„Du hast nein gesagt?" Tines Stimme am Telefon klang nicht einfach nur überrascht, nein teilweise schon fast entsetzt.
„War das so falsch?"
Sie schwieg kurz. Es war so ruhig, dass ich dachte, die Verbindung wäre abgebrochen. Doch dann murmelte sie: „Ach Lara. Keine Ahnung, ob das falsch war. Aber ich hatte gedacht, dass du ihn mittlerweile ganz gut leiden kannst."
„Aber darum geht es nicht. Es wäre doch wirklich seltsam, mit einem Gast auszugehen", gab ich zu Bedenken.
„Findest du? Ihr hängt doch sowieso ständig miteinander ab. Was wäre verkehrt daran, dem Ganzen einfach eine andere Bezeichnung zu geben? Sei mal ehrlich: Würdest du mit ihm gerne auf ein Date gehen?"
Ich wollte sofort mit nein antworten, wusste aber, dass das wohl nicht der Wahrheit entsprach. Und Tine kannte mich viel zu gut, als dass sie mir das abgekauft hätte. Aber es ging ja nicht darum, ob ich mir ein Date vorstellen konnte. Es ging doch vielmehr darum, dass es nicht okay wäre. Was würden wohl meine Kollegen von mir halten? Gäste waren doch in dieser Hinsicht sicherlich tabu.
„Also wenn du so lange darüber nachdenkst, ist die Antwort sicher nicht nein", sagte Tine, weil ich immer noch nichts auf ihre Frage erwidert hatte.
„Ich kann einfach nicht mit ihm ausgehen. Nicht auf ein offizielles Date. Er soll doch etwas über das Hotel schreiben. Würde man da nicht denken, dass ich versuchen würde, ihn zu beeinflussen?"
„Mit einem Date?" Tine verstummt kurz, dann lachte sie los. „Glaubst du, er würde etwas anderes über euch schreiben, etwas Besseres, wenn du entsprechend freundlich zu ihm bist? Ich glaube kaum, dass er sich durch ein paar Küsse umstimmen lässt. Aber hey, vielleicht solltest du das mal ausprobieren."
Ich war kurz davor aufzulegen und das Telefonat zu beenden. Tine war mir in dieser Situation nun wirklich keine große Hilfe.
„Nur um das mal kurz klarzustellen", sagte ich, „ich glaube natürlich nicht, dass sich Matheo tatsächlich beeinflussen lassen würde. Aber ich würde mir Sorgen machen, dass andere das denken."
„Oh man, Lara!" Tine wurde laut. Ihre Stimme klang unerbittlich. Wenn sie so sprach, musste sie wirklich annehmen, dass ich gerade einen Fehler machte oder absolute Scheiße redete. „Hör auf, dir Gedanken darüber zu machen, was andere vielleicht denken könnten. Das ist total unnötig. Geh zu diesem Kerl hin und sage ihm, dass du sehr wohl auf ein Date mit ihm gehen willst. Du magst ihn, das war mir von Anfang an klar. Also krieg endlich deinen Arsch hoch."
Was für eine Ansage. Aber hatte sie recht? Ich konnte meine Gedanken gerade nicht ordnen und leider half mir das Gespräch wirklich nicht weiter. So freundlich wie möglich erklärte ich ihr, dass ich jetzt auflegen würde. Sie verstand das, sagte aber noch mal ausdrücklich, ich sollte mir nicht so einen Kopf um alles machen. Aber so war ich nun einmal. Das konnte ich nicht abstellen.
Alles war so verworren. Da war dieser Typ, den ich am Anfang überhaupt nicht hatte ausstehen können und mit dem ich irgendwann richtig gerne Zeit verbracht hatte. Zu meiner eigenen Überraschung. Allerdings war er nun einmal nicht nur ein Gast, sondern auch ein ganz spezieller mit einer bestimmten Aufgabe, die er hier zu erledigen hatte. Und ich hatte auch meinen Job. Meine Aufgabe war es, ihn für das Hotel zu begeistern. Nicht, ihn für mich zu begeistern. Und was war, wenn das mit dem Date völlig nach hinten losgehen würde? Was, wenn das doch einen Einfluss auf seinen Artikel haben würde? Und zwar in negativer Hinsicht? Es verließen sich so viele auf seine Arbeit. Herr Moisander hatte so viel Hoffnung darin gelegt. Was, wenn ich das kaputt machen würde? Oder hatte ich das schon, indem ich ihm eben einen Korb gegeben hatte? War das schon ein Fehler gewesen, der nicht wieder gut zu machen war?
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Die Adventsplanerin - Liebe im Traumzeithof
RomanceLara steht unter Schock: Von einem auf den anderen Tag verliert sie ihren Job und muss zurück in die ungeliebte Kleinstadt ziehen. Dort nimmt sie einen Job als Adventsplanerin im Traumzeithof an, wo sie auf den arroganten Reisereporter Matheo trifft...