46. Schuld und Schweigen

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Huiiiii das ging rund im letzten Kapitel :D

Immerhin eine von beiden wird sich langsam klar über alles und zieht jetzt mal durch. Ob der Supersportler da so schnell hinterher kommt..?

Wir werden sehen!

<3

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"Und immer wieder diese süßen Endorphine-Schübe - Fliegen über den Dingen - Leben die Lieder, die wir lieben - Die Pläne, die wir schmieden - Ungenau, jung und dumm - Wir malen uns die Welt in kuntergraudunkelbunt - Ich tätowier' mir deinen Namen über's Herz - mit Ankern, damit jeder weiß, wo meins hingehört – 'Nen Leuchtturm daneben, egal wie neblig, es leitet mich"

Casper ft. Thees Uhlmann - XOXO


Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schien es, als hätte mein Gehirn die ganze Nacht über auf Hochtouren gearbeitet. Ich war ausgeschlafen und vollkommen klar. Ich schlug die Augen auf und sah mich in dem dämmerigen Zimmer um. Lauschte in die Wohnung, aber noch war alles still. Vielleicht schlief Leon noch.

Einerseits hätte das gestern niemals passieren dürfen. Es war ein absolutes No-Go, er war mein bester Freund, wir hatten uns gerade erst nach einem riesigen Streit zusammengerauft. Ich hatte mit Joshua meinen ersten Freund, und ich war glücklich mit ihm. Ich mochte ihn. Andererseits...sollte ich mich in Leon verliebt haben? Wann? Wieso hatte ich nie etwas bemerkt? Und doch...obwohl das eigentlich nicht sein konnte, er war so etwas wie mein großer Bruder. Und was sollte ich nun tun? Wie sollte ich ihm gegenüber treten? Er war sauer gewesen gestern Abend, aber es war ja nicht so gewesen, dass er mich sofort zurück gestoßen hätte. Das hatte er nicht. Er hatte mitgemacht. Und er war um einiges nüchterner gewesen als ich.

Die Gedanken an Joshua schob ich stattdessen weit von mir. Er würde erst in zehn Tagen wieder kommen, dann konnte ich mich mit ihm beschäftigen. So unglaublich es klang, ich saß hier in Unterwäsche im Bett und dachte ganz rational über alles nach. Keine hektischen Gedankensprünge, kein Pulsrasen – ich saß hier vor einem Puzzel, das ich zusammensetzen musste, und es gab eine Lösung für alles. So musste ich beispielsweise mit Joshua Schluss machen, es half nichts. Es würde mir schwer fallen, aber ich konnte nicht mit Joshua zusammen sein, solange ich solche Gefühle für Leon hatte. Und, auch wenn sich im Moment wieder alles normal anfühlte, der Kuss gestern, der war nicht normal gewesen. Und ich war mir ziemlich sicher, dass ich solche Gefühle für Joshua nie würde entwickeln können. Sie waren entweder von Anfang an da, oder nie.

Viel drängender war allerdings die Frage, was ich jetzt tun sollte. Vielleicht war es am besten, abzuwarten, was Leon tun würde. Wenn ich jetzt einfach aufstand, ins Bad ging, auf ihn wartete, irgendwie musste er ja auf mich reagieren. Auf gestern. Auf uns. Ich hoffte nur, dass er mich nicht wieder anbrüllte. Auch wenn ich eigentlich selbst nicht wusste, was für eine Reaktion ich mir wünschte. Wut? Fassungslosigkeit? Oder...vielleicht hoffte ein kleiner Teil doch auch darauf, dass Leon ebenfalls mehr gefühlt hatte bei diesem Kuss. Vielleicht.

Ich seufzte. Dann schlug ich die Decke zurück und stand auf. Aus dem Kleiderschrank kramte ich ein T-Shirt hervor, nahm meine Hose von gestern mit und ging ins Bad. In der Wohnung war es immer noch still. Leons Zimmertür war geschlossen, die Küchentür ebenfalls. Überall verschlossene Zimmer. Unter der Dusche fragte ich mich wieder: War ich in Leon verliebt? Liebte ich Leon? Ich wusste es wirklich nicht. Ich hatte immer gedacht, dass ich Joshua vielleicht noch nicht liebte, aber immerhin in ihn verliebt war. Das war ein Unterschied, aber ich hatte immerhin Bauchkribbeln, ich freute mich, ihn zu sehen, wollte alles richtig machen, perfekt für ihn sein. Aber dieser Kuss mit Leon war einfach...atemberaubend gewesen. Unvergleichlich. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas möglich war. Es war ja eigentlich nur ein Kuss gewesen. Und doch so viel mehr als das...

Surrender (Leon Goretzka)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt