Teil 7

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Ich hatte mittags eine längere Pause gemacht, um abends länger zu arbeiten. Diese Zeiten waren im Eventbereich nicht unüblich, aber das war kein Problem für mich. Meistens freute ich mich sogar über späte Veranstaltungen, nur heute überwog definitiv die Nervosität.

„Da sind Sie ja", begrüßte mich Herr Freisinger, als ich an unserem verabredeten Treffpunkt eintraf. Sein Tonfall sorgte dafür, dass ich besorgt auf meine Uhr schaute, um festzustellen, ob ich etwa zu spät war. Das war ich aber nicht. Ich war sogar fünf Minuten zu früh.

„Wie lange warten Sie schon hier?", fragte ich, obwohl ja klar war, dass ich absolut pünktlich war und er also gar nicht lange auf mich hätte warten müssen, wäre er selbst nicht so früh erschienen.

„Schon ein paar Minuten, um den Trubel ein wenig auf mich wirken zu lassen. Ich bin nämlich gar nicht so, wie Sie die ganze Zeit denken."

„Was denke ich denn über Sie?"

„Na, dass ich meinen Job nicht ernst nehme und mir kein wirkliches Bild von all dem hier mache."

Ich sah zu, wie er seine Arme ausstreckte und auf die kleinen Holzbuden des Adventsmarkts deutete. Wieso hatte ich das Gefühl, dass er mich gerade verschaukelte? Aus irgendeinem Grund konnte ich nicht glauben, dass er das Gesagte wirklich ernst meinte und er tatsächlich die Atmosphäre hier auf sich wirken lassen wollte. Ich versuchte, die Zweifel beiseite zu schieben, um diesen Abend möglichst positiv zu beginnen.

„Ich möchte Ihnen gerne etwas Besonderes zeigen", sagte ich.

„Ich bin mir sicher, dass Sie alles als besonders bezeichnen würden."

Verdammt, dieser Typ machte es einem echt nicht leicht, nett zu bleiben.

„Lassen Sie sich einfach überraschen", sagte ich und ging schnellen Schrittes davon, weil ich keine Lust hatte, hier noch länger stehen zu bleiben. Zum Glück folgte er mir, ohne weitere Fragen zu stellen.

Schon nach wenigen Metern war Herrn Freisinger klar, wo ich ihn hinführte. „Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass Sie mich dazu überreden können, aufs Eis zu gehen, oder?"

„Das können Sie, müssen Sie aber nicht", sagte ich kurz angebunden.

„Und warum führen Sie mich sonst zu der Eisfläche?"

„Weil es dort gleich eine wunderschöne Eistanz-Show geben wird und zumindest ich finde so etwas absolut beeindruckend. Man muss nicht selbst Schlittschuhlaufen können, um sich so etwas anzuschauen."

Neben mir hörte ich nur ein kurzes, tiefes Brummen, was ich allerdings nicht als Bestätigung auffasste. Ich fragte mich, wieso ich mich überhaupt mit ihm verabredet hatte. Warum tat ich mir das an? Ich hatte wirklich große Lust, mir die Show heute anzusehen. Okay, es war vielleicht nichts wirklich Großartiges, aber trotzdem wollte ich mir den Abend nicht von jemandem wie diesem schlecht gelaunten Gast vermiesen lassen, der vermutlich jetzt viel lieber auf seinem Zimmer wäre.

Die Eisfläche war abends ein beliebter Treffpunkt – wie eigentlich der gesamte Park des Hotels. Die Laufbahn war eine große rechteckige Fläche, die sogar überdacht war, damit man auch bei leichtem Regen oder Schneefall unbesorgt laufen konnte. Sie wurde von Scheinwerfen beleuchtet, sodass die Fläche schon von Weitem zu sehen war. Ein paar Jugendliche, aber auch einige Erwachsene hatten sich bereits auf dem Eis und um die Fläche herum versammelt. Automatisch kamen Erinnerungen an meine eigene Jugend hoch, die ich auch oftmals hier verbracht hatte. Vermutlich hatte fast jeder aus unserer Stadt hier das Schlittschuhlaufen gelernt.

Plötzlich wurde ich von einem jungen Pärchen begrüßt, das ich die vergangenen zwei Tage schon öfter gesehen hatte. Die beiden waren vermutlich kaum älter als ich und genossen den Aufenthalt im Traumzeithof sehr. Das verkündeten sie auch dieses Mal wieder überschwänglich, was mich dazu veranlasste, währenddessen einen Seitenblick zu Herrn Freisinger herüberzuwerfen, um zu sehen, wie er dieses Lob aufnahm. Er musste doch registrieren, dass andere es liebten hier zu sein. Aber er verzog keine Miene.

Die Adventsplanerin - Liebe im TraumzeithofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt