Es war bereits etwas später am Abend, doch Harry war immer noch am Arbeiten. Jedoch nicht in seinem Büro in der Aurorenzentrale des Ministeriums, sondern bei sich zu Hause, in dem Arbeitszimmer im Erdgeschoss in der Nähe von Teddys Zimmer.
Der Gedanke an Teddy bereitete Harry Bauchschmerzen. Morgen war der erste September 2009 und sein Patensohn war mittlerweile elf Jahre alt. Das wiederum bedeutete, dass er am nächsten Tag für sein erstes Schuljahr nach Hogwarts gehen würde. Es war unglaublich, wie schnell die Zeit seit Ende des Krieges vergangen war und seitdem Teddy ein Baby gewesen war.
Das war auch der Grund, warum Harry noch so verhältnismäßig spät arbeitete. Er hatte etwas nachzuholen von dem Tag, da er diesen mit seinem Patensohn alleine verbracht hatte und auch am nächsten Tag ihn mit Andromeda und seiner Familie zusammen nach King's Cross begleiten würde. Der Plan war danach Al und Jamie in den Kindergarten zu bringen und dann den Tag mit seiner Frau und seiner Tochter in Muggel London zu verbringen.
Teddy selbst hatte den Wunsch geäußert diese Nacht bei Harry und Ginny zuhause zu verbringen. Es war noch früh genug, dass er nicht im Bett war, doch er war schon auf seinem Zimmer und ging nochmal seine Sachen durch.
Seine Gedanken wurden unterbrochen als er hörte, wie sich die Tür zu seinem Arbeitszimmer öffnete. Er drehte sich um und erwartete eigentlich Ginny dort im Türrahmen stehen zu sehen, doch anstelle seiner Frau, stand dort seine knapp über ein Jahr alte Tochter, die vorsichtig in den Raum und auf ihren Vater zu tapste. Bei ihm angekommen, hob er sie auf seinen Schoß, drückte sie an sich und strich ihr durch ihre kurzen, roten locken.
„Du bist ja noch wach, Lily-Lu", bemerkte er, woraufhin seiner Tochter ihn mit ihren braunen Augen – Ginnys Augen – und ihrem Schnuller im Mund angrinste. „Und du hast noch nicht mal deinen Schlafanzug-"
Er brach seinen Satz ab als sich die Tür erneut öffnete und diesmal wirklich Ginny eintrat. Ein Schmunzeln stahl sich auf seine Lippen als er Lilys Schlafanzug in der Hand seiner Frau erblickte.
„Hier bist du", sagte diese zu ihrer Tochter.
Lily zeigte mit einem Finger auf Harry und murmelte durch ihren Schnuller „Dada", was sein Herz erwärmte.
„Jamie und Al sind schon im Bett, Teddy ist auch schon auf seinem Zimmer, nur unser kleiner Wirbelwind denkt noch nicht ans Schlafen gehen", brachte Ginny mit einem Schmunzeln hervor und streckte eine Hand nach ihrer Tochter aus. „Komm Lils, lass Dada weiterarbeiten."
Harry erhob sich, immer noch mit Lily auf dem Arm. „Ich wollte eh gerade Schluss machen. Komm Lily-Lu, machen wir dich bettfertig."
~
Als endlich die drei jüngsten Kinder im Bett waren und schliefen, machten Harry und Ginny es sich im Wohnzimmer gemütlich mit jeweils einem Glas Wein, während das Radio leise im Hintergrund lief. Irgendwann hörten sie, wie sich die Tür von Teddys Zimmer öffnete und seine Schritte, die das Wohnzimmer betraten.
Ginny löste sich von ihrem Mann und machte Platz, sodass Teddy sich zwischen die beiden setzen konnte. „Hast du alles, was du brauchst, Ted?"
Dieser nickte, während Harry einen Arm um ihn und Ginny legte. „Freust du dich schon auf Hogwarts?"
„Schon", sagte sein Patensohn mit einem Schulterzucken. „Aber ich werde euch und Grandma vermissen. Ich werde selbst Jamie und Al vermissen. Und besonders Lily."
„Warte mal ab, bis du in Hogwarts bist und die ersten Freunde gefunden hast. Dann wirst du uns schneller vergessen als du gucken kannst", erwiderte Ginny mit einem Lächeln.
„Ich werde auch Victoire vermissen. Es ist blöd, dass sie erst in zwei Jahren nach Hogwarts kommt. So lange ich denken kann, hatten wir immer einander und haben uns so oft gesehen, auch wenn wir zwei Jahre Altersunterschied haben. Wir waren immer die Ältesten und das hat uns verbunden."
Harry drückte seine Schulter. „Und das werdet ihr auch weiterhin sein. Und wenn sie dann auch nach Hogwarts kommt werdet ihr euch jeden Tag sehen."
Teddy nickte langsam. „Mir ist aufgefallen, dass ich euch noch nie gefragt habe in welchem Haus meine Eltern waren. Ihr wart beide in Gryffindor, das weiß ich. Genauso wie Nana Molly, Grandpa Arthur und alle deine Brüder, Ginny. Und Grandma war in Slytherin."
„Dein Dad war auch in Gryffindor und deine Mum in Hufflepuff", antwortete Harry ihm.
„Und was glaubt ich, in welches Haus ich kommen werde?", fragte er mit großen Augen und schaute abwechselnd zu Harry und Ginny.
„Erstmal um eine Sache klarzustellen: Uns ist es vollkommen egal in welches Haus du kommst", fing Ginny an und ihr Mann nickte zustimmend. „Da deine Eltern in Gryffindor und Hufflepuff waren kann es sein, dass du auch in eines der Häuser kommst. Du bist aber auch so ein kluger Junge, dass ich mir bei dir Ravenclaw vorstellen könnte und so ambitioniert, dass auch Slytherin zu dir passt."
Teddy schluckte. „Aber in Slytherin sind doch immer die Bösen."
„Das stimmt nicht", beruhigte Harry ihn. „Schau dir deine Grandma an. Sie war in Slytherin und ist eine der liebsten Personen, die ich kenne. Wenn du dir im Vergleich dazu Ginny anschaust, ist sie viel bösartiger als deine Grandma und war trotzdem in Gryffindor und nicht in Slytherin", scherzte er, was seinen Patensohn zum lachen brachte.
„Entschuldige mal, Potter. Ich bin überhaupt nicht bösartig", erwiderte Ginny empört, was Teddy noch mehr lachen ließ.
„Tut mir leid, der richtige Begriff ist angsteinflößend."
Ginny grinste zufrieden und verschränkte die Arme vor der Brust. „Schon besser."
~
Der nächste Tag kam ihrer Meinung nach viel zu schnell. Den restlichen Abend hatten sie noch zusammen mit Teddy verbracht, bis es Zeit gewesen war ins Bett zu gehen. Da sie sich noch an ihre eigene Schulzeit und den Stress zurückerinnern konnten, den sie am ersten September immer hatten, waren sie schon sehr früh aufgestanden und schafften es trotzdem kurz vor knapp am Bahnhof zu sein, wo Andromeda auf sie wartete.
Viele Augen richteten sich auf Harry als er den Bahnsteig betrat, doch ihm war es egal. Seine ganze Aufmerksamkeit lag auf seinem Patensohn (und auf seinen Kindern, die sonst verloren gegangen wären).
Als er Teddy zum Abschied umarmte, konnte er das Engegefühl in seiner Brust nicht verhindern und spürte ein Brennen in seinen Augen. Die letzten Jahre hatte er fast jedes Wochenende mit seinem Patensohn verbracht und war auch oft mit ihm, den Kindern und Ginny zusammen in den Urlaub gefahren. Ihn jetzt gehen zu lassen viel ihm schwer, schwerer als erwartet.
Ginny, von der sich Teddy schon verabschiedet hatte, legte eine Hand auf Harrys Schulter, während Teddy sich von Andromeda verabschiedete. Sie schenkte ihrem Mann ein aufmunterndes Lächeln, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf James richtete, der schon wieder weglaufen wollte. Ein Zupfen an seiner Hose ließ Harry nach unten blicken und er sah Al, der vor ihm stand und seine Arme nach seinem Dad ausgestreckt hielt. Er überlegte nicht lange und nahm seinen Sohn auf den Arm.
Teddy betrat den Hogwarts-Express und drehte sich nochmal zurück, um seiner Familie zu winken.
Es war kein Abschied für immer, das wusste Harry. Und doch hätte er losheulen können als der Zug den Bahnhof verließ.
Wo war nur die Zeit hin?
THE END
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Nach 60 Kapiteln endet diese Geschichte hier. Weiter geht es mit einer neuen Story, die hierdran anknüpft am 31.03.2023.
Ich nehme mir bis dahin eine kleine Auszeit :)Ich hoffe euch hat die Geschichte gefallen und ihr seid auch bei meiner nächsten dabei.
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BELIEVING (until the end) - Hinny Fanfiction
FanfictionZweiter Teil der "Until the End"- Reihe Langeweile. Diesen Begriff kennen Harry und Ginny nicht. Denn jedes mal, wenn sie denken, dass alles glatt läuft, läuft irgendwas wieder schief. Einziger Unterschied: Diesmal wird ihr gesamtes Leben auf den Ko...