7.

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-Reggie-

Wann waren James Potter und ich eigentlich beste Freunde geworden? Wir sollten uns doch hassen und nicht heimlich zum Lernen treffen! Ich konnte diese arrogante Art und dieses dumme Grinsen nicht ausstehen, wieso ließ ich mich dann darauf ein?

Ich verfluchte mich weiter, als ich zum Portait der fetten Dame schlich.
James hatte mir sogar ohne zu zögern das Passwort gegeben, als würde er mir alles auf dieser Welt anvertrauen. Wahrscheinlich dachte er, ich komme eh nicht, weil ich zu viel Angst hatte. Ganz im Gegenteil! Ha!

Respekt hatte ich schon minimal, aber die meisten Gryffindors waren bei den Prüfungen fürs Wahrsagen und die Übrigen hatten hoffentlich bessere Dinge zu tun, als drinnen zu sein. Und dazu kam noch, das Potter ein Vertrauensschüler war.
Somit kein Grund zur Sorge.

-auktorialer Erzähler-

Regulus schluckte das mulmige Gefühl runter und flüsterte der Frau, welche ihn seltsam anstarrte, das Passwort. Danach wurde er durch das Bild gelassen und befand sich zum ersten Mal im Gemeinschaftsraum des roten Hauses. Eine neue Sache, die er an Sirius beneiden konnte, als er nach Gryffindor kam. Sie hatten einen riesigen Kamin und viele Sessel, Tische, es roch nach Weihnachten und gemütliche Stimmung lag in der Luft. Er wünschte sich, auch hier leben zu dürfen.

Das dunkle Mal an seinem Arm zwickte und brannt bei diesem Gedanken, wodurch er ihn augenblicklich wegschob. Der dunkle Lord durfte nicht wissen, was der jüngste Black im Sinn hatte.

Zu seinem Glück wurde er kurz danach schon von James eingesackt, der für beide Tee gemacht hatte. Verwundert nahm Regulus diesen an und sie gingen die Wendeltreppe zu den Schlafsälen hinauf. „Der Raum.. nun ja.. er ist typisch rumtreiber-artig, musst du wissen."

Er hatte Recht. Der Schlafsaal der vier Jungs war das reinste Chaos, besonders der Teil seines Bruders, und er hatte das innere Bedürfniss aufzuräumen, so wie zu Hause.

James schob einen Tisch (keine Ahnung woher) herbei und bat Regulus, sich zu setzen.
Der tat das stumm.
Auf der kleinen Holzfläche war geradeso genug Platz für die beiden Tassen Tee und Regs Arithmantik-Heft.

Sie sprachen nicht viel. Der Slytherin machte seine Aufgaben vorbildlich, hatte eine perfekte, kalligraphische Schrift und fragte ganz selten Sachen nach.
„Gut, du hättest meine Hilfe gar nicht wirklich gebraucht..", murmelte James beeindruckt, als er auf das Blatt blickte. Sein Gegenüber zuckte die Schultern. „Ich will es nicht gut machen, ich will es perfekt machen."

Damit war das Gespräch beendet. James war nicht im Ansatz schlagfertig was Sirius' kleinen Bruder anging.

•••

-James-

„Warst du bei den Gewächshäusern für uns, Jamie?", fragte Sirius mich beim Abendessen mit vollem Mund.
Oh fuck, das hatte ich total vergessen als ich mich mit Regulus getroffen hatte. Jetzt musste ich mir schnell eine Ausrede einfallen lassen!

„Nein, tut mir leid. Musste jemanden bei den Hausaufgaben helfen.."
Das war ja nicht mal wirklich gelogen! Ich ließ einfach nur einen winzigen Teil weg: den Namen. Aber Remus ‚aka Sherlock Holmes' Lupin wusste natürlich direkt das daran was faul war. „Alle Gryffindors, die du kennst, haben Wahrsagen gewählt.", nuschelte er und stopfte seine Wangen voll, als würde ihm jemand etwas weg essen.

„Prongs!", rief Sirius aufgebracht. „Deine neue Flamme ist nichtmal in deinem Haus? Wie konnte das passieren, du Verräter?!" Er spielte vor an meiner Schulter zu weinen, weil er sich ja so betrogen fühlte.
Ich verdrehte die Augen. „Zum letzten Mal, da ist niemand."

•••

War da jemand?, fragte ich mich während ich so in meinem Bett lag und an die Decke schaute.
Jedes Mal, wenn meine Freunde mich darauf ansprachen, ob ich in jemanden neuen verliebt war, dann war das eine Ausrede gewesen. Ein Ausrede für den zwischenmenschlichen Kontakt mit Sirius' kleinem Bruder. War das falsch? War das ein Zeichen?

Ich habe mir nie Gedanken über so etwas gemacht, aber jetzt waren da auch Remus und Sirius, die es so vorzeigten und ich musste mich selbst immer wieder hinterfragen, ob ich wegen unserer Freundschaft eifersüchtig war, oder ob es war, weil ich am liebsten selbst eine solche Bindung zum gleichen Geschlecht wollte?

Und wieso war ich dann überhaupt in Lily verliebt gewesen? Ich meine, ich fand sie ja immer noch attraktiv. Sie ist klug, lustig und sehr hübsch, aber ich hatte das Interesse an ihr verloren.
Weil sie mich so oft abblitzen lassen hat? Deswegen? Oder vielleicht weil ich da jemand anderen im Sinn hatte?

Jemanden mit so weißer Haut, das er immer ungesund aussah. Mit so markanten Wangenknochen, das es unmenschlich wirkte.

Jemanden mit dünnen, wunderschönen Handgelenken, die ich beim Schreiben beobachtet hatte.

Jemanden mit schwarzen Locken, die ich von seinem Bruder gewöhnt war, im Gesicht zu haben.

Jamanden, dessen seltenes, freches Grinsen mich ungewöhnlich nervös machte.

Jemanden, auf dessen wunderschöne Lippen ich am liebsten meine eigenen drücken würde, mich in seinen Nacken krallen würde.

Jemanden, den ich dann am liebsten das Hemd aufknöpfen würde und meine Hände auf seiner weichen Haut entlang fahren lassen würde und-

Meine Hand klatschte vor meinen Kopf. Das reicht! Ich musste mal klar kommen und mich langsam zusammen reißen!

Wieso war das Ende der Pubertät voll solcher Gedankenspiele?!

Ich empfand wohl oder übel eine sexuelle Anziehung zu dem Jüngeren, das konnte ich dank meiner Vorstellungen nicht mehr bestreiten.

Verdammt!

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Es wird langsam aber sicher spannend ;)

Dunkle Spuren - ||Jegulus||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt