Ich sitze an meinem Schreibtisch und starre aus dem Fenster. Bis vor ein paar Minuten fielen noch Schneeflocken vom Himmel. Die ganze letzte Woche habe ich versucht Blake aus dem Weg zu gehen. Nicht mal mehr bin ich in die Eishalle gegangen. Amy habe ich erzählt, dass ich mich verletzt habe und die Woche ruhen will um nichts schlimmer zu machen. Ist ja auch irgendwie die halbe Wahrheit nach meinem Sturz am Montag. Allerdings habe ich langsam Sehnsucht nach dem Eis. Ich verstehe auch selbst nicht warum ich Montag so Hals über Kopf davon gestürmt bin. Irgendwas ist bei mir durchgebrannt.
Es klopft an meiner Tür und meine Mom steckt den Kopf herein. "Darf ich rein kommen?" ich nickte und klappte meinen Laptop zu, den ich schon seit einer halben Stunde nicht mehr beachtet habe. Mom setzte sich auf mein Bett, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und legte sich ein Kissen auf den Bauch, welches sie mit den Armen umschlang. Ich drehte mich mit meinem Stuhl komplett zu ihr und schaue sie erwartungsvoll an. "Ich habe gerade mit unserer lieben alten Nachbarin gesprochen." begann sie "Sie hat mir erzählt, dass ein paar Gehminuten von hier entfernt ein kleiner See ist. Der ist zugefroren und sie ist mit ihren Enkelkindern vor ein paar Tagen darauf Schlittschuhe gelaufen. Naja sie meinte, dass sie mehr auf ihrem Allerwertesten saß als gelaufen zu sein." Mom begann mit den Fransen am Kissen zu spielen. "Worauf ich hinaus will... Vielleicht hast du ja Lust mit mir dahin zu gehen und wir drehen ein paar Runden auf dem Eis und du erzählst mir endlich was mit dir los ist." Nachdenklich schaute ich sie an. Ich weiß nicht ob ich ihr wirklich erzählen möchte, was mit mir los ist. Ich komme mir immerhin ein wenig bescheuert vor. "Du darfst dich auch über mich lustig machen!" Ein Lächeln zog sich über meinen Lippen und ich willigte ein.
Kurze Zeit später stapften wir warm eingepackt durch den Schnee in Richtung See. Unsere liebevolle Nachbarin hat uns noch einen Schlitten mitgegeben, damit wir was zum ablegen und sitzen haben. Am See angekommen schaute ich verträumt über den See hinaus. Mom zückte sofort ihre Kamera und begann Bilder zu knipsen. Ich setzte mich in der Zwischenzeit schon auf den Schlitten und begann meine Schuhe zu wechseln. 100 Bilder später gesellte sich auch Mom zu mir und ich schaute ihr geduldig beim Schnüren zu. Innerlich regte ich mich aber auf, weil sie es falsch macht. Sie schien es zu bemerken. "Los geh schonmal aufs Eis. Dann kann ich mir es nochmal anderes überlegen, wenn du gleich einbrichst." dabei machte sie eine scheuchende Handbewegung. "Danke, dass du deine eigene und einzige Tochter vorschickst." sagte ich ironisch, setzte mich aber in Bewegung. "Ey ich bin aber deine eigene und einzige Mutter!" rief sie mir noch hinterher und ich stieß ein heiseres Lachen aus. Vorsichtig setzte ich einen Fuß auf das Eis und dann den anderen, nachdem ich den Schutz von meinen Kufen entfernt habe. Es liegt ganz schön viel Schnee auf dem Eis, welcher mich ziemlich stark ausbremste. "Mom, ich glaube wir müssen vorher den Schnee runter schieben!" Rief ich ihr zu. Sie nickte und nahm sogleich die Schneeschaufel in die Hand. "Komme!" hörte ich sie rufen und bald darauf stand sie neben mir auf dem Eis. Ich nahm ihr die Schaufel ab und begann den Schnee wegzuschieben.
"Also dann schieß mal los. Was ist passiert, dass du dich seit einer Woche in dein Zimmer verkriechst?" Fragte Mom mich, nachdem wir den Großteil der Fläche vom Schnee befreit haben. Ich zuckte erst nur mit den Schultern. Dann begann ich vorsichtig zu erzählen. "Beim Ball da hat mir jemand was ins Getränk gemischt..." Ich erzählte alles. Von den K.O.-Tropfen, wie liebevoll Blake, Amy und Adam sich um mich gekümmert haben. Dass Adam und Amy Zwillinge sind und ich das nicht gecheckt habe und wie Blake sich darüber totgelacht hat. Ich erzählte ihr auch dass ich mit Blake Eislaufen war, dass ich ihm von meiner gescheiterten Karriere und Dad erzählt habe und dem Käsekuchen. Zu guter Letzt auch noch dem Vorfall mit Lucie im Schulklo. Mom hörte mir die ganze Zeit geduldig zu. Diese Eigenschaft liebe ich an ihr. Hin und wieder musste ich meinen Redefluss aber unterbrechen, da sie ins Stolpern geraten ist oder sich gänzlich lang gemacht hat auf dem Eis. Natürlich habe ich gelacht. Hat sie mir ja auch erlaubt. "Okay, aber ich verstehe das Problem nicht." Begann sie, als ich zum Ende gekommen bin. "Also vielleicht verstehe ich es doch. Du bist eifersüchtig!" Ruckartig blieb ich stehen "Was? Nein!" Auch Mom versuchte irgendwie zum stehen zu kommen.
"Wie kommst du darauf. Warum sollte ich eifersüchtig sein?"
"Süße, du magst Blake und der Gedanke, dass er was mit Lucie hat, verletzt dich." Ich setzte mich wieder in Bewegung und schloss zu Mom auf.
"Aber er kann doch machen was er will, wir haben nie über irgendwas Ernstes gesprochen. Ich glaube das möchte ich auch gar nicht, nachdem was Lucie alles über ihn erzählt hat."
"Und was veranlasst dich dazu ihr zu glauben? Tara, du benimmst dich wie einer der Hauptcharaktere in den Liebesbüchern. Du urteilst ohne dir die andere Seite anzuhören. Damit meine ich Blake."
"Aber Blake ist doch niemanden eine Rechenschaft schuldig."
"Das stimmt schon. Du darfst trotzdem nicht Urteilen, solange du die ganze Geschichte nicht kennst. Und wenn er dir die nicht erzählen will, dann musst du das akzeptieren. Trotzdem musst du ihm eine Chance geben sich zu erklären." Nachdenklich fuhr ich weiter. Irgendwie hat sie ja schon Recht. "Los, ich muss dir noch was zeigen, außerdem wird mir langsam kalt." sagte Mom nach einer Weile und wir verließen das Eis. Am Schlitten angekommen kramte sie ihr Handy raus und tippte eine Weile darauf herum. Ich tat es ihr gleich und sah, dass ich eine Nachricht von Amy habe.Amy: Heute Abend findet eine Party bei uns in der Nachbarschaft statt. Kommst du auch?
"Hier" Mom hielt mir ihr Handy unter die Nase. "Das ist das Bild vor dem Ball." Ich nahm ihr das Handy ab und betrachtete das Bild. Wir vier sind zusehen. Adam und Amy die zusammen auf der einen Seite stehen. Blake und ich auf der anderen. Er hat seinen Arm um mich gelegt. Ich erinnere mich genau an den Moment und wie schnell mein Herz geschlagen hat. Aber da ist noch was. Alle schauen lachend in die Kamera nur Blake schaut leicht lächelnd auf mich herab. Sein Ausdruck ist ganz warm und weich. "Siehst du wie verliebt er dich anschaut?" fragte Mom mich und ich nickte, immer noch ganz vernarrt in dieses Bild. "Wisch mal weiter." sagte sie zu mir und ich tat es. Es kamen noch einige Bilder die sich ähneln. "Da!" sagte Mom plötzlich. "Das sind jetzt die Momente, wo du gesagt hast, dass ich aufhören soll. Schau an wie enttäuscht er aussieht dich nicht mehr im Arm halten zu dürfen." Sie hat recht. Ich stehe mittlerweile eine Schritt weiter vorne und habe die Hand in Richtung Kamera ausgestreckt und es sieht aus, als ob ich gerade ein 'Mo'm mit den Lippen forme. Blakes Gesichtsausdruck sieht tatsächlich ein wenig traurig aus, so wie er mir hinterher schaut. "Und hier, achte mal auf Adam und Amy." sie wischte zwei Bilder zurück. "In dem Moment haben sie glaube ich gesehen, wie Blake dich anschaut und hier.." sie wischte ein Bild weiter "... hier habe die beiden eine stumme Konversation. Was ich damit sagen will, wenn du dich noch nicht traust mit Blake zu reden, sprich doch erstmal mit Amy und Adam. Die scheinen einiges zu wissen." Ich nickte und gab ihr das Handy zurück. "Amy hat mich zu einer Party eingeladen." erzählte ich Mom, während wir unsere Sachen zusammen packten.
"Du sagst ihr doch hoffentlich zu."
"Ja ich denke schon." sagte ich lächeln. "In Ordnung, ich fahre dich später."
"Danke" Ich nahm mein Handy und antwortete Amy, dass ich dabei bin.Tara: Auf jeden Fall!
Amy: Prima, ab 8 bei mir?
Tara: Geht klar, Mom fährt mich.

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Die Eisprinzessin
JugendliteraturSie ist ein Naturtalent. Er ist ein der Kapitän der Eishockeymannschaft. Am Anfang hassen sie sich. Lieben sie sich am Ende? Tara ist neu in der Stadt und an der Schule. Sie versucht sich einzuleben, aber das fällt ihr doch schwerer als gedacht. Di...