Niemals hätte Louis gedacht, wie viel Arbeit es war, ein Königreich zu verwalten. Ihm schwirrte bereits der Kopf, nachdem sie alle gemeinsam einen Plan aufgestellt hatten, wie man dem Volk Lebensmittel zukommen lassen konnte. Und als Prinz Niall dann auch noch gemeinsam mit Zayn, Cuthbert und Harry anfing sich über die ideale Zusammenstellung einer königlichen Armee zu unterhalten, beschloss Louis, sich Ed und Liam anzuschließen, die nur kurz im Thronsaal vorbeigekommen waren und nun die Vorräte verpacken sollten.
Die Kammer in der Jonathan die ganzen Abgaben seines Volkes lagerte, befand sich unter der Erde in einem geschützten Gewölbe. Louis hatte gerade den halben Hof überquert und im Vorbeigehen der Magd Louise zugelächelt, als er schnelle Schritte hinter sich hörte und sich umwandte. Buck kam auf ihn zugerannt: „Louis, warte! Ich komme mit." Buck schloss zu ihm auf und atmete erleichtert aus, als sie nebeneinander her gingen. „Also ich weiß ja nicht, wie das die Jungs aushalten, aber den ganzen Tag da in diesem Saal zu sitzen und Pläne zu schmieden, finde ich ziemlich langweilig. Ich muss was arbeiten, sonst werde ich unruhig." sagte er und gemeinsam gingen sie eine Treppe hinunter.
Je tiefer sie kamen, desto kühler wurde es. Ihr Schritte machten auf den Steinstufen laute Geräusche und immer wieder kamen sie an Gittertüren vorbei. Der ganze Korridor und der Treppenabgang war von Fackeln beleuchtet und urplötzlich blieb Louis stehen. Er hatte im Vorbeigehen nur flüchtig in einen abzweigenden Korridor geblickt und dort eine Gestalt sitzen sehen. Sie lag im Dunkeln und so konnte er nicht einmal sicher sagen, ob es sich dabei um einen Menschen oder einfach nur ein Bündel handelte. Louis blieb stehen und trat näher an das Metalltor heran. Er kniff die Augen zusammen und versuchte in der Dunkelheit Genaueres zu erkennen. „Was ist?" fragte Buck, der umgekehrt war und nun neben Louis stand. „Ich glaube, hier Unten sind auch die Kerker...meinst du, Harry weiß, dass hier noch Menschen sind? Nicht, dass diese Menschen hier unten vergessen werden." - „Wir sollten ihn darauf aufmerksam machen, meinst du nicht?" fragte Buck und reckte den Hals ein wenig. „Ja schon...aber vielleicht ist er auch aus einem gewissen Grund hier, das sollte man nicht außer Acht lassen." murmelte Louis und wandte sich um: „Ich geh nochmal zurück. Bin gleich wieder da." Louis wandte den Blick von dem Bündel am Boden ab und stieg die Stufen wieder hinauf, während Buck sich weiter auf den Weg in die Vorratskammer machte.
Im Thronsaal ging Harry auf und ab, während Prinz Niall auf ihn einredete. Beide Männer schienen wütend zu sein, als Louis hereinkam. „...auf Soldaten kann nicht verzichtet werden. Ohne sie ist die Grafschaft angreifbar!" sagte Prinz Niall laut, in dem Moment, als Louis leise durch die Tür huschte. Harry blieb stehen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und sah den Prinzen an: „Ich will nicht, dass das Volk sich durch die Soldaten überwacht fühlt. Das hatten sie unter Jonathan lange genug!" Es war das erste Mal, dass Louis Harry richtig wütend erlebte und wenn er ehrlich war, dass war das ziemlich unheimlich, denn seine Stimme klang nun noch tiefer, als sonst. Er hatte die Augenbrauen zusammen gezogen und funkelte den Prinzen an, der nur mit den Schultern zuckte und sagte: „Ich werde nicht ewig hier sein und wenn ich gehe und meine Soldaten mitnehme, dann musst du hoffen, dass sich die Männer Jonathans auf deine Seite gestellt haben, sonst hast du ein Problem. Wenn du ihnen jetzt ihre Anstellung nimmst, nur weil du keine Soldaten haben willst, dann bringst du sie gegen dich auf und du solltest nicht vergessen, dass diese Männer weit besser kämpfen können, als deine Jungs." sagte Prinz Niall und ließ sich wütend und ziemlich schwungvoll in seinen Stuhl zurück fallen. Harry schnaubte und drehte sich um. Als er Louis erblickte, wurde sein Blick ein wenig ruhiger und er atmete seufzend aus: „Hallo Louis...." - „Ähm...ich habe im Keller eine Art Verlies gesehen, in dem noch Jemand ist...weißt du davon?" fragte er unsicher und plötzlich fühlte er sich Harry gegenüber ganz klein. Ob es daran lag, dass Harry gerade noch wütend gewesen war, oder dann Louis zum ersten Mal richtig bewusst wurde, dass er einem König gegenüber stand. Harry löste sich aus seiner steifen Körperhaltung und sagte dann: „Ich wusste, dass es noch Gefangene geben muss...ich versuche mich darum zu kümmern." - „Gut, dann geh ich mal den anderen helfen." murmelte Louis, nickte Harry kurz zu und wandte sich dann wieder ab. Als er an dem langen Tisch vorbeikam, fiel sein Blick auf Prinz Niall, der sich in seinem Stuhl zurückgelehnt hatte und Harry noch immer anblickte, als hätte er es mit einem kleinen Jungen zu tun. Als er bemerkte, dass Louis ihn ansah, stand er auf: „Louis, ich muss noch mit dir sprechen." sagte er und ging raschen Schrittes um den langen Tisch herum. Louis hingegen machte einige schnelle Schritte in Richtung Tür: „Ich bin gerade nicht so erpicht darauf, mit Euch zu sprechen." gab er leise zu und versuchte die Tür zu erreichen, doch er wollte nicht rennen, um so Unsicherheit zu zeigen, weshalb der Prinz ihn erreichte und am Ärmel packte. „Louis. Ich weiß, dass du sauer bist, weil ich zusammen mit Harry diesen Plan geschmiedet habe. Ich wollte mich entschuldigen. Meinetwegen hattest du Angst und wurdest verletzt, weil ich nicht eingreifen konnte. Dass wir dich nicht in den Plan einweihen konnten, tut mir wirklich Leid, aber es wäre ein zu großes Risiko gewesen, dass du den Plan versehentlich verraten könntest." Louis spürte, dass es der Prinz wirklich ernst mit seiner Entschuldigung meinte, trotzdem entriss er sich dessen Griff und machte einen Schritt zurück. „Ich kann das nicht so einfach verzeihen....gebt mir bitte Zeit, dann kann ich das vielleicht." wisperte Louis und wich dem Blick des Prinzen aus. Es war unverkennbar, dass es ihm wirklich Leid tat, doch Louis konnte ihm nicht einfach so verzeihen. „Harry scheinst du verziehen zu haben." sagte der Prinz und schien tatsächlich verletzt von Louis Abweisung zu sein. „Bei Harry ist das etwas anderes." gab Louis zu und wandte sich dann ab, um den Raum wieder zu verlassen. „Inwiefern ist das etwas anderes?" fragte Niall irritiert und ein wenig lauter, doch Louis antwortete nicht mehr, sondern zog die schwere Tür des Thronsaals wieder hinter sich zu.
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Der verlorene König
Fiksi PenggemarEin weitläufiger Wald, ein gestohlener Thron, ein geflohener König und eine geflüsterte Hoffnung. Eine Hoffnung, die das gebeutelte Volk am Leben hält. Was ist dran an den Gerüchten, der verlorene König könnte sich im Wald aufhalten? Louis, gefol...