Tara

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Ziellos laufe ich einfach weiter. Nachdem Mom mich zu Amy gefahren hat, haben wir uns in aller Ruhe fertig gemacht, haben dann noch eine Pizza bestellt und die nebenbei gegessen. Amy hat eine enge schwarze Jeans angezogen und dazu ein sehr kurzes Spitzen-Top. Meiner Meinung nach zu kurz. Ich habe eines meiner lockeren schlichten Kleider angezogen, welche ich auch gerne zum Eislaufen anziehe und dazu eine dicke Strumpfhose und Chelsea-Boots. Ein Outfit, in dem ich mich rundum wohl fühle. Amy hat mir meine Haare gemacht und die vorderen Strähnen kunstvoll nach hinten gesteckt. Der Rest meiner Haare fällt mir gelockt über die Schultern. Sie hat ihre Haare aktuell blau gefärbt. 

Ich biege in die nächste Gasse ein und hoffe, das mir die Umgebung bald vertraut vorkommt. Das tut sie aber nicht. Nachdem Adam zu uns gestoßen ist, sind wir gemeinsam zu der Party gefahren. Ich habe dann auch erfahren, dass die Party zu Ehren unseres Eishockey-Teams geschmissen wird. Das hat mir wiederum die Erkenntnis gegeben, dass Blake auch da sein wird und mein Herz fing an schneller zu schlagen. Die Party fand in einem riesen Haus statt und gehört wohl jemanden aus meinem Jahrgang. Es war auf jeden Fall verdammt voll, Musik schallte durch die Räume und alle tanzten ausgelassen. Ich bin noch nie vorher auf solchen Hauspartys gewesen, doch Amy hat mich ganz selbstbewusst durch die Menge dirigiert und in der Küche hat sie uns dann ein Bier geholt. Zugegeben ist es nicht mein Lieblingsgetränk und mühselig habe ich es mir runter gequält. Amy kannte anscheinend einige Leute auf dieser Party, denn immer wieder ist sie zu irgendwem hin und hat gequatscht. Ich stand immer nur stumm daneben, darauf bedacht, dass niemand mich anstößt und ich mein Bier verschütte. Andererseits wäre es dann wahrscheinlich schneller leer gewesen und ich hätte nicht all zu viel davon trinken müssen. Irgendwann war es mir zu doof immer neben Amy zu stehen und dann habe ich Adam in einer Ecke mit einigen anderen aus seinem Team gesehen. Ich habe mich  zu Adam gesellt. Zwar war ich da genauso stumm wie mit Amy, aber wenigstens konnte ich sitzen. Außerdem hat Adam sich hin und wieder bemüht mich in das Gespräch mit einzubinden, hat es aber nach mehreren Versuchen aufgegeben. Irgendwann hatte Amy mich wieder gefunden und hat mich dazu genötigt mit ihr auf die Tanzfläche zu gehen. Ich bin also mit ihr mitgegangen, mein letzten Schluck Bier habe ich 'aus Versehen' bei Adam stehen lassen. Amy hat mir aber ein anderes Glas in die Hand gedrückt und wir haben eine ganze Weile getanzt. Irgendwann musste ich auf die Toilette und Amy hat mir gezeigt wo die ist, auf dem Weg dorthin ist sie aber der nächsten Person begegnet, die sie kannte. Also habe ich alleine weiter gesucht und bin auch fündig geworden. Ich habe mein Geschäft erledigt und habe mich schnell noch frisch gemacht. Im Spiegel hatte ich gesehen, dass meine Wangen gerötet sind und sich einige Strähnen aus meiner Frisur gelöst haben. Nachdem ich erfolglos  versucht habe diese wieder wegzustecken, wollte ich zurück und dann habe ich im Flur endlich Blake getroffen. Aber nicht alleine. Er hatte ein blondes Mädchen auf dem Arm und bei den beiden ging es schon ziemlich zur Sache. Vor Schreck habe ich dann mein Glas fallen lassen, von dem ich schon nach dem ersten Schluck wusste, dass mir der Inhalt nicht schmeckt. Als Blake dann erkannte, wer die beiden beim Rummachen störte, hat er sich ziemlich schnell von ihr gelöst und wollte auf mich zugehen. Ich bin aber ausgewichen. Warum genau ich ihm gesagt habe, dass wir uns Montag sehen, weiß ich nicht. Aber so betrunken wie er war, wird er sich wahrscheinlich daran auch nicht mehr erinnern. 

Tja und hier bin ich nun, laufe durch die Straßen in einer Stadt, die ich kaum kenne. Obwohl ich jetzt schon einige Monate hier wohne, habe ich es bis jetzt immer vermieden die Stadt besser kennen zu lernen. Es fühlt sich hier einfach nicht wie Zuhause an und ich will es irgendwie auch gar nicht versuchen die Stadt als Zuhause zu akzeptieren. Aber als ich Blake mit dieser Blondine mit riesen Brüsten und dickem Arsch gesehen habe, hatte ich das Gefühl dort zu ersticken. Ich musste raus und habe kurz entschlossen meinen Mantel geholt und bin gegangen. Ich habe niemanden Bescheid gegeben und denke mir gerade, dass das ziemlich dumm von mir war. Allerdings war es auch dumm von mir zu glauben, dass ich für Blake die eine besondere bin. Das unscheinbare Mädchen, was das Herz des Kapitäns des Eishockey-Teams berührt hat. Nein das ist Quatsch. Sowas passiert nicht im realen Leben, sondern nur in Büchern. Aber viel lieber wäre ich jetzt in mein Bett gekuschelt und würde eins dieser Bücher lesen, als hier planlos durch die Gegend zu laufen. Kurz blieb ich stehen und blickte mich um in der Hoffnung irgendwas wiederzuerkennen, aber nichts. Ich hielt Ausschau nach einem Eingang zur Subway, aber auch so einen konnte ich nicht entdecken. Dazu muss man aber auch sagen, dass die hier ziemlich unscheinbar sind und ich eher denken würde, dass ich in einer Baustelle rauskommen, wenn ich da jetzt reingehe. Ich hörte Stimmen und als ich mich umdrehte sah ich eine Gruppe auf mich zukommen. Auch sie schienen mich zu entdecken und fingen an zu pfeifen und rufen. Kurz überlegte ich stehen zu bleiben und zu hoffen, dass das irgendwelche bekannten Gesichter sind, die mir entgegen kommen. Ich entschied mich aber denn doch dazu lieber die Straßenseite zu wechseln und schnellst möglich hier weg zu kommen. Allerdings folgten sie mir und es dauerte nicht lange, da haben sie mich eingeholt. Es war definitiv eine Gruppe Jungs. Vielleicht ein wenig älter als ich. Unbeeindruckt versuchte ich weiter zu gehen, doch einer von ihn schnitt mir den Weg ab und blieb vor mir stehen wodurch auch ich gezwungener Maßen stehenbleiben musste. Schnell wollte ich einen Schritt zurück machen und mich Umdrehen, doch ein anderer hielt mich am Arm fest. "Hallo Püppchen." sagte einer zu mir und ich blieb einfach stehen. Angst breitet sich in mir aus und mein Herz begann zu rasen. "Wer bist du denn? Dich habe ich ja noch nie hier gesehen." Sagte der, der vor mir steht und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich drehte meine Gesicht weg, was aber nur dazu führte, dass ein leises Lachen durch die Gruppe ging. "Hast du dich verlaufen?" fragte der, der mich am Arm festhielt. "Weißt du, wir können dir gerne den Weg zeigen, allerdings müsste dann auch was für uns rausspringen." Ich begann mit den Kopf zu schütteln und versuchte meinen Arm aus dem Griff zu entfernen.  Aber vergebens. "Naa, eine ganz stumme, glaub mir, wir werden schon ein paar Töne aus die heraus bekommen." der Dritte beugte sich von hinten über mich und strich mir über die Wange. Die anderen begannen dreckig zu lachen. Ich begann noch heftiger an meinem Arm zu ziehen und spürte wie mir Tränen über die Wange liefen. "Nicht weinen, schhh." einer begann über meinen Kopf zu streicheln und ich weinte noch mehr. Ein letztes Mal zog ich kräftig mit meinem Arm und ich konnte mich tatsächlich aus dem Griff lösen, allerdings war ich viel zu überrascht von der Tatsache, sodass ich nach hinten stolperte und in den Armen des dritten Typs landete. "Nana, nicht so stürmisch." lachte dieser. Schnell wollte ich einen Satz nach vorne machen, doch er hielt mich fest und zog mich mit einer Leichtigkeit wieder zurück. Trotzdem zappelte ich weiter, als ich seine Lippen auf meiner Wange spürte. Das ließ mich erstarren. Gleichzeitig hörte ich irgendwo aus der Ferne ein "HEY!" rufen. "Hey, lasst das Mädel los!" Die Rufe kamen näher und ich spürte wie sich ein wenig Erleichterung in mir breit machte. "Sag mal hört ihr schlecht. Lasst sie in Ruhe oder ich rufe die Polizei!" Die weibliche Stimme ist jetzt ziemlich nahe. "Schätzchen, dass wird dir aber nichts bringen, bis dahin sind wir weg." sagte einer der Typen. "Solange ihr das Mädel hier lasst ist mir das egal, aber ich kenne eure Namen und ihr habt Hausverbot bei mir!" Der griff um meinen Bauch löste sich, doch nicht lange und ich merkte, wie sich eine Hand um mein Handgelenk schloss. Allerdings gehörte sie der Frau, die mir geholfen hatte. Sie zog mich hinter sich und von der Seite konnte ich sehen, wie sie die Jungs provozierend und angstfrei anstarrt. "Ihr geht jetzt da lang, wir hier und wehe ich sehe euch nochmal wieder!" sagte sie bestimmend. Sie drehte sich um, mich immer noch an der Hand und ging schnellen Schrittes mit mir los. "Komm!" sagte sie dabei. "Du bist Kate." stellte ich nach einer Weile fest. Überrascht schaute sie mich an und auch sie schien mich wieder zu erkennen. "Du bist die Freundin von Blake!" bemerkte sie dabei und ein Stich ging durch mich durch. "Sorry, ich weiß aber nicht mehr wie du heißt" "Tara." "Tara, was machst du hier alleine?" ich zuckte mit den Schultern. "Ich schätze ich habe mich verlaufen." gebe ich zu. Sie steuerte auf eine Tür zu und ich erkannte sie wieder. Es ist das Café in dem ich mit Blake war. Sie zog mich rein, deutete auf einen der Hocker und ich setzte mich. Sie verschwand hinter dem Tresen, reichte mir ein Papiertuch und begann nach irgendwas zu suchen. Es schien schon geschlossen zu sein. Ich begann mir mit dem Tuch die Tränen wegzuwischen und dann stellte Kate mir eine große dampfende Tasse Kakao hin und sich ebenfalls. "Du darfst dich nicht einschüchtern lassen, wenn du solchen begegnest. Immer Stärke und Mut zeigen oder nicht alleine unterwegs sein." sagte sie. "Also los, erzähl was passiert ist." Ich erzählte ihr kurz und knapp von meinem Abend und sie hörte geduldig zu. 

"So ein Idiot!" murmelte sie. "Hör zu, Blake spielt gerne mit Frauen das stimmt, liegt wahrscheinlich an seinen Eltern und die Vorstellungen die sie für ihn haben mit der perfekten Traumfrau an seiner Seite." begann sie und gespannt hörte ich zu. "Aber eins muss ich sagen. Er bringt seine Bekanntschaften wirklich nie hierher und schon gar nicht schaute er sie so liebevoll an, wie er es mit dir gemacht hat." Ihre Worte ließen mein Herz wieder ein wenig schneller schlagen und ich spürte, wie ich mir Hoffnung mache. Sie leerte ihren Kakao und blickte mich dann wieder an. "Wenn du willst fahre ich dich nach Hause." Ich nickte. "Ja danke, das wäre sehr lieb." Ich leerte meine Tasse ebenfalls und reichte Kate diese. "Danke für den Kakao, was bekommst du?" "Gar nichts." winkte sie ab. "Ich hole es mir von Blake wieder und verlange ein hohes Trinkgeld." zwinkert sie mir zu und entlockte mir ein Lachen. Die Tür ging auf und ein Mann kam herein. Ich schnappte nach Luft, als ich sein Gesicht sah. Er sah aus wie Blake, nur ein wenig älter. "Ich bin übrigens auch nicht die Traumfrau, die sich die Eltern vorstellen." Kate hatte sich dichter zu mir über den Tresen gebeugt und die Stimme leicht gesenkt bevor sie dem Blake-ähnlichen Mann strahlend anschaute. Er ging auf sie zu und nahm sie liebevoll in den Arm, bevor er sie kurz küsste. "Hey schöne Frau, was machst du so spät noch hier?" fragte er sie. Kate deutete auf mich. "Das ist Tara, das Mädchen von Blake, von der ich dir erzählt habe. Ich habe sie auf der Straße gefunden, weil sie sich verlaufen hatte und wollte sie jetzt nach Hause bringen." erzählte sie und ließ es klingen als ob ich ein Streuner wäre. Aber auf einer liebevollen und witzigen Art "Und danach wollte ich noch zu deinem Bruder und ihm gewaltig in den Arsch treten!" Es ist also der Bruder von Blake, welcher mir gerade die Hand reichte. "Hey freut mich Tara, ich bin Shawn." Ich ergriff seine Hand fasziniert davon, dass seine Augen fast das selbe Blau haben wie die von Blake. Ein Tick dunkler, wenn mich nicht alles täuscht. "Ja, die Augen haben es mir auch angetan." lachte Kate und gab Shawn einen Kuss auf die Wange. Dieser drehte sich wieder lächelnd zu Kate. "Ich fahre euch, ich will dabei sein, wenn du meinem Bruder in den Arsch trittst und wir können dann auch gleich bei mir bleiben." Also fuhren sie mich nach Hause wo ich mich dann erschöpft in mein Bett fallen ließ. 

Die EisprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt