Nächtlicher Besuch

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„Das sind bestimmt Soldaten. Ich werde dafür sorgen, dass sie schnell wieder verschwinden." wisperte Veland, kniete sich neben Louis, legte einen Stein in die Schleuder und zielte nach unten. Er traf sein Ziel genau, was das Wiehern eines Pferdes zeigte. Jemand schrie erschrocken auf und ein dumpfes Geräusch ließ vermuten, dass ein Pferd gescheut war und seinen Reiter abgeworfen hatte. „Treffer." grinste Veland und schob die Schleuder zurück in den Gürtel, bevor er sich wieder erhob. Wieder raschelte es über ihnen und Flint und Zayn tauchten auf. Sie hatten sich ihre Waffen auf die Rücken geschnallt und kletterten an ihnen vorbei weiter nach Unten. „Willst du mitkommen? Du musst ja nicht schießen, aber dabeisein ist ja auch schon etwas." Veland lächelte Louis aufmunternd an und er stand ebenfalls auf. Sie kletterten Richtung Boden, wo noch immer das Schimpfen eines Mannes zu hören war. Louis klammerte sich an einen dicken Ast und sah zu Zayn hinüber, der in einer Astgabel festhing, sich nach vorn gelehnt hatte und mit einem Pfeil nach unten zielte. Wollte er etwa einfach blind in die Dunkelheit schießen? „Nicht schießen, Ihr Hornochsen! Ich bin es, Cuthbert!" ertönte eine Stimme hastig. Überrascht ließen alle ihre Waffen sinken und Louis sah jetzt, dass nicht nur Zayn und Flint die Bögen gezückt hatten, sondern auch Buck, Ed und Neofwine in den Ästen hingen und ihre Geschosse nach Unten richteten. „Louis, sieh nach, ob er es wirklich ist." zischte Zayn ihm zu und er kletterte vorsichtig weiter nach Unten. Einige Meter über dem Boden hielt er inne. Er befand sich nah genug am Boden, um die Menschen sehen zu können und hoch genug, um nicht von ihnen vom Baum gezogen zu werden. Zwei Pferde standen in der Nähe der Eiche. Eines trippelte noch immer nervös hin und her. Das war offenbar das, das Veland mit dem Stein getroffen hatte. Es wurde von einem Mann auf einem zweiten Pferd am Zügel festgehalten, der mit besorgtem Blick auf den Waldboden sah, wo ein Stoffknäuel lag, das sich bewegte. Neben dem Knäuel kniete tatsächlich Cuthbert und machte einen ziemlich verlegenen Eindruck. „Es tut mir wirklich Leid, ich war davon ausgegangen, unsere Wachposten würden mich erkennen. Ich entschuldige mich vielmals für das Verhalten meiner Freunde." sagte er zu dem Stoffknäuel, aus dem sich nun ein Stiefel befreite. „Er ist es, ihr könnt die Waffen sinken lassen!" rief Louis in den Baum hinauf und seinen Worten folgte das Klappern von Pfeilen, die zurück in die Köcher geschoben wurden. „Und wen hat er bei sich?" wurde von Oben gefragt. Louis hob den Kopf und sah die Jungs neugierig und argwöhnisch zu ihm hinunterschauen. Alle versuchten einen Blick auf den Mann zu erhaschen, der sich gerade aus seinem Umhang freizustrampeln versuchte. „Ich habe den irischen Prinzen bei mir, ihr Hornochsen. Es war meine Aufgabe, ihn zu warnen. Habt ihr das etwa alle schon wieder vergessen?!" rief Cuthbert sichtlich sauer und half nun einem blonden, jungen Mann auf die Beine. Dieser wirkte noch ein wenig erschrocken, schließlich war er ja gerade von seinem Pferd gefallen. Er klopfte sich den Umhang und die Hosen ab, hob dann den Kopf und sah in die Baumkrone hinauf. Im Mondlicht konnten alle Merry Men sein Gesicht gut erkennen, während der Prinz geblendet wurde und die Augen zusammenkniff. „Ihr solltet Anstand haben und Euch hinunter auf den Boden begeben, wenn Ihr mein Pferd schon dazu bringt, mich abzuwerfen!" rief der Prinz und die Merry Men beeilten sich, von der Eiche zu klettern. Nacheinander landeten sie im Laub vor der Eiche und verneigten sich vor dem Prinzen, der versuchte möglichst beeindruckt auszusehen, was ihm nicht sonderlich gut gelang, da ihm noch Blätter in den blonden Haaren hingen, die ihm das Aussehen einer Vogelscheuche verliehen. „Verzeiht Herr, aber wir wurden gewarnt, dass König Jonathan Suchtrupps durch die Lande schickt und mussten sichergehen, dass man uns nicht aufspürt." entschuldigte sich Veland hastig bei dem Prinzen versteckte dabei seine Steinschleuder rasch hinter dem Rücken. „Ja, Cuthbert hatte mir schon von Eurer Gemeinschaft und der Mission, die Euch am Herzen liegt, berichtet." antwortete der Prinz, zupfte sich ein Blatt aus den Haaren und nahm die Zügel seines Pferdes wieder in die Hand. Sein Diener stieg nun ebenfalls von seinem Reittier, offenbar hielt er es nicht für angebracht auf dem Rücken des Pferdes zu sitzen, während sein Prinz auf dem Waldboden stand. „Nun will ich mit Eurem Anführer sprechen. Ich hatte das Vergnügen, König Jonathan kennenzulernen und würde diese Erfahrung gerne mit Eurem Höchsten teilen." Cuthbert nickte rasch, deutete eine Verbeugung an und deutete auf den Spalt in der Eiche: „Hier entlang, wenn ich Euch bitten darf." Der Prinz hielt kurz inne, dann drückte er die Zügel seines Pferdes seinem Diener wieder in die Hand und gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er Draußen warten sollte.

Der verlorene KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt