Tara

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Ich kann nicht glauben, was hier gerade passiert. Auch wusste ich nicht so richtig, was ich genau tun sollte. Ich habe in meinem Leben noch nicht so viele Jungs geküsst. Um ehrlich zu sein bin ich mir nicht mal sicher, ob der eine Kuss beim Flaschendrehen so wirklich zählt. Er hat bestimmt schon ganz viel Erfahrung. Aber das hier fühlt sich gut an. Alles in mir wird ganz warm und meine Lippen prickelten. Allerdings weiß ich nicht so recht was ich tun soll und Blake schien meine Unsicherheit zu spüren, denn er löste sich wieder schnell von mir. Er schaute mich an und ich wich seinem Blick aus und blickte auf den Boden. "Tut mir leid." sagte ich und er nahm seine warmen Hände von meinem Gesicht. "Was tut dir leid?" ich spürte seinen Blick auf mir. "Ich bin bestimmt ganz schlecht im Küssen." nuschelte ich "Ich habe aber noch nie geküsst, nur einmal beim Flaschendrehen, das war aber ganz kurz und eigentlich zählt das auch gar nicht. An gestern Abend kann ich mich auch nicht so recht erinnern, deshalb würde ich das auch nicht mitzählen." Oh Mann, Tara, was laberst du da? Ich spürte Hitze in meine Wangen aufsteigen, mein Herz wie verrückt schlagen und würde am liebsten ganz schnell hier weg. Aber ich traute mich wieder zu ihm aufzublicken und schaute in ein halb grinsendes und halb schmunzelndes Gesicht. "Ich fands okay." "Ok?" fragte ich zaghaft nach. "Naja..." begann er, während er sich abstößt und langsam rückwärts fuhr. "Es ist natürlich noch viel Luft nach Oben und wenn du meinst, dass das dein erster Kuss war, ist das ja auch nur verständlich. Alles was du brauchst ist ein bisschen mehr Übung. Und da ich ein hervorragender Küsser bin würde ich dir meine Dienste als Nachhilfelehrer anbieten. Zu einem fairen Preis. Ist ja selbst verständlich." Ich stand immer noch an Ort und Stelle und verfolgte ihn mit meinem Blick. Mein Gehirn ist komplett überfordert mit der Situation. "Ok." stammelte ich, da fing er plötzlich an zu Lachen. "Lass dich von mir doch nicht verarschen, Tara." er kam wieder zu mir gefahren und blieb so dicht vor mir stehen, dass ich seine Wärme spürte. Wir schauten uns an und er hob seine Hand, um mir durch die Haare zu streichen. "Ich fand es sehr schön, wie wir uns geküsst haben. Mach dir nicht zu viele Gedanken, sondern genieße es einfach." er schaute mich mit seinen eisblauen Augen an, als sich wieder ein Grinsen auf sein Gesicht schlich. "Aber Nachhilfe kann ich dir trotzdem gerne geben." Schneller als ich blinzeln konnte, gab er mir einen sehr schnellen Kuss auf die Lippen, bevor er sich umdrehte und davon fuhr. "Ey!" rief ich mit leichter Verzögerung und verfolgte ihn. Allerdings ist er extrem schnell unterwegs. Das ist auch besser so als Eishockeyspieler. Lachend liefen wir also über die Bahn, welche mittlerweile leer ist. Ich ihm hinter her, als er sich umdrehte und rückwärts weiter fuhr. Mich brachte das ganz kurz aus dem Konzept und er schien das zu bemerken, denn er machte auf einmal eine Vollbremsung. Ich war darauf nicht gefasst und fuhr somit mit Schwung in ihn rein. Er schlang seine Arme um mich und innerlich machte ich mich schon auf den Aufprall der folgte gefasst. Doch der kam nicht. Blake taumelte zwar kurz, aber aus einem mir unerklärlichen Grund blieben wir stehen. "Du bist ganz schön schnell unterwegs." sagte er und ließ seine Arme weiter um mich geschlungen. "Warum bist du nicht umgefallen?" "Weil ich ein ausgezeichneter Eisläufer bin, anders als du anscheinend." "Was soll das denn heißen?" "Naja ohne mich würdest du jetzt wohl auf der Nase liegen." ich schnappte empört nach Luft. "Ich hatte einfach keine Zeit mehr zu reagieren!" "Warum, weil du so abgelenkt von meiner Schönheit warst? Das ist wohl der entscheidende Unterschied gewesen. Ich habe mich nicht ablenken lassen."  "Gar nicht wahr!" rief ich. "Willst du etwa sagen, dass ich nicht schön bin?" fragte er mich gekränkt. "Was nein ... also ... ich ... ähmm..." stotterte ich, als ich bemerkte, dass auf seinem Gesicht wieder ein Grinsen erschien. "Du verarscht mich! Schon wieder!" erkannte ich sein Spiel und löste mich abrupt aus seinen Armen. "Gut erkannt Sherlock!" lachte er. "Unfassbar." murmelte ich und fuhr in die andere Richtung. "Ach komm Tara. Sei mir bitte nicht böse." Er holte mich ein und fuhr jetzt rückwärts vor mir her. "Weiß ich noch nicht." schnaubte ich. Das brachte ihn wieder leise zum Lachen. "Und was hältst du davon, wenn ich dich als Entschuldigung in ein leckeres Café einlade?" ich überlegte demonstrativ lange, aber er fuhr geduldig weiter vor mir her. "Ja in Ordnung, aber es muss wirklich ein überragend leckeres Café sein." zufrieden nickte er "Versprochen, dann lass uns los!" er fuhr zum Ausgang, doch ich blieb auf dem Eis. Als er runter stieg, bemerkte er, dass ich ihm nicht gefolgt bin und er blickte fragend zu mir. "Was ist?" Eine Sekunde lang dachte ich, dass sowas wie Unsicherheit in seinen Augen aufblitzte. "Ich will nur kurz... Fünf Minuten noch, ja?" Die Unsicherheit schien ich mir nur eingebildet zu haben. "Von mir aus auch zehn." Ich fuhr also los. Erstmal nur ein paar Runden, um eine Gefühl für das Eis zu bekommen, aber dann schaltete ich alle Gedanken ab und begann zu tanzen. 

Als ich zum Stehen kam, blickte ich zu Blake. Er stand immer noch am Rand und betrachtete mich lächelnd. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also fuhr ich einfach nur zu ihm. Nachdem ich vom Eis gegangen bin, schloss er die Tür und wir gingen zu den Umkleiden, um uns umzuziehen. Es war still zwischen uns, aber es ist eine angenehme Stille. Bei meinen Sachen angekommen schaute ich auf mein Handy. Es ist schon 16 Uhr. Ich hatte eine neue Nachricht von Mom und eine von Christina. 

Mom: Bist du zum Abendessen da? 

Christina: Los berichte, wie war der Ball? 

Ich beschloss Christinas Nachricht erstmal zu ignorieren und schrieb Mom schnell, dass sie nicht auf mich warten soll. Ich zog mich um und ging dann nach draußen. Blake wartete schon am Auto auf mich. Draußen wird es bereits dunkel. "Das Café ist nicht weit, wir gehen zu Fuß dahin. Du kannst deine Sachen aber gerne ins Auto legen." er öffnete den Kofferraum und ich legte meine Sachen da rein. Vorher nahm ich aber noch meine Handschuhe aus meiner Tasche. Blake verriegelte sein Auto wieder. Ich war noch damit beschäftigt meine Handschuhe anzuziehen, als Blake mir seine Hand auf den Rücken legte und mich langsam vorwärts schob. Wir redete nicht viel und Blake hat seine Hände auch relativ schnell in seine Jackentaschen geschoben. Ich blickte mich neugierig um, da ich noch nicht viel von dieser Stadt gesehen habe. Ich habe mir aber auch nicht die Mühe gemacht. Es fing nach und nach an zu schneien. Wir bogen in eine warm beleuchtete Straße und ich blieb plötzlich stehen. Blake kam drei Schritte vor mir zum stehen und drehte sich fragend zu mir um. "Wie schön." Sagte ich und blickte die Straße runter. Beobachtete wie die dicken Schneeflocken sich langsam zwischen den Häusern auf den Boden schlängelten. Es sieht so unecht aus. Wie in einem Märchen. Auch Blake blickte jetzt die Straße herunter. Ich sah ihn von der Seite aus lächeln. "Ja das stimmt. Komm, da vorne ist das Café." Er streckte mir seine Hand entgegen, woraufhin ich mich wieder in Bewegung setzte und diese ergriff. Es war wirklich nicht mehr weit und den Rest des Weges hielten wir uns an den Händen.

Vor dem Café angekommen öffnete er die Tür und trat zuerst hinein. Ich folgte ihm. Wir gingen zum Tresen und warteten. Eine junge Frau mit zwei blonden geflochtenen Zöpfen und dunkel geschminkt kam auf uns zu. "Hi Blaki, was darfs sein?" "Ein Tisch für zwei. Hinten irgendwo bitte." Der Blick der Kellnerin fiel kurz auf mich, bevor Sie dann überrascht wieder zu Blake schaute. "Okay, dann folgt mir bitte." sagte sie und ging voran. Das Café war ziemlich hell und modern eingerichtet. Es war auch ziemlich gut besucht und das Gemurmel der Leute wurde von leiser Musik unterlegt. Wir gingen am ziemlich langen Tresen vorbei auf die andere Seite des Raumes. Dort ging es drei Stufen hoch und sie zeigte auf einen Tisch an der linken Seite. "Hier bitte sehr." sagte sie, während sie die Kerze anzündete. Blake zog seine Jacke aus und ich tat es ihm gleich. Er nahm mir meine Jacke ab und hing sie an die Garderobe. Ich rutschte auf die Sitzbank und Blake setzte sich mir gegenüber, während ich begann die Karte zu lesen. 

Die EisprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt