besitzen gutes magisches Blut! Vielleicht begnadigt sie der Dunkle Lord, weil sie uns doch noch auf die eine, oder andere Weise dienlich sein können ..."
Helga fuhr herum und gab ihm eine so heftige Ohrfeige, dass er zurücktaumelte. „Vergiss es, du Schmutzlappen!" Sein Zauberstab flog ihm aus der Hand und klapperte über die Stufen.
Helga setzte flink die Stufen hinab und schnappt sich Wilkes Zauberstab. Dann strahlte sie zu den beiden Todessern hoch, bevor sie weiter die Treppe herab und ins Dunkel huschte. Wilkes und Crabbe fluchten. „Halte hier die Stellung, Snape!", rief ihm Crabbe Senior zu, dann hasteten beide hinter der Gründerin Hufflepuffs her.
Snape und Rowena tauschten einen Blick unter hochgezogenen Brauen. Dann, Godric noch immer betäubt vor sich schwebend, machten sie sich daran, den anderen drei zu folgen.
Die Treppe mündete in einem schmalen Gang, von dem zu beiden Seiten Türen abführten. Einst mochten dies hier Lager- und Waschräume gewesen sein. Nun erfüllten die verschlossenen Türen einen gänzlich anderen Zweck. Sie hatten die Kerker erreicht. Wilkes und Crabbe hatten Helga vor einer der Türen in die Enge gedrängt. Helgas hilfloser Blick war so schlecht gespielt, dass Rowena beinahe auflachen musste. Snape hob währenddessen den Stupor auf und ließ Godric sanft zu Boden gleiten. Der Gründer Gryffindors erfasste sofort die Situation und zog sein Schwert lautlos aus der Scheide. Dann hieb er einem der Todesser von hinten das flache Ende der Klinge so fest auf den Kopf, das er bewusstlos zu Boden sank. „Ich frage mich wirklich, warum sich niemand die Mühe gemacht hat, mich zu entwaffnen", sagte er, während er auf Crabbe Senior herabstarrte.
Ohne viel Mühe betäubte Snape Wilkes und sorgte dafür, dass sich magische Seile so fest um ihn schlangen, dass er vollkommen bewegungslos auf dem Boden lag. „Was denkst denn du?", schnarrte er. „Natürlich fühlen sich diese reinblütigen Zauberer einer profanen Muggelwaffe vollkommen überlegen."
„Ich will mich nicht beschweren, wenn mir ein Vorurteil zum Vorteil gereicht", sagte Godric gleichmütig und nahm auch Crabbe seinen Zauberstab ab, um ihn an Rowena weiterzugeben.
„Das hat Spaß gemacht", sagte Helga und blickte sich in dem Gang um.
„In der tat", pflichtete Snape ihr bei und tauschte einen Blick mit Godric. Seine dunklen Augen blitzten. „Ich habe dabei geholfen, dich auf Befehl des Dunklen Lords in die Kerker zu schaffen, als du selbst zu betäubt warst, um diesem Befehl Folge zu leisten."
Rowena lächelte warm. „Also hat es funktioniert?"
„Allerdings, Lady Ravenclaw. Die Bedingungen des Schwurs sind erfüllt."
Godric nickte zufrieden. „Ein Problem weniger."
Snape fuhr in Richtung der Treppe herum. „Wo der Unterbrechbare Fluch aufgehoben ist, haben wir wohl keinen Grund mehr, hier unten zu verweilen."
„Oh doch", sagte Rowena. Sie suchte den Blick ihrer Freunde. „Spürt ihr die Magie, die von diesem Ort ausgeht? Voldemort muss hier unten den Grundstein verzaubert haben, um eine Reihe von Schutzzaubern über das Anwesen zu legen."
Helga strahlte sie an. „Wir übernehmen die Herrschaft über das Gebäude mitsamt allen Schutzzaubern? Du bist genial!"
Rowena nickte sorgenvoll. „Wenn wir hier heil herauskommen wollen, ohne gegen jeden Todesser einzeln zu kämpfen, dann ist dies der effektivste Weg."
Ohne ein weiteres Wort teilten sie sich auf und durchsuchten die Räume. Schließlich war es Severus, der in einer der Zellen fündig wurde. Die dunkle Magie war beinahe greifbar, so deutlich ging sie von einem Stein aus, indem das Erbauungsdatum des Hauses graviert war. „Ich bin fündig geworden!", rief er und alle versammelten sich vor dem Stein.
Sofort zeichneten die Gründer einen Bannkreis, Runen flammten auf und Severus spürte, wie die dunkle Macht, die den Raum bisher erfüllt hatte, ein wenig nachließ.
Godric warf Rowena einen Blick zu. „Wie lange brauchst du?"
Die Gründerin Ravenclaws hatte bereits damit begonnen, eine Abfolge komplexer Runen an die Wand zu malen. „Ein paar Minuten. Voldemort ist ein Meister der Dunklen Kunst, aber in Arithmetik und alte Runen habe ich die höhere Expertise." Sofort versank Rowena in ihrem Berechnungen. Sie murmelte leise vor sich hin, während sie eine Rune nach der anderen in komplexen Gleichungen in die Luft schrieb.
„Was tut sie da?", fragte Snape fasziniert.
Helga lächelte ein Lächeln, das nur aus Zähnen bestand. „Sie schreibt uns in die Schutzzauber mit hinein und schließt andere Leute aus. Das ist leichter als Voldemort abzulösen. Und es ist ein äußerst effektives Mittel gegen sämtliche Todesser."
Ein warmer Ausdruck erhellte Rowenas Gesicht. „Außerdem sorge ich so dafür, dass Ron uns folgen kann."
Während Rowena rechnete, schlossen die anderen Wilkes und Crabbe in den Zellen ein. Gerade, als Godric die zweite Tür magisch versiegelte, waren beunruhigend viele Schritte von der Treppe zu hören. „Warum dauert das so lange?", knurrte eine Stimme.
Helga winkte sie in Richtung einer freien Zelle, um sich vor den Blicken der Neuankömmlinge zu verbergen, aber es war bereits zu spät. Ein großgewachsener Mann war die Treppe hinabgestiegen. Hinter ihm folgten etliche weitere. Gelbe Augen leuchteten in der Dunkelheit. Der Geruch von Schweiß und Verwesung hing so deutlich in der Luft, dass Godric Übelkeit in sich aufkommen spürte. Der Mann bleckte die Zähne zu einem Grinsen und enthüllte eine Reihe von gelblichen Wolfszähnen. Godric spürte, wie die Wut in ihm hochkochte. Neben Bellatrix war es Greyback gewesen, der das Leben in Malfoy Manor in einen Spießrutenlauf verwandelt hatte.
„Wie es scheint, hast du die Sache nicht im Griff", sagte er an Snape gewandt. Dann sog er scharf die Luft ein. Gelbe Augen richteten ich auf Godric. „Komisch. Wie kommt es, dass du wie Malfoy riechst?" Ein alarmierter Ausdruck trat in seine Augen. Dann ging er zum Angriff über. Sein Körper überzog sich mit Fell, er sank auf alle Viere herab und im nächsten Moment setzte ein riesiger Wolf zum Sprung an. „Es ist doch gar nicht Vollmond!", rief Helga entrüstet, während sie einen Fluch auf ihn abfeuerte. Mit alarmierender Leichtigkeit wich Greyback dem Angriff aus. Godric ging in Kampfposition. „Das hat ihn noch nie gestört." Im Nächsten Moment war Greyback heran und Godric hielt die Klinge zwischen sich und das geifernde Maul des Wolfes. Weitere Todesser strömten die Treppe herab und Flüche wurden auf sie herabgeschossen. Godric spürte, wie ein Schutzschild um ihn herum erschaffen wurde, gerade rechtzeitig, damit ein dutzend Flüche daran abprallten. Er nickte Severus dankbar zu, zu mehr war in dem Getümmel keine Zeit. Greyback richtete sich auf und versuchte ihn allein durch sein Körpergewicht niederzudrücken. Godric wich zur Seite aus und blockte dabei mit dem Schwert einen Fluch, der Snape beinahe in die Seite getroffen hätte. Der Tränkemeister duellierte sich mit drei Todessern gleichzeitig und schoss präzise Fluch und Fluch zwischen die Angreifer. Helga wütete zwischen ihnen wie eine Harpyie. Mit wilder Unberechenbarkeit wechselte sie Gegner und Ziel und trieb erst Überraschung und dann Furcht in die Augen ihrer Gegner.
„Mach ein wenig schneller!", rief sie Rowena über die Schulter zu, während sie einen Schwall Erde aus dem Nichts beschwor und über einem der Todesser entleerte. Dieser brach hustend und spuckend unter der Last zusammen. Helga sprang kurzerhand auf den errichteten Erdhügel und nutzte diesen Aussichtspunkt um Flüche in alle Richtungen zu verteilen. Auch Snape hatte sich eines seiner Gegner entledigt und richtete seine Aufmerksamkeit auf die beiden verbliebenen.

Greyback stürzte sich auf Godric und der Geifer des Wolfes verfehlte knapp sein Gesicht. Der Herr der Löwen drehte die Klinge und ritzte die Haut des Werwolfes an der Stelle, an der er Narzissa vor einigen Wochen einen ganz ähnlichen Kratzer zugefügt hatte. Blut spritzte hervor und Greyback wich knurrend zurück. Sie begannen einander zu umkreisen. Diesmal war es Godric, der zuerst zum Angriff überging. Greyback wich der Klinge aus und riss den gewaltigen Kiefer auf, um sich in Godrics Seite zu verbeißen. Doch der Gründer Gryffindors fuhr herum und versenkte das Schwert in der Flanke des Werwolfs. Greyback knurrte wütend. Die Wunde schien ihn nicht zu schwächen, sondern eher in seiner Kampfeswut anzustacheln.

In diesem Moment sah er sie.

Blitzschnell zischte die gewaltige Schlange aus den Schatten hervor. Gift perlte an ihren Fangzähnen und ihre Augen glänzten voller Mordlust im Fackellicht. Eiskalt rann es Godric den Rücken herab. Nagini war nicht bei Voldemort gewesen. Die Schlange musste hier unten gewacht haben. Kein Wunder, dass sie keiner anderen Wache begegnet waren. „Severus!" Warnend gellte Godrics Stimme durch das Kampfgetümmel. Doch es war zu spät. Der Tränkemeister war so konzentriert auf seine Gegner, dass er die weitere Bedrohung nicht kommen sah. Nagini und Severus waren zu weit entfernt. Hätte er einen Zauberstab gehabt, hätte er etwas tun können. Jedoch besaß er nichts als das Schwert in seinen Händen. Das Schwert von Gryffindor war das einzige, was zwischen ihm und Greybacks Zähnen stand. Godric hatte sich immer als Taktiker bezeichnet. Als Strategen, der das tat, was nötig war, damit seine Schutzbefohlenen, und er selbst, das Schlachtfeld lebend verließen. Aber tief in seinem Innern hatte er immer gewusst, dass es, wenn es darauf ankam, zu wählen, nur eine einzige Entscheidung für ihn gab. Verzweifelt warf Godric das Schwert von Gryffindor und gab damit seine letzte Waffe aus seinen Händen. Die Klinge zerteile die Luft, bevor sich sich in Fleisch und Schuppen niedersenkte. Nagini gab ein gepeinigtes Zischen von sich. Und dann, mit bereits vom Tode zitternden Gliedern, versenkte sie ihre Zähne in Snapes Bein. Dann erschlaffte sie und lag still und blutend auf dem steinernen Boden. Snapes Augen währenddessen weiteten sich vor Überraschung. Fast ungläubig glitt sein Blick zu seinem Bein. „Severus!", schrie Godric erneut. Doch im nächsten Moment wurde er unter Greybacks massiger Gestalt begraben. Er hörte, wie Helga verzweifelt aufschrie. Zwei riesige Pranken hielten ihn am Boden, während der Werwolf über ihm triumphierend aufheulte. Greyback bleckte die Zähne und schaute gierig auf ihn herab. Mit aller Kraft versuchte Godric, den Werwolf von sich herunter zu wuchten. Aber Greyback war zu schwer. Unter dem Gewicht des Monsters fiel Godric das Atmen schwer. Punkte tanzten vor seinen Augen, während er sich Greyback entgegenstemmte. Währenddessen hörte er, wie Severus aufkeuchte und hart auf dem Boden aufschlug. Mit der Kraft der Verzweiflung bäumte sich Godric auf, aber das Monster antwortete darauf, in dem es seine Pranken noch tiefer in Godrics Schultern grub. Das Maul war jetzt direkt über ihm. Godric konnte Triumph in den gelben Augen auflodern sehen. Dann traf etwas Hartes auf Greybacks Seite und schleuderte ihn von Godric fort. Ein Felsbrocken hatte den Werwolf erwischt und mit Schwung von Godric herunter geworfen. Hastig rappelte sich der Ritter auf. Greyback wirkte zwar benommen, kämpfte sich allerdings bereits wieder auf die Beine. Severus allerdings war zuckend auf dem Boden zusammengesunken. Helga hatte die Gegner seines Paten übernommen und duellierte sich mit den Todessern, während sie Severus Körper abschirmte. Godric wollte zu seinem Schwert stürmen, als er etwas anderes bemerkte: Severus Zauberstab war aus seiner offenen Hand gerollt und nur wenige Schritte von Godric entfernt zum Liegen gekommen. Der Gründer Gryffindors sprintete darauf zu. Greyback jedoch bemerkte, was er vorhatte, und setzte ihm mit einem gewaltigen Sprung nach. Den fauligen Atem des Werwolfes in seinem Nacken spürend, bückte sich Godric nach dem Zauberstab und hörte, wie gewaltige Kiefer unmittelbar über seinem Kopf zuschnappten. Geifer tropfte herab und fraß sich feucht durch seinen Umhang. Den Zauberstab in Händen, drehte sich Godric unter dem Werwolf hinweg und schoss noch in der Bewegung eine Feuersalve in Richtung des Monsters. Greyback wurde gegen die Wand geschleudert und ging gepeinigt zu Boden. Der Geruch von verbrannten Fell erfüllte den Gang. Einen Herzschlag lang vergewisserte sich Godric, dass Greyback keine Gefahr mehr für sie darstellen würde. Dann nahm er Helgas Stellung gegen die verbleibenden zwei Todesser ein. Er zwang sich, nicht in Severus Richtung zu sehen. Es reichte ihm bereits, die rasselnden Atemzüge des Mannes zu hören, der ihn seit seiner Kindheit an begleitet hatte. „Hilf ihm!", rief er an Helga gewandt. Sofort vertraute die Hexe auf seinen Schutz und war an Severus Seite. Godric konnte hören, wie sie alte Gesänge anstimmte und sah, wie am Rande seines Gesichtsfeldes Runen aufglühten. Er konnte nur hoffen, dass es nicht zu spät war. Er kämpfte seine aufsteigende Verzweiflung nieder und konzentrierte sich auf seine beiden Gegner. Die beiden Todesser wichen langsam in Richtung Treppe zurück. Aber Godric konnte nicht zulassen, dass die beiden entkamen. Sollten sie Hilfe rufen, hätten sie es bald mit einer unüberwindbaren Übermacht zu tun. Ein Todesfluch raste auf ihn zu. Godric beschwor eine Wand aus Feuer, an der sich die verderbte Magie mit einem Zischen auflöste. Dann ließ er das Schwert von Gryffindor aus Naginis Körper emporschweben. Das Schwert flog durch die Luft und verharrte über dem Aufgang zur Treppe, sodass es erfolgreich den Fluchtweg der Todesser versperrte. Für den Bruchteil einer Sekunde waren die Todesser herumgefahren, um das Schwert misstrauisch zu beobachten. Godric nutzte die Ablenkung, um einen der beiden mit einen Stupor zu Boden zu schicken. Der zweite starrte für einen Moment auf seinen außer Gefecht gesetzten Mitstreiter, rollte dann mit den Augen und ging, ohne Godrics Zutun, ebenfalls zu Boden. Gleichzeitig hörten alle Todesser auf, sich zu regen und lagen wie tot über den Boden verteilt. Etwas in der Stimmung des Gebäudes hatte sich verändert. Godric spürte, wie sich die Magie wandelte und wie ein schützendes Schild um sie zusammenzog. Triumphierend trat Rowena aus der Zelle. „Ich bin fertig."
Als sie das Ausmaß der Zerstörung sah, erbleichte sie und war mit wenigen Schritten an Severus Seite. „Was ist passiert?"
„Nagini", antwortete Godric düster und trat zu seinen Freundinnen. Alle Farbe war aus Snapes Gesicht gewichen und er zitterte, selbst unter Helgas Behandlung. In stiller Hilflosigkeit ballte er die Fäuste. „Nicht schon wieder", murmelte er.
Rowena fasste nach seiner Hand. „Wird er es schaffen?", fragte sie an Helga gewandt.
Die rothaarige Hexe hatte ihren Gesang beendet und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Bewegung wirkte etwas ungelenk, denn ein Fluch hatte sie an der Schulter erwischt. Auch ihr Kleid war an mehr als einer Stelle angeflemmt. Godric wünschte, er hätte früher eingegriffen, die Gefahr früher kommen sehen. Aber trotz all der Übung war es noch immer nicht genug, um die, die er liebte, zu beschützen. Vermutlich würde es nie genug sein, ganz gleich, wie sehr er sich auch bemühte.
„Ich konnte das Gift aus seinem Körper ziehen. Er wird eine Weile sehr schwach sein, aber er wird es schaffen."
Jäh aus seinen Gedanken gerissen, starrte er Helga an. Die Worte schienen zu schön, als dass er sie einfach glauben konnte. Aber als auf den Lippen der Freundin ein erschöpftes Lächeln erschien, als ihn Rowena in eine erleichterte Umarmung zog, spürte er, wie sich seine Schultern entkrampfen. Endlich drangen ihre Worte zu ihm durch. Severus würde leben. Ihm wurde schwindelig vor Erleichterung.
Vorsichtig, um ihn nicht zu verletzen, ließ Rowena Severus empor schweben
„Was hast du mit ihnen angestellt?", wollte Helga wissen und nickte in Richtung der Todesser.
Rowena biss sich auf die Lippe. „Ich dachte, ein magischer Schlaf wäre hervorragend für unsere Zwecke geeignet. Er trifft jeden Todesser, der Voldemort aus freien Stücken dient. Diese Klause in den Spruch einzubauen, war eine gewisse Herausforderung und so habe ich ein wenig länger geraucht als üblich." Sie warf Severus ohnmächtiger Gestalt einen besorgten Blick zu. „Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Wenn ich bloß schneller gewesen wäre!"
„Das ist nicht mehr zu ändern", sagte Godric und atmete langsam aus. „Und du hast recht damit, dass es unseren Rückzug erheblich erleichtern wird."
Rowena schenkte ihm ein winziges Lächeln.
Er nickte ihr zu, um dann mit schnellen Schritten voraus in Richtung Treppe zu gehen. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Salazar braucht uns."
Die zwei Freundinnen folgten ihm, Entschlossenheit auf den Gesichtern.
Gemeinsam eilten sie die Stufen hinauf und zurück zu dem Ort, von dem sie gekommen waren.

XXX

Roderick hatte damit gerechnet, dass ihn dunkle Schutzzauber zurückhalten würden, sobald er auch nur versuchte, sein Ziel zu erreichen. Doch zu seiner Überraschung, hielt ihn nichts und niemand davon ab, in einen Ballsaal voller Todesser zu apparieren. Die Zauber des Gebäudes schienen ihn vielmehr willkommen zu heißen, als wäre er ein alter Freund des Hauses. Das konnte nur Rowenas Werk sein. Das hieß, sie war am Leben. Sein Herz zog sich vor Erleichterung zusammen.

In der Mitte des Saales standen sich Voldemort und Salazar gegenüber. Und neben dem schlangengesichtigen Zauberer stand, mit ausdruckslosem Gesicht, niemand anderes als Sirius Black. Roderick zupfte an Salazars Magie, um ihm zu zeigen, dass er hier war. Der Freund ließ sich nichts anmerken, aber das hatte er auch nicht erwartet. Stattdessen schlich er leise um sie herum, bis er in Sirius Rücken stand. Dabei achtete er sorgfältig darauf, dass der Tarnumhang ihn vollständig verdeckte. Er griff mit seiner Magie nach Sirius und zuckte zurück. Die verderbte Magie war überall und schlimmer noch, sie war mächtig. Man hatte sich über Voldemorts Macht wohl leider keine Märchen erzählt. Und Roderick war kein Elementarmagier. Er konnte nicht darauf vertrauen, dass seine Magie die verderbte von Voldemort austreiben würde. Wie nur sollte er Sirius von seinem Fluch befreien? Sicher, er kannte die Runen zur Brechung des Fluches, aber gegen eine Magie wie die Voldemorts malte er sich wenig Chancen aus.
Die Todesser warfen sich unsichere Blicke zu. Was immer Salazar bisher von sich gegeben hatte, es musste entscheidende Wirkung gehabt haben. Außerdem standen sie zwar mit erhobenen Zauberstäben da, als hätte Voldemort den Befehl zum Angriff gegeben, doch keiner von ihnen hatte es tatsächlich gewagt, seinen alten Freund anzugreifen. Roderick grinste in sich hinein. Er hatte nichts anderes von Salazar erwartet. Der Gründer Slytherins hatte eine Zunge aus Gold. Voldemorts Gesicht hatte sich zu einer Maske aus Wut und Hass verzerrt. „Die Jagd ist eröffnet!", kreischte er.
Sirius hob seinen Zauberstab. Es gab keinen Zeit mehr für Zweifel. Roderick malte die Runen in die Luft und erfüllte sie mit seiner Magie. Sirius währenddessen warf einen Todesfluch in Salazars Richtung. Sein Freund ging hinter einer Säule in Deckung, doch Sirius durchbrach das Gestein mit einem Bombarda. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte und Steine rieselte in alle Richtungen. Roderick beeilte sich, den Zauber zu vollenden. Er spürte, wie sich seine Magie gegen die Voldemorts drängte. Für einen Moment glaubte er, dass der Gegenzauber Voldemorts Magie schwächte, für einen Augenblick hoffte er, tatsächlich eine Chance zu haben. Aber Voldemort war viel stärker als er. Es war, als versuche man eine Sandburg gegen die hereinbrechende Flut zu errichten. Roderick versuchte es erneut, legte alle Kraft, die er hatte, in den Zauber. Doch noch immer reichte es nicht. Wieder war er zu schwach. Niemals würde es ihm gelingen, seine Freunde zu retten.
Voldemorts Augen glitten suchend durch den Raum. „Wer wagt es, mir zu trotzen?"
Roderick unterdrückte ein Fluchen. Er war nicht nur gescheitert, Voldemort hatte seinen Versuch auch noch bemerkt. Hastig zog er seine Magie zurück und wich zum Rand des Raumes. Nacheinander fasste Voldemort jeden seiner Todesser ins Auge. „Wer hat es gewagt, seine Magie gegen die meine zu richten? Wer hat es gewagt, Lord Voldemort zu trotzen?"
Salazar lächelte. „Deine Verbündeten scheinen weniger als einen Imperius zu benötigen, um die Seiten zu wechseln, Tom Riddle."
Dann gellte eine neue Stimme durch die Halle. „Und bei nasenlosen Idioten hilft selbst ein Imperius nicht lange!"
Sirius Augen waren nicht mehr ausdruckslos. Wütend und funkelnd vor Entschlossenheit richtete sich sein Blick auf Voldemort. Blitzschnell wirkte er einen Entwaffnungszauber. Der Dunkle Lord riss seine Augen auf und taumelte zurück. Er vermochte es, seinen eigenen Zauberstab zu umklammern, aber die der Gründer entglitten ihm und segelten in Salazars wartende Hände. Die Stimmung im Saal kippte. Roderick gab einen Jubelschrei von sich.
„Tötet sie!", rief Voldemort an seine Todesser gewannt.
„Jeder der Gründer kann euch von dem Dunklen Mal erlösen", sagte Salazar ruhig. „Niemand mehr muss gegen seinen Willen unter diesem Wahnsinnigen dienen. Ich verspreche euch, dass ich nicht dazu neige, meine Verbündeten zu töten, sondern sie in Ehren halte."
Zwischen den Todessern bildeten sich drei Fronten.
Eine Schar von Todessern hielt noch immer an Voldemorts Seite die Stellung, während sich eine ähnlich große Gruppe hinter Salazar postiert hatte. Eine dritte Gruppe verließ vorsichtig den Saal und ließ die Kämpfenden hinter sich zurück.

Stumm standen sich die Parteien gegenüber.

Dann ging ein Beben durch das Gebäude, dass mehr den Geist als den Körper berührte.

Roderick wusste was das hieß. Die Schutzzauber des Hauses hatten ihre Loyalität vollständig geändert. Rowena war genial.

Fast im selben Moment sanken alle Todesser auf Voldemorts Seite reglos zu Boden. Für einen Moment stand der Dunkle Lord reglos zwischen den zusammengesunkenen Körpern seiner letzten Verbündeten.
Dann öffneten sich die Torflügel und seine Freunde stürmten herein. Die Gründer wirkten zerzaust und mitgenommen, doch Entschlossenheit funkelte in ihren blassen Gesichtern. Salazar trat zu ihnen und reichte jedem von ihnen ihren Zauberstab. Sirius ließ Voldemort nicht aus den Augen und Roderick legte den Tarnumhang ab und schritt ebenfalls an ihre Seite.

Zu sechst standen sie an der Spitze der übergelaufenen Todesser.

Voldemort währenddessen stand einsam und verlassen zwischen zusammengesunkenen Körpern.

„Es ist aus", sagte Salazar.

Voldemort gab einen schrillen Schrei von sich. „Ihr werdet es bereuen, Euch gegen euren Lord gewendet zu haben! Meine Macht übertrifft die jedes anderen! Am Ende werde ich allein es sein, der über alle anderen herrscht! Er wischte sich über die blutende Wange, sodass das Blut zu Boden tropfte. „Fürst der Todsünden! Prinz der Hölle! Herr der zweiundsiebzig Legionen! Ich, Lord Voldemort, rufe dich! Asmodai mächtigster unter den sieben, helfe mir, meine Feinde zu vernichten!"
Rings um sie her begann die Erde zu beben. Die Todesser um Salazar erstarrten vor Furcht. Voldemort lachte, als rings um sie her der Putz bröckelte und sich Risse im Holz des Bodens auftaten. Aus den Rissen traten schwarze Schwaden, die nach Schwefel und Verwesung rochen und sich wie Tentakel in die Höhe reckten. Roderick packte Sirius am Kragen. „Verschwinde von hier! Appariere! Sofort!"
Rowena nickte. "Und nimm Professor Snape mit! Er liegt unter einem Desillusionierungszauber in der Eingangshalle!"
Sirius blickte ihn verdutzt an, gehorchte jedoch. Roderick nickte grimmig. Manche Dinge gingen tiefer als Erinnerungen. Und sie würden ihren Sohn nicht noch einmal verlieren.

Salazar stand währenddessen da wie erstarrt. Bisher hatte er sich nicht gefürchtet. Es war ihm leicht gefallen, Voldemort ins Gesicht zu lachen. Es war ihm bewusst gewesen, dass er auf Zeit hatte spielen müssen, damit Ron kam und Sirius aus Voldemorts Griff befreien konnte. Er hatte Voldemort und seine Todesser nur ein wenig ablenken müssen, damit seine Freunde das Gebäude erobern konnten. Aber das hier ... das hier war etwas anderes. Der Name schürte Ängste wie kein zweiter in ihm und er spürte, wie ihm das Atmen schwer fiel. Asmodai ... der Dämon, an dem sie damals gescheitert waren. Den er geglaubt hatte, kontrollieren zu können und der in Wahrheit ihn kontrolliert hatte. Zu viert hatten sie gegen diesen Fürsten der Hölle versagt. Doch allein war er vollkommen machtlos. Schlimmer noch, Salodain, der ihn damals beschworen hatte, war nicht viel mehr gewesen als ein Muggel. Aber ein Dämon, der durch Voldemort beschworen worden war ... er wusste nicht, ob dieses Hindernis überhaupt zu überwinden war.
Er spürte, wie ihn eine Hand an der Schulter packte. „Wir müssen hier weg, Salazar!" Der Gründer Slytherins sah seine eigene Angst in den Gesichtern seiner Freunde gespiegelt. Ron stand so erstarrt, als wollte er sich niemals wieder rühren. Godrics Hand krampfte sich um sein Schwert. Rowena zitterte, während Helga wirkte, als wollte sie in Tränen ausbrechen.
Mittlerweile zitterte die Decke so sehr, dass sich Gesteinsbrocken davon lösten. Schreiende Todesser verließen den Raum. Nur Voldemort schwebte in der Mitte der Halle, die Dunkelheit um ihn her wirkte von unheiligen Leben erfüllt. Und schon war das unheilverkündende Rauschen von Schwingen zu hören.
Verzweifelt versuchte Salazar, gegen das Gefühl von Ohnmacht anzukämpfen, das in ihm aufzusteigen drohte. „Gehen wir", flüsterte er. „Diesen Kampf können wir nicht gewinnen."

Harry Potter und die Legende der GründerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt