Teil 14

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In der Küche war die Hölle los. Für einen Dienstagabend hatten die Mitarbeiter richtig viel zu tun. Zu den normalen Gästen war auch noch eine kleine Geburtstagsgruppe dazugestoßen und ein Seniorenstammtisch, dessen Mitglieder einmal im Monat herkamen. Manchmal lohnte es sich überhaupt nicht, das Hotelrestaurant abends zu öffnen. Vor allem dann nicht, wenn die Gäste völlig damit zufrieden waren, etwas Kleines auf dem Adventsmarkt zu essen. Ich fand es immer wieder erstaunlich, wie unser Koch es hinbekam, alles so zu planen, dass es passte. So, dass es immer genug Auswahl für unsere Gäste gab, aber auch nicht so viel weggeworfen werden musste, falls das Restaurant mal leer blieb. Da brauchte es sicher eine Menge Erfahrung für.

Ich hatte mich im Nebenraum niedergelassen, dort wo sich das Personal aufhalten durfte und auch etwas Kleines zu essen bekam. Neben mir hatte sich Regina noch an den Tisch gesetzt, eine Portion Eintopf vor sich. Zwei andere räumten gerade ihre Teller ab, um entweder wieder an die Arbeit oder aber in den Feierabend zu gehen. Als sie durch die Tür schritten, hörte man das Geklapper und Gerede aus der Küche zu uns herüberschwappen. Irgendwie fühlte es sich doch sehr schön an, in einem so großen Haus zu arbeiten, wo rund um die Uhr Betrieb herrschte. Es war etwas völlig anderes als zum Beispiel Hochzeiten oder Firmenevents zu planen, wo man mit Menschen zusammenarbeitete, die man danach vielleicht nie wieder sah. Das war zwar auch bei den Hotelgästen der Fall, aber dafür hatte man mehr Kollegen um sich herum als in der kleinen Eventagentur, in der ich vorher gewesen war.

„Woran denkst du gerade?", fragte Regina. „Dein Löffel schwebt seit Sekunden über deinem Teller, ohne dass du was davon isst."

Sie hatte recht. Erstaunt stellte ich fest, wie ich die ganze Zeit Richtung Tür gestarrt hatte und das Essen total vergessen hatte. Ich war auf einmal so abwesend gewesen, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie ich plötzlich erstarrt war. Ich ließ den Löffel wieder sinken.

„Mir ist gerade aufgefallen, wie sehr es mir hier gefällt", sagte ich. „Obwohl ich erst seit so kurzer Zeit ein Teil des Teams bin."

„Das freut mich", sagte Regina lächelnd.

Ich musterte sie kurz und überlegte, ob ich sie wirklich das fragen konnte, was mir auf dem Herzen brannte. Es war zwar so, dass Regina als Hausleiterin von der Position her über allen anderen Angestellten stand, aber diese Hierarchieebene bemerkt man normalerweise nicht. Sie gab sich immer sehr freundschaftlich allen anderen gegenüber.

„Irgendwas hast du doch, oder?"

Eine von Reginas Stärken war es, zu erkennen, wenn die Menschen im Hotel irgendwelche Sorgen hatten.

„Es gibt da wirklich etwas, was mich beschäftigt", begann ich zögerlich.

Regina betrachtete mich aufmerksam, aber mit freundlichem Gesichtsausdruck, der einen dazu brachte, ihr zu vertrauen.

„Ich weiß, dass es mich eigentlich nichts angeht, da mein Vertrag eh nur bis Ende Dezember läuft. Aber ist dir klar, dass derzeit Gerüchte die Runde machen? Gerüchte von einem möglichen Verkauf des Hotels?"

Ich ließ bewusst eine Pause entstehen und wartete auf eine Reaktion von der Frau mir gegenüber. Sie legte ihren Löffel auf dem Rand des Tellers ab und faltete ihre Hände auf dem Tisch zusammen. Sie presste kurz ihre Lippen zusammen, senkte den Blick, als sie nickte.

„Ich hatte schon befürchtet, dass so etwas die Runde macht", sagte sie. Ihre Stimme klang angeschlagen, nicht mehr so fröhlich wie sonst.

„Ist denn an diesem Gerücht etwas dran?"

„Ehrlich gesagt erstaunt es mich, dass du tatsächlich die Erste bist, die mich das fragt. Vielleicht haben sich die anderen nicht getraut."

Mir war nicht entgangen, dass sie eine Antwort auf meine Frage hinauszögerte. Aber ich wollte sie erstens nicht drängen, zweitens hatte ich die Erfahrung gemacht, dass man manchmal einfach nur abwarten musste, um Menschen zum Reden zu bringen. Denn Schweigen tat niemand gerne.

Die Adventsplanerin - Liebe im TraumzeithofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt