Kapitel 1: Das Versprechen

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Mit einem Schrei wachte Jongho auf. Er saß aufrecht im Bett. Er atmete schwer und auf seiner Stirn hatten sich kleine Schweißperlen gebildet. Seine Augen waren weit aufgerissen, woraus einige Tränen liefen. Seine Wangen waren knallrot und er zitterte sehr stark.

Er ließ alles Revue passieren, doch es klappte nicht so ganz. Er schaffte es nicht und er hatte Probleme sich zu beruhigen, weshalb er sich langsam selber umarmte und etwas zusammensackte.

"Jongho..." hörte er eine schwach und verschlafene Stimme neben sich. Er sah auf und zum gegenüberliegenden Bett hinüber. Seine Tränen liefen immer noch aus seinen knallroten und geschwollenen Augen. "Wieder ein Traum?" fragte Yeosang, mit dem er sich ein Zimmer teilen musste. Nur schwach konnte er nicken, bis er sich zurücklegte und Yeosang den Rücken zu drehte.

Yeosang seufzte traurig aus, stand von seinem Bett auf und ging rüber zu Jongho. Er setzte sich auf dessen Bettkante und sah ihn aus traurigen Augen an. Langsam fing er an seinen Arm zu streichen, in der Hoffnung, ihn so beruhigen zu können. Er schaffte es letzendlich doch nicht. "Wieder der selbe Traum?" fragte er traurig und besorgt, woraufhin er nur ein schwaches Nicken von sich gab. "Lass dir Zeit! So schnell werden die Alpträume nicht weggehen. Du hast ein schweres Trauma hinter dir. Damals konnten wir nur knapp entkommen."

Langsam setzte sich Jongho auf und betrachtete Yeosang eine Weile aus tränenden Augen. "Wie kannst du nur so ruhig bleiben? Müsstest du nicht ebenfalls ein Trauma davon haben?" Yeosang war überrascht von Jongho's Ausbruch, aber dann schüttelte er langsam den Kopf. "Tatsächlich wurden mir nicht so viele schlimme Dinge angetan, wie dir. Du musstest viel mehr durchmachen. Sowas ist nie einfach zu verkraften...schon gar nicht in den letzten zwei Jahren." Jongho ließ sich Yeosang's Worte ein paar Mal durch den Kopf gehen, bis er erneut in Tränen ausbrach und sich in Yeosang's Arm schmiss. Dieser war etwas überrascht, doch er erwiderte die stürmische Umarmung.

Eine sehr lange Zeit war vergangen, in den Yeosang alle Hände voll zu tun hatte, Jongho irgendwie zu beruhigen. Immer wieder strich er diesen beruhigend über den Rücken. Er flüsterte ihn auch oft beruhigende Worte ins Ohr, was langsam zu helfen schien. Er lächelte leicht. Obwohl er es nie zu gab, tat es ihn weh Jongho so zu sehen, seinen allerbesten Freund, seid sie Babys waren.

Jongho entfernte sich langsam von ihn und wischte sich die letzten Tränen aus den Augen. Yeosang ließ ihn aber nicht los, sondern hielt ihn an den Hüften fest. "Danke, Yeo! Was würde ich nur ohne dich machen?" Dennoch kamen ihn immer wieder neue Tränen.

Er stand langsam von seinem Bett auf und ging zum Fenster. Der Mond stand hoch oben am Sternenhimmel. Yeosang stellte sich langsam hinter ihn und gemeinsam betrachteten sie sowohl den hellen Mond, als auch den wunderschönen Sternenhimmel. Sie genossen die gemeinsame Zeit wirklich sehr, die ihnen noch bleiben würde.

Jongho lehnte sich langsam gegen Yeosang und schloss lächelnd die Augen. Yeosang legte seinen Kopf auf den von Jongho ab und lächelte ebenfalls, während er den Himmel betrachtete.

"Yeo...kannst du mir etwas versprechen?" fragte Jongho mit einem Mal, woraufhin dieser die Stirn runzelte. "Versprich mir...das du immer bei mir bleiben wirst, egal was passiert! Okay?" Yeosang war von diesem Versprechen sehr überrascht, aber dann nickte er dennoch. "Sicher! Wie könnte ich dich jetzt in Stich lassen, nachdem wir soviel zusammen erlebt und durchgemacht haben?" Jongho war so glücklich, dass er sich in Yeosang's Arm zu ihn umdrehte und ihn fest in seine Arme schloss. "Danke, Yeo...für alles." Yeosang war unglaublich glücklich Jongho zu haben und drückte diesen ebenfalls fest an sich.

***

Früh am nächsten Morgen wurden beide von einem Klopfen an ihrer Zimmertür geweckt. Jongho konnte tatsächlich nochmal einschlafen, aber erst nachdem Yeosang bei ihn im Bett mit geschlafen hatte.

Nun wurden beide allmählich langsam wach und es klopfte noch einmal. "Herein!" gab Yeosang verschlafen von sich, während er sich auf den Rücken drehte und sich seine Augen rieb. Jongho wurde ebenfalls langsam munter, als die Tür allmählich aufging. Eine ältere Dame betrat ihr Zimmer. Sie wirkte sehr freundlich und lächelte die zwei freundlich an. "Oh, ihr seid ja noch im Bett." Sie wirkte sehr überrascht, woraufhin Yeosang nur kurz angebunden nickte. "Es ist bereits um sieben. Beeilt euch, sonst gibt es kein Frühstück mehr." Sie war so etwas wie die 'Eomma' von allen Waisenkindern. Ja, genau! Sie alle leben in einem recht großen Waisenhaus. Das war ihr einzigster Zufluchtsort.

Yeosang und Jongho brauchten eine Weile, damit sie wach wurden. Nacheinander gingen sie ins Bad um sich fertig zu machen. Danach verließen sie gemeinsam ihr Zimmer und begaben sich durch die Flure in den Speisesaal.

Bevor sie den aber betraten, hielt Jongho nochmal kurz inne. Yeosang war verwirrt stehen geblieben. "Yeo, vergiss bitte das Versprechen nicht, okay?" Yeosang nickte. "Natürlich nicht! Es wird wie mein ganz persönlicher Schatz." Das brachte Jongho leicht zum kichern und Yeosang brachte dieses Kichern zum lächeln. Nun begaben sie sich aber alle wirklich nach drinnen.

Im Speisesaal konnten sie schon ihre 'Geschwister' sehen. Die Frau war sowas wie ihre 'Eomma' und so mussten sie sie auch nennen. Der Rest war sozusagen ihre 'Geschwister'. Hier befanden sich Kinder von vier bis siebzehn Jahren drinnen. Es war sehr ungewöhnlich, dass es hier Achtzehnjährige und drüber gab. Zumindest waren da Seonghwa und Hongjoong eine Ausnahme.

Sie schauten sich langsam um und als sie dann Yunho entdeckten, der ihnen zu winkte, konnten sie auch den Rest sehen. Schnell bewegten sie sich auf ihre Freunde zu. Sie alle hatten eine gemeinsame Vergangenheit und waren sich näher, als jeden anderen hier im Waisenhaus. Selbst ihre besonderen Fähigkeiten hatten sie geheim gehalten. Wie würden erst die anderen darauf reagieren?

Erst lächelten sie begrüßend Yeosang und Jongho an, doch dann blieben sie bei Jongho stehen, wo sich dunkle Ringe unter seinem Augen befanden. "Jongho...wieder ein Alptraum?" fragte Wooyoung vorsichtig nach, woraufhin er traurig nickte und sich dann zu ihnen setzte. Yeosang setzte sich dann auf seiner linken Seite. "Das tut mir leid!" gab San von sich und sah ihn mitleidig an. Doch Jongho winkte nur leicht lächelnd ab. "Schon okay! Du kannst ja nichts dafür. Ich musste eben mehr durchmachen. Da ist es nicht verwunderlich. Aber eines Tages würde ich drüber hinweg kommen." Er sagte das zwar so, aber wann wird das sein? Das machte Yeosang ja Sorgen. Was wäre, wenn er niemals drüber hinweg kommen würde? Er würde dann bestimmt eines Tages an Schlafmangel sterben. Das wusste jeder, aber niemand konnte es aussprechen.

Nachdem Frühstück gingen sie nochmal in den Aufenthaltsraum. Dort verbrachten sie eigentlich jeden Tag. Manchmal gingen sie auch mal auf den Hof und trainierten im Verborgenen ihre Fähigkeiten. Sie darf nur niemand dabei beobachten. Niemand durfte Jongho dabei beobachten. Jeder würde Angst bekommen.

Im Aufenthaltsraum ließen sich Jongho, Yeosang, Yunho, Wooyoung, San und Seonghwa auf die Couch nieder. Hongjoong und Mingi wollten ein erneutes Rapbattle machen um zu beweisen, wer der beste Rapper war. Den anderen wurde es langsam langweilig. Es gab nie einen Gewinner. Alles war immer ein Unentschieden.

Mit einem Mal sah Jongho aus dem Augenwinkel einen Schatten am Fenster vorbei huschen. Er stand langsam auf und ging zum Fenster, wo er den Schatten gesehen hatte. Als er aber davor stehen blieb, hatte Yeosang ihn eine Hand auf die Schulter gelegt. Verwirrt sah er zu ihn zurück. "Wo willst du hin?" Jongho sah zurück, doch da war niemand mehr. Hatte er es sich doch nur eingebildet?

Lächelnd drehte er sich dann aber zu Yeosang um. "Mach dir keine Sorgen. Es ist alles in bester Ordnung." Das bezweifelte Yeosang, aber er sagte nichts weiter dazu, sondern setzte sich auf die Couch zurück. Jongho war so anders und doch kam er nicht dahinter was es war. Das machte ihn mental sehr fertig.

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Bloody Escape || Ateez FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt