Kapitel 52 - Teddys Angst

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Ginny saß auf ihrem und Harrys Bett und schaute sich um. Um sie herum lagen überall Babyklamotten, ihre Klamotten und auch ein paar von Harrys Klamotten. In der vierunddreißigsten Schwangerschaftswoche hatte sie sich endlich dafür entschieden ihre Krankenhaustasche zu packen, damit sie alles bereit hatte, falls die Geburt losging. Bei James damals hatte ihre Mutter sie schon in der achtundzwanzigsten Woche dazu gedrängt mit ihr zusammen eine solche Tasche zu packen. Da sie jetzt mittlerweile nach zwei Geburten einen Plan davon hatte, was mitmusste, war sie auf sich alleine gestellt und hatte es so lange, wie möglich aufgeschoben, denn eine Krankenhaustasche packen hieß, dass die Geburt nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.

Je näher die Geburt kam, desto nervöser wurde Ginny. Natürlich freute sie sich ihr drittes Baby endlich kennenzulernen, doch trotzdem hatte sie Angst, dass erneut etwas passieren würde- diesmal vielleicht nicht mit ihr, sondern mit dem Baby. Harry versuchte sie, so gut es ging, zu beruhigen, auch wenn er selbst etwas nervös wirkte.

Ginny wusste nicht, wie lange sie schon auf dem Bett umzingelt von Klamotten, hockte als es leise an der Tür klopfte.

„Komm rein, Ted", sagte sie und kurz darauf öffnete sich die Tür. „Hey", begrüßte sie den Zehnjährigen. Sie konnte kaum glauben, dass er nächstes Jahr schon nach Hogwarts gehen würde. Wo war nur die Zeit geblieben?

„Hast du kurz Zeit?", fragte Teddy und ging zögerlich auf sie zu.

Die Rothaarige nickte. „Klar." Sie schob ein paar Klamotten zusammen und klopfte dann auf den Platz neben sie.

Teddy verbrachte öfters Zeit bei Harry und Ginny und genoss es gerade jetzt auch unter der Woche, wenn er keine Schule hatte, Zeit nur mit Ginny zu verbringen, wenn Harry arbeiten musste und James und Albus im Kindergarten waren. Nach einem Spaziergang, der darin geendet hatte, dass Ginny und er sich zum Mittagessen Pizza geholt hatten, war er auf sein Zimmer gegangen, um zu lesen. Ginny hatte daraufhin die Zeit genutzt ihre Tasche zu packen.

„Willst du mir beim packen helfen?", fragte sie als sich Teddy zu ihr gesetzt hatte. Sie legte einen Arm um ihn, zog ihn an sich und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.

Ohne etwas zu sagen, nickte er. Teddy war schon immer eher ruhig gewesen, so wie es auch Remus gewesen war, auch wenn er oft den Schalk im Nacken sitzen hatte und immer für einen Spaß bereit war. Doch heute wirkte er besonders ruhig und nachdenklich.

„Warum liegen hier so viele Sachen rum?", fragte er nach einiger Zeit leise.

Ginny griff nach einem beigen Baby Strampler und legte diesen zusammen. „Wir brauchen bestimmt nicht so viel, da ich nicht plane länger als eine Nacht im Krankenhaus zu bleiben. Aber man weiß nie, was passiert."

„Du packst auch Sachen für Harry ein", stellte der Zehnjährige fest.

„Er wird mit mir im Krankenhaus bleiben, während Al und Jamie bei Grandma Molly sind."

Teddy nickte langsam. „Ich möchte nicht, dass du Schmerzen hast", sagte er dann. Mit seinen zehn Jahren war Teddy, dadurch, dass er eine Muggel-Grundschule besuchte, schon so weit aufgeklärt, dass er wusste, dass nicht der Hippogreif die Babys brachte. „Und ich möchte nicht, dass du stirbst."

Ginnys Augen weiteten sich und sie musste die Tränen zurückhalten. „Ich werde nicht sterben, Ted", versicherte sie ihm und nahm ihn, so gut es mit ihrem Bauch ging, in den Arm. „In ein paar Wochen wirst du noch einen kleinen Bruder, oder vielleicht diesmal eine kleine Schwester haben und wir können dann wieder ganz viel Zeit miteinander verbringen."

„Versprochen?"

„Versprochen."

Sie legte den Kopf schief und schaute ihn an. „Gibt es irgendeinen Grund, warum du diese Angst hast?", fragte sie vorsichtig.

Es dauerte ein wenig, bis er antwortete: „Ich weiß, dass du und Harry nicht meine Eltern seid, aber ihr seid für mich das, was Eltern am nächsten kommt. Meine richtigen Eltern haben mich schon verlassen und ich würde es nicht aushalten, wenn ihr das auch tut und sterbt."

„Oh Teddy", hauchte Ginny mit Tränen in den Augen und zog ihn erneut an sich. „Du wirst niemals alleine sein, hörst du?! Niemals! Und selbst wenn Harry und mir etwas passieren sollte, was es nicht wird, gibt es so viele Leute in unserer Familie, die dich unendlich dolle lieben. Genauso, wie Harry und ich es tun."

Teddy lächelte leicht. „Ich hab dich lieb."

„Ich dich auch, Ted. Mehr als du dir jemals vorstellen kannst", erwiderte Ginny. „Und du weißt, dass deine Eltern dich nicht freiwillig verlassen haben und dich auch niemals verlassen wollten."

„Ich weiß", stimmte er zu.

Sie entschied sich dazu das Thema zu wechseln. „Übrigens haben Harry und ich uns überlegt, ob du vielleicht das ganz große Zimmer unten haben willst?"

„Echt?!", fragte Teddy mit großen Augen.

Ginny nickte. „Ich weiß, dass du das schon willst, seitdem wir hier eingezogen sind, aber Harry und ich immer gesagt haben, dass du noch zu klein bist. Jetzt, wo das neue Baby kommt, haben wir überlegt, dass wir dein Zimmer neu machen. Wenn du dein jetziges Zimmer aber behalten willst, können sich auch Al und Jamie ein Zimmer teilen und das neue Baby bekommt Als Zimmer. Die Entscheidung liegt bei dir."

„Ich will das Zimmer unten!", erwiderte er prompt, was Ginny zum Lachen brachte.

~

Am Abend saßen Ginny und Harry zusammen auf dem Sofa, während James und Teddy oben spielten und Albus halb auf seine Mutter lag und schlief.

„Wir sollten dann langsam mal mit den Renovierungsarbeiten anfangen, damit alles fertig ist, bis das Baby kommt", warft Harry ein als Ginny ihr von Teddys Entscheidung berichtet hatte.

„Das Baby kommt erst in sechs Wochen", erwiderte seine Frau.

„Es könnte aber auch früher kommen und selbst wenn nicht, möchte ich es nicht riskieren. Das Baby braucht zwar am Anfang kein Zimmer, aber du kennst uns. Wenn wir es jetzt nicht machen, werden wir es nie machen und dann schläft Baby Potter 3 bis er oder sie nach Hogwarts geht in unserem Bett."

Ginny lachte leise. „Okay, okay, du hast mich überzeugt."

„Ich werden morgen mal mit deinem Vater reden und fragen, ob er bei dem Zimmer von Teddy und dem vom Baby helfen will", sagte Harry und strich Albus sanft über das Haar, sein Blick auf seine schwangere Frau gerichtet. „Vielleicht wollen Ron und George auch helfen. Oder Bill, der hat ein Händchen für sowas."

„Ich sehe Bill und Fleur morgen, dann kann ich ihn fragen", erwiderte Ginny lächelnd. Dann verschwand ihr Lächeln plötzlich. „Teddy hat heute gesagt, dass er Angst hat, dass ich sterbe, wenn das Baby kommt oder, dass wir ihn wie seine Eltern verlassen", erzählte sie ihrem Mann leise.

Dieser setzte sich ruckartig auf und zog die Augenbrauen hoch. „Merlin! Was hast du ihm gesagt?"

„Ich habe ihm versichert, dass das nicht passieren wird und dass er eine riesengroße Familie hat, die ihn liebt und für ihn da ist", sagte sie. „Ich habe das Gefühl, er hat es ganz gut verstanden und denkt nicht mehr allzu viel darüber nach. Auch wenn die Angst wahrscheinlich erst verschwinden wird, wenn ich wieder unbeschadet mit dem neuen Baby zuhause bin."

Harry entspannte sich etwas und legte sich zurück auf das Sofa.

„Wenn er älter ist, werde ich nicht drumherum kommen ihm zu erzählen, wie seine Eltern gestorben sind", fuhr Ginny fort. „Irgendwann wird er erfahren, dass ich es mit eigenen Augen gesehen habe und um ehrlich zu sein will ich es ihm auch nicht vorenthalten, wenn er es wissen will. Er soll alles über seine Eltern wissen, was er wissen will."

„Ich hoffe es hat noch Zeit, bis er solche Fragen stellt", entgegnete Harry leise.

„Das hoffe ich auch."

BELIEVING (until the end) - Hinny FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt