Ankunft der Lady

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Sie liebten sich anders dieses Mal. Zumindest kam es Louis so vor. Harry war gröber und fasste ihn deutlich fester an, als er es sonst tat. Es war beinahe so, als wollte er mit den Händen sichtbare Markierungen auf Louis Körper hinterlassen, um sich in den nächsten Tagen immer wieder daran zu erinnern, dass diese Nacht kein Traum oder ein Hirngespinst gewesen war. Ab und zu kniff Louis die Augen zu, wenn Harry über seine Haut kratzte, oder ihm wie ein Tier in den Nacken biss, doch es war ein süßer Schmerz, den er nur zu gern aushielt. Die Decke unter ihm war weich und er vergrub die Hände darin, während er auf dem Bauch lag und Harry über sich spürte, der sich auf die Arme abgestützt hatte und sich stoßweise vor und zurückbewegte. Louis tastete nach Harry und zog ihn zu sich herunter, reckte den Hals um ihn zu küssen. Die Bewegung hielt kurz inne und der König schnappte nach Luft, bevor er ihre Lippen zu einem Kuss verband. „Ich fühle mich so geborgen bei dir....ich liebe dich." - „Ich liebe dich auch, Harry." presste Louis hervor und gab einen überraschten Laut von sich, als Harry wieder zustieß und ein warmes, brennendes Gefühl durch seinen Körper jagte. Sie hatten ihre Kleidung wegen der Kälte weitestgehend angelassen, doch das gab einem das Gefühl, man könnte jederzeit von Jemandem entdeckt werden, was dazu führte, dass alles noch spannender schien. Der Druck in Louis wurde langsam unerträglich und er tastete sich unter den Stoff seiner Hose, um sich selbst zu behelfen, doch Harry war schneller, schob seine Hand beiseite und umschloss ihn. Zitternd, weil er nun sein ganzes Körpergewicht mit einer Hand halten musste, bewegte er sich weiter und es dauerte nicht lange, da löste sich die Anspannung in ihnen. Die Stirn gegen Louis Schulter gedrückt und schwer atmend, zog sich Harry zurück, zog Louis fest an sich und wickelte sie in die Pferdedecke ein. Sofort war eine der Ziegen wieder da und schnüffelte an ihnen, doch sie schoben sie beiseite. Louis kraulte Harrys Nacken, sog seinen Duft ein und starrte in die Dunkelheit, die sie umgab. Die Kerze in der kleinen Lampe war beinahe heruntergebrannt und brannte so schwach, dass die Flamme nur noch als kleiner Punkt in der Finsternis zu sehen war. Harry atmete noch immer schwer und wenn Louis seine Hand auf seinen Brustkorb legte, konnte er sein Herz spüren, das kräftig und schnell gegen seine Finger schlug. „Hab ich dir wehgetan?" fragte Harry irgendwann in die Stille hinein und eine Hand legte sich auf Louis Wange. „Nein, mir geht es gut...es war wirklich schön." murmelte er und schmiegte sich in die warme Handfläche. „Ich wünschte, ich könnte das Wetter beeinflussen." murmelte Harry plötzlich und bevor Louis nachfragen konnte, wieso er das wünschte, fuhr er fort: „Ich würde es so heftig schneien lassen, dass die Soldaten und Lady Taylor die Rückreise antreten müssten. Oder nur Lady Taylor. Ich könnte ein heftiges Gewitter schicken und dafür sorgen, dass der Wind einen Baum entwurzelt, der sie trifft." - „Das darfst du nicht wünschen." rügte Louis ihn sofort: „Man wünscht Niemandem den Tod, ganz gleich, wie sehr man ihn verabscheut. Sie kann doch nichts dafür, dass König James dich dazu zwingt, sie zu heiraten." Louis wusste selbst nicht so genau, wieso er die Dame in Schutz nahm. Eigentlich sollte er wütend und eifersüchtig auf sie sein, denn sie bekam das, was ihm verwehrt bleiben würde. Aber den Tod wünschte er ihr nicht. Das war ein unmenschlicher Gedanke und machte einem das Herz dunkel. Harrys Herz sollte hell und strahlend bleiben, deswegen durfte er solche Dinge nicht wünschen.

Am nächsten Morgen wachte Louis davon auf, dass Harry neben ihm heftig zitterte. Er setzte sich auf und stupste ihn an. Es war trotz der Decken so kalt, dass er kaum die Finger bewegen konnte. „Lass uns in deine Kammer gehen. Wir holen uns hier noch den Tod." schlug er vor kaum, dass Harry die Augen geöffnet hatte. Sie rappelten sich steifbeinig auf, rafften die Decken zusammen und hängten sie über den Rand der Box, damit keine Mäuse sich einnisten und sie kaputtmachen konnten, dann machten sie sich rasch auf den Weg zu Harrys Kammer.

Es war noch früh am Morgen und der Hof lag noch im Dunkeln. Der Boden war glatt und gefroren, sodass sie häufiger ins Rutschen gerieten und sich aneinander festhalten mussten, um nicht hinzufallen. Schließlich schafften sie es aber die Treppe hinauf und bis zur Kammer zu kommen, wo sie eine wohlige Wärme empfing. Das Feuer brannte nicht mehr sonderlich hoch, doch es reichte aus, um wieder Leben in Louis Finger zu bringen, die sofort anfingen zu kribbeln, als er sie über die Flammen hielt, um sie zu wärmen. Harry schloss die Tür hinter sich und stellte sich zitternd neben ihn an den Kamin. „Was für eine dumme Idee, im Stall zu schlafen...wieso haben wir nicht daran gedacht, dass es kalt wird?" fragte er und zog die Nase hoch. „Ich glaube, wir haben das einfach verdrängt." murmelte Louis und bewegte die Finger, die langsam wieder Gefühl bekamen. „Lass uns wieder ins Bett gehen....ich bin so müde, dass ich fast im Stehen einschlafen könnte." murmelte Harry, zog sich die Stiefel aus und schlüpfte unter die vielen Felle. Louis blieb noch einen Moment so nahe an den Flammen stehen, dass er sich fast die Finger verbrannte, erst dann beeilte er sich zu Harry unter die Decke zu kommen. Trotz der Felle dauerte es seine Zeit, bis es im Bett warm wurde, doch sie hielten einander im Arm und waren recht schnell wieder eingeschlafen.

Der verlorene KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt