Ich hatte mich krankgemeldet. Das schlechte Gewissen fraß mich beinahe auf, da ich natürlich mitnichten krank war. Das hieß allerdings auch nicht, dass ich mich gut fühlte. Das totale Gegenteil war der Fall. Ich hatte mich die ganze Nacht schlaflos im Bett umhergewälzt und war in Gedanken immer wieder den Abend vom Vortag durchgegangen. Aber ich konnte nach wie vor nicht verstehen, wie das alles so aus dem Ruder hatte laufen können.
Den gesamten Freitag verschanzte ich mich in meinem Zimmer. Vermutlich dachten meine Eltern wirklich, dass ich krank war. Sie wussten, dass ich Spaß an meinem Job hatte und daher eigentlich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, einen Tag blau zu machen. Aber das tat ich nun. Und alles nur wegen eines Kerls, der mich total durcheinander und zur Weißglut brachte. Das hätte ich bis vor kurzem auch nicht gedacht.
Am Nachmittag öffnete ich Tine die Tür, der ich kurz geschrieben hatte, dass ich zu Hause geblieben war und dringend jemanden zum Reden brauchte. Natürlich hatte sie sofort gesagt, dass sie nach der Arbeit vorbeikommen würde. Wir gingen in mein Zimmer und ließen uns auf dem Sofa nieder. Als ich Tines sorgenvolles Gesicht sah, verzog ich meines zu einem qualvollen Lächeln. Ich hätte ihr gerne gezeigt, dass es mir gutging. Aber sie kannte mich natürlich viel zu gut, um mir das abzukaufen.
„Was ist gestern passiert, dass du heute nicht zur Arbeit wolltest?", fragte Tine. „Ich vermute mal stark, du wolltest Matheo nicht begegnen, aber wieso nicht?"
„Weil wir gestern irgendwie einfach nur noch aneinander vorbeigeredet haben", sagte ich.
„Hat es denn überhaupt nicht gefunkt? Kein bisschen?"
„Daran liegt es nicht. Es ist einfach schwer zu erklären, weil ich selbst nicht kapiere, was schiefgelaufen ist."
Ich versuchte ihr zu erzählen, was passiert war, aber es fiel mir schwer, die richtigen Worte zu finden – oder überhaupt Wörter aus mir herauszubekommen. Ich stand kurz davor in Tränen auszubrechen und ich wusste nicht warum. Zum einen war ich enttäuscht, weil ich mir von diesem Date mehr erhofft hatte. Zum anderen war da einfach nur Wut. Wut auf Matheo, aber auch Wut auf mich. Hatte ich das zwischen uns – was auch immer es gewesen war – selbst in den Sand gesetzt?
„Ehrlich gesagt verstehe ich überhaupt nicht, wieso ihr letztlich so auseinandergegangen seid", sagte Tine nachdenklich. „Ich glaube, er dachte, dass er dich enttäuschen würde, egal was er tut. Und du... Tja, ich habe keine Ahnung. Warum genau bist du so wütend auf ihn?"
Das verstand ich ja selbst nicht richtig.
„Ich vermute, ich war so sauer, weil er plötzlich so gewirkt hat, als wenn er schrecklich wütend darauf wäre, dass wir uns von ihm so viel erhoffen. Vielleicht wollte ich auch einfach nur eine feste Zusage, dass er etwas Gutes über das Hotel schreibt."
„Aber so etwas kannst du nun einmal nicht von ihm verlangen." Tine klang ernst. „Du kannst nicht erwarten, dass er euch nur dir zuliebe in den Himmel loben wird. Das ist immer noch sein Job und er wird anderen keine Versprechungen machen. So jemand darf sich nicht von anderen beeinflussen lassen. Das wäre nicht korrekt."
Ich wusste, dass sie recht hatte, auch wenn ich es nicht hören wollte. Tief in mir keimte ein Gefühl auf, das ich zu unterdrücken versuchte. Aber je mehr Zeit verging, desto mehr merkte ich, wie sehr ich es bereute, Matheo einfach stehengelassen zu haben. Wir hätten das klären müssen. Das war ja keine große Sache, die da zwischen uns stand. Es konnte nicht sein, dass wir wegen solch einer Kleinigkeit so auseinandergegangen waren.
„Meinst du, ich sollte nochmal auf ihn zugehen und versuchen, das zwischen uns wieder hinzubekommen?", fragte ich Tine.
„Aber natürlich", sagte sie bestimmt und ohne ein Zögern. „Wenn er dir gar nichts bedeuten würde, wärst du jetzt nicht so geknickt. Also solltest du auf jeden Fall nochmal mit ihm sprechen."
„Aber was ist, wenn wir uns danach eh nicht wiedersehen? Vielleicht hatte es einfach nicht sein sollen."
„Hör auf so zu reden!" Tine schlug mir kurz gegen die Schulter. Es tat nicht wirklich weh, aber es war ihr deutlich anzumerken, wie ernst sie es meinte.
„Du bist echt schwierig", sagte sie. „Erst sagst du zu dem Date nein, obwohl du ja meinst. Dann zofft ihr euch wegen Nichts und wieder Nichts. Und jetzt willst du ihn einfach so abdampfen lassen? Wenn du das tust, hast du sie wirklich nicht mehr alle."
Es stimmte. Ich führte mich echt bescheuert auf. Ich ließ mich immer noch so verunsichern wie in den ersten Tagen, als ich Matheo kennengelernt hatte und ihn überhaupt nicht ausstehen konnte. Dabei verunsicherte er mich doch nur so, weil ich ihn wirklich toll fand. Ich hatte nur ziemlich lange dafür gebraucht, das zu verstehen. Und wenn das wirklich auf Gegenseitigkeit beruhte, wäre es wirklich dämlich, ihn einfach ziehen zu lassen.
„Ich will nicht, dass er einfach so geht." Als ich diese Worte laut aussprach, wurde mir nur umso klarer, dass sie der Wahrheit entsprachen.
Tine nickte bekräftigend und ein wissendes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht.
Mein Entschluss stand fest. Ich würde ihn morgen sofort aufsuchen, um mit ihm zu reden. Er würde mit mir sprechen. Da war ich mir sicher.
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Die Adventsplanerin - Liebe im Traumzeithof
RomanceLara steht unter Schock: Von einem auf den anderen Tag verliert sie ihren Job und muss zurück in die ungeliebte Kleinstadt ziehen. Dort nimmt sie einen Job als Adventsplanerin im Traumzeithof an, wo sie auf den arroganten Reisereporter Matheo trifft...