Arm in Arm lagen sie am Feuer, blickten in die Flammen, in deren Herz das Holz weiß glühte. Was Harry auch gesagt hatte, es hatte nichts dazu beigetragen, die schwere Last von Louis' Herzen zu nehmen. Er wurde das Gefühl nicht mehr los, dass die Zeit, die sie zusammen verbringen durften, sich bald dem Ende zuneigte. Harry hatte Louis von hinten in die Arme genommen, ihre Finger gekreuzt und streichelte ihm unablässig über den Handrücken, während er immer wieder „Ich liebe dich" flüsterte. „Sag das bitte nicht...ich will es nicht hören." bat Louis ihn irgendwann und kniff die Lippen zusammen, um nicht noch mehr zu sagen. Harry hob den Kopf, ließ Louis los und setzte sich auf. „Aber wenn es doch wahr ist..." versuchte er zu protestieren. „...dann ändert es nichts an der Tatsache, dass du irgendwann eine Frau heiraten musst. Du wirst sogar ein Kind mit ihr haben, um deine Pflichten zu erfüllen und sicherlich wirst du dich dann irgendwann in sie verlieben und mich vergessen." Erneut bahnten sich die Tränen ihren Weg. Harry schüttelte den Kopf so schnell, dass seine Locken in alle Richtungen flogen. „Wir finden einen Weg. Ich könnte eine Frau finden, die ich gar nicht mag. Eine, die mich nur wegen meiner Macht heiraten will. Dann können wir weiter guten Gewissens zusammen sein." schlug Harry vor.
Louis hatte keine Ahnung, ob es eine solche Frau überhaupt gab.
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„Das kann nicht dein ernst sein." sagte Zayn und blickte Harry ungläubig an, der gerade mit Louis im Schlepptau den steilen Pfad hinaufgeklettert kam. Sie hatten sich bereits bei Morgendämmerung auf den Weg zurück zur Burg gemacht und hatten gehofft, unentdeckt wieder in den Schutz der Mauern zu kommen, bevor die Bewohner auf den Beinen waren. Doch sie hatten sich geirrt. Zayn stand direkt vor der Holztür, hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und blickte wütend und ungläubig auf sie hinunter. „Dir auch einen guten Morgen, Zayn." sagte Harry, erhob sich neben Zayn und reichte Louis die Hand um ihm bei den letzten Schritten zu helfen. „Und du!" Zayn deutete wütend mit einem Finger auf Louis: „Du hast ihn gehen lassen?" - „Tut mir Leid, aber er sah so unglücklich aus." versuchte Louis sich zu verteidigen, doch Harry nahm ihn in Schutz, indem er sagte: „Ich habe ihn gebeten, mich zu begleiten. Es war nicht seine Idee. Auf mich solltest du wütend sein, nicht auf Louis." Seine Hand wurde von Harrys umschlossen und er zog ihn an Zayn vorbei durch die kleine Tür hindurch in den Innenhof. Schnaufend schloss Harrys bester Freund die Tür hinter ihnen und stapfte ihnen nach: „Seid froh, dass Gwydion eure Fehlen noch nicht bemerkt hat. Er hätte sicher eine ganze Horde Krähen losgeschickt, genug um euch am Kragen zurück in die Burg fliegen zu lassen." sagte er. „Ich brauchte mal wieder den Wald. Vermisst du ihn nicht?" fragte Harry angriffslustig und blieb so ruckartig auf der Treppe stehen, dass Louis beinahe mit ihm zusammenprallte. „Ja ich vermisse ihn auch, aber ich bin hier nicht der König. Du kannst nicht einfach so verschwinden. Was, wenn dir etwas passiert wäre?" - „Jetzt redest du auch schon wie der Druide. Man Zayn, ich kann auf mich Acht geben, das habe ich schon mehrmals unter Beweis gestellt. Du kennst mich und solltest wissen, was ich kann, als hör auf mich wie einen kleinen Jungen zu behandeln!" Louis wusste, dass Harrys Ärger nicht allein Zayns Verhalten galt, sondern vielmehr sich auf die Aussicht, eine Ehe eingehen zu müssen bezog. Weswegen Zayn ihm ein wenig leid tat, weil er es ausbaden musste. Harry drehte sich wieder um und zog Louis mit sich, die Holztreppe hinauf, bis auf den Burghof. „Harry! Es geht doch nur darum, dass du jetzt eine gewisse Verantwortung gegenüber den Menschen hast und dein eigenes Wohl hinter das des Volkes stellen solltest." - „Du hast gut reden, Zayn! Dich betrifft es ja nicht!" Harry wurde richtig laut und die Hand mir der er Louis noch immer fest umklammerte, zitterte leicht. „Du hast keine Ahnung, wie viel Last ich tragen und welche Kompromisse ich eingehen muss." Im Laufe des Sprechens wurde Harry immer leiser, bis er fast nur noch flüsterte und seine Stimme drohte zu brechen. Zayn stand noch einen Treppenabsatz tiefer, blickte zu ihnen hoch und sagte dann: „Glaub mir Harry, wenn ich dir sage, dass ich diese Last sehen kann, die du trägst und wenn du es zulässt, will ich dir dabei gerne helfen. Du liebst Louis, das ist mir nicht entgangen." Zayn wusste von ihnen? Louis' Herz blieb beinahe stehen vor Schreck, doch war er erleichtert, als er sah, dass Harrys Freund lächelte. „In den Augen der Kirche seid ihr vermutlich voller Sünde, doch wenn ich sehe, wie du strahlst, wenn Louis bei dir ist Harry, dann kann das in meinen Augen keine Sünde sein." Während Zayn sprach, stieg er die Stufen zu ihnen hoch und fixierte sie mit dem dunklen Auge, das nicht von der Augenklappe verdeckt wurde. Direkt vor Harry blieb er stehen und fragte: „Ist das die Last auf deinen Schultern? Zu wissen, dass du eine Frau brauchst, um die Thronfolge zu sichern?" Mit glasigen Augen nickte Harry, kniff die Lippen zusammen und atmete zitternd aus, dann ließ er Louis Hand los und fiel Zayn um den Hals: „Danke, dass du mich verstehst." schluchzte er und verbarg das Gesicht an Zayns Schulter. „Du bist mein Bruder, ich werde dich immer verstehen, Harry." Sie hielten sich aneinander fest und es war deutlich zu spüren, dass Zayn Harry gerade großen Halt gab. Louis war froh zu wissen, dass er auf ihrer Seite zu sein schien und er unterdrückte nur mühsam die Tränen, während er Harry beobachtete. „Louis, würdest du uns einen Moment allein lassen?" fragte Zayn und er nickte, bevor er leise die Treppe weiter hinaufstieg und den Burghof betrat.
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Der verlorene König
Fiksi PenggemarEin weitläufiger Wald, ein gestohlener Thron, ein geflohener König und eine geflüsterte Hoffnung. Eine Hoffnung, die das gebeutelte Volk am Leben hält. Was ist dran an den Gerüchten, der verlorene König könnte sich im Wald aufhalten? Louis, gefol...