Kapitel 13

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Nun saß ich hier, auf dem Boden. Die Beine hatte ich an meinen Körper gezogen und meine Arme auf meinen Knien abgestützt um mein Gesicht in meinen Händen zu vergraben.

Sie war blass gewesen, sehr blass. Ihre wunderschönen Augen waren geschlossen und in mir machte sich die Angst breit sie nie wieder sehen zu können, nie wieder in ihren Augen zu versinken.

Die Ärzte hatten mich nicht ins Zimmer gelassen doch ich wusste auch nicht ob ich in der Lage war mir das geschehen anzusehen. Immer wieder rannten Schwestern rein und wieder raus als wäre etwas schlimmes passiert im Hintergrund konnte ich die Töne einer Herzmaschine hören.

Ich konnte den Tönen ihres Herzschlages lauschen und ein leichtes lächeln umschlang meine Lippen. Sie lebte und das war das einzige was für mich zählte.

Gefüllte Stunden lauschte ich und wartete drauf das endlich ein Arzt oder eine Schwester aus diesem Zimmer kam, doch es passierte nichts. Keine Menschen waren mehr zu sehen. Es war ruhig, sehr ruhig sogar als hätten alle Menschen mit mir den Atem angehalten. Als wäre alle Menschen verstummt um ihrem Herzschlag zu lauschen.

Endlich öffnete sich die Tür vor mir und ich drückte mich sofort vom Boden ab um auf meinen Beinen stehen zu können. Der Arzt kam gerade aus dem Raum und zog sich seine Handschuhe aus die etwas Blut dran hatten, ihr Blut. Doch das war mir momentan garnicht so wichtig ich wollte wissen wie es ihr geht.

Bevor der Arzt anfangen konnte zu reden, tat ich es. "Wie geht es ihr ? Ist ihr etwas passiert ? Sie lebt doch noch oder ?" Der Arzt sah mich etwas lächelnd an was glaube ich an meiner Reaktion lag und nicht an Dila's zustand.

"Ihrer Freundin geht es soweit gut, sie hat es überlebt obwohl die Brust echt knapp unter ihrer Brust war. Sie ist eine echte Kämpferin oder es gibt etwas was sie hier am Leben hält." Als er den letzten Satz aussprach huschte ihm ein Lächeln über die Lippen und ich fiel ihm um den Hals.

Nur ein kleines "Danke" konnte ich über meine Lächelnden Lippen bringen. Er klopft mir auf den Rücken und löste sich aus der Dankbaren Umarmung "Das ist meine Pflicht." "Darf ich zu ihr ?"

"Sie wird gleich aus dem Zimmer in ein anderes gebracht sie können ja gleich mit gehen." Ich nickte und bedankte mich noch einmal bei ihm und er ging.

Ungeduldig lief ich voller Freude hin und her und wollte sie einfach so schnell wie möglich sehen. Wie auf Knopfdruck öffnete sich erneut die Tür des Raumes und 2 Schwestern schoben Dila's Bett aus dem Raum.

Dila schlief glaube ich den ihre Augen waren geschlossen und ihr Atem war Flach. Die Schwester schoben sie in ein anderes Zimmer im Gang, positionierten das Bett richtig und gingen dann aus dem Raum.

Nun waren nur noch sie und ich da. Langsam setzte ich mich auf den Stuhl neben ihrem Bett und studierte sie von oben bis unten ab. Sie sah aus wie immer als wäre nie etwas geschehen obwohl so vieles passiert ist.

Vielleicht sah sie nur von aussen so aus, welcher Sturm sich von in ihr befindet ?
Ich nahm ihre Hand in meine und verschränkte unsere Hände ineinander. Meine Angst hatte nach gelassen weshalb ich meinen Kopf neben ihren legte und sie noch einmal gut betrachtete bevor ich neben ihr in einen friedlichen schlaf fiel.

••••••••

Ich wusste nicht wie lange ich geschlafen hatte als ich eine Bewegung neben mir und an meiner Hand war nahm. Langsam öffnete ich meine Augen und versuchte mich an die Helligkeit des Raumes zu gewöhnen. Verschlafen hob ich meinen Kopf und sah das Dila wach war.

Sie sah mich an aber nicht wie sonst, es war anders. Ihre Augen waren anderes,ihre Gesichtszüge waren anders, sie selbst war wie ein anderer Mensch.

"Iyimisin ?" Sagte ich und stotterte aus einem Grund den ich nicht kannte. Sie antwortete nicht und sah mich weiter hin an. (Geht es dir gut ?)

Ich wusste nicht wie lange sie schwieg und mich einfach nur ansah. Minuten lang Sprachen wir nicht mit einanderer und blickten uns einfach in die Augen.

"Geh." sprach sie das erste mal wieder jedoch waren das nicht die Worte die ich hören wollte. "Dila ne-","Geh!" Fiel sie mir ins Wort und ich konnte immer noch nicht so Realisieren was sie gesagt hatte, ich sollte gehen ? Ich sollte sie verlassen ?

Geschockt von ihren Worten konnte ich mich nicht finden also konnte ich auch nicht gehen weshalb sie lauter wurde und sich wiederholte. "Wieso ?" fragte ich sie und meine Stimme versagte. Ich hatte sie doch erst gerade erst zurück bekommen, ich kann sie doch nicht verlassen.

"Wieso ?! Ich wurde Vergewaltigt Ates. Mir wurde alles wichtige in meinem Leben genommen wieso auch noch mein Stolz ? Ich wünschte ich wäre gestorben dann würde es jetzt nicht brennen, Monate, Jahre lang habe ich eine Flamme in mir herum getragen. Langsam hatte ich mich dran gewöhnt und es brannte nicht mehr so stark. Dann kamst du in mein Leben und die Flamme war wie weg, du hattest mir die wärme meines Inneres genommen und dafür mein Leben mit wärme und licht beschenkt. Du hast mir die Liebe gegeben die mir Jahre lang gefehlt hat. Du hast mir meinen Hals zurück gegeben. Ich hab dich zu meinem Zufluchtsort gemacht und zu meinem Gebet. Du warst das einzige was ich noch von Allah wollte, doch jetzt möchte ich dich nie wieder sehen. Die Flamme, von der ich dachte die erlöschen sein hast du zu einem Flächen Brand verwandelt. Wegen dir habe ich meinen Stolz verloren. Ich wünschte ich wäre dir nie begegnet. Ich hasse dich und den Tag an dem ich dich kennengelernt habe."

Jedes einzelne Wort brannte und zertrümmerte mein Herz, die kleinen Teile die sie mit Liebe zusammen gefügt hatte hat die nun mit Hass zertrümmert. Ich wollte und konnte nichts mehr sagen denn sie hatte recht, ich war an allem Schuld. Schon wieder wurde mir gezeigt was für ein Monster ich doch bin, doch diesmal war es anders. Ich wusste schon immer das ich eines bin doch noch nie hat mir der Gedanke so sehr weh getan. Noch nie hatte ich es so sehr bereut jemanden weh getan zu haben.

Ich hatte Menschen umgebracht und ihnen unendlich Naben hinzugefügt. Für Dila's Narben war ich nur der Grund und es zerschmetterte mich. Sie hatte mit allem recht und ich musste aus ihrem Leben verschwinden.

Manchmal muss man sich von den Menschen die man liebt fern halten nur um ihnen nicht weh zutun. Ihre nähe wird mir immer gut tut doch meine wird sie eines Tages umbringen. Ich hatte sie schon fast umgebrachte und das werde ich nicht nich einmal tun. Doch bevor ich gehe hatte ich noch eine bitte.

" Tamam ich werde gehen aber ich möchte nur noch ein was." Sagte ich mit dem blick auf meinen Händen. "Welchen ?" "Lass mich dich noch einmal Umarmen. Das letzte mal." sagte ich und sah ihr dabei in die Augen.

Ihre Augen sprachen bände, aus dem Kalten Blick wurde ein verlangen und sie nickte. Ich half ihr sich etwas aufzusetzen und sah sie an. Ich traute mich nicht, ich hatte angst sie nicht loslassen zu können.

"Mach." sprach sie leise und sah auf meine Füße. Ich machte paar schritte nach vorne bis ich dicht an ihr stand und meine Arme um sie schlang . Sie zögerte nicht lange und legte ihre Arme um meinen Nacken und drückte ihre Nase an meinen Hals. Ich konnte spüren wie sie meinen Duft stark in sich hinein zog und das immer wieder. Mein Gesicht war in ihren Haaren vergraben um den Geruch der Liebe nicht zu vergessen. In der Zeit in der wir uns umarmten fühlte ich mich wieder Lebendig. Sie war alles was ich zum Leben brauchte aber auch das hatte ich mal wieder zerstört. Ich zerstörte alles, ich zerstörte sie. Ich war wie eine Tickende Zeitbombe, irgendwann verletze ich alles in meinem Umfeld. Und jetzt war sie an der reihe.

Tränen sammelten sich und ich drückte ihr einen Kuss auf ihr Schulterblatt. Schwer löste ich mich von ihr und konnte sie wieder an sehen und entdeckte kleine Tränen die ihre Wange hinunter liefen. Langsam hob ich meine Hand, legte sie auf ihre Wange und wischte ihr mit dem Daumen die Tränen weg. Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln weil ich sonst in Tränen ausbrechen würde.

Immer mehr schritte entfernte ich mich von ihr und drehte ihr den Rücken zu. Da war sie, meine erste Träne. Langsam ging ich aus dem Raum und schloss die Tür hinter mir. So schloss ich auch das Kapitel von Dila und Ates.

Atesle OynamaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt