Niall der Gute?

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Anhand der Votes kann ich ja in etwa sehen, wie viele dieses Buch lesen (wenn gevotet wird, natürlich) kommentiert wird hier allerdings eher wenig bis gar nicht.
Du darfst dich jetzt gerne angesprochen fühlen: lass mich doch Mal per Kommentar wissen, wie es dir beim Lesen so ergeht. Es gibt keine Messlatte, der Kommi muss nicht tiefgründig sein. Also hau raus❤️

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Sein Genick fühlte sich an, als hätte man es einmal im Kreis gedreht. Louis wagte kaum, den Kopf zu bewegen, so dumpf pochte der Schmerz über seinen Hinterkopf bis nach vorn zu den Augen. Blinzelnd öffnete er sie: um ihn her war es dunkel, nur eine Kerze flackerte auf einem Stuhl. Louis versuchte zu schlucken, doch es gelang ihm kaum. Noch immer fühlte es sich an, als läge das Seil um seinen Hals und schnürte ihm alles ab. Er ächzte und gab das Schlucken auf. Dann sabberte er eben ein wenig.

Neben ihm raschelte es und ein Schatten schob sich in sein Blickfeld. Erst als die Gestalt den Lichtkegel der Kerze erreicht hatte, erkannte Louis, dass es Harry war. Ein zerzauster Harry, mit blassem Gesicht und besorgter Miene. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen. „Lou, du bist wach." hauchte er und streichelte ihm mit einer Hand sachte über die Stirn. „Wie lange...?" setzte Louis an zu fragen, doch Harry unterbrach ihn und beantwortete seine unausgesprochene Frage. „Zwei Tage lang hast du geschlafen. Oh, bin ich froh, dass du endlich ein Lebenszeichen von dir gegeben hast. Ich dachte schon, wir seien zu spät gekommen." Harry beugte sich vor und drückte Louis einen Kuss auf die Lippen, der ihn gerne erwidert hätte, doch dazu war er noch zu schwach. Trotzdem klopfte sein Herz und ihm wurde ganz heiß, als er Harry endlich wieder so nahe bei sich spürte. Hatte er doch geglaubt, ihn nie wieder zu sehen. Mit einem Lächeln löste sich Harry von ihm, stupste ihn mit seiner Nase an. „Bin ich froh, dass es dir gut geht. Als Prinz Niall uns informiert hatte, haben wir uns sofort auf den Weg...." plapperte Harry los, doch Louis hielt ihn am Arm fest. „Niall?" krächzte er und blinzelte Harry verständnislos an. Wie konnte das sein? Prinz Niall hatte sie doch verraten, wieso sollte er einen Boten zu Harry geschickt haben? Louis konnte sich keinen Reim darauf machen und sah Harry an, der verlegen die Augen niederschlug. „Nun, Prinz Niall und ich hatten da diese Idee..." fing er an und es war deutlich zu erkennen, dass es ihm sehr unangenehm war, Louis das zu sagen, doch er stammelte: „Nun, wir hatten keine andere Möglichkeit an Jonathan heranzukommen und da dachten wir..." Mehr wollte Louis nicht hören. Obwohl ihm noch jede Bewegung wehtat, hob er die Hände an die Ohren, presste sie darauf und kniff die Augen zu.

Wenn er das richtig verstanden hatte, dann hatten Harry und Niall ihn mit voller Absicht an Jonathan „verkauft" und auch riskiert, dass er dabei ums Leben kommen könnte. Harry hatte mit seinem Leben gespielt, um Jonathan zu besiegen.

Er war genauso hart, wie der ehemalige König es gewesen war.

Beim Gedanken daran, schossen Louis die Tränen in die Augen und er sah Harry mit großen Augen ungläubig an. Dieser streckte die Hand aus und wollte Louis tröstend über die Wange streichen, sein Blick war etwas unsicher und man sah, dass es ihm unendlich Leid tat. Doch Louis konnte darauf jetzt nicht eingehen. Er schüttelte den Kopf und zuckte vor Harrys Hand zurück, als könnte er sich daran verbrennen, die Hände noch immer fest gegen die Ohren gedrückt. Harry, der ganz offensichtlich verletzt durch die Zurückweisung war, zog die Hand wieder zurück und blickte Louis an, während auch seine Augen sich mit Tränen füllten. „Louis, es tut mir Leid." - „Du hast...ich hatte Angst...." stammelte Louis. Am Liebsten hätte er laut geschrien, doch seine Stimme war durch den Strick noch viel rauer und heiserer, als sie es ohnehin gewesen war und er gab es auf, Sprechen zu wollen. „Louis, ich wollte dich nie in Gefahr bringen. Wir hatten uns viele Pläne überlegt, aber der schien der einzige zu sein, der funktionieren...." Louis wollte nichts hören. Er hob ruckartig das rechte Knie und erwischte Harry am Rücken. Der schrie auf vor Schmerz und erhob sich schnell. „Du kannst mich doch nicht einfach treten...." stellte er entrüstet fest, doch Louis zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Natürlich konnte er Harry treten. Er hätte ihn sogar anspucken können, wenn er das gewollt hatte. Nichts, was er hätte tun können, wäre dem gleich gekommen, was Harry ihm angetan hatte und deswegen hatte der Lockenkopf auch gar kein Recht, sich zu beklagen. Louis wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, stützte sich auf die Ellbogen und rappelte sich dann auf. Noch länger würde er in Harrys Gegenwart nicht aushalten, deswegen musste er so schnell wie möglich dieses Zimmer verlassen. „Louis, wo willst du hin? Es ist spät am Abend und du kennst dich hier doch gar nicht aus", protestierte Harry, als er sich an ihm vorbeischob und die Tür des Zimmers aufriss.

Der verlorene KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt